...schreibt Martine Bulard in der aktuellen Le Monde Diplomatique im Artikel »Alles von Samsung«. Der hervorragende Beitrag beschreibt ausführlich die Machenschaften, Strukturen und Arbeitsverhältnisse beim südkoreanischen Großkonzern Samsung. Während sich viele Deutsche in einem religiös-banalen Glaubenskrieg, zwischen der vermeintlichen Qualität von Apple- oder Samsung-smartphones ergießen, weiß kaum jemand, welchen Einfluss der Konzern in Südkorea hat und mit welch eisiger Hand er das Land regiert. Und: was man eigentlich mit dem Kauf von Samsung-smartphones unterstützt und fördert.
Der jetzige Konzernchef von Samsung, Lee Kun Hee, ist 71 Jahre alt, besitzt ein geschätztes Privatvermögen von 13 Milliarden Dollar und herrscht mit absoluter Macht über das Unternehmen und hat großen Einfluss auf Wirtschaft, Politik und Medien in Südkorea. Alle sind irgendwie durch Familienbeziehungen oder Werbeeinnahmen an Samsung gebunden. »Es herrschen feudale Verhältnisse«, sagt ein französischer Unternehmer, der anonym bleiben möchte. Das Unternehmen strahlt zwar viel Prestige aus, die Arbeitsverhältnisse sind jedoch alles andere als rosig: eine Sechs-Tage-Woche mit täglich 12 Stunden Arbeitszeit sind keine Seltenheit. Telefone und E‑Mails werden überwacht. Mitarbeiter über 50 Jahre werden massiv zur Kündigung gedrängt. Gewerkschaften streng reguliert oder verboten. Kritik wird nicht geduldet, sondern sanktioniert.
Während unsere liebe Mainstream-Presse regelmäßig auf das diktatorische Nordkorea schimpft, werden autokratische Zustände in Südkorea nicht thematisiert. Vermutlich motivieren die Samsung-Werbeeinnahmen auch in Deutschland viele Journalisten zur freiwilligen Kopfschere. Samsung beherrscht de faktisch ein Großteil von Südkorea (Umsatz: ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts), schmiert Politiker, kauft Journalisten, Anwälte und Richter, zensiert die Presse, verbietet Gewerkschaften und macht Kritiker mundtot. Kaum jemand in Südkorea opponiert gegen Samsung oder die einflussreiche Lee-Dynastie, die hinter dem Konzern steht.
Aber zum Glück sind deutsche Konzerne und Banken ja demokratisch.
Danke für die Hinweise. Eine HD von Samsung habe ich noch, aber auch die wird ersetzt. Aber streng genommen gilt die Herrschaft der Konzerne weltweit. In Deutschland am besten zu sehen anhand des Energiekartells, der Besetzung der Energiekommission und der »liberalen« Strombörse.
Eike, »das ist aber jetzt Verschwörungstheorie«, würden Dir Liberale, liberale Linke, Gleichgültige und Konservative entgegnen. Wir haben doch Demokratie, Menschenrechte, eine freie Presse, Gewaltenteilung, freie Wahlen...
Nicht ganz passend zum Thema, aber vielleicht weiterführend »Konsumdilemma Pro & Kon« im fontblog.de
http://www.fontblog.de/bukowskigutentag-1013-konsumdilemma-pro-kon
Wenn es schonmal in Richtung offtopic geht, mach ich mal weiter.
http://doku.argudiss.de/?Kategorie=all#450
»Fair Trade« — Der kapitalistische Weltmarkt als Herausforderung an die Moral der Konsumenten
jtheripper: Der leidet ein wenig am Oberpaukersyndrom. »Jeder Mensch, der oder die halbwegs bei klarem Verstand ist, muss diese Tatsache verurteilen.« Die Leute wurden bei solchen Sätzen bei uns in der Schule ziemlich ausgelacht. Ähnlich wie: »Wie jedermann in diesem Raume bezeugen wird...« Das sind Phrasen, die man so in Vergangenen Jahrhunderten benutzt hat, um sich selbst eine Reputation zu verschaffen, die man glaubte, sich so noch erkämpfen zu müssen. Und nein, nicht alle möchten sich mit der Thematik befassen und / oder dem beipflichten.
@Eike
Ach, ich finde solch Pro-Kontra Diskussionen eigentlich immer ganz interessant. Wenn wir von der ZG-Redaktion mehr Reibungspunkte hätten, würden wir das vielleicht auch öfter machen oder überhaupt mal wieder ;)