Freizeit ist Konsumzeit

»Heute sind Konsumzonen und öffentlicher Raum komplett ineinander verschmolzen. In den Flughäfen von London, Oslo, Bergen oder Mailand gibt es keine freien Durchgänge mehr«.

- Philippe Rekacewicz, »Shoppen bis zum Abheben«, Le Monde Diplomatique, März 2013, S. 13

Anmerkung: Schon als Kinder werden wir mit dieser Realität konfrontiert. Gerade in Großstädten sind Freiräume, abseits der Konsumzonen und Shopping Center mit Ausnahme von Spielplätzen und Parks, kaum noch vorhanden.

Kinder in Deutschland; Teil 28: Alleinerziehend

Alleinerziehend zu sein, gilt in Deutschland, nach wie vor, als großer Makel. Immer steht die Frage im Raum, was die Gründe dafür seien, wie man das finanziell schaffe und ob man überhaupt lohnarbeiten könne, ohne das Kind zu vernachlässigen. Und sollte man nicht lohnarbeiten, was man seinem Kind denn dann vorleben würde. Schließlich bräuchten Kinder Mutter und Vater, eine intakte Familie sowie gute Vorbilder. Das Thema ist hochgradig emotional aufgeladen. Machtkämpfe beherrschen das Schlachtfeld. Sorgerechts‑, Unterhalts- und Psychokriege sind häufige Begleiterscheinungen der Alleinerziehenden. Und nicht selten sollen sich Beteiligte und Familienangehörige für eine Seite entscheiden. Bei all dem wird stets übersehen, dass vor allem eine Partei am wenigstens zu entscheiden, aber am meisten darunter zu leiden hat: die Kinder. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 27: Kontaktabbruch

Wenn Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, hat das meist ernste Gründe. Ein vermeintlich kleiner Streit kann das Fass zum Überlaufen bringen. Jahrelange zwischenmenschliche Differenzen, emotionale Kälte und eine Beziehung, die nicht auf Augenhöhe basiert, kann vor allem erwachsene Kinder, dazu bewegen, den Kontakt komplett abzubrechen. Die Dunkelziffer verlassener Eltern wird in Deutschland auf über 100.000 geschätzt. Natürlich sind Eltern nicht für alles allein verantwortlich, ihre Kinder werden auch von Freunden, Erziehern, Lehrern, Liebespartnern und den Medien geprägt. Dennoch sperren sich die meisten Eltern dagegen, die Kindheit der eigenen Kinder ernsthaft zu reflektieren. Weiterlesen

Bitte abschalten: »Die strengsten Eltern der Welt«

Respekt, Disziplin und Arbeitsgehorsam. Das sind die Werte, welche den Jugendlichen in der Pseudo-Doku-Sozial-Soap auf Sat 1 beigebracht werden sollen. Die Kinder werden zu Gasteltern geschickt, damit sie endlich lernen, gegenüber ihren Eltern und der Familie Respekt zu zeigen, ihren Drogenkonsum zu reduzieren und weniger herum zu hängen. Das vermeintlich faule Jugend-Pack soll ordentlich gedrillt werden. Folglich übergeben die Eltern ihre Kinder für einige Zeit dem TV-Sender Sat 1, der hier als Therapeut und Pädagoge fungiert und die Kinder in eine Art Umerziehungs-Camp verfrachtet. Sie sollen ihre vermeintlich unsoziale Art ablegen und sich allen Anweisungen fügen. Weiterlesen

Presseblick (3)

Auf taz.de gibt es ein interessantes Interview mit Andrew Feinstein, ehemaliger Politiker aus Südafrika, der sich lange mit dem internationalen Waffenhandel beschäftigt hat: »Die Deutschen zählen zu den Korruptesten in Europa und die Europäer zu den Korruptesten weltweit«. Wie jetzt? Ich dachte immer, sowas denken nur Verschwörungstheoretiker, Pessimisten und Linksextremisten? Wir haben doch eine tolle Demokratie und eine wunderbare freie Marktwirtschaft, oder etwa nicht?

Auf tumblr.com gibt es Fotos vom türkischen Protest. Die Polizeigewalt kennt hier keine Grenzen. Erdogan lässt ohne Gnade auf seine Landsleute einprügeln.

