Expertengewäsch

Sie sind seit jeher die Speerspitze zur Argumentationsverstärkung: vermeintliche Politik- und Wirtschaftsexperten. Wir begegnen den Doktoren, Professoren, Hochschulabgängern, selbsternannten Sachkundigen, Wissenschaftlern oder sonstwie mit einem Titel versehenen Menschen, in jedem Medium. Ob Radio, Fernsehen, Printmedien oder Internet — sie sind überall. Die oft selbstverliebten Lackaffen fungieren häufig als erste und letzte Instanz, um bestimmte Interessen durchzusetzen. In Deutschland gibt es eine große Expertenhörigkeit und Expertengläubigkeit. Was ein Fachmann sagt und denkt, muss ja stimmen. Er oder Sie hat schließlich studiert, es gelernt, sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Oft wird vergessen, dass auch Experten Menschen und keine Halbgötter in Weiß sind. Sie haben Bedürfnisse, Interessen, Wünsche und Ängste. Und auch sie gehen aufs Klo.

Hinter einem vermeintlich objektiven Expertengewäsch steckt nur zu oft, eine Ideologie, ein Welt- und Menschenbild von der alle Gedanken getragen werden. Das Wissen von Fachidioten richtet sich, meiner Meinung nach, eben nicht nach dem NichtGott der Objektivität und der Neutralität, sondern nach Interessen und Weltbild. Oft genug reicht es,  bei Experten-Texten und Reden, das Welt- und Menschenbild sowie die Ideologie dahinter zu suchen und zu erkennen.  Denn bestimmte Weltbilder folgen immer bestimmten Argumentationsrichtlinien. Den Rest des Geschwurbels kann man sich dann gleich sparen.

Fällt euch was auf?

Die große Wirtschafts- und Finanzkrise ist vorbei. Natürlich wird es auch keine mehr geben. Natürlich nicht. Die nächste Wirtschaftskrise ist zwar schon längst da, aber sie heisst eben nicht so. Aus Wirtschaftskrise macht man nun die Eurokrise. Ob Finanz‑, Wirtschafts- oder Eurokrise, die Bezeichnung ändert sich, das korrupte und völlig marode System bleibt. Leider wird ein Großteil der Bevölkerung diese Zusammenhänge nicht erkennen. Man stülpt der Krise einen anderen Zusatz auf und will uns damit weismachen, dass jede Krise einzigartig sei und mit der letzten nichts zu tun habe. So werden wir noch viele Krisen durchleben und den Blick für das große Ganze verlieren.

Die Krise heisst Kapitalismus.

Neusprech: Faulheit

»Die Arbeit ist etwas Unnatürliches. Die Faulheit allein ist göttlich«.

- Anatole France

Faulheit bezeichnet im Sinne von faul und Fäulnis, dass Verderben und das Verwesen von Obst und von Tieren. Im Zeitalter von Arbeitsfetischismus, Sklavenmoral, Arbeitssucht und vorauseilendem Arbeitsgehorsam ist der Vorwurf der Faulheit eine schlimme Sünde. Wer als faul bezeichnet wird, sei träge, arbeitsscheu, unnütz, wertlos und letztlich gar überflüssig. Der Begriff ist im Kapitalismus negativ konnotiert und wird als Waffe gegen all jene verwendet, die sich nicht dem Hamsterrad der ewigen Selbstverwertung unterwerfen können oder wollen. Weiterlesen

Gepflegte Dauerpropaganda

Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, werden uns bestimmte Lügenmärchen und Mythen immer und immer wieder erzählt. Die herrschende Kaste will damit vor allem den Status Quo der Profitsicherung und den gesellschaftlichen Frieden aufrecht erhalten. Drei besonders penetrante Lügenmärchen, die uns durch jeglichen Kommunikationskanal fast täglich erreichen sind:

  1. Arbeitslose sind selbst schuld an ihrer Situation.
  2. Leistung lohnt sich.
  3. Wir werden immer älter und Deutschland stirbt aus.

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Terroristen gesucht!

Berlins Innensenator Erhart Körting rief am 18. November in der Berliner Morgenpost alle Berliner dazu auf, »seltsam aussehende Menschen« den Behörden zu melden. Schließlich könnten Terroristen in unserer Nachbarschaft wohnen, ohne dass wir es merken. Selbstverständlich meint Körting damit nicht nur Araber. ZG hilft heute allen Lesern »seltsam aussehende Menschen« frühzeitig zu erkennen. Sieht jemand in Ihrer Nachbarschaft vielleicht so aus?


Neusprech: Befriedung

»Obama hatte im Dezember 2009 das Militär angewiesen, das Land nachhaltig zu befrieden und die Verantwortung schrittweise an die afghanische Regierung zu übergeben.«

- SpiegelOnline vom 15. November 2010

Als Befriedung wird eine gezielte Maßnahme verstanden, die dafür sorgen soll, dass Frieden und kein Kampf oder Krieg in einem bestimmten Gebiet mehr herrscht. In der Regel sollen Konfliktparteien daran gehindert werden, ihren Streit auszutragen. Von Befriedung wird meist dann gesprochen, wenn ein Krieg schon ausgebrochen ist. Denn befrieden meint selten eine Entmilitarisierung. Meist soll mithilfe des Militärs Frieden geschaffen werden. Das Schlagwort Befriedung ist nicht selten ein Euphemismus für Eroberung und Unterwerfung.

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Sauber und sicher verstrahlt

Die Atompropaganda in Deutschland kennt angesichts der großen Anti-Atomproteste kein Halten mehr. In Berlin, im Bahnhof Friedrichstraße, hängen derzeit dutzende der oben gezeigten Plakate. Atomkraftwerke seien in Wahrheit Klimaschützer. Kein Wort zum Atommüll. Die Krone setzt die Seite www.kernenergie.de aber mit einem vermeintlichen factsheet auf, in der behauptet wird, dass der GAU von Tschernobyl sich in Deutschland nicht wiederholen könnte. Weiterlesen

Propaganda-Ursel

Wie Arbeitsministerin Ursula von der Leyen Anfang Februar 2010 schon angekündigt hatte, wird der Begriff »Hartz4« bald reingewaschen werden. Wie SpiegelOnline am 15. September 2010 berichtet hat, sollen mit dem neuen ALG2-Gesetzentwurf auch die Begriffe Hartz4 und ALG2 aus dem Gesetzestext verschwinden und mit »Basisgeld« ersetzt werden. Außerdem sollen das Elterngeld, die Beiträge zur Rentenversicherung   und der Heizkostenzuschuss gestrichen werden.

Wer die Verluste der Banken sozialisiert, ja die Lebenssituation von Millionen Menschen vorsätzlich verschlechtert, ist ein Verbrecher. Wenn Scheiße jetzt Rosenduft heißt, darf sich niemand beschweren, wenn es unangenehm riecht.

»Sie haben doch auch Wünsche, oder?«

Als ich letztens bei meiner Freundin war, besuchte uns unverhofft ein Vermögensberater. Durch einen eher ungeschickten Zufall, den ich hier nicht näher erläutern möchte, landete der Finanz-BWL-Schnösel mit Krawatte und Anzug tatsächlich auf unserer Couch. Eine  rhetorische Frage, die jeder Finanzdienstleister, Versicherungsvertreter und Vermögensberater in seinen Seminaren und Kursen lernen dürfte, wird wohl folgende sein:

Sie haben doch auch Wünsche, Träume und Ziele, die sie verwirklichen wollen, oder? Weiterlesen