Das Ende der Solidarität?

soli_titelAutofahrer gegen Fahrradfahrer
Vegetarier gegen Fleischesser
Frauen gegen Männer
Einheimische gegen Flüchtlinge
Erwerbstätige gegen Arbeitslose
PC-Spieler gegen Konsolenzocker
Nichtraucher gegen Raucher
Rechte gegen Linke
Umweltfreunde gegen Hundebesitzer
Bildungsbürgertum gegen Unterschicht
Bio-Produkte gegen Fast Food
Trash-TV gegen Bildungsfernsehen
Festangestellte gegen Leiharbeiter
Leitmedien gegen Blogger
Christen gegen Moslems

Fast jeder tägliche Mikrokosmos besteht aus einem ständigen Gegeneinander. Das neoliberale Dogma von Wettbewerb und Konkurrenz wurde tief verinnerlicht. Divide et Impera: die Bevölkerung geht aufeinander los, während die Superreichen keine Angst mehr haben müssen, dass irgendjemand ihr geraubtes Volksvermögen zurückhaben möchte. Solidarität in jedweder Form sei Kommunismus und deshalb Teufelszeug.

17 Gedanken zu “Das Ende der Solidarität?

  1. Ich weiß, das wird dem eigentlich sehr ernsten und richtigen Thema nicht gerecht: Aber in Sachen »PC-Spieler gegen Konsolenzocker« muss ich zumindest satirisch ganz klar Partei ergreifen, denn wer dem Konsolenmist auf den Leim geht, muss auch die Luftsteuer, die heutigen Kaffeeautomaten oder die Maut toll finden, denn die folgen demselben kapitalistischen Katastrophenprinzip:

    »Wir erfinden etwas, das es bereits gibt, einfach neu, machen es schlechter und verlangen dafür grässlich viel Geld!«

    Im Übrigen hast Du wieder einmal völlig recht.

    Liebe Grüße!

  2. @Charlie
    Naja, ich hätte da noch die allererste Playstation auf’m Speicher. Mit Originalspielen (Tomb Raider mit 500 Pixeln pro Oberweite der kriegerischen Dame) Kein Interesse? Das ist ein wahres Stück Kulturgeschichte, — meine Güte. Aber gut, ansonsten schließe ich mich ebenfalls an. Diese getrieben ununterbroche Rush-Hour der Spaltungen bis- wie schrub epikur so schön, — in den Mikrokosmos hinein, hat unbedingt was überlegenswertes an sich.

  3. @Charlie @eb

    Meine letzte Konsole war ein Atari 2600. ;) Alleine die behäbige Steuerung, die nicht vorhandene Möglichkeit für Mods und auch das geschlossene System als Ganzes haben mich immer genervt.

    Und schon sind wir wieder in einem divide et impera — Diskurs. Der Beitrag ist ganz selbstkritisch gemeint. Ich habe mich an anderer Stelle auch schon über Hardcore-Feministinnen, Fahrradfahrer, Bio-Linksgrüne oder rücksichtslose Raucher aufgeregt. Ich glaube, man kommt da schneller rein, als man glaubt, denkt und/oder will.

  4. Ich verstehe dies als ein Plädoyer für die totale Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Interessen. Mit Konkurrenz (1 % Vegetarier gegen 99 % Fleischesser?), Wettbewerb (Autofahrer sind schneller als Radler) hat das alles nichts zu tun. Mit Spaltung (Rechte gegen Linke — versteh ich überhaupt nicht, ist das denn nicht gut?) hat das überhaupt nichts zu tun. Wer spaltet denn da? Und wer soll die Einheit der Gegensätze herbeiführen und wie?

    Irgendwie scheine ich auf der Leitung zu stehen. Hab spontan noch mal hochgescrollt, um nachzusehen, ob ich nicht beim Duderich gelandet bin.