Drei Atommächte rüsten ihr Atomkontingent auf, USA und Russland würden ihre Atomwaffen reduzieren, schreibt welt.de. Dennoch besitzen beide Staaten rund 8.000 Atomsprengköpfe. Eine Reduzierung bedeutet hier wohl eher eine quantitative Ab- und eine qualitative Aufrüstung. Fazit: außer Nordkorea und Iran dürfen (fast) alle Atomwaffen haben. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 23: Konsum

Deutschland ist in vielen Gesellschaftsbereichen ein kinderfeindliches Land. Bei Bewerbungsgesprächen werden Frauen immer noch gefragt, ob sie Kinder wollen oder gar welche haben. Alleinerziehende Mütter rutschen meist in die Armutsfalle. Laute, spielende oder auch weinende Kinder in der Öffentlichkeit gelten oft als anstrengend. Um Kindertagesstätten werden Lärmwände gezogen. Nachbarn beschweren sich über laute Kinder und wer mehr als drei Kinder hat, hat es schwer, überhaupt eine Mietwohnung zu finden. Auch politisch werden weder für Kitas, noch für Erzieher ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Da schenkt man lieber den Banken 500 Milliarden Euro. Bei einer Sache jedoch, sind Kinder stets willkommen: beim Konsum.
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Warum wir keine Kinder kriegen...

Vor einigen Tagen ging es wieder durch die Presse: »Geburtenflaute in Deutschland. Seit 40 Jahren liegt die Geburtenrate bei konstant 1,4 Kindern pro Frau«. Als Grund wurde die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Auch wenn das ein wichtiger Punkt ist, so ist das nicht die einzige Ursache. Warum wird der Geburtenrückgang eigentlich als ein Problem skandalisiert? Wollen deutsche Unternehmen nicht etwa gut ausgebildete Frauen ohne Kinder oder Kinderwunsch? Wollen viele Arbeitgeber nicht ehrgeizige Karriereristen, die flexibel, mobil und ungebunden sind? Und wollen Nachbarn, Mieter und Passanten nicht eine kinderfreie Lebenswelt, weil die kleinen »Gören« eh nur den ganzen Tag spielen und schreien würden?

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accessio lysis

In der Pränatalmedizin ist ein spektakulärer Durchbruch gelungen. Forscher aus den USA und Deutschland haben eine Wachstumspille, die sog.»accessio lysis«, für Kinder entwickelt. Die Schwangere muss die hochdosierte Tablette täglich einnehmen, damit die Gene des Ungeborenen stimuliert werden. Der Effekt: nach der Geburt dauert es nicht länger als knapp fünf Jahre bis das Kind zu einem vollwertigen Erwachsenen herangewachsen ist. Und zwar in physischer, kognitiver und emotionaler Hinsicht. Damit wird die Kindheit auf fünf Jahre begrenzt und der neue Mensch so frühzeitig zu einem produktiven Teil der Gesellschaft gemacht werden. Politik und Wirtschaft zeigten sich begeistert.

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Kinder in Deutschland; Teil 22: Umerziehung

Typische Gespräche zwischen Mutter (M), Vater (V) und Sohn (S). Über Schule, Arbeit und Leistung. Eine Tragödie in fünf Akten.

Akt eins

M: Guten Morgen, mein Sohn!
S: (brummelt)
M: Die Sommerferien sind vorbei, heute ist endlich wieder Schule! Freust Du Dich schon?
S: Nein.
M: Aber warum denn nicht? Dort lernst Du viele tolle Sachen!
S: Zum Beispiel?
M: Englisch, Mathe, Deutsch — wenn Du später eine anständige Arbeit finden willst, dann musst Du das lernen. Und jetzt raus aus den Federn! Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 21: Kinder sind unsere Gegenwart

»Kinder denkt an eure Zukunft« lautet ein aktuelles Werbeplakat der Berliner Sparkasse. Kinder sind unsere Zukunft, sie sind unser wertvollster Rohstoff, so heißt es oft. Sie werden als zukünftige Steuerzahler, Arbeitnehmer, Rentenbeitragszahler, Vollblut-Konsumenten, Wähler oder auch als vermeintliche Leistungsträger bewertet. Bei all diesen Betrachtungsweisen geht es um funktionales, technisches und systemisches Denken, aber am allerwenigsten um die Kinder selbst. Denn für Kinder ist vor allem eines wichtig: Leben im Augenblick. Weiterlesen