Nun ist es soweit: Deutschland hat mit München und Berlin sein eigenes kleines »Eleven Nine«. Für viele ein Schock, für manche eine Gelegenheit endlich die Militarisierung der Gesellschaft weiter voran zu treiben, ihren Rassismus auszuleben, wieder nach härteren Strafen, einem Abbau der Bürgerrechte (Frankreich hat seinen Ausnahmezustand gerade eben wieder verlängert!) sowie einen noch größeren Überwachungsstaat zu verlangen. Und nicht zu vergessen: die Flüchtlinge sind schuld und die AfD die Rettung! Am Schlimmsten empfinde ich jedoch die politischen Beileidsbekundungen und Trauer-Statements: »Wir fühlen mit den Angehörigen!« Was für eine Bigotterie, während man gleichzeitig Waffen in Steinzeit-Diktaturen verkauft und NATO-Angriffskriege aktiv unterstützt. Hier noch ein paar Twitter-Eindrücke. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Krieg
Der Anschlag (35)
Ein großes US-Gefängnis-Unternehmen hat alle Justizvollzugsanstalten in Deutschland aufgekauft. Demnächst sollen dort alle Häftlinge für mindestens sechs Stunden am Tag für einen Euro pro Woche arbeiten und Produkte für US-Rüstungskonzerne herstellen.
Russland soll laut US-Regierung eine US-Drohne in Pakistan gehackt haben, da die Killermaschine eine Hochzeitsgesellschaft, Krankenhäuser und Zivilisten statt Terroristen bombardiert habe. Die USA würden so etwas schließlich nie niemals machen. Putin hat seine Verantwortung dafür jedoch abgestritten.
Eine groß angelegte, repräsentative, unabhängige, objektive und methodisch einwandfreie Studie ‑finanziert von Coca Cola, Unilever und Nestle- will nun herausgefunden haben, dass Raffinade-Zucker in Wahrheit gesünder sei, als Obst und Gemüse.
Misserfolge sind Erfolge
»Frankreich engagiert sich bereits massiv in Afrika und ist nicht in der Lage, einen Krieg im Nahen Osten zu gewinnen.«
Serge Halimi. »Nichts gelernt«. Le Monde Diplomatique. Dezember 2015. S. 8
Anmerkung: Vielleicht definiert man Erfolg aus der falschen Perspektive? Vielleicht ist die derzeitige Syrien-Krise ein Erfolg für die internationale Waffenindustrie? Ein globaler »Waffenübungsplatz«, bei dem man sich eine goldene Nase verdienen kann? Vielleicht ging es beim Afghanistan-Krieg nie um Demokratisierung und Menschenrechte, sondern um die Sicherung von Rohstoff-Transportwegen (Pipelines) sowie um die Opiumfelder? Vielleicht ist die »Schock-Strategie« der Erfolg, den man will? Womöglich wäre ein dauerhafter Frieden, Freiheit und Wohlstand im Nahen und Mittleren Osten, ein echter Misserfolg für die Interessen westlicher Regierungen und Konzerne?
Übrigens...
Der NATO-Bündnisfall vom 11. September 2001 gilt bis heute, ohne das die USA eindeutige Beweise dafür vorgelegt hätten, dass es wirklich einen Angriff von außen gegeben hat.
Frankreich ist seit den Anschlägen in Paris im November 2015 weiterhin im Ausnahmezustand. Das bedeutet eine erhebliche Einschränkung der Bürgerrechte: Hausdurchsuchungen bei Tag und Nacht ohne richterlichen Beschluss, Ausgangssperren, Einrichtung von Sicherheitszonen, Demonstrationen werden verboten und so weiter.
Deutschland ist seit dem 4. Dezember 2015 Kriegspartei in Syrien. 1200 Soldaten, sechs Aufklärungsflugzeuge vom Typ Tornado sowie eine Fregatte sind im Einsatz. Die Tornados machen zwar offiziell nur Aufklärung, schicken die Bilder aber an NATO-Bomber und US-Drohnen, die dann töten. Und wie wäre es eigentlich, wenn Syrien völkerrechtswidrig und ohne UN-Mandat Bomber über Bayern fliegen lassen würde?
Im Jemen herrscht ein blutiger Krieg unter Federführung von Saudi-Arabien und ihren Verbündeten den USA. Mehr als 10.000 Menschen sind bisher umgekommen. Deutschland beliefert jedoch weiterhin Saudi-Arabien mit Panzern, Waffen und Munition, die dann auch im Jemen Menschen töten.
Interessiert das alles irgendjemanden in Deutschland?
