Behinderte kosten uns zuviel

Die Leistungsträger-Ideologie zeigt ihre häßliche Fratze. Arbeitslose, Rentner, Hausfrauen und Behinderte bringen im Sinne einer profitorientierten Gesellschaft keine »Leistung«. Demzufolge ist es nur konsequent, wenn Behinderte massive Kürzungen hinnehmen müssen. Gegenhartz.de schrieb am 7. März 2011:

Behinderte, die das 25. Lebensjahr überschritten haben und noch zu Hause wohnen, erhalten seit Jahresbeginn 73 Euro weniger, also nur noch 291 Euro monatlich. [...] Eine unfassbare Ungerechtigkeit, wie auch der Sozialexperte Markus Kurth der Bundestagsfraktion der Grünen befindet. Denn der willkürlich (Hervorhebung von mir) berechnete Abschlag trifft vor allem Menschen, die an ihrer Einkommenssituation nichts ändern können.

Leider muss ich Herrn Kurth da enttäuschen. Statistisch gesehen mag die Kürzung willkürlich sein, im Sinne einer konsequenten Leistungsträger-Ideologie, nach der Behinderte überflüssiger Ballast, Minderleister und erwerbslose Mitesser sind, ist die Entscheidung nur konsequent.

Bildquelle: arztwiki.de mit Dank an Sol Roth für den Hinweis!

22 Gedanken zu “Behinderte kosten uns zuviel

  1. Behinderte sind aber auch Erwerbssuchende und in sofern genauso zu behandeln wie jeder andere auch, das fordert schon der Behinderte selbst, wenn er ständig um Gleichbehandlung kämpft. Er muss sich nicht wundern, wenn er dann mit dem normalen erwerbslosen Dasein geächtet wird und genau dieselben Nachteile zu tragen hat.
    Demzufolge sind solche Entscheidungen teilweise auch einfach Buchstaben eines Gesetzes und irgendjemand stellt fest, das hier auch oft zum eigenen Bedauern solche Folgen entstehen. Da wird ggf. nachgebessert werden.

    Das es aber auch positive andere Ansätze gibt, verrät das Gesetz für mehr Teilhabe und Entscheidungsfreiheit von Behinderten durch das persönliche Budget. Der Gesetzgeber hat sich hier besonders bemüht etwas für Behinderte zu tun und m.E. gleichzeitig einen Schub für Selbstständige zu geben, die im Bereich der Behindertenbetreuung unabhängig arbeiten (wollen).

    So kann nun jeder mehr oder weniger gehandicapte Mensch seine Leistungen selbst verwalten und dafür fachkundige Beratung in Anspruch nehmen.

    So interessant wie einige Blogs auch sind, so nervig ist manchmal die Einseitigkeit der Sichtweisen, die über diese kolportiert werden.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6nliches_Budget
    http://www.behindertenbeauftragte.de/cln_100/nn_1040392/DE/Soziales/PersoenlichesBudget/PersoenlichesBudget__node.html?__nnn=true

    Der Vollständigkeit halber muss hier angemerkt werden das die Umsetzung einiges an Anforderungen an den Betroffenen stellt und häufig durch etablierte Caritas-»Konzern«-Strukturen und die bestehenden engen Verflechtungen zu Ämtern sowie einer gewissen »Beratungshoheit« derselben caritativen Konzernunternehmen und die schleppende Einführung / Erfahrung bei den Sozialämtern es manchmal schwierig machen ein persönliches Budget wirklich durchzusetzen. Wichtig ist aber: In Umfragen sind, wenn es endlich läuft, über 90% der Betroffenen zufrieden und würden sich die Mühe von Antrag und Bewilligungsweg jederzeit wieder antun.

    Ich entschuldige nichts was in dieser Gesellschaft passiert, ich rechtfertige auch nicht und ich relativiere nicht. Aber: Man muss trotz allem auch das Gute sehen und Mensch bleiben, sonst wirds düster ums Herz des Betrachters!

    MFG

  2. Behinderte sind aber auch Erwerbssuchende und in sofern genauso zu behandeln wie jeder andere auch, das fordert schon der Behinderte selbst, wenn er ständig um Gleichbehandlung kämpft. Er muss sich nicht wundern, wenn er dann mit dem normalen erwerbslosen Dasein geächtet wird und genau dieselben Nachteile zu tragen hat.

    Behinderte die über 25 sind und noch zuhause wohnen bekommen 73 Euro weniger ALG2. Damit werden sie schlechter gestellt, als nicht-Behinderte ALG2-Empfänger, die noch zuhause wohnen. Und warum? Was ist die Begründung?

