SpiegelOnline titelt »Aussteiger mitten in der Großstadt — Arbeit ohne Stress« und porträtiert einen Ex-BWL-Fuzzi, der aus seiner Wohnung heraus, hochwertige Musik-Anlagen verkauft. Er würde seine Kunden dutzen und manchmal würden sich auch echte Freundschaften daraus entwickeln. Wenn das im Denkgebäude der Journalistin Anja Tiedge bereits als ein Aussteiger-Modell aus dem Kapitalismus gelten soll, dann ist es kein Wunder, dass unsere Medien weder fähig noch willens sind, echte Alternativen zu gängigen Denkmustern zu formulieren. Weiterlesen
Schlagwort-Archiv: Kapitalismus
»Die Waren müssen ihre Käufer kaufen«
Der Soziologe und Philosoph Andre Gortz über Konsum und Kapitalismus.
Der gute Kapitalismus
Nach dem Mauerfall und dem weltweiten Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus, hat der Kapitalismus sein Gegenmodell verloren, vielleicht mit Ausnahme heutiger lateinamerikanischer Sozialismus-Formen. In diesem Zusammenhang behauptet er, die einzige wirtschaftspolitische Alternative zu sein. Da aber jedes System als Abgrenzung, Legitimation und Polarisation ein Gegenmodell benötigt, wird nun mehr und mehr versucht innerhalb des Kapitalismus selbst, zwischen vermeintlich guten (Biokonsum, Fair Trade, Emissionshandel, Öko-Siegel etc.) und schlechten Ausprägungen (Finanzkapitalismus, Hedge Fonds, Heuschrecken, Neoliberalismus etc.) zu unterscheiden. Dabei ist und bleibt das gesellschaftliche Eigentum stets ungerecht verteilt und das Dogma der Profitorientierung sowie des unendlichen Wachstums bleiben immer unangetastet. Weiterlesen
Die Lebenslüge der Linken
»Letztlich wirkt ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital politisierend und schafft so eine lebendige Demokratie«.
-Mohssen Massarrat, »Der Skandal der Massenarbeitslosigkeit«, Blätter, Ausgabe Oktober 2013, S. 33
Anmerkung: Wann hat es das je gegeben? Ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis? Große Teile der politischen Linken glauben nach wie vor daran, den Kapitalismus im Sinne der sozialen Gerechtigkeit zähmen zu können. Auch lange vor dem Fall der Mauer und in den sog. goldenen Jahren von Willy Brandt gab es vielleicht für die Bevölkerung ein paar Brotkrumen mehr, dass alles hat aber nie etwas am »Idiotenspiel« (Hartmut Rosa) vom endlosen Wachstums, der Profitorientierung sowie an der ungerechten Verteilung vom gesellschaftlichen Eigentum etwas geändert. Der Kapitalismus ist nicht zu zähmen, man kann ihn nur überwinden.
Presseblick (13)
Als erstes gibt es von mir einen ausdrücklichen Lesebefehl zu »Heute CDU/SPD – morgen arbeitslos« auf dem monopoli-Blog. Hier findet ihr eine ausführliche Auflistung aller zukünftigen geplanten Stellenstreichungen von Unternehmen, Konzernen und Banken. Für alle, die noch an der Illusion festhalten, die »soziale Marktwirtschaft« würde euch »Selbstverwirklichung durch Lohnarbeit« ermöglichen. Zieht euch das rein und öffnet euch für Lebens-Alternativen.
In einem Zentrallager von Aldi-Süd wurden Azubis vom Arbeitgeber körperlich gezüchtigt, schreibt SpiegelOnline. Die physische Misshandlung wird hier breit betitelt und zeigt auf, wie rücksichtslos unser Wirtschaftssystem geworden ist. Aber ist sicher nur ein »Einzelfall«. Was ist eigentlich mit der täglichen ökonomischen Erpressung von Millionen ALG2-Empfängern, Mini-Jobbern, Leiharbeitern und Aufstockern? Ist das keine seelische Misshandlung?
Auf taz.de gibt es einen empfehlenswerten Artikel von Uli Hannemann, der nicht nur unser TV-Programm zerreißt, sondern hübsch formuliert, welchen Einfluss und welche Wirkung das Trash-TV auf uns hat: »Das Fernsehen ist unser Fenster zur Welt. Mit zunehmender Erblindung dieses Fensters erblinden auch die Zuschauer.« Sehr viel konkreter wird er dann leider nicht, denn auch die TAZ braucht schließlich Werbekunden.
