Fußball-WM in Katar, Expo in Dubai, Winterspiele in Sotschi. Wenn man dem Kaiser glauben will, ist es unnötig sich Gedanken um die ethische Dimension der WM zu machen. Womöglich sieht das nicht jeder so. Sind die Vergabekriterien für Großereignisse in den letzten Jahren unter »pragmatischeren« Gesichtspunkten definiert worden oder ist die öffentliche Wahrnehmung eine Andere?
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Vergauckt
Auszüge aus der Lobrede zum Neoliberalismus, gehalten von Bundespräsident Joachim Gauck, bei der Festveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen des Walter Eucken Instituts am 16. Januar 2014 in Freiburg. »Wer dies im Hinterkopf hat, kann es übrigens nur höchst merkwürdig finden, dass der Begriff neoliberal heute so negativ besetzt ist«, meint unser Bundespräsident. Frech und unhöflich übersetzt von epikur. Der liberale Kampfbegriff »Freiheit« wurde im Original insgesamt 31 mal verwendet. Weiterlesen
Grüne Illusionen
Letztlich lässt jedes Wachstum, ob öko-grün oder fossil-schwarz, den Output aller Güter und Dienstleistungen ansteigen und mit ihm wiederum die Nachfrage nach Energie und Ressourcen.
- Tilman Santarius. »Der Rebound-Effekt: Die Illusion des grünen Wachstums«. Blätter. Ausgabe Dezember 2013. (S. 73)
Anmerkung: Grüner Öko-Konsum ist bequem und gibt ein gutes Gewissen. Man darf fröhlich weiter konsumieren und fühlt sich als ein besserer Mensch. Dafür muss man lediglich ein paar Euro mehr ausgeben. Am Wirtschaftskreislauf und dem Wachstums-Fetisch ändert das aber leider nichts. Um wirklich nachhaltig zu sein, muss man auf Konsum generell mehr verzichten lernen können. Daran führt kein Weg vorbei.
Neokolonialismus
Auf der einen Seite werden in der sogenannten Dritten Welt für Gold, Silber, Coltan ganze Berge abgetragen, um sie in Fabriken zu transportieren [...] Und auf der anderen Seite kommt ein Großteil davon mit den einlaufenden Schiffen in Bergen von Zivilisationsmüll wieder zurück.
- Jürgen Reuß und Cosima Dannoritzer. »Kaufen, wegwerfen, neu kaufen«. Blätter Ausgabe Januar 2014. S. 96
Anmerkung: Dieses Zitat bringt für mich den heutigen Neokolonialismus, der als Globalisierung bezeichnet wird, bildlich sehr gut auf den Punkt. Wir stehlen den »Dritte Welt« Ländern die Ressourcen und berauben sie damit der Möglichkeit, wirtschaftlich eigenständig und unabhängig zu werden, und gleichzeitig beliefern wir sie mit unserem Abfall, der ihre Flüsse und Seen vergiftet, Krankheiten verbreitet und unsere Verachtung verdeutlicht.
Die Angst der Reichen
Häufig wird behauptet, man bräuchte nur genug Geld, dann hätte man für sein Leben ausgesorgt. Ein sorgenfreies und glückliches Leben würde einen erwarten. Ausreichend Vermögen würde die Nerven beruhigen, zufrieden machen und persönliches Glück erzeugen. Schließlich nagt, bei nicht wenigen finanziell schwachen Menschen, der ökonomische Überlebenskampf, der Neid und die Gier an der eigenen geistigen Gesundheit. Dies alles hätte ein Ende, wenn man nur reich sein würde, so eine weit verbreitete Einstellung. Also wird jahrzehntelang Lotto gespielt, sich an Gewinnspielen beteiligt, Geld in Lebensversicherungen und Sparguthaben angelegt oder sich kaputt geschuftet – alles in der Hoffnung, irgendwann reich oder zumindest halbwegs vermögend zu sein. Was ist aber, wenn in Wahrheit die meisten Reichen weder glücklich, noch sorgenfrei sind? Sondern, ganz im Gegenteil, eigentlich in ständiger Angst leben? Weiterlesen
Hofberichterstattungsvertrag
Der Koalitionsvertrag von CDU/SPD ist und wird das Papier nicht wert sein, so wie alle Koalitionsverträge vorher. Wann hat sich jemals eine Regierung exakt an das gehalten, was sie dort hineingeschrieben hat? Alle Jahre wieder üben sich Politik und Medien in Geschichtsvergessenheit, Inszenierung, Lügentheater und Kumpanei. Unsere sog. Leitmedien sind nur noch erbärmlich. Kritik oder eigene Gedanken finden nicht mehr statt. Die aktuelle Berichterstattung zum Koalitionsvertrag ist leider keine Satire, sondern ernst gemeint. Für diesen einseitigen, von vorauseilenden Journalisten geschriebenen, Hofberichterstattungs-und-Propaganda-Sermon soll ich den Niedergang der Presse beweinen?