    Die Bundesregierung begründet die massive Kürzung der Regelbedarfsstufe III mit dem Argument, die Betroffenen würden sich „in aller Regel“ nicht an den Haushaltskosten beteiligen und müssten demnach weniger finanzielle Mittel für den eigenen Lebensunterhalt aufbringen.

    - Gegenhartz.de

    Ergo: Behinderte bringen keine Leistung.

    So interessant wie einige Blogs auch sind, so nervig ist manchmal die Einseitigkeit der Sichtweisen, die über diese kolportiert werden.

    Da hast Du recht.

  3. Das Behinderte hier eine eigene Regelung verpasst bekamen, das ist mir bewußt. Aber was ist das anderes als die besondere Behandlung für U25 Jährige? Oder Kinder, die ebenfalls einfach pi mal Daumen herabgekürzt wurden?

    Es gibt keine Sonderbehandlung für Behinderte, das bedeutet auch das kein Halt gemacht wird wenn man die Einsparpotentiale bei Behinderten prüft. Sie werden genauso ausgebotet wie alle anderen und in ihrer Gruppe behandelt wie andere Gruppen Arbeitsloser auch.

    Das war meine Intention. Ich habe nicht übersehen das es hier doch eine Sonderregelung ist, die gehandicapte trifft. Aber insofern sind sie genau wie alle Hartzler: Diese als Gruppe bekommt bei jeder neuen Nivellierung der Hartz4 Gesetze etwas weggenommen an Rechten und Geldern. Das ist seit Einführung so. Vielleicht ist auch deshalb ein Gesetztesflickenteppich System im Programm, damit man immer mit der Lüge von Verbesserungsbedarf bei Hartz4 Gesetzgebung argumentieren kann und so hintenrum mit der Salamitaktik jedes Jahr mehr Zumutungen einbaut.

    Wieso bitteschön sollten Behinderte jetzt davon ausgenommen sein? Was glauben Sie, wieviele Menschen seelisch kranke Hartzler sind und trotzdem die volle Wucht der Gesetze um die Ohren geschlagen bekommen, weil sie sich bzw. ihre Rechte nicht durchsetzen können? Weil Ihnen die Kraft fehlt oder sie symptomatisch gar nicht in der Lage sind aufzubegehren?

    Sind körperlich Behinderte irgendwie mehr Mensch als nicht-körperlich Behinderte? Sind Behinderte mehr Mensch als Kinder oder Rentner, die im Grunde schon entrentet werden?

    Nein, das ist nur ein weiterer durchaus besonders widerlicher Schritt der Umverteilung. Nicht mehr und nicht weniger. Also alles wie gehabt und somit sind wir hier wieder einer Meinung, wenn ich das richtig lese. Ich sehe behinderte Menschen nur nicht in derselben (Opfer-)Kategorie mit ner besonderen häufig sogar verschämten Mitleidstour. Für mich hat jeder Mensch in seinem individuellen Leiden Anspruch auf mein volles Mitgefühl. Nicht nur offensichtlich gehandicapte.

  4. @ Hannzi:
    »Behinderte sind aber auch Erwerbssuchende und in sofern genauso zu behandeln wie jeder andere auch«
    Es gibt Behinderte, die Arbeit suchen und je nach Behinderung auch arbeitsfähig sind. Das ist zwar richtig, aber wie du das schreibst eine unzulässige Verallgemeinerung. Der geistig und körperlich behinderte Sohn meines Bekannten sucht keine Arbeit, der ist stundenlang damit ausgelastet, einen Apfel zu essen.
    Wie kommt denn der Gesetzgeber in seiner Weisheit nur dazu in SGB9§1 zu unterstellen, es müsse den _besonderen_ Bedürfnissen behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen Rechnung getragen werden?
    Der »gewönliche«, querschnittsgelähmte Rollifahrer mag sich ja durch den Geist des Gesetzes bös positiv diskriminiert fühlen und es als »Aufwertung« empfinden, genauso beschissen behandelt zu werden wie ein Nichtbehinderter, aber das trifft schonmal nicht auf psychisch und geistig Behinderte zu.
    Wer hätte denn bitteschön Lust, mit einem Kirchenknecht darüber zu streiten, wie oft er pro Tag in die Windel kacken darf?
    Das persönliche Budget ist eine freiwillige Angelegenheit und sollte eigentlich nicht dazu dienen, die Interessen der Behinderten zu spalten!
    Aber es gibt immer auch Behinderte, die sich ein Ei darauf backen, ein Behinderter erster Klasse zu sein. Eben auch auf Kosten anderer Behinderter, — man hat ja nichts mit Psychokrüppeln und Savants gemein.
    Wohin man sieht: Überall wuchern Spaltpilze hierzuschland
    {Ich möchte auch nochmal kurz an den Fall des Einarmigen erinnern, dessen Regelsatz gekürzt werden sollte, weil er seinen 1€-Job (Müllaufsammeln im Park) nicht machen wollte. Begründung vom Amt: Er könne die Mülltüte beim Aufsammeln ja im Mund halten. Schön, dass die verschärften Zumutbarkeitskriterien auch für Behinderte gelten, gell? Man muss das nur positiv sehen!}

