Meldestellen

In der sog. »Corona-Pandemie« hat sich das deutsche Denunziantentum wieder in all seiner Pracht gezeigt. Ungeimpfte und Maßnahmen-Kritiker sollten »sichtbar« gemacht und diffamiert werden. Corona-Maßnahmen-Brecher wurden bei den Ordnungsämtern verpfiffen. Nachbarn haben Nachbarn kontrolliert. Chefs und Leitungen haben ihre Mitarbeiter unter Druck gesetzt. Und auch die Politik hat öffentlich zum Verpetzen aufgerufen, wie beispielsweise die Stadt Essen, indem sie ein Online-Meldeportal eingerichtet hatte. Das alles war offenbar so erfolgreich, dass die Politik nun etliche neue »Meldestellen« geschaffen hat.

Die »Meldestelle Antifeminismus« wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms »Demokratie leben« gefördert. Nach eigener Aussage ist diese Meldestelle nötig, weil Antifeminismus »antidemokratisch« und »menschenfeindlich« sei. Was aber genau »Antifeminismus« von legitimer Kritik am Feminismus unterscheidet, wo eine »Männerrechtsbewegung« ihre Interessen formuliert (oder noch formulieren darf), was genau Hass und Menschenfeindlichkeit sind — wird wie üblich in einer großen undefinierten Rhetorik-Suppe festgehalten:

»Sexistisch, frauen- und queerfeindlich motiviert, organisiert gegen Gleichstellung, Angriffe und Debatten mit menschenfeindlicher Botschaft, politische Strategie — Antifeminismus zeigt sich vielfältig. [...] Für eine Meldung auf dieser Seite sind jedoch keine bestimmten Voraussetzungen zu erfüllen – eine einfache Beschreibung des Vorfalls ist zunächst ausreichend.«

Die angeführten Beispiele sind unter Anderem:

  • »Organisierte Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache«
  • »Die Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten wird angegriffen«
  • »Wissenschaftler*innen der Gender Studies werden diffamiert«

Bei Greenpeace kann man nun »Meldeheld:in« werden. Seit dem 1. Januar 2023 sind Gastro-Betriebe verpflichtet, Mehrwegverpackungs-Alternativen für das Mitnehmen von Speisen statt in Plastik-Einwegverpackungen anzubieten. Laut Greenpeace-Recherche machen das aber nur rund 50 Prozent der Betriebe. Nun können Kunden die entsprechenden Einrichtungen bei Greenpeace, beim extra dafür eingerichteten Meldeportal, verpetzen. Hier wird der Denunziant zum Helden gemacht.


Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz verpflichtet Soziale Medien vermeintlich »strafbare Inhalte« der Polizei und den Behörden zu melden. Gleichzeitig kann jeder User bei Twitter, YouTube, Facebook und so weiter, einzelne Nutzer bei den Digitalkonzernen melden, wenn sie gegen »Communityrichtlinien« verstoßen würden. Das Problem ist auch hier, dass Willkür und Missbrauch weit verbreitet sind, da die Begriffe bewusst schwammig gehalten werden und Communityrichtlinien sich ständig ändern. Denn was »Hasskriminalität« und »Fake News« sein sollen, bestimmt im Zweifel der politische Wille.


Die Landesregierung in NRW hat gleich vier neue Meldestellen geschaffen. Sie richten sich, nach eigener Aussage, gegen »Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung«. Ob sie damit auch die Diffamierung gegen »Ungeimpfte«, »Maßnahmen-Kritiker« oder »NATO-Kritiker« meinen, darf bezweifelt werden. Interessant ist dabei folgende Formulierung:

»die Vorfälle auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze erfassen.«

Klingt ganz nach: »Verfassungsschutz­relevante Delegitimierung des Staates«. Man will die Menschen erziehen. Zur richtigen Gesinnung, Haltung und Moral. Und legitime Kritik zunehmend kriminalisieren. Denn wenn es strafrechtlich relevant wäre, bräuchte man keine neuen »Meldestellen«, sondern mehr Personal bei der Polizei.


