Presseblick (28)

Kindheit
Im Jahr 2013 wurden von den Behörden in Berlin fast 10.000 Verfahren  wegen Kindeswohlgefährdung eingeleitet, berichtet die Berliner Morgenpost. Bei zwei Drittel der akuten Fälle geht es vor allem um Vernachlässigung. Kinder leiden demnach eben nicht am häufigsten unter Missbrauch (3,9 Prozent), Gewalt oder Drogen (wie es RTL und die Springer-Medien so gerne skandalisieren), sondern schlicht daran, dass sie ständig wegorganisiert und allein gelassen werden. Lohnarbeit, Konsum und Karriere stehen bei den meisten Erwachsenen an erster Stelle. Für die Kinder bleibt dann wenig Zeit. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 34: Erwachsen werden

erwachsen_titelErwachsen werden und eine gewisse Reife erlangen, gilt in unserer westlichen Gesellschaft als ein wichtiges und erstrebenswertes Ziel. Erwachsen sein bedeutet in der Regel (euphemistisch ausgedrückt) Verantwortung zu übernehmen, oder konkret: zu lohnarbeiten. Die unbeschwerten Kindheitstage, die voller Spiel, Spaß, Glück und Freude waren, sollen vorbei sein. Es ist keine Zeit mehr für Neugier, Entdeckerfreude, eigenen Ideen und der ureigenen schöpferischen Kreativität. Fortan heißt es, den Lebenssinn im monotonen (Lohn-)Arbeitsalltag zu suchen und stets an den eigenen Kontostand, die Miete, an die Ratenzahlung für das Auto, die Buchung des Urlaubs sowie an ausreichend vorrätige Lebensmittel zu denken. Der Zwang zur Lohnarbeit hat nicht nur eine Selbstentfremdung, sondern auch den Tod der Ideen zur Folge. Weiterlesen

Liebe Erwachsenen...

brief_titel...Ihr seid überzeugt davon, zu wissen, was das Beste für uns ist. Ihr schreibt uns vor, was wir essen, wofür wir uns interessieren und womit wir spielen dürfen. Unternehmen und Wirtschaftsverbände wollen in der Schule Wirtschafts-Unterricht einführen und stellen einseitige Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Kultus- und Bildungsminister bestimmen die Rahmenlehrpläne, Werbe- und Marketingagenturen wollen uns (und unsere Eltern)  dazu bringen, bestimmte Produkte zu kaufen. Disney möchte uns die Welt erklären (den »American Dream« einimpfen) und uns ein Markenbewusstsein beibringen. Natürlich werden wir Kinder bei all dem nicht gefragt. Wir seien ja noch klein, dumm, naiv und unerfahren, also halbfertige Menschen. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 32: Die perfekten Eltern

perfeltern_titelViele Eltern in Deutschland setzen sich selbst, und besonders ihre Kinder, nicht nur wegen der beruflichen Zukunft unter Druck, sondern auch wegen ihrer eigenen Ängste und dem Anspruch, die perfekten Eltern sein zu wollen. Gierig saugen sie alle Erziehungsratgeber auf und beglücken ihre Umwelt ungefragt mit Ratschlägen, wie man mit Kindern umzugehen habe. Wann und in welcher Form man konsequent sein darf, welche Medien pädagogisch wertvoll seien und wie man sein Kind am besten ernähren solle. Doch je unreflektierter der eigene Perfektionismus hierbei ist, desto weiter entfernen sich die Eltern von der Ebene des Kindes. Einige Beispiele. Weiterlesen

Presseblick (24)

Der Focus, und andere LeiDMedien, veröffentlichen eine dpa-meldung mit der Schlagzeile »Kurze Haftzeiten erschweren die Produktion im Gefängnis«. Die Insassen seien zu kurz im Gefängnis, hätten eine mangelnde Ausbildung und es fehle an ausgebildeten Schlossern und Druckern. Fachkräftemangel im Knast. Das heißt in der Konsequenz: Gefängnisstrafen drastisch erhöhen für Schlosser und Drucker. Hauptsache die Knast-Betriebe bleiben produktiv. Sind wir schon in Gaga-Land? Weiterlesen

Presseblick (23)

Die Wirtschaftswoche schreibt über »die Traumberufe unserer Kinder«. Erläutert wird eine Umfrage des Jugendforscher-Teams iconKIDS&Youth im Auftrag von LEGO City. Kinder sollen und müssen schließlich funktionieren: zuerst nur als Konsumenten, später zusätzlich als Steuerzahler und Lohnarbeiter. »73 Prozent der Kinder wissen schon ganz genau, welchen Beruf sie einmal ergreifen wollen.« Nur leider sinke mit zunehmenden Alter die Zuversicht, den gewünschten Beruf auch zu bekommen, so die Redakteurin Miriam Bax. Das liege natürlich nicht an unserem Arbeitsmarkt, bei dem auf ca. eine Million offener Stellen (sehr optimistisch gerechnet) ungeschönt sechs bis sieben Millionen Erwerbslose treffen, sondern daran, dass man »Ausschreibungen für Profifußballer oder Geheimagenten« in den Jobbörsen vergeblich suche. Es gibt kaum eine frustrierendere Frage für Kinder als »Was möchtest Du später einmal werden?«. Bei dem Arbeitsmarkt sind die meisten am Ende froh, überhaupt eine Lohnarbeit gefunden zu haben. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 31: Infantilität

infantil_titelOb Geburtstage, Familienfeiern, Weihnachten oder normale Eltern-Kind-Treffen: in Anwesenheit von Kleinkindern mutieren viele Erwachsene zu infantilen Gefühlslawinen. Es wird gedrückt, geknuddelt, ge-ooht und ge-ahht. Die kleinen sind doch so süß, niedlich und putzig. Deshalb gibt es auch nicht selten ein Foto- und/oder Video-Dauerfeuer mit dem smartphone. Die Gespräche kreisen in der Regel um Themen wie: Kindergarten und Grundschule, Kinderkleidung, Leistungs- und Entwicklungsvergleiche mit anderen bzw. den eigenen Kindern, Spielzeuge und Spielplätze, Erziehungsformen, kindliche Verhaltensweisen und Entwicklungen,  Kinder- und/oder Elterngeld und Kinderkrankheiten. Sich jedoch auf die Ebene des Kindes zu begeben, heißt nicht, selbst ein Kind werden zu müssen. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 30: Machen Kinder glücklich?

kinderglück_titelIn einer beißenden Polemik kommentiert die Redakteurin Melanie Mühl (Jahrgang 1976) auf faz.net, dass sie kinderlos glücklich sei und Kinder sie eigentlich nur nerven würden: »Kinder sind lästig. Ich bin froh, dass ich keins mehr bin und, vor allem: dass ich keins habe.« Im Dezember 2012 habe ich in einem Beitrag schon versucht zusammenzufassen, warum viele keine Kinder wollen. Es liegt nicht nur daran, dass sie laut seien, Krach und Dreck machen und vor allem viel Geld kosten würden, sondern hauptsächlich am wirtschaftsfundamentalistischen Marktradikalismus (Konsum, Egoismus), den wir in Deutschland anbeten und vergöttern, und auf dessen Schrein wir unsere Kinder opfern. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 29: Missbrauch

»Ein weiterer Motivator war die Annahme, dass es anderen Unternehmen der Stadt ähnlich ging und auch dort Kindergesichter gefragt sein könnten.«

- Christina Höser von der Kindermodelagentur modelzwerge.de

Kleinkinder und Babys werden in Deutschland massenhaft missbraucht. In der Werbeindustrie werden sie benutzt, um die Zielgruppe der Kinder und Eltern anzusprechen oder um ein Produkt bzw. eine Dienstleistung mit den Eigenschaften von Kindern und Babys aufzuladen (jung, unschuldig, formbar, süß, unerfahren etc.). Auf Facebook sind sie, in Form von Bildern, ein Instrument der eigenen Inszenierung und des Selbst-Marketings, um besonders viele »likes«, »ist der/die aber süüüüß« – Kommentare und um Bestätigung zu bekommen. Im Musik- und Showbusiness werden sie öffentlich vorgeführt. Politiker und Promis zeigen sich im Boulevard mit ihren Kindern oder Babys, um sich ein besonders familienfreundliches Image zu geben. Bedenklich ist das vor allem deshalb, weil sie meist nicht einschätzen können, wofür sie gerade instrumentalisiert werden. Weiterlesen

Was Kinder wollen...

Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) hat vor der Bundestagswahl am 22. September Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland gefragt, was sie machen würden, wenn sie Bundeskanzlerin wären. Die Kinder sollten dem DKSB Postkarten mit ihren Wünschen schicken und das haben wohl rund 3.000 Kinder gemacht. Die Ergebnisse haben sie nun auf ihrer Seite veröffentlicht. Das wollen Kinder: Weiterlesen