  5. Ja, man muss das im Zuge des Wiedererstarken sozialdarwinistischer Vorstellungen sehen.

    Und in der Diskussion sieht man wieder, wie die Neoliberalen es leider immer wieder schaffen, »schwächere« Gruppen gegeneinander auszuspielen.

  6. »Das persönliche Budget ist eine freiwillige Angelegenheit und sollte eigentlich nicht dazu dienen, die Interessen der Behinderten zu spalten!«

    Das macht man ja, wenn man Behinderte wegen ihrer angeblich höheren Bedürftigkeit vom Rest der Betroffenen abspaltet zugunsten der Behinderten und zum Nachteil anderer Gruppen. Im vorliegenden Fall ist es eben umgekehrt: Behinderte werden wie alle anderen würdelos willkürlich gekürzt. Die Antwort vieler: Boa das könnt ihr bei Behinderten doch nicht machen!

    Ja bei anderen Menschen aber schon? Nein, falsch ist falsch. Immer und überall. Jeder hat das Recht auf würdige Behandlung, nicht nur Behinderte. Kommen Sie nun langsam dahinter, was ich meine? Sie spalten die Betroffenen einer asozialen Gesetzgebung wenn Ihnen das Wohl der Behinderten höher liegt als das anderer Betroffener!

    Aber es gibt immer auch Behinderte, die sich ein Ei darauf backen, ein Behinderter erster Klasse zu sein. Eben auch auf Kosten anderer Behinderter, — man hat ja nichts mit Psychokrüppeln und Savants gemein.

    Sehen Sie, hier sind wir wohl einer Meinung. Behindert sein adelt nicht automatisch den betroffenen Menschen.

    Aber am Ende meinte ich das mit dem persönlichen Budget gar nicht spalterisch sondern wollte einfach auch zeigen, das unsere Politik sehr wohl manchmal bemüht ist Dinge gut zu machen. Das eben trotz vieler negativer anklagenswerter Probleme, auch durchaus der Wille zum Guten vorhanden ist bei der politischen Kaste, man es manchmal als Angebot auch einfach wissen und nutzen könnte.
    Mehr meinte ich mit dem Hinweis gar nicht.

    MFG

  7. Gut ich war vielleicht etwas heftig,sry.
    Nur wird Gleichmacherei da redundant, wo Ungleichheiten keine rhetorischen Spitzfindigkeiten sind.
    Man lässt aus gutem Grund keine Einbeinigen gegen Profisprinter antreten. Warum? Weil sie chancenlos sind!
    Blinde »visuell herausgefordert« zu nennen ist zwar kreativ, aber imho wenig erhellend.
    »Gleiches Recht auf Unrecht« ist wohl kein Fortschritt sondern ein Hirnfick!
    Mit ihrer Argumentationslinie müsste man den besonderen Schutz der Familie aus dem GG streichen, Gleicherstellungsbeauftragte feuern und 90jährigen die Schüppe in die Hand drücken und Kinder ins Bergwerk schicken. Warum denn dann nicht? Warum sollte denn ein Kind gegenüber dem erwerbslosen Werkspolier bessergestellt werden? Kindsein kann dann doch kein Argument sein, oder?
    Was sind das nur für komische Behinderte, die sie kennen, die sich wegen der Berücksichtigung ihrer Behinderung geadelt fühlen?
    Sie wollen es also als gerecht darstellen, einem Einbeinigen die Gehhilfe wegzutreten? »Jetzt kannst du dich durchs Leben schleppen, wie die Normalen?«
    Mal davon abgesehen, dass das im Hinblick auf die Kürzung ja hieße, um im Bild zu bleiben, der Einbeinige bräuchte auch keine Schuhe, denn er könne sich ja auch von seiner Familie tragen lassen.

  8. @Guardian
    Punktgenaue Landung ;-)
    Das ist ganz schön amüsant, wenn die Kritiker die Kritiker mit den gleichen Intentionen maßregeln, indem die jeweils detaillierterte Intension die Kritik an der Extension bemault. Da sitzt dann Merkele und vor allen Dingen Leyens Gnaden im Wohnzimmersessel und lachen sich nen Ast.

