Presseblick (6)

Auf faz.net wird behauptet, dass Unternehmen um die Gunst von Familien buhlen würden. Es gebe bereits 584 Betriebskindergärten und jedes dritte Unternehmen unterstütze seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Die Lügen-Propaganda der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat jedoch einen Freud’schen Versprecher: »Bestehende Hindernisse für eine stärkere Berufstätigkeit beseitigen, sei in jedem Fall ein wichtiges Ziel, betonte Hundt«. Kinder als »Hindernisse«, die »beseitigt« werden müssen.

Auf gamestar.de wird über die kommende Fortsetzung der Thief-Reihe geschrieben. Der Producer Stefan Roy erklärt: »Wir müssen eng mit dem Marketing zusammenarbeiten um sicherzugehen, dass die Botschaft des Spiels klar ankommt«. Genau das ist das fundamentale Problem der mangelnden Qualität vieler PC- und Konsolenspiele sowie vieler anderer (Medien-)Produkte: statt in die Produktentwicklung zu investieren und auf sie zu hören, wird in die Werbung und in die Öffentlichkeitsarbeit Geld gepumpt. Es ist eben nicht wichtig, ob das Produkt qualitativ hochwertig ist, wichtig ist, es als »gut« verkaufen zu können.

In der bernerzeitung.ch wird Dr. phil. Christian Saehrendt, Historiker und Kunsthistoriker zum Thema »Hochstapelei« interviewt. Er behauptet: »die alltagskompatible Variante des Hochstaplers beherzigt zudem das neue Dogma der permanenten Selbstoptimierung, die unser Denken beherrscht«. Heute sind die Schurken die Wahrheitsverkünder, alle anderen werden als Träumer und realitätsferne Idealisten diffamiert.

Auf SpiegelOnline schreibt der Autor Jonas Leppin das BWL Studium hoch. BWL’er seien überall gefragt und das Studium »lohne sich«. In einem Nebensatz schreibt er: »Wer Antworten auf Sinnfragen sucht, wird sie nicht zwingend im Wirtschaftsstudium finden«. Was er damit wohl ausdrücken will? Dass man beim BWL Studium keine ethisch-moralische Selbstbestimmung, kein individuelles Glück, keine Erfüllung und keine Ausgeglichenheit im Leben finden kann? Aber genau das predigt uns doch der Wohlstand-durch-Wachstum-Neoliberalismus seit Jahren? Und ganz besonders in den BWL Vorlesungen: »Mach Karriere, sammle Vermögen und Reichtum an, konsumiere und das Glück wird Dir hold sein!«. Zu behaupten, BWL sei ein philosophisch wertneutrales Fach, ist entweder naiv oder dreist oder beides.

Die Süddeutsche Zeitung hat eine interessante Sammlung von Artikeln zum Thema Lohndumping zusammengestellt. Ob bei den Discountern, der Lebensmittelindustrie, im Gastgewerbe, in Hotels, im Friseursalon, in der Pflege oder bei Putzfirmen — existenzsichernde Löhne will kaum noch jemand zahlen. Wer hier von »Einzelfällen« spricht, dem ist nicht mehr zu helfen.

4 Gedanken zu “Presseblick (6)

  1. »Mach Karriere«
    Alle wollen Karriere machen, aber wozu braucht man eine größere Verwaltung als das was es zu verwalten gibt? BWLer erschaffen nicht sie verwalten nur.

  2. Ich frag mich mittlerweile auch, was bei der Süddeutschen los ist. Schon der Herr Öchsner wird langsam (positiv grenzschwellig). Eine interessante Entwicklung.

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