Für die »Deutsche Umwelthilfe« ist das Anzeigen und Anschwärzen von Falschparkern kein Denunziantentum, sondern »zivilgesellschaftliches Engagement«. Sie hat mehrfach die Bürger dazu aufgerufen, Falschparker zu fotografieren und den Behörden zu melden.


Die Bundesländer sind auch zunehmend dabei, anonyme Meldeportale für Steuerbetrug einzurichten. Baden-Württemberg hat bereits im Jahr 2022 mehr als 3000 Meldungen erhalten. Auch das ist natürlich kein Denunziantentum und keine Blockwart-Mentalität, sondern ziviler Mut.


Fazit: Verleumden und Verpetzen schien lange Zeit eine allgemein definierte Methode von Unrechtsregimen zu sein. Sie galt als anti-demokratisch und autoritär. Nun soll sie ganz offensichtlich wieder salonfähig gemacht werden. Wenn man die Bevölkerung einbindet, spart das nicht nur Personal, sondern sorgt für langfristige Verhaltensänderungen. Brandmarken, verurteilen und denunzieren — freilich immer im Namen des Guten! Und für die »gesamtgesellschaftliche Verantwortung«.

Leben und Leben lassen. Auch mal »Fünfe grade sein lassen«. Das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Den Regel-Fetisch ruhen lassen. Ich weiß nicht, ob wir das in Deutschland jemals wirklich konnten? Aber es wird Zeit dafür. An Deutschlands Wesen wird (und soll) die Welt nicht genesen. Nicht schon wieder! Der Meldestellen-Bullshit treibt uns nur immer weiter in ein autoritäres System hinein. (Online-)Pranger sind kein demokratisches, sondern ein zutiefst anti-emanzipatorisches Element aus dem MIttelalter.

17 Gedanken zu “Meldestellen

  1. Hm. Also ich als alte Feministin empfinde ja diese Genderei und diese komplett kritiklose Transhudelei als extrem antifeministisch. Was wohl passiert, wenn ich das beides an diese Meldestelle gebe...? Ah, ich sehe schon: ich — als, wohlgemerkt, Feministin! — darf mich dann selber als antifeministisch brandmarken lassen.
    Very verkehrte Welt, das ist mal sicher.

    Und zu allen Meldestellen insgesamt sei gesagt: miteinander reden und Hilfe anbieten wäre besser. Und zwar so, daß man dem Gegenüber im Zweifelsfall auch noch eine Möglichkeit gibt, würdevoll aus der Sache herauszukommen. Denn manche Idee als solche ist ja durchaus gut — nur, muß man deswegen die Leute gleich kriminalisieren und öffentlich bloßstellen? Eklig, das.

  2. Hach ja, anonyme Meldestellen.
    Welch wunderschön billiger Weg, dem Kleinbürger im Feudalstaat vorzuheucheln, man sei an ihm interessiert.

  3. (schein)BuntesReichDenunziantistan

    es ist zu konstatieren, dass dies anno 1984/III ein moralisch derart verfallenes, kulturell bis zur unkenntlichkeit verkommenes und geistig unfassbar und schockierend verblödetes staatsgebilde ist, in welchem tatsächlich solch faschistischer scheiß (canceln als zeitgemäße form von literatur-verbrennung) hier geschehen konnte ‑und weiterhin geschieht‑, ohne dass dies medial oder zivilgesellschaftlich noch signifikante schockwellen zeitigen würde:

    https://tapferimnirgendwo.com/2020/10/25/heinrich-heine-verstoesst-gegen-twitters-gemeinschaftsstandards/

    wieso auch — war was?
    wen bitte regt denn sowas auf...pah...

    dass nur absolutes vollidiotentum und ethischer bodensatz sich so etwas ausdenken und (folgenlos) vollziehen kann ‑keinem auch nur halbwegs bei trost befindlichen individuum könnte solches in den sinn kommen‑, versteht sich von selbst...

