Die Überflüssigen

Mann mittleren Alters, unsportlich, in einer 1 Zimmer-Wohnung lebend, kein Job, kein Geld, kein Auto, möchte respektiert und geliebt werden.

Kleinkind, neugierig auf die Welt, spricht, lacht und weint lebensfroh, tobt und spielt gerne in der Wohnung, möchte respektiert und geliebt werden.

Rentnerin, herzkrank, langsam im Gehen und Denken, graue Haare und viele Falten, herzlich, fürsorglich, möchte respektiert und geliebt werden.

Politisch interessierter junger Mann, tierlieb, leider ohne Wohnung, alkoholkrank, möchte respektiert und geliebt werden.

17 jährige Vollwaise, rundlich und dick, lebt im Jugendheim, zeichnet gerne Pferde, besitzt leider nur second hand Kleidung und hat kein Handy, möchte respektiert und geliebt werden.

Flüchtling aus Libyen, kinderlieb, verantwortungsbewusst, leider ohne Lohnarbeit, Wohnsitz und gültigen Pass, möchte respektiert und geliebt werden.

Sehschwache Frau, mit Down-Syndrom, kreativ, philosophisch, möchte respektiert und geliebt werden.

9 Gedanken zu “Die Überflüssigen

  1. Mein Reden, so gehts in der Welt immer wieder nur um das Eine.

    Man könnte auch andere hinzunehmen, die im Grunde auch nichts anderes wollen, es aber nicht mehr richtig wissen. Sowie andere, die auf Kosten anderer bereit sind im Falschen lebend das richtige nur für sich selbst zu realisieren. Das schlechte Gewissen wird verdrängt, Schuld ist man ja nicht selbst, sondern die Gesellschaft, die fordert ja das rücksichtslose Verhalten, damit es einem gut gehen kann. Anders herum wird ein Schuh draus: Weil viele Menschen rücksichtslos ihren zu großen Anteil einfordern, braucht es eine Gesellschaft, die das auch durchzusetzen bereit ist und somit schafft sich diese Gesellschaft selbst im Form einer Gewaltherrschaft.

    MFG

  2. @Thomas. Wer hat überhaupt noch heute Zeit dafür? Hab mir heute morgen beim Aufstehen aus Versehen die Tagespredigt von irgendeinem jung-vergeistigten katholischen Pfaffen aus Regensburg angehört. Ganz herzanrührende Geschichte von nem kleinen Dackel mit Aufforderung dazu, am Leid anderer zu profitieren. In dem Ding ist dreimal das Wort Gewinn und zweimal Profit gefallen. Der Mann hat gar nicht mehr gewusst, was er für eine Rhetorik benutzt. Fand das wahrscheinlich ziemlich modern. Keine Rede mehr von Hilfe von außen. Hilf dir selbst, und finde Mut am Leid anderer, das es noch schlimmer kommen kann. Und genieße vor allem, — wie sich trotzdem das Leben überall durchschlägt. Egal, — wie. Dass ist Zeitgeist. (Sorry, hat nix mit den Zeitgeistlosen zu tun ).

  3. Danke für diesen Text.
    Gute Beschreibung für eine der zeitgeistigen Verirrungen, die sich (ein Teil?) Menschheit derzeit leistet

    LG, Adi

  4. das ist es wohl, um das geht es wohl. Geliebt und respektiert zu werden. Es ist nicht alles, aber es ist ein großer Teil. Wer das hat, kann glücklich sterben. Der oder sie kann anfangen zu leben. Wer es nicht hat, stirbt im Gefühl, alles versäumt zu haben, auch wenn es bis eine Stunde vor dem Tod, so ausgesehen hat, als badete der oder sie glücklich im Geld. Im Sterben wendet man sich auf sich zu, kommt zu sich: das ist das von der Religion phantasierte letzte Gericht. Man geht mit sich zu Rate, ein letztes Mal, nur mehr in Wahrheit, der Schleier des Lebens lichtet sich an seinem Ende. Liebe und Respekt von anderen und für andere läßt glücklich sterben. Wem dies nicht reicht, hat nichts verstanden. So sterben Millionen, ohne je Gelegenehit gehabt zu haben, das zu verstehen.

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