Empathie mit Russland
»...weil die Führung der Wehrmacht ihre Soldaten hatte wissen lassen, dass ein Russenleben nicht annähernd so wertvoll sei, wie das eines Deutschen. Wer solche und allzu ähnliche Geschichten mit sich herumträgt, kommt nie in die Versuchung, über die Russen aus der Position moralischer Überlegenheit zu reden. Aber genau dies ist heute wieder Mode geworden.«
Erhard Eppler. »Wider die Spaltung Europas: Für eine neue Verständigung mit Russland«. Blätter Ausgabe August 2016. S. 91
Anmerkung: Die Abwertung und Entmenschlichung ener Nation, Ethnie oder eines Volkes ist stets der erste Schritt, bevor es zu einem Krieg kommt. Die Tutsis in Ruanda wurden als Kakerlaken, die Juden in Deutschland als Ratten und Ungeziefer und die Moslems heute im Nahen Osten werden als Terroristen bezeichnet. Was wird sich die Kriegspropaganda für die Russen ausdenken?
Machtlose Marionetten
Wer das ausführt ‑was die US-Regierung, der militärisch-industrielle Komplex, der türkische Präsident, etliche Industrie- und Arbeitgeberverbände, die »Dienste«, Manager, Konzerne, Banken, Reiche und Vermögende wollen- gilt also als jemand der »Macht« hat und nicht als jemand, auf den Macht ausgeübt wird? Interessante Definition.
Authentische Augenzeugenberichte
Wie Überlebende den Beginn des Dritten Weltkrieges erlebt haben.

© epikur
Elias (73): Ich saß damals mit meinen Kumpels auf einer öffentlichen Parkbank. Wir schauten uns gerade lustige Videos im Internet an, natürlich mit unseren coolen iPhones, als es plötzlich laut knallte. Weiterlesen
Rinks und Lechts

AfD: nur ein Symptom, aber nicht das eigentliche Problem.
Seit einiger Zeit versuchen die bürgerlichen Massenmedien linke und rechte Bewegungen, Parteien, Politiker und Denker in einen Topf zu werfen. Sie alle seien populistisch, verschwörungstheoretisch und extremistisch. Mit Ausnahme des Menschenbildes würden sich beide Fraktionen sehr ähneln, weil sie die etablierten Strukturen, die vorherrschenden Machtverhältnisse sowie die einseitige Berichterstattung in den Massenmedien kritisieren würden. Das Menschenbild wird hier nicht als das entscheidende ethische Fundament, auf dem sich eine ganze Bewegung und die politische Idee aufbaut, betrachtet, sondern nur als eine von vielen messbaren Kriterien definiert. So kann man Humanisten und Menschenhasser bequem zu einer Populismus-Soße verarbeiten und dabei gleichzeitig im Phrasensalat die Botschaft zubereiten, dass nur und ausschließlich die politische, also neoliberale Mitte der Demokratie Stabilität bringen würde. Dabei ist es eben genau diese marktradikale Mitte, welche die Demokratie seit Jahren demontiert. Weiterlesen
Presseblick (50)
»Uns geht es gut!« ist weiterhin das offizielle Credo. Armut und Massenerwerbslosigkeit werden schön- oder weggerechnet, für Mobbing, Burnout und Depressionen sind die Betroffenen selbt schuld und der größte Niedriglohnsektor Europas sei doch ein Segen. Denn auch wenn man von den Brotkrumen nicht leben oder an der Gesellschaft teilhaben könne: »Hauptsache Arbeit — Egal welche!«. Nun behauptet die BWL-Professorin Evi Hartmann: »Jeder von uns hält 60 Sklaven und zwar durch ganz normalen Konsum.« Und Peggy Gallmeister fragt sich: »Warum gibt es Obdachlose in Deutschland?« Pessimisten, Miesmacher, Nörgler. Uns geht es doch gut! Weiterlesen
Neusprech: Wirtschaftsflüchtling
»Niemand setzt alles aufs Spiel, lässt alles los – die Heimat, Besitz, Familienangehörige, vielleicht sogar Kinder – und das alles nur in der Hoffnung auf den Bezug von Sozialleistungen.«
- proasyl.de vom Juli 2015
Als Wirtschaftsflüchtlinge werden Aussiedler bezeichnet, die nicht wegen Krieg oder politischer Verfolgung ihr Land verlassen hätten, sondern primär aus ökonomischer Not heraus, die beschwerliche Reise angetreten sind. Der Begriff steht damit in direkter Abgrenzung zum Kriegsflüchtling. Weitere negativ konnotierte Wörter in diesem Zusammenhang sind: Elendsflüchtlinge, Sozialtouristen (Unwort des Jahres 2013), Integrationsverweigerer oder Armutszuwanderer. Weiterlesen