    ...jedoch: was hilfts?

  4. Ohne dem hier gezeigten »Nationalstolz« zu sehr entgegen treten zu wollen, die Denunzierungsentwicklung zieht sich durch alle »westlichen« Staaten. Im UK gab es schon vor der Pandemie Panik die Kampagne »Report something won’t hurt you« und dabei ging es beispielweise um Zeitungen die in der U‑Bahn liegen gelassen werden (und dann die automatischen Türen versperren können). Von der »Antifa« an den Universitäten der USA und ihrer Hetzkampagnen mal ganz zu schweigen.
    Der tolerierte Meinungskorridor wird immer enger. Dies gibt Leuten ein Machtpotenzial, dass nur all zu gerne ausgeschöpft wird.

  5. Die Meldestellen in NRW kann man Recht schnell erledigen. Einfach ein paar Clannamen eintragen und die Presse drauf ansetzen, dass nichts passiert.

  6. @Juri Nello

    Warum sollte »die Presse« — mit Ausnahme sehr rechter Blätter, wie beispielsweise die »Junge Freiheit«- darauf reagieren? Das würde doch nur der AfD in die Hände spielen, so wird argumentiert werden. So werden regelmäßig alle realexistierenden Probleme einfach weggewischt.

    Nichts sehen. Nichts hören. Nichts sagen. Davon »könnte« ja die AfD »profitieren«. Das sie das am Ende noch viel mehr tun wird, weil alle Probleme verschwiegen, wegdefiniert und weggelogen werden — raffen die olivgrünen Blitzmerker aber nicht.

  7. dieser ganze aufgesetzt-aktionistische anti-clan-razzien-zirkus ist doch nur das staatspropagandistische gegenstück zur plump-absurden rollatorputsch-erzählung:

    was dem nationalempörten biedermann immer mal wieder ein feuchtes fremden-missbilligungs-genugtuungs-höschen beschert (der vollnazi lässt da gähnend-gelangweilt ohnehin nur einen laubraunen furz stehen), verleiht dem permanent im kampf gegen nazis jedweder couleur (außer gelbblauen solchen!) sich befindlich glaubenden woke-gutmenschen wohlistge schauer reinster selbstfasziniertheit.

  8. ich kann vor denunziatorischer inbrunst einfach nicht an mich halten und scheue aufgrund der dringlichkeit der anzuzeigenden sache auch den wiederholten doppelpost nicht!^^

    denn ich muss etwas melden:

    unfassbar, was dieser neu am us-amerikanischen präsidentschafts-(vor-)wahlgetöse-horizont aufscheinende putin-troll, russen-appeasement-schwurbler, NATO-deligitimierer — kurz dieser neue und noch schlimmer als trump daherkommende teufel names de santis, welcher bereits als notorischer coronaleugner einschlägig auffiel, da von sich gibt!

    lest selbst DIESES EMPÖRENDE DE-SANTIS-ZITAT aus dem aktuellen HANDELSBLATT:

    Der Frage, ob die USA die Ukraine finanziell unterstützen sollten, wich er aus.
    „Ich will eine Einigung, ich will Frieden. Ich will nicht, dass die USA irgendwann mit unseren Truppen in einen Krieg mit Russland oder der Ukraine verwickelt werden.“

    also, wäre ick ami...unwählbar, der typ!

    wer’s nicht lassen kann:
    https://www.handelsblatt.com/politik/international/usa-wir-wollen-nicht-wie-deutschland-enden-ron-desantis-holpriger-wahlkampfstart/29168378.html

  9. Pingback: Selenskyj Ovations, Pandemievertrag & G7-Weltregierung: Die Alternativmedienschau -

  10. Mal ganz ohne weiteren Kommentar — eine »Meldestelle« meiner winzigen Heimatgemeinde:

    »[...]Auch für die Meldung von Störungen, z.B. bei der Straßenbeleuchtung oder groben Verschmutzungen des öffentlichen Raums sind wir Ihnen dankbar. Zügig und unbürokratisch kümmert sich der Bürgerservice um die Anliegen der ..... Bürgerinnen und Bürger[...]«

  11. Soll ich das unserer Meldestelle heute melden?

    Meine Störung gerade eben — ist ein ? Zufall ist eine Drückerkolonne blau angezogener, und fein herausgeputzter Menschen. Ich vermute einmal stark das das sogenannte Zeugen Jehovas waren ??

