Human Robotics

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der Mensch immer danach strebt, sein Risiko zu minimieren, zugleich aber seinen Nutzen zu maximieren. Das gilt für alle Lebensbereiche.

- Uwe Engler/EllenHautmann, Grundwissen Marketing, Cornelsen Verlag, Seite 18

Anmerkung: Um das unternehmerische Kosten-Nutzen-Denken, das Effizienz-Denken, die Rational-Choice Theorie und die ganzen anderen kaltherzigen Theorien, die Menschen zu egoistischen und pragmatischen Robotern machen, nicht hinterfragen zu müssen, wird einfach dreist behauptet, alle Menschen seien so. In allen Lebensbereichen. Dazu stelle ich mir folgende Fragen:

  1. Welchen Nutzen hat jemand, der eine alte Frau über die Straße hilft?
  2. Welchen Nutzen hat ein Mensch, der über den Tod nachdenkt?
  3. Welchen Nutzen hat ein Kind, dass seine kranke Mutter pflegt?

Nicht selten wird ethisches Denken, werden Normen und Werte sowie Gefühle heutzutage als »Gefühlsduselei« abgewertet. Was zählt, sind harte Fakten und zweckrationales Denken. Für die Nazis waren Soldaten, die Gnade oder Barmherzigkeit zeigten, »gefühlsduselig«. Damals war der Endsieg, dass Ziel allen Handelns, heute ist es der Endprofit.

5 Gedanken zu “Human Robotics

  1. Leider machen wir uns über viele Aspekte des Dritten Reiches keine oder nur sehr wenig Gedanken. Viele wichtige Gesichtspunkte werden kollektiv ignoriert bzw. ausgeblendet, obwohl sie frei zugänglich sind. Wenn sie wollen, dann schauen sie sich bitte mal die zwei folgenden Propagandaplakate aus der Zeit des Dritten Reiches an:

    http://www.arztwiki.de/wiki/Bild:EnthanasiePropaganda.jpg
    http://www.arztwiki.de/wiki/Bild:Erbkranker.jpg

    Wie man sieht, ging es auch damals um Kosten, Wirtschaftlichkeit, ...

    Eine verantwortliche Person für die Umsetzung war Philipp Bouhler. Hier mal ein Photo von ihm. Schaut es euch genau an. Deja-Vu?

    http://www.deathcamps.org/euthanasia/pic/bigbouhler.jpg

  2. Prinzipiell gehe auch ich von der Kosten-(Risiko-)/Nutzen-Maximierungs-Strategie bei den Menschen aus. Deshalb würde ich Dir an Deiner Ansatzstelle Deiner Kritik widersprechen wollen. Für mich stellt vielmehr der entscheidende Knackpunkt bei diesen Gedankengängen die Stelle dar, was jeder Einzelne als seinen »Nutzen« betrachtet.

    In neoliberalen, auf rein materielle Werte ausgerichteten Köpfen muss dies immer ein sich in klingender Münze auszahlender Vorteil sein. Und genau diesem widerspreche ich. Es gibt ebenso nichtmaterielle Dinge, die vielen Menschen erstrebenswert erscheinen und in denen sie einen individuellen »Nutzen« für sich erkennen.

    Das Gefühl der reinen Anerkennung. Dankbarkeit, die Einem entgegengebracht wird. Die Freude, jemand Anderem selbstlos geholfen zu haben, kann Glücksgefühle auslösen. Und vieles andere mehr. All dies kann den persönlichen Nutzen vergrößern, ohne dass es materiell darstellbar wäre.

    Aus diesem Grund betrachte ich die obige Aussage nicht als falsch. Nur die einseitige Interpretation, »Nutzen« müsse materiell messbar sein, verzerrt diese Aussage ins Falsche. Und genau diese Interpretationsschiene mache ich den Neolibs zum Vorwurf, da sie es geschafft haben, in den letzten Jahrzehnten die Mehrheit der Menschen in genau diese materielle Denkweise hineinmanipuliert zu haben.

  3. @ epikur
    Für mich ist die Frage nach dem eigenen Tod, eine Frage,die der persöhnlichen Entwicklung dienen kann.
    Die 1. und 3. Frage setzen für mich Charaktereigenschaften wie sozial/familiäres Verantwortungsbewußtsein voraus, was andere nicht davon abhalten sollte trotzdem zu helfen.
    Diese Eigenschaften/ Verhaltensweisen sind m.M.n. nicht nur wichtig um ein gewisses Grundvertrauen in der Gesellschaft zu schaffen, letztendlich beruht auf Ihnen jeglicher Handel, denn Handel setzt Vertrauen voraus.?