    Übrigens @epikur. Klasse Bildwahl.

  9. Dieses Gesabbel von Hannzi geht mir gelinde gesagt gewaltig auf den Zeiger! Ich gehöre zu denen die in den zweifelhaften Genuss des »persönlichen Budgets« gekommen sind! Um es kurz zu machen: das ist nämlich nur eine weitere Masche, um Leistungen zu kürzen! Und zwar drastisch!

    Bin berentet, allein, stocke mit Grundsicherung nach SGB XII auf. Ich bin aufgrund schwerer körperlicher Erkrankungen und daraus resultierender seelischer Erkrankungen (vorwiegend Angststörungen und Depressionen) soweit eingeschränkt, das ich ohne Begleitperson kaum noch vor die Tür komme, von der sog. »Teilhabe am gesellschaftlichen Leben« mal ganz abgesehen. Die täglichen Einkäufe direkt nebenan kann ich noch machen, und gelegentlich den Arztbesuch in der Nähe, das war’s.

    Ursprünglich hatte ich dafür 13 Stunden als Sachleistungen bekommen, acht Jahre lang. Das heißt de facto etwa 3–4 Stunden Betreuung im Monat (für Begleitung z.B. Behördengänge, Gespräche, Spaziergänge usw).

    Bei der Umstellung auf das persönliche Budget wurden gleich erstmal 3 Stunden gekürzt. Begründung:

    »Das machen wir hier immer so, sonst geben manche das Geld für andere Sachen aus!«

    Aha! Klar, verstehe ich. Nicht alles versaufen. Als ob das meine Sorge wäre.

    Immerhin kam das dann für eine Weile, ich konnte die Betreuung davon bezahlen. Dann wurden die Leistungen einfach ohne weitere Begründung und ohne Ankündigung eingestellt. Und ich blieb auf einer Rechnung für die Betreuung des laufenden Monats sitzen. Glücklicherweise konte ich einen Teil der Rechnung vom restlichen Geld des Vormonats bezahlen, andernfalls wäre der komplette Regelsatz dafür draufgegangen. So »nur« die Hälfte.

    Anrufe beim Amt haben nichts gebracht, ich wurde abgewimmelt mit Sprüchen wie:

    »Nun machen Sie mal keinen Stress hier, Sie kriegen doch dafür den Regelsatz. Dafür müssen Sie den Ansparbetrag verwenden!«

    Ach so! Ein paar hundert Euronen PRO MONAT aus dem »Ansparbetrag« des Regelsatzes bezahlen. Und keinen Stress dort machen! Okay, kapiert! Wird gemacht.

    Aber mal ehrlich, allein die Antragstellung ist erbärmlich! Erstmal ist ja das regelmäßige Gespräch mit Gutachter und Sachbearbeiter des Sozi fällig. Dieses »Gespräch« gleicht aber eher einem Verhör bei der Kripo! Na, und unseren bauernschlauen Beamten kann ich doch nix vormachen! Was ich habe? Wofür ich das brauche?

    »Jaaaaa sicher doch! Natüüüüüüürlich! Hab ich ja noch nie gehört. Hohoho!«

    Und grinsen sich dabei die ganze Zeit gegenseitig an. Atteste? Who cares, hier wird spontan nach dem sachkundigen und erfahrenen Augenmass unserer hart arbeitenden Sachbearbeiter entschieden! Diese Weisskittel haben doch eh alle keine Ahnung.

    »Haben Sie die Quittungen mit? Wie, ›ungesetzlich‹? Mag sein, aber wir machen das hier aber so. Wollen ja wissen wofür das verwendet wird!«

    Also alles vorgelegt, Gesetzesbruch hin oder her, man kennt das ja inzwischen, dann wird noch schnell eine formlose Zielvereinbarung gemacht um mich endlich loszuwerden und dann beginnt das monatelange Warten auf den Bewilligungsbescheid und das Geld, die dann irgendwann kommen — oder auch nicht.

    Keine »Extrawurst« für Behinderte also? Ich wäre ja schon froh wenn ich nur das bekommen würde wie alle anderen auch! Und wenn schon nicht regelmäßig (ich will ja nicht unverschämt sein!), dann aber wenigstens ab und zu mal!

