»2012 waren nur noch 58 Prozent der abhängig Beschäftigten durch Tarifverträge abgesichert, 60 Prozent in den westlichen und 48 Prozent in den östlichen Bundesländern. 15 Jahre zuvor waren es noch 75 respektive 63 Prozent.«
- Olivier Cyran, »Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen«, Le Monde Diplomatique, Ausgabe September 2013, S. 4
Anmerkung: Überall wird nun große Hoffnung in die Einführung eines Mindestlohns gesteckt. Er kann und darf, nur der Anfang um den Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit sein. Denn man sollte nicht so naiv sein und glauben, der Mindestlohn würde tatsächlich überall gezahlt werden. Ob Outsourcing, Subunternehmen, Leiharbeit, Standortverlagerung, Austritt aus den Tarifverträgen etc. — es gibt genug Möglichkeiten, ihn selbst bei einer flächendeckenden Einführung, nicht bezahlen zu müssen.
Angst vor der Stille, dem Allein sein und der Einsamkeit.
Am 24. April 2013 sind über 1.000 Menschen bei einem Fabrikeinsturz in Bangladesch ums Leben gekommen. Die Textilfabrik hat für internationale Textilkonzerne wie Kik, H&M, Ernstings und viele andere Kleidung hergestellt. Die Arbeiterinnen mussten für einen sehr niedrigen Lohn arbeiten und die Bedenken am Sicherheits- und Brandschutzsystem waren schon seit Jahren bekannt, da es immer wieder Tote gegeben hatte.
Vor einigen Tagen ging es wieder durch die Presse: »Geburtenflaute in Deutschland. Seit 40 Jahren liegt die Geburtenrate bei konstant 1,4 Kindern pro Frau«. Als Grund wurde die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Auch wenn das ein wichtiger Punkt ist, so ist das nicht die einzige Ursache. Warum wird der Geburtenrückgang eigentlich als ein Problem skandalisiert? Wollen deutsche Unternehmen nicht etwa gut ausgebildete Frauen ohne Kinder oder Kinderwunsch? Wollen viele Arbeitgeber nicht ehrgeizige Karriereristen, die flexibel, mobil und ungebunden sind? Und wollen Nachbarn, Mieter und Passanten nicht eine kinderfreie Lebenswelt, weil die kleinen »Gören« eh nur den ganzen Tag spielen und schreien würden?