Konsum macht glücklich!
»Je mehr du besitzt, desto mehr kannst Du kriegen!“
- Arundhati Roy, »Kapitalismus: eine Gespenstergeschichte«, Blätter, Ausgabe Juli 2012, S. 35
Gehen Sie noch heute los und kaufen Sie! Gönnen Sie sich etwas tolles, etwas einmaliges, etwas besonderes! Sollten Sie sich unwohl fühlen oder eine innere Leere verspüren, dann zögern Sie nicht lange und greifen Sie zu! Heben Sie einen ordentlichen Batzen Geld von Ihrem Konto ab und fahren Sie sofort in das nächste Geschäft. Erfüllen Sie sich einen Herzenswunsch, werden Sie noch heute glücklich und kaufen Sie!
Der Mensch.
Ohne Worte.
Kaufen. Wegwerfen. Kaufen.
Vor einigen Tagen ist ein Gutachten im Auftrag der Grünen durch die Presse gegangen, das Industrie und Unternehmen möglichst schnell wieder vergessen wollen: geplanter Verschleiß von Geräten als Massenphänomen. Hersteller bauen absichtlich mangelhafte Bestandteile ein oder es werden technische Tricks verwendet, um die Lebensdauer von Einzelteilen zu begrenzen.
In der Studie der »geplanten Obsoleszenz« (geplantes alt werden/abnutzen) betonen Stefan Schridde und Christian Kreis: »Je stärker die Gewinn- und Kapitalmarktorientierung, die auf Renditemaximierung setzt, desto anfälliger sind tendenziell Unternehmen, auf die Strategie geplanten Verschleißes zu setzen, da sie rein ökonomisch gesehen für das einzelne Unternehmen, wie oben gezeigt, unschlagbare Vorteile verschafft.«
Ein Social Media Shitstorm blieb aus. Viele dürfte das ohnehin nicht schockieren, unsere Wirtschaftsordnung ist schließlich auf Ausbeutung, kurzfristigen Profit und Konsum ausgelegt. Und wenn man dafür Kriege um Rohstoffe beginnt, bergeweise Müll fabriziert, die Umwelt verpestet oder Schrottprodukte produziert, damit man möglichst schnell wieder »neue, hochmoderne, auf dem Neuesten Stand der Technik« gefertigte Produkte kaufen soll, dann ist das eben so. Dem Profit darf sich nichts unterordnen. Qualität schon gar nicht!
Es gibt keinen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz
»Es gibt keinen von der Bevölkerung tatsächlich regierten Kapitalismus, keinen Kapitalismus, indem der Wille der Bevölkerung über den Imperativen von Profit und Akkumulation steht [...] Auch dass es niemals eine kapitalistische Gesellschaft gab, in der Reichtum nicht einen privilegierten Zugang zur Macht garantierte, ist hinlänglich bekannt«
- Ellen Meiksins Wood, »Die Grenzen des Kapitalismus«, Blätter, Ausgabe Dezember 2011, Seite 55
Anmerkung: Viele glauben, wenn die SPD wieder auf den sozialen Pfad geführt werde, der Kapitalismus gezähmt werde und die Unternehmen wieder mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, ja dann, werde alles irgendwie wieder gut. Das obige Zitat verdeutlicht, dass der Kapitalismus nie in erster Linie an den Menschen gedacht hat, es ging und geht immer nur um den Profit einiger Weniger, auf Kosten der Masse. Damit will ich nicht sagen, dass der Sozialismus besser bzw. somit anzustreben sei. Dennoch muss der Kapitalismus überwunden werden, wenn der Mensch im Zentrum jeglicher Politik stehen soll.
Moderne Zeiten
Eintönigkeit und monotone Arbeitsabläufe erkranken den Körper und die Seele. Lohnarbeitet entfremdet den Menschen von sich selbst. Die Individualität wird zur Sklavenmoral. »Modern Times« ist ein Film von und mit Charlie Chaplin aus dem Jahre 1933. Was hat sich seit über 70 Jahren verändert?