    Manche Menschen denken, Behinderte, das ist so eine Spezies die mit »normalen« Menschen nichts zu tun hat. Man ist entweder gesund oder nicht. Es kommt niemanden in den Sinn, wie schnell sich das ändern kann, auch ohne ›Wetten dass‹. Ich selber war kerngesund. Mit 24 Jahren wachte ich eines morgens auf und fühlte mich irgendwie nicht so gut. Vermutlich ein Infekt, dachte ich. Wenige Tage später haben die Ärzte in der Klinik um mein Leben gekämpft. So schnell kann das gehen, auch ohne angeborene Schäden oder Unfall, etc.

    Und in der nächsten Folge unserer beliebten Sendereihe: »Spaß mit dem Sozialstaat«: »Die Schlacht gegen die AOK«

  10. Dieser Regelsatz wurde beschlossen, obwohl das BSG hat in seinem Urteil B 8 SO 808 R vom 19.05.2009 bereits festgestellt: »Dies wäre jedoch mit dem allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs 1 GG nicht vereinbar, weil bezogen auf die Minderung des Regelsatzes bzw der Regelleistung wegen Annahme einer Haushaltsersparnis zwischen der Personengruppe der SGB-XII- und SGB-II-Leistungsempfänger keine sachlichen Gründe für eine unterschiedliche Behandlung erkennbar sind.«
    Diese geplante Kürzung des Regelsatzes ist also diskriminierend und somit verfassungswidrig.

    Betroffen von dieser Regelung sind vor allem Familien, die ihre erwachsenen Töchter und Söhne mit schweren Behinderungen zuhause betreuen und pflegen.

    Gleichzeitig erhalten etliche dieser Familien die Benachrichtigung, dass das Sozialamt bei der Familienkasse Anträge zur „Abzweigung des Kindergeldes“ gestellt haben.
    Das bedeutet, dass Eltern von erwachsenen Kindern mit Behinderung in die Beweispflicht über die Verwendung des Kindergeldes genommen werden. Ausdrücklich erwähnt wurde hier, dass „fiktive Betreuungsleistungen“ der Eltern nicht anerkannt werden können.
    Sollten die betroffenen Eltern ihrer Beweispflicht nicht nachkommen (können), wird das Kindergeld künftig an das Sozialamt »abgezweigt«. Auch hier ist die Rechtslage äußerst zweifelhaft, da zwei Gerichtsurteile des Bundesfinanzhofes durch die Sozialbehörden völlig zweckentfremdet wurden.
    Diese Vorgehensweise ist nicht nur peinlich, sondern für Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen ein sehr deutlicher Hinweis, woher und wohin der eiskalte Wind weht.

    Viele Infos gibt es bei Grundsicherung — Regelsatzsenkung geplant

  11. Meine Güte! Differenzieren ist wohl bei einigen Menschen Glückssache und wenn jemand ohne entsprechend geschulte Vertretung das PB durchsetzen will, ist das schon recht naiv. Selbst sehr gut durchorganisierte Fachleute klagen über die Umsetzungsprobleme mit dem PB. Das die Kassen sparen wollen und jedem den Satz erstmal streitig machen, ist doch ne logische Folge! Dafür gibts aber das Gesetz und genauso wie es üblicherweise für Hartz4 Empfänger gilt: Nur schriftlicher Verkehr, nur unter fachkundigen Zeugen! Das gilt auch wenn über das PB verhandelt wird. Ja das ist alles anstrengend aber es geht ja auch um Rechte und die sind in dieser Gesellschaft, die Schwächere im Grunde zu vogelfreien Opfern erklärt hat nicht immer einfach einzufordern und Behinderte leben hier in doppelter Belastung. Deshalb ist das PB eine freiwillige Sache.

    Ansonsten geht mir nur die besondere Empörung auf den Sack, die Behinderten zuteil kommt. Ist es perfider einem Behinderten das Geld zu klauen, oder einem Kind? Ist es legitim einem Mann das Geld zu streichen, oder einer Frau? Ist es ok den Mann zu jeder Scheißarbeit zu zwingen, die Frau aber darf sich vor harter Arbeit drücken?

    ES IST IMMER FALSCH! GANZ BESONDERS WENN DIE BETROFFENEN BESONDERS SCHWACH SIND;
    Schwach sind aber nicht nur Behinderte, sondern alle, die kaum in der Lage sind ihre Rechte durchzusetzen. Ich weigere mich Betroffene in Kategorien einzuteilen und für die eine Gruppe mehr und die andere weniger Enthusiasmus bei der Verteidigung einzubringen.

    Menschenrechte für alle!! Nicht: Behindertenversorgung für Behinderte. Die Teilung der vom massiven Sozialabbau Betroffenen in vereinzelte oft lächerliche Interessengruppen mag teilweise organisatorisch logisch sein, im Sinne einer wirklichen machtvollen Interessenvertretung ist es das nicht!

