Nordkorea

wikimedia. Kristoferb.

Im Fall Nordkorea scheinen sich alle einig zu sein. Über alle politischen Lager hinweg, wird das Land und dessen Führung als gefährlich, unberechenbar und wirtschaftspolitisch zurückgeblieben bezeichnet. Ob Welt, TAZ, BILD, die Bundesregierung, vermeintlich linke oder rechte Blogs, ja selbst die Blätter und die Le Monde sehen in Nordkorea eine Bedrohung. Das Land und seine Regierung seien niederträchtig, böse und barbarisch.  Dabei wird fast immer von außen auf das Land geschaut und geurteilt, anstatt einmal zu versuchen, sich politisch in die Rolle von Nordkorea zu begeben. Nicht unbedingt, um dessen Politik besser nachvollziehen zu können, aber um zumindest einmal die eigene Perspektive zu hinterfragen. Weiterlesen

Presseblick (3)

Auf taz.de gibt es ein interessantes Interview mit Andrew Feinstein, ehemaliger Politiker aus Südafrika, der sich lange mit dem internationalen Waffenhandel beschäftigt hat: »Die Deutschen zählen zu den Korruptesten in Europa und die Europäer zu den Korruptesten weltweit«. Wie jetzt? Ich dachte immer, sowas denken nur Verschwörungstheoretiker, Pessimisten und Linksextremisten? Wir haben doch eine tolle Demokratie und eine wunderbare freie Marktwirtschaft, oder etwa nicht?

Auf tumblr.com gibt es Fotos vom türkischen Protest. Die Polizeigewalt kennt hier keine Grenzen. Erdogan lässt ohne Gnade auf seine Landsleute einprügeln.

Drei Atommächte rüsten ihr Atomkontingent auf, USA und Russland würden ihre Atomwaffen reduzieren, schreibt welt.de. Dennoch besitzen beide Staaten rund 8.000 Atomsprengköpfe. Eine Reduzierung bedeutet hier wohl eher eine quantitative Ab- und eine qualitative Aufrüstung. Fazit: außer Nordkorea und Iran dürfen (fast) alle Atomwaffen haben. Weiterlesen

In der Gegenwart...

...fragt ein Schüler seinen Lehrer:

»Was versteht man heute unter Datenschutz?«

Die Lehrkraft antwortet:

»Datenschutz bedeutet, bei Facebook, Amazon, Skype, Apple, Microsoft, Ebay, Electronic Arts, Google und einem Freemail-Anbieter seine persönlichen Daten zu hinterlegen. Denn dort werden sie sicher verwahrt«.

Kinder in Deutschland; Teil 25: Knetmasse

Ich habe es hier schon öfter angesprochen: was Kinder wollen, was ihre Bedürfnisse und Wünsche sind, interessiert häufig nicht. Politiker und Unternehmer erst Recht nicht. Sie werden in Wirtschaft und Politik als Produkte, Ressourcen und Objekte betrachtet, die ganz nach den eigenen Interessen zurecht gebogen und abgerichtet werden dürfen. Weiterlesen

Presseblick (2)

Ein Gipfel jagt den Nächsten: »Zweieinhalb Stunden hat der Integrationsgipfel im Kanzleramt gedauert [...] Mehr als 120 Vertreter aus Bund, Ländern, Kommunen, Migrantenverbänden, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Religionsgemeinschaften haben darüber diskutiert [...]«, steht auf welt.de. 120 Vertreter in 150 Minuten, da ist sicher jeder zu Wort gekommen. Das war eine vermutlich sehr lebhafte »Diskussion« mit viel Mehrwert. Feuchtkalter Wahlkampfgestank.

Audrey Magis, eine belgische Psychologin, war zwei Monate in Syrien und berichtet von ihren Erfahrungen auf aerzte-ohne-grenzen.de: »Aber wenn man etwas näher auf die Menschen eingeht, merkt man, dass die meisten von ihnen traumatisiert sind [...]«. Solche Berichte schaffen es natürlich nicht in die Tagesschau, dort zeigt man nur Kriegsvideos mit anonymer Internet-Quelle.

Auf focus.de will uns der »Top-Ökonom« (was ist das eigentlich?) Daniel Gros erzählen, wir sollen ordentlich konsumieren, um »die Wirtschaft« zu fördern (also um die Reichen reicher zu machen). Er kommt zu folgender Erkenntnis: »Das heißt nicht, dass jeder ärmer wird. Es heißt aber, dass keiner reicher wird«. Geiler Bullshit. Die Zahl der Vermögenden und Millionäre, die Boni-Auszahlungen sowie die Managergehälter sind in den letzten Jahren in Deutschland, trotz Krise, deutlich gestiegen (siehe faz.net vom 30. Mai 2013), genauso wie die Armut. Es müsste wohl eher heißen: »Es heißt, dass fast alle ärmer werden und nur sehr wenige reicher werden«.

