Neusprech: Gehaltsvorstellung

»Unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung«

- eine häufige Formulierung in Stellenanzeigen

Die Formulierung im Zitat stellt die Frage nach der eigenen finanziellen Wertigkeit. Die Phrase unterstützt die Vorstellung, nach einer vermeintlich leistungsgerechten Bezahlung. Dazu müsste man aber Leistung seriös messen können. Leistet ein Manager mehr, als eine Putzfrau? Eine Krankenschwester weniger, als ein Banker? Wie misst man Leistung? An der Bezahlung? Dann dreht man sich im Kreis: Leistung ist gleich Bezahlung und Bezahlung ist gleich Leistung. Weiterlesen

Arbeit ist Arbeit ist Arbeit

Interessant, was bei monsters.de, einer der großen Online-Stellenbörsen alles als »Lohnarbeit« gilt. Es ist überhaupt auffällig, dass bei vielen Stellenanzeigen keinerlei Unterschiede zwischen  sozialversicherungspflichtiger Lohnarbeit, Minijobs, Zeitarbeit oder Praktikas gemacht werden. Es wird einfach alles zusammengeworfen und euphemistisch als »Job« bezeichnