Kinder in Deutschland; Teil 24: Freiräume

Die gelebte Kinderfeindlichkeit in Deutschland zeigt sich, auch und vor allem, in den immer kleiner werdenden Freiräumen für Kinder. Kindertagesstätten und Spielplätze werden wegen Lärmklagen dicht gemacht oder ihre Benutzung wird stark eingeschränkt. Nachbarn und Anwohner beschweren sich über zu laute Kinder in der Wohnung. Viele haben nicht mal ein eigenes oder ein sehr kleines Kinderzimmer. In Restaurants, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in der Schule sollen sie still sitzen und gefälligst das tun, was von ihnen erwartet wird. Natürlich brauchen Kinder Regeln und Strukturen, aber eben auch Freiräume. Wo können sich Kinder noch frei bewegen? Wo können sie sich noch frei entfalten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen? Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 23: Konsum

Deutschland ist in vielen Gesellschaftsbereichen ein kinderfeindliches Land. Bei Bewerbungsgesprächen werden Frauen immer noch gefragt, ob sie Kinder wollen oder gar welche haben. Alleinerziehende Mütter rutschen meist in die Armutsfalle. Laute, spielende oder auch weinende Kinder in der Öffentlichkeit gelten oft als anstrengend. Um Kindertagesstätten werden Lärmwände gezogen. Nachbarn beschweren sich über laute Kinder und wer mehr als drei Kinder hat, hat es schwer, überhaupt eine Mietwohnung zu finden. Auch politisch werden weder für Kitas, noch für Erzieher ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Da schenkt man lieber den Banken 500 Milliarden Euro. Bei einer Sache jedoch, sind Kinder stets willkommen: beim Konsum.
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Warum wir keine Kinder kriegen...

Vor einigen Tagen ging es wieder durch die Presse: »Geburtenflaute in Deutschland. Seit 40 Jahren liegt die Geburtenrate bei konstant 1,4 Kindern pro Frau«. Als Grund wurde die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Auch wenn das ein wichtiger Punkt ist, so ist das nicht die einzige Ursache. Warum wird der Geburtenrückgang eigentlich als ein Problem skandalisiert? Wollen deutsche Unternehmen nicht etwa gut ausgebildete Frauen ohne Kinder oder Kinderwunsch? Wollen viele Arbeitgeber nicht ehrgeizige Karriereristen, die flexibel, mobil und ungebunden sind? Und wollen Nachbarn, Mieter und Passanten nicht eine kinderfreie Lebenswelt, weil die kleinen »Gören« eh nur den ganzen Tag spielen und schreien würden?

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accessio lysis

In der Pränatalmedizin ist ein spektakulärer Durchbruch gelungen. Forscher aus den USA und Deutschland haben eine Wachstumspille, die sog.»accessio lysis«, für Kinder entwickelt. Die Schwangere muss die hochdosierte Tablette täglich einnehmen, damit die Gene des Ungeborenen stimuliert werden. Der Effekt: nach der Geburt dauert es nicht länger als knapp fünf Jahre bis das Kind zu einem vollwertigen Erwachsenen herangewachsen ist. Und zwar in physischer, kognitiver und emotionaler Hinsicht. Damit wird die Kindheit auf fünf Jahre begrenzt und der neue Mensch so frühzeitig zu einem produktiven Teil der Gesellschaft gemacht werden. Politik und Wirtschaft zeigten sich begeistert.

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Kinder in Deutschland; Teil 22: Umerziehung

Typische Gespräche zwischen Mutter (M), Vater (V) und Sohn (S). Über Schule, Arbeit und Leistung. Eine Tragödie in fünf Akten.

Akt eins

M: Guten Morgen, mein Sohn!
S: (brummelt)
M: Die Sommerferien sind vorbei, heute ist endlich wieder Schule! Freust Du Dich schon?
S: Nein.
M: Aber warum denn nicht? Dort lernst Du viele tolle Sachen!
S: Zum Beispiel?
M: Englisch, Mathe, Deutsch — wenn Du später eine anständige Arbeit finden willst, dann musst Du das lernen. Und jetzt raus aus den Federn! Weiterlesen

Herzlose Anpassung

Früher habe ich mit den Armen gefühlt.
Früher habe ich alternative Medien gelesen.
Früher habe ich mich über politische Lügen geärgert.
Früher habe ich meinem Chef widersprochen und ihn kritisiert.
Früher habe ich demonstriert und mich ehrenamtlich engagiert.
Früher habe ich mich über die Ungerechtigkeit der Welt aufgeregt.
Früher habe ich mir Gedanken über eine menschliche Gesellschaft gemacht.

Heute bin ich erwachsen und denke an mich.

Kinder in Deutschland; Teil 21: Kinder sind unsere Gegenwart

»Kinder denkt an eure Zukunft« lautet ein aktuelles Werbeplakat der Berliner Sparkasse. Kinder sind unsere Zukunft, sie sind unser wertvollster Rohstoff, so heißt es oft. Sie werden als zukünftige Steuerzahler, Arbeitnehmer, Rentenbeitragszahler, Vollblut-Konsumenten, Wähler oder auch als vermeintliche Leistungsträger bewertet. Bei all diesen Betrachtungsweisen geht es um funktionales, technisches und systemisches Denken, aber am allerwenigsten um die Kinder selbst. Denn für Kinder ist vor allem eines wichtig: Leben im Augenblick. Weiterlesen

Für unsere lieben Banken, Konzerne und Milliardäre...

...gibt es heute einen lehrreichen Auszug aus einem Kinderbuch:

Räuber Ratte war ein Schurke,
Räuber Ratte war ein Dieb.
Reisenden stahl er das Essen,
bis kein Krümel übrig blieb.

Seine Zähne, die war´n spitz,
sein Benehmen war gemein.
Und Räuber Ratte ritt.
Er ritt und ritt und ritt,
und das Essen, das er raubte,
stopfte er in sich hinein!

[...]

Die armen Tiere wurden dünn,
ihr Leben war kein Spaß.
Futter hatte nur die Ratte,
und sie fraß und fraß...

- Axel Scheffler/Julia Donaldson, Räuber Ratte, Beltz und Gelberg Verlag 2011