  12. Erstens sollten wir mal nachlesen, was zu diesemThema im Grundgesetz steht. Die Umsetzung dessen treibt einem stellenweise die Tränen in die Augen. Vor Wut auf die Schuldigen und die, welche die Schuldigen gewähren lassen. Korrupte Politiker, Freizeitabgeordnete die ohne Grund an Sitzungen nicht teilnehmen, Menschen im Amt ohne Lebenserfahrung und diätenorientierte Allgemeinbildungsneulinge im deutschen Bundestag. Zweitens: Wo hat alles angefangen? Ich meine am 27.05.1875 in Gotha oder aber ganz genau 1890. Im Zuge der Umsetzung des Alterseinkünftegesetzes kam es bereits zum 01.01.2001 zu massiven sozialen Einschnitten im sozialen Bereich durch die SPD. Viele Kürzungen sind bis heute den Bürgern noch gar nicht bewußt, da sich keiner die SGBs durchliest. Zum Beispiel erhiehlt ein Witwer, wenn er heiratete am 31.12.2000 noch 24 Monatsrenten Abfindung und einen Tag später nur 4. Die Kürzungen waren allenortens so massiv, daß sogar SPD-Mitglieder über ihre Partei in den Folgejahren von der arbeiterfeindlichsten Partei Deutschlands sprachen. (Austrittswelle) Und nun kommen wir zur Gesundheitsreform. Genau wie Fischer, der unser Geld mit der albanischen Mafia diskutierte, konnte Frau Schmidt (die heute keiner mehr beim Namen nennt) machen was sie wollte. Das Ergebnis sehen wir jetzt. Lobbyismus und Profilierungsneurosen hemmen unser Land und halten uns davon ab gerecht zu sein. Fischer war vehement gegen Volksentscheide! Übrigens ist die SPD die einzige Partei mit Medienbeteiligungen in Deutschland (siehe Wikipedia). Sie erreicht mit 70 Zeitungen 6 Millionen Leser. Jetzt wissen wir auch warum kritische Worte zur »Schriftstellerin« Bascha Mika und ihrerem neuesten Geschmiere über die Stellung unserer Frauen in der Gesellschaft nicht abgedruckt werden und in der Mülltonne landen. Die Genossen halten halt zusammen (schmeißen auch mal 6 Leute aus dem Bundestag und der Partei). Das haben sie schon immer getan. Bei Noske, der Luxemburg und Liebknecht umbringen lies, fing alles an. Wir sollten einfach ein Gesetz fordern, daß die Kontrolle unserer Regierung effektiv zuläßt und Minister, welche z.B. 70000 Visa an albanische und ukrainische Mafiageschäftsleute und Nutten verteilen, hinter Gitter bringt.

  13. Stephen Hawking, als »Behinderter« war den restlichen »Normalos« mehr als hilfsreich.

    http://deutschworld.wordpress.com/2010/03/28/top-10-ausergewohnliche-menschen-mit-behinderungen/
    (selbst hier gibts die top10 — pervers)

    »Behinderte kosten uns zu viel« oder auch »die Juden sind an allem Schuld« oder neuerdings »Hilfe, ich kann nicht zwischen fundamentalen und radikalen Islamisten unterscheiden«

    = totaler Schwachsinn

    Albert Einstein

    »Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.«

    »Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!«

  14. @Hannzi
    Falsch ist es auf jeden Fall, Kritik durch Kritik aufzuweichen, die auf der gleichen Seite steht. Niemand gewinnt etwas dadurch. Diese ständigen Aufweichungen, in immer detailierterte Separationen sind nett fürs Schwadronieren. Aber sie besitzen keinen Sinn in der Priorität dessen was man abhandeln muss. Du musst dich entscheiden. Hilfst du gegen die Misere, oder weichst du sie auf? Zumal es vollkommener Blödsinn ist, was du sagst. Behinderte bedürfen einer besonderen Behandlung. Ob sie selber dies wollen, oder nicht. Was glaubst du wohl, — woher der Begriff Behinderung kommt? Es gehört zur absolut normalen sozialen Struktur, Handykaps auch als solche zu betrachten, und gleichzeitig die nötige Sensibilität demgegenüber aufzubringen. Genau dies, — nennt man »Differenzierung«. Wer dies verlernt hat, hat alles verlernt, was auch nur ansatzweise noch mit menschlicher Sensibilität erklärbar wäre. Der Sinn des sozialen Gedankens, ist schlicht und einfach verankert im Bewusstsein der Hilfe Benachteiligter gegenüber. Ich frage mich langsam ehrlich, was du hier zaubern willst.