  5. Wobei man eben ganz deutlich anmerken muss, dass dies alles nur Scheingegensätze sind, welche auf Verallgemeinerungen/Eindimensionalität und einem mechanistischen Blick auf die Gesellschaft beruhen.

    Bei allem naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritt »der« Menschheit, endete die Erforschung und Entwicklung der Gesellschaft spätestens vor 2000 Jahren. Von einigen Modifikationen abgesehen.
    »Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein. Alles ist teilbar, weil es aus kleinen abzählbaren Teilchen besteht.« Hat jeder in der Schule gelernt (oder auch nicht). Auf solchen naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Logik basieren heute noch die menschliche Gesellschaft/Ökonomie und die oben angeführten Gegensätze. Komplexe Zusammenhänge in einfache Formeln gepackt.
    Abzählbare kleine, sich zufällig bewegende, eigenständige Einheiten in Hierarchien strukturiert.

    In Zeiten der Quantenphysik und moderner Neuromedizin, weiß man, dass die Natur keineswegs derart primitiv funktioniert. Sie könnte es gar nicht. So lange Menschen die neuen Erkenntnisse nicht in ihren Gesellschaftsmodellen verarbeiten (oder wenigstens anfangen, sich zu bemühen), bleiben sie Fremdkörper auf diesem Planeten, im ständigen Wettbewerb/Krieg, und hinterlassen zusätzlich jede Menge Abfall. Der Blick auf Multidimensionalität des menschlichen Lebens, auf Kooperation und Heterarchie, ein Leben in Harmonie mit belebter und unbelebter Natur bleibt versperrt. Da hilft kein aktionistischer Umweltschutz.

    Ich sehe es grundsätzlich wie epikur. Nur erkenne ich diese Probleme nicht als Ergebnis des »Neoliberalismus«. Sie wurden in der Moderne weiter aufgefächert. Deshalb gehört, meiner Meinung nach, der Gegensatz »Reiche gegen Arme« unbedingt in diese Gruppe. Erstens, weil er ebenso künstlich (auf Gedankenkonstrukt und nicht Naturgesetz beruhend) geschaffen wurde und erhalten wird und zweitens, weil er darum die Grundlage für alle anderen Antagonismen bildet.

  6. Autofahrer gegen Fahrradfahrer?

    Kampfradler gegen Fußgänger (statt hörbarer Klingel
    lautes Anschimpfen aus dem Schallloch unter der tiefdunklen
    Sonnenbrille ;D)

  7. @altautonomer
    altautonomer gegen Duderich?
    Hihi, — ok, Scherz beiseite. Sinnigerweise gehört das obige für mich eben gerade nicht zu den Dingen, für die es eine eindeutig pragmatisch funktionale Leitung gibt, die man einfach über Quantitäten aufdröseln kann, — sondern mehr ein atopisches Verständnis des im gesamt Gemeintem erfordert. epikur gibt ja auch selber zu, das er da auch nicht frei von subjektiven Spaltungen ist. Man sieht ja auch durchaus, dass er Sympathien und Asympathien sogar subjektiv verteilt. Ich hätte z.B. jetzt auch Fleischesser gegen Vegetarier geschrieben, aber das wäre nicht die Kernaussage des Ganzen, sondern würde nur in einer themenbezogenen Ausseinandersetzung enden, die andernorts sogar mit deutlich emotionaler Wucht und Feindschaftswillem geführt wird. Manchmal sind die Beispiele dafür sogar geradezu albern. Mods und Rocker z.B? Ich könnte auch was über Mopedclubs alleine hier auf’m Dorf erzählen, die jederzeit bereit dazu wären, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und das damit verargumentieren, dass es eben so ist. Deshalb ist dieser, ich sage einfach mal Grundwille zur Spaltung dazu, etwas wirklich hoch interessantes, dem wir uns widmen könnten.

  8. @Carlo

    »Deshalb gehört, meiner Meinung nach, der Gegensatz »Reiche gegen Arme« unbedingt in diese Gruppe.«

    Auf jeden Fall! Es ist quasi die Mutter aller Konflikte. Und die Reichen gewinnen, wie der Milliardär Warren Buffet einmal sagte.