Neusprech: Babypause

»Bundesgesundheitsminister Bahr entdeckt die Familie. Nach Geburt seines ersten Kindes will er pausieren. Genau drei Wochen. Das Handy bleibe aber an, versichert der Mann«

- manager-magazin.de vom 17. Mai 2013

Der Begriff »Babypause« ist in den Massenmedien ein oft verwendetes Wort. Es ist ein Synonym für die Elternzeit, in der die Eltern sich intensiv um ihr neues Leben kümmern. Während »Elternzeit« jedoch wertneutraler ist, suggeriert die »Babypause« als würde Frau einen, vom Unternehmen bezahlten, Urlaub wahrnehmen. Babybilder, emotionale Reaktionen und Glückwünsche sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass der Begriff eher negativ besetzt ist, da die »Babypause« oft als »Karriereknick« gewertet wird. Weiterlesen

Presseblick (1)

Inge Jacobs fragt auf stuttgarter-zeitung.de, wie es wohl gelingen kann, mehr Menschen in den Erzieher Beruf zu bringen? Natürlich nicht, indem man Erzieher endlich ordentlich bezahlt, sondern indem man millionenschwere Werbe-Kampagnen ins Leben ruft und laut darüber spricht.

In der Wirtschaftswoche (wiwo.de) wird geschildert, wie die Deutsche Bahn Graffiti Sprüher mit Drohnen-Kameras »jagen« will: »Der neue Hightech-Spürhund mit Logo der Bahn koste 60 000 Euro«. Hundert Stück und dann wären wir bei 6 Millionen Euro, Wartung noch nicht mit gerechnet. Gibts die auch mit Laser-Upgrade, falls die Terror-Sprüher Widerstand leisten?

Das Sprachrohr der Neoliberalen auf welt.de, Dorothea Siems, meint, so schlimm sei das alles mit der prekären Beschäftigung in Deutschland gar nicht: »Der in den vergangenen Jahren gewachsene Niedriglohnsektor bedeute keineswegs eine Verdrängung von gut bezahlter Arbeit, sondern sei vielmehr zusätzlich entstanden«. Da helfen auch keine Medikamente mehr.

Selbstverschuldete Erwerbslosigkeit

  1. Zu ausländisch. Ein nicht-deutscher Nachname, ein Akzent und/oder ein arabisch-asiatisch-afrikanisches Aussehen.
  2. Zu dick und/oder zu stark übergewichtig bzw. zu vermeintlich unattraktiv.
  3. Zu selbstbewusst, zu intelligent und/oder zu hochqualifiziert (und damit zu anspruchsvoll, was die Gehaltsvorstellungen angeht)
  4. Zu schwanger, zu sehr Mutter mit Kind oder mit Kinderwunsch.
  5. Zu ehrlich und zu anständig.
  6. Zu links und/oder zu kritisch.
  7. Zu krank und/oder zu alt.
  8. Zu wenig »Vitamin B«.

Letztendlich sind das natürlich nur haltlose Behauptungen und Übertreibungen von mir. In Deutschland herrscht ein Diskriminierungsverbot. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), oder auch Antidiskriminierungsgesetz genannt, schützt effektiv vor Benachteiligungen im Arbeitsmarkt. Die wahren Gründe, warum viele Millionen Menschen in Deutschland keine Arbeit finden, sind Faulheit, Dummheit und Anpassungsverweigerung. Und die Behauptung von einer strukturell fest verankerten Massenerwerbslosigkeit, die politisch und wirtschaftlich gewollt ist, entspringt nur den fixen Ideen von linken Spinnern, die ihren Arsch nicht hoch kriegen und immer nur nörgeln wollen.

Nichtgedanken — Bettina Wulff

Oliver Kalkofe liest Auszüge aus »Jenseits des Protokolls« von Bettina Wulff. Ein Blick in die Gedankenwelt einer Ex-Bundespräsidentengattin. Das Buch hat auf Amazon bei über 1.100 Bewertungen knapp 1,5 von insgesamt 5 Sternen erhalten. Kluge Gedanken, eine versierte Sprache oder interessante Geschichten sind heute nicht notwendig — ein bekannter Name genügt. Oder: »eine Michelle Obama ist nicht meine Freundin Silke«.

Personalisierung ist Entpolitisierung

Die übliche Methode von Massenmedien, Politik und Wirtschaft, um Diskussionen über gesellschaftliche, gesetzliche oder wirtschaftspolitische Veränderungen zu vermeiden, ist die Personalisierung. Wann immer es um Skandale, Korruption oder um kritikwürdige Verhältnisse geht, wird das Problem, sofern möglich, auf eine Person reduziert. Man nimmt dem Skandal die politische Brisanz, verharmlost den Sachverhalt zu einem »Einzelfall« und zu einer persönlichen Verfehlung. So wird der Blick auf die wahren Verantwortlichen, auf Strukturen und Mechanismen von Politik und Wirtschaft verdeckt und auf einzelne Personen fokussiert. Diese wird dann meist öffentlichkeitswirksam mit Sanktionen belegt und anschließend geht man wieder zur Tagesordnung über. Weiterlesen