  15. @Hannzi

    Weil Sie ja oft betonen, Behinderte würden eine besondere »Aufmerksamkeit« erfahren, muss ich Ihnen leider sagen, dass dem wahrlich nicht so ist. Schalte ich die Massenmedien ein oder schaue in diverse Blogs, dann wird über Behinderte so gut wie gar nicht gesprochen. Über Hartz4-Empfänger dafür umso mehr. Behinderte werden in aller Regel einfach ignoriert. Deswegen kann ein gesonderter Blogbeitrag nicht schaden.

  16. Ich weiß, — man soll nicht auf Beiträge ewig eingehen usw.! Möchte nur folgendes bemerken:
    Als ich anfing hier Beiträge zu schreiben war ich mir über manche Dinge nicht ganz sicher. Jetzt, da ich die Antworten der Redaktion auf Hannzi (nicht persönlich gemeint Hannzi — sei unbesorgt) gelesen habe weiß ich, daß nichts im argen liegt. Vielen Dank antiferengi und epikur. Ihr habt mir aus dem Herzen gesprochen.

  17. @Hannzi
    »angeblich höheren Bedürftigkeit«
    –>Aha! Die tun nur so, um sich Leistungen zu erschleichen via Krüppelbonus, diese nichtsnutzigen Minderleister...

    »zugunsten der Behinderten und zum Nachteil anderer Gruppen«
    –>Also wenn Behinderte einfach formuliert mehr Geld bekommen, um ihrer erschwerten Teilhabe gerecht zu werden, ist das automatisch eine Benachteiligung der Gesunden? Und das kommt ihnen nicht selbst ein wenig fragwürdig vor?

    »Wohl der Behinderten höher liegt als das anderer Betroffener«
    –> Vielleicht gibt es aber Betroffene die zB. durch eine Behinderung härter betroffen sind? Ein altes Sprichwort lautet:»Lieber arm dran als Arm ab«.

    »weigere mich Betroffene in Kategorien einzuteilen«
    –> Es adelt sie, wenn sie die Realität nicht wahrnehmen wollen. Gleiches Recht auf Unrecht für alle! Wenn man keine Arme hat, ist man von Regen ja nur genauso betroffen wie die Normalos. OK, man wird halt nur ein wenig nasser, weil man keinen Regenschirm halten kann...

    »Menschenrechte für alle!! Nicht: Behindertenversorgung für Behinderte.«
    –> »Jedem nach seinen Bedürfnissen« ist Teufelszeug! Es ist also kein Menschenrecht der Behinderten, zur Wahrung ihrer Menschenrechte eine Behindertenversorgung zu erhalten? Vielleicht meditieren sie nochmal etwas über den Gleichheitsgrundsatz und die Möglichkeiten ihn falsch zu verstehen.

    Nur kein falsches Mitleid! Für Sozialromantizismus fehlt das Geld!
    Jedem das Seine?
    Schwangere an den Hochofen, Kinder ins Bergwerk, Alte zu Soilent Green
    PS: Wenn sie auch mal in den Genuss der Vorzüge einer Behinderung kommen wollen: Einfach in den Baumarkt und mit dem Elektrofuchs die eine oder andere Amputation durchführen!

  18. Es stimmt, dass die Kürzungen an allen Stellen massiv sind. Es stimmt, dass man Menschen mit Behinderungen nicht in eine »nicht produktive Behindertenklasse« stecken sollte. Meiner Ansicht nach stimmt es auch, dass viele Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen einer speziellen Pflege bedürfen, oftmals ein Leben lang. Und dass diesen Menschen, die eh schon mit anderen Kosten als »normale« Arbeitslose konfrontiert werden (behindertengerechte Wohnung, Medikamente, Betreuer etc.), die Unterstützung so stark gekürzt wird, empfinde ich persönlich als einen Skandal. Ob man das allerdings in die »Leistungsträger-Ideologie-Schiene« stecken sollte, da bin ich mir nicht sicher.

  19. ES IST IMMER FALSCH! GANZ BESONDERS WENN DIE BETROFFENEN BESONDERS SCHWACH SIND;
    Schwach sind aber nicht nur Behinderte, sondern alle, die kaum in der Lage sind ihre Rechte durchzusetzen. Ich weigere mich Betroffene in Kategorien einzuteilen und für die eine Gruppe mehr und die andere weniger Enthusiasmus bei der Verteidigung einzubringen.

    Menschenrechte für alle!! Nicht: Behindertenversorgung für Behinderte. Die Teilung der vom massiven Sozialabbau Betroffenen in vereinzelte oft lächerliche Interessengruppen mag teilweise organisatorisch logisch sein, im Sinne einer wirklichen machtvollen Interessenvertretung ist es das nicht!