»Nein, es ist nicht fair, diese Koalition gleich am ersten Tag ihres Entstehens schon als Fehlkonstruktion zu bezeichnen.«
- spiegel.de»Doch aus inhaltlichen Gründen kann kein SPD-Mitglied den Vertrag jetzt ablehnen.«
- sueddeutsche.de»Deutschland wird durch die Neuauflage von Schwarz-Rot wieder etwas sozialer werden.«
- zeit.de
Der gute Kapitalismus
Nach dem Mauerfall und dem weltweiten Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus, hat der Kapitalismus sein Gegenmodell verloren, vielleicht mit Ausnahme heutiger lateinamerikanischer Sozialismus-Formen. In diesem Zusammenhang behauptet er, die einzige wirtschaftspolitische Alternative zu sein. Da aber jedes System als Abgrenzung, Legitimation und Polarisation ein Gegenmodell benötigt, wird nun mehr und mehr versucht innerhalb des Kapitalismus selbst, zwischen vermeintlich guten (Biokonsum, Fair Trade, Emissionshandel, Öko-Siegel etc.) und schlechten Ausprägungen (Finanzkapitalismus, Hedge Fonds, Heuschrecken, Neoliberalismus etc.) zu unterscheiden. Dabei ist und bleibt das gesellschaftliche Eigentum stets ungerecht verteilt und das Dogma der Profitorientierung sowie des unendlichen Wachstums bleiben immer unangetastet. Weiterlesen
Zum Thema Mindestlohn
»2012 waren nur noch 58 Prozent der abhängig Beschäftigten durch Tarifverträge abgesichert, 60 Prozent in den westlichen und 48 Prozent in den östlichen Bundesländern. 15 Jahre zuvor waren es noch 75 respektive 63 Prozent.«
- Olivier Cyran, »Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen«, Le Monde Diplomatique, Ausgabe September 2013, S. 4
Anmerkung: Überall wird nun große Hoffnung in die Einführung eines Mindestlohns gesteckt. Er kann und darf, nur der Anfang um den Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit sein. Denn man sollte nicht so naiv sein und glauben, der Mindestlohn würde tatsächlich überall gezahlt werden. Ob Outsourcing, Subunternehmen, Leiharbeit, Standortverlagerung, Austritt aus den Tarifverträgen etc. — es gibt genug Möglichkeiten, ihn selbst bei einer flächendeckenden Einführung, nicht bezahlen zu müssen.
Deutschland, ein Bankenstaat
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz: BaFin) ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Banken uns längst regieren. Man möchte so gerne an die Macht der Demokratie, der Parlamente und der Politiker glauben. Die Bankokratie ist aber leider keine Dystopie, sondern längst Realität. Noch immer wird die Macht der Banken, selbst von moderaten Linken, als Verschwörungstheorie gebrandmarkt. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Weiterlesen
Politisches Kasperletheater
Nun heißt es, die Verhandlungen über die neue Regierungskoalition würde mindestens bis Dezember dauern. Am 22. September waren Bundestagswahlen und es wird mit zwei Parteien, den Grünen und der SPD, über zwei Monate »verhandelt«? Was soll das? Da setzt man sich an einen Tisch, einigt sich darauf, wer welches Pöstchen bekommt, welche Inhalte in das Regierungsprogramm geschrieben werden (das nicht mal das Papier wert ist) und dann kann endlich los- und durchregiert werden. Natürlich gegen die Bevölkerung und für Unternehmen und Banken. Diese öffentliche Inszenierung von Politik und vermeintlich harten Verhandlungen (guter Beitrag hierzu auf ad sinistram) ist eine weitere Verblödung der Massen.