    @Sol Roth

    Welchen Kommentar?

  9. @epikur

    Warren Buffet ist auch nur ein Mensch. Kein Mensch ist allwissend und unfehlbar. (Selbst Mehrheiten nicht!) Deshalb kann und darf er sich auch irren. So lange Menschen glauben, dass Bits&Bytes in Computern, Metallscheiben und bedruckte Zettel knapp sind, kann er sicher sein, dass er noch auf der Gewinnerstraße ist.
    Für alles gibt es Alternativen und Lösungen. So auch für den »Konflikt« zwischen arm und reich. Die menschliche Intelligenz sollte ausreichen, um konstruktiv wirksam zu werden. Aber alles braucht eben auch seine Zeit.

    P.S.: Übrigens, danke für Deine Mühe mit den vielen Beiträgen, die immer wieder zum Nachdenken anregen.

  10. Es gibt schon auch eine Form der Kritik, die sich gegen bestimmte Gruppen richtet und richtig, ja sogar notwendig ist.
    Kritik am »Hardcore-Feminismus«, dogmatischen Veganern, statusorientierten Bildungsbürgern, Flüchtlingshetzern, das ist alles Teil der Kritik am divide et impera.
    Totalitäre Eliten sind nicht alleine, sie haben immer Unterstützung von großen Teilen der Bessergestellten und erheblichen Teilen der »Normal«-Bevölkerung.

    Am Hardcorefeminismus hat auch die gestörte Hausfrau oder Rentnerin ein Interesse, die in der lokalen Alltagsumgebung die Breite markiert.
    Besseresser wollen sich gezielt nach unten abgrenzen und mit ihrer modernen Form der Esstörung Status präsentieren.
    Ähnlich Bildungsbürger, die gefährlichste Gruppe unter denen, die das neue und verdeckte Klassendenken forcieren, gerne in Verbindung mit Leuten, die Migranten als die besseren Menschen entdeckt haben, was ebenfalls zur Spaltung beiträgt.
    Auch die ständig behaupteten Lager, zwischen liberalem(???) Establishement und rechten(???) Abgehängten, sind Teil des Spielchens.

  11. Deine Aufzählung(en): »A gegen B« kannst Du fast durchgängig mit dem Zusatz versehen: . »und umgekehrt«.

    Nur bei der konsequenten (?) Fortsetzung der Liste:

    Konzerne und Besitzende gegen Bürger, Kinder, Alte, Kranke, Hartz-Opfer und ausländische Schutzsuchende wie Flüchtlinge

    Politik im Auftrag der Konzerne und Besitzenden gegen Bürger, Kinder, Alte, Kranke, Hartz-Opfer und ausländische Schutzsuchende wie Flüchtlinge

    Staat als Vollstrecker der Politik gegen Bürger, Kinder, Alte, Kranke, Hartz-Opfer und ausländische Schutzsuchende wie Flüchtlinge

    ist der Zusatz: »und umgekehrt« eher nicht anzubringen.

    Ist diese Ohnmacht der Menschen gegen Konzerne, Besitzende, Politik und Staat auch ein weiterer Auslöser, um sich gegen nicht so allmächtige Gegner, die sich im Alltag anbieten, positionieren zu wollen?

    Ist diese Vorgehensweise ein weiterer Beschleuniger für die fortschreitende, immer tiefer gehende Entsolidarisierung?