    Dieses Selbstzitat zeigt eindeutig das die Kritik an mir überhaupt keine reale Grundlage hat.

    Wer mich kritisieren möchte kann das gerne tun, aber wer so dreist ist und wegen eines einzigen Kommentares meine übliche Meinungsdirektive in Frage zu stellen, hat einfach das Diskutieren nicht gelernt oder ist schlicht im Begriff paranoid zu werden und jeden der nicht nickt und amen sagt zu einem einzelnen Unterpunkt gleich zum Feind(bild) zu zählen.

    Was hat ein Behinderter mehr an Rechten als ein Kind? Kein einziges. Beide haben das Recht in Würde und mit der Chance auf Teilhabe zu leben und sollten im Interesse des Staates auch individuelle Möglichkeiten zur Umsetzung erhalten. Das ist alles was ich sage! Das die individuellen Bedürfnisse unterschiedlich sind und jeweils andere Wege und Mittel zur Erfüllung bedürfen steht auf einem anderen Blatt.

    Wer aber meint, das die Kürzung bei Behinderten etwas anderes ist als die bei Kindern verkennt die Lage, das es nämlich für die Drahtzieher dieser Politik ein und dasselbe ist. Menschen werden entwertet und Schwache werden ausgebeutet. Ob das jetzt ein Behinderter ist, ein Kind, eine vielfache Mutter, die zulasten der Kinder / ‑erziehung unter Arbeitszwang steht oder ein Mann, dem das ganze Geld gepfändet wird, während die EX-Frau mit ihrem neuen gutsituierten Lover und den vier Kindern aus erster Ehe in gutem materiellen Wohlstand leben kann oder doch nur ein Asylant aus Timbuktu, dem erheblich weniger Leistungen zufließen als jedem Deutschen Arbeitslosen.

    Es ist Ungerecht und das bleibt es.

    Ansonsten vergesst es einfach, es geht mir nur um eine Definitionsfrage, auch wenn ich dieser Frage ein hohes Gewicht beimesse weil genau die übliche Interessenspaltung in alleinerziehende Frauen, alleinerziehende Männer, Kinderrechte, Mißhandelte Kinder, mißhandelte Frauen (für mißhandelte Männer siehts schlecht aus, herzlichen Glückwunsch!) Behinderte und so weiter und so fort. Weil diese Interessenspaltung teilt diejenigen in einzelne Blöcke und Bittsteller, die eigentlich alle dasselbe wollen und genau das ist das was ich kritisiere wenn hier mit einer doppelmitleidspose für Behinderte ein doppeljammer erzeugt werden soll. Ob einem Behinderten die Lebensgrundlage gestohlen wird oder einem Kind oder einer Frau oder einem Mann ist doch wohl immer dasselbe Unrecht, wenn es auch bei den besonders Schwachen noch perfider ist. Aber das sind Kinder im Vergleich zu behinderten Erwachsenen jawohl auch, oder?
    ___

    Damit lasse ichs auch gut sein. Haben wir ausgiebig drüber diskutieren können. Zu anderen Fragen, die weniger Zwistig sind wird ja leider selten ein Diskurs geführt. Mag ja auch daran liegen das man bei neuem Kommentar keine Mail bekommt. Das empfände ich als echte Verbesserung, soweit überhaupt längere Diskussionen gewünscht wären von den Blogmachern *anreg :-)

    MFG

  20. Vielen Dank an Jack, Antiferengi, Epikur (den Namen hätte ich auch gerne :-) gehabt) und Guardian of the Blind.

    Das nenne ich Mal ein durchdachtes und wirklich wichtiges Post — und wirklich durchdachte Kommentare von Euch Vieren.

  21. Die Kategorieeinteilung, die Hannzi sich weigert zu benutzen, sehe auch ich als großes Problem an. Gleichzeitig zeigt sich bei den sinnvollen Kommentaren hier, dass es gar nicht so einfach ist, zu beurteilen, was »fair« oder »gerecht« ist. Ich bin trotzdem der Meinung, dass Behinderte — selbst wenn sie für ihre Gleichberechtigung kämpfen — besonders unterstützt und nicht Leistungen gekürzt werden müssen!

  22. @Dana

    Danke für Dein Kommentar!

    Wir sind jedoch keine Plattform, die man für eigene Werbezwecke benutzen kann. Deshalb habe ich den Link in Deinem Namen zu preisvergleich.sale.de entfernt. (Fast) jeder nicht-kommerzielle Link ist erwünscht, Geld-Mach-Links werden entfernt. Wir sind keine Werbeplattform!

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