    Hab denen nicht aufgemacht, da ich deren Masche bereits kenne ?

  12. Ich empfinde das Denunziantentum schon lange in sich schwelend, auf der Arbeit, im »Freundes»kreis. Weil da immer nach sehr genauen Kriterien geschaut wird, wie man zu funktionieren hat, wie man sich verhalten soll. Das sind bis dato eher wachsweiche und selbstregulierende Ansprüche und Regeln gewesen, die man so ein wenig unter der Hand regelte, in der Gruppendynamik mit deutschen Eigenheiten ging es schon lange sehr stringent zu.

    Das hat ja auch zu einer desillusionierten Jugendbewegung geführt, die sich dem alten Regelwerk entgegen gestellt hatte. Nur dass die jetzt ihr eigenes durchsetzen wollen und dazu diesen Meldestellen-Totalitarismus verwenden, ist natürlich schon ein Hammer. Die haben auch gar nicht wirklich versucht, zu überzeugen. Man hat sich nur selbst bedauert und brauchte letztlich »die« Wissenschaft, um sich in den HIntern getreten zu fühlen. Den Arschtritt gibt man jetzt mit Stasimethoden weiter.

  13. @Sascha

    »Weil da immer nach sehr genauen Kriterien geschaut wird, wie man zu funktionieren hat, wie man sich verhalten soll. Das sind bis dato eher wachsweiche und selbstregulierende Ansprüche und Regeln gewesen.«

    Also in der Arbeitswelt gehen mir die Kollegenschweine, Unzuverlässigen, mit fremden Federnschmückenden und Nicht-Teamfähigen — schon ein bisschen auf den Sack! Ich verpetze die zwar nicht bei der Leitung/Chef, aber ich sage ihnen das. Bald mehr dazu in einem gesonderten Beitrag.

  14. Wo ist die dringend erforderliche Meldestelle für geistig
    minderbemittelte Politiker oder
    psyschisch Erkrankte ?

  15. Wir brauchen unbedingt noch eine Meldestelle
    für Denunzianten, natürlich öffentlich einsehbar
    mit genauen Wohnanschriften.

  16. Ein Datenschutzexperte, der anonym bleiben möchte -
    es handelt sich um Daniel Müller,
    wohnhaft in der Karl-Marx-Str. 23
    in 20344 Berlin
    Telefonnummer 030 35628753
    38 Jahre, vier Punkte in Flensburg
    zwei negative Einträge bei der Schufa
    Postbank Berlin Kontonummer 2378783
    PIN-Nummer 12345
    fünf Facebook-Freunde
    vier Startrek-Bücher auf seinem Amazon-Wunschzettel
    zwei mal geschieden wegen seltsamen sexuellen Vorlieben
    am 26. April 2007 wurden von seiner IP-Adresse aus
    laut einer Pressemitteilung von Google die Worte
    »giant black cocks« gesucht -
    meldete leichte Bedenken an.

    ;-)

  17. Gut zusammengefasst. Eine Ergänzung: Bei allem Regel-Fetisch gilt dieser nicht für alle. Während Hass und Beleidigungen in den sozialen Medien zur Anzeige gebracht und gnadenlos verfolgt werden, gern auch mit Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen, bleiben andere Straftaten nahezu straffrei — Ladendiebstahl in Berlin, um nur ein Beispiel zu nennen.

    Prioritäten eines verkommenen, absteigenden Staates.

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