    @Lutz Hausstein

    »Es gibt ebenso nichtmaterielle Dinge, die vielen Menschen erstrebenswert erscheinen und in denen sie einen individuellen »Nutzen« für sich erkennen...
    ... Die Freude, jemand Anderem selbstlos geholfen zu haben, kann Glücksgefühle auslösen. Und vieles andere mehr.«

    Ich stimme voll und ganz zu. Frage mich jedoch insgeheim ob es da gewissen Leuten nicht ein wenig zu einfach gemacht wird.?

    Vor gut 2 Monaten habe ich mal nen schönen Vergleich aufgeschnappt, welcher den Neo/Liberalismus vortrefflich beschreibt

    Wenn ein gut bezahlter Manager gefeuert werden soll, und er deswegen seiner Putzfrau kündigen müßte, so ist es im Neoliberalismus »das Beste für Alle«, wenn der Status Quo erhalten bleibt. D.h. Manager im Job, Putzfrau im Job.

    Ist da das Stichwort Eigenverantwortung unangebracht? Auch im Sinne des Wiederstandes gegen Faschisten.
    Damals wie Heute gilt/ oder sollte es: Wer die Augen verschließt und unwissend bleiben will, ist nicht ohne Schuld.

    MFG

  4. Diese ganze Theorie ist komplett hinfällig. Sie hält sich, weil sie so wunderbar mit den herrschenden Verhältnissen zusammen passt. Wissenschaftlich ist sie obsolet. Am Ende greift man verzweifelt auf die Antike Ansicht zurück, dass ein Mensch nie gegen sich handeln kann. Er will was und tut das dann. Naja... Wenn man sich en detail Handlungssequenzen von Menschen anschaut, kommt der ganze Humbug zu Tage. In der Abstraktion muss man das freilich nicht. Dann kann man sich die Spitze des Eisbergs zum Eisberg erklären.

  5. Harte Fakten?
    Der Bergriff harte Fakten ist doch selbst ein zweckrationales Konstrukt soziopathischer Materialisten!
    Was sollen denn harte Fakten sein? Kennt jemand sowas?
    Dass sich die Erde um die Sonne bewegt? — Wird sich in absehbarer, berechenbarer Zeit auch ändern...
    Ein Denkfehler in der Sichtweise, die Epikur hier kritisiert, ist die Kurzsichtigkeit, das Fehlen einer angemessenen Zeitkomponente. Es wird nur der kurzfristige, materielle Nutzen bedacht. Höchstens bis zum Quartalsende.
    Außerdem wird völlig außer Acht gelassen, dass wir nie alle Fakten kennen, sonst hätte sich nie sowas wie Wissenschaft entwickelt und es hätte keinen Fortschritt gegeben.

    Dazu auch ein älteres Beispiel von Vester:
    »Was ist der Preis eines Blaukehlchens« (Das ist ein Vogel, nur für die Stadtkinder) http://www.culturelife.de/html/artikel/vester_ethics_d.html
    Materialwert des Blaukehlchens: 0,015€
    Nutzwert des Blaukehlchens: 154,09€

    Oder welchen Nutzen hat ein Stephen Hawkins?

    1. Welchen Nutzen hat jemand, der eine alte Frau über die Straße hilft?
    Denkbare nicht bekannte Fakten:
    –> Die Oma hat evtl. eine nette Enkelin, die einen für sowas anschmachtet
    –> Oder einen stabilen Sohn, der einem beim Umzug hilft
    –> Passt evtl mal auf deine eigenen Blagen auf usw usw
    2. Welchen Nutzen hat ein Mensch, der über den Tod nachdenkt?
    –> Ihm kommt evtl. die Erkenntnis, dass tot sein langweilig ist und beschäftigt sich fortan sinnvoll, was ihm Depressionen erspart und die Gemeinschaft der Beitragszahler spart kostenintensive Therapien
    –> Er erfindet eine tolle Religion, so mit Belohnung nach dem Tode und seine Mitmenschen hören (zunächst) mal auf sich gegenseitig tot zu hauen
    –> Er schließt eine Lebensversicherung ab und der Maschmeyer erstickt vor lauter Lachen
    3. Welchen Nutzen hat ein Kind, dass seine kranke Mutter pflegt?
    –> So ein Rollentausch ist eine interessante Erfahrung, man wächst daran, bekommt seine Grenzen aufgezeigt
    –> Tante Anni erzählt der Tante Ursel davon, der so warm ums Herz wird, dass sie dir ihr Vermögen hinterlässt

    Die Zen-Leute sagen, man solle einen absichtslosen Geist entwickeln (moshutoku-Bewusstsein), der Bohlen-Jupp hatte sowas im Gleichnis vom Sähmann beschrieben (wenn man es säkular auslegt).
    Das exakte Gegenteil ist aktuell Regierungsprogramm: Es könnte ja uU. jemand eine Sozialleistung erhalten, die ihm nicht zusteht, da sei Gott vor!
    Dann lass mal besser den Sozialstaat demontieren

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