  12. @Alles nur Satire

    »Ist diese Ohnmacht der Menschen gegen Konzerne, Besitzende, Politik und Staat auch ein weiterer Auslöser, um sich gegen nicht so allmächtige Gegner, die sich im Alltag anbieten, positionieren zu wollen? Ist diese Vorgehensweise ein weiterer Beschleuniger für die fortschreitende, immer tiefer gehende Entsolidarisierung?«

    Auf diese Fragestellungen wollte ich hinaus. Die Ohnmacht, gegen die wirklichen Verursacher vorgehen zu können (und zu wollen!), wird mit Alltags-Nebenkriegsschauplätzen kompensiert. Auch wenn das zum Teil schon immer so gewesen sein mag, befeuern das die Massenmedien ziemlich stark. Frei nach dem Motto: »Macht euch mal alle gegenseitig fertig, Ihr Veganer und Fleischesser, Ihr Hartz4-Empfänger und Flüchtlinge etc. etc. — dann können wir Reichen/Vermögenden euch in Ruhe weiter auspressen«. Darauf wollte ich hinaus. Deshalb geht auch der Einwurf vom Altautonomen (»totale Gleichschaltung«) am Artikel vorbei.

  13. Deshalb gehört, meiner Meinung nach, der Gegensatz »Reiche gegen Arme« unbedingt in diese Gruppe.“

    Grundübel unserer Zeit ist jedoch, dass die Thematisierung genau DIESES Gegensatzes / Konflikts aber in Medien als auch der Gesellschaft allgemein gemieden wird, wie das Weihwasser vom Teufel! Im Gegenteil — es reicht regelm. der Vorwurf des »Neids« — und schon hat sich das Thema erledigt; bei sehr vielen reicht der Gedanke daran schon für Selbstzensur. »Gedankenverbrechen. Stop!« Wenn das nicht reicht, stellt man dann ggf. über 8 Umwege einen wie auch immer gearteten »Antisemitismus« her...

    Stattdessen ist z. B. jedes Zeitschriftenregal überfüllt mit hirnlosen Hausfrauen-Tratschheften (ein Punkt, in dem der neoliberale Feminismus offenbar weiterhin total versagt — oder auch grade nicht...!?), in dem das Leben der »Schönen und Reichen« positiv beworben wird. Auch das ganze Unterschichtenfernsehen ist ja voll mit solchen Boulevard-Formaten; nach dem Bericht über den schmarotzenden Arbeitslosen stellt man dann die Probleme der Oberschicht vor; wo man z. B. mit der Leistung des Hundefriseurs oder der neuen Yacht nicht zufrieden ist... Es grüßen die Geißens, Cardashians und wie sie sonst noch alle heißen mögen.

    Der (geistig arme) Pöbel stützt die materiell (und oft nicht minder geistig armen) Reichen — allein aus dem irrsinnigen Traum, er könne irgendwann selbst mal (materiell) »reich« werden.

    Irgendwie scheine ich auf der Leitung zu stehen. Hab spontan noch mal hochgescrollt, um nachzusehen, ob ich nicht beim Duderich gelandet bin.

    Eigentlich müsste man so einen dümmlichen, nur auf Abwertung einer anderen (noch nicht mal hier »heimischen«) Person zielenden Spruch ja löschen — aber steht er doch beispielhaft grade für das »Ende der Solidarität« innerhalb einer Gruppe, die sich selbst als »besser« oder »gebildeter« sieht, als sie in Wahrheit ist; sich gar solche Werte wie »Solidarität« und »Brüderlichkeit« auf die Fahnen schreibt... Aber so ist das halt, wenn die Aus- und Abgrenzung der wesentliche Antrieb ist.

    Daher fehlt in deiner Aufzählung ganz oben noch »einzig wahre, linke Linke« gg. (»minderwertige«, »eingebildete«) Linke!

  14. @Dennis82

    »Daher fehlt in deiner Aufzählung ganz oben noch „einzig wahre, linke Linke“ gg. („minderwertige“, „eingebildete“) Linke!«

    Meine Finger haben stark gejuckt, aber dann hätte es wieder ein Revoluzzer vs. Reformer — Battle gegeben und die eigentliche Botschaft wäre völlig untergegangen. Also habe ich Melkfett (Sorte Ringelblume) vorgezogen und das Jucken hat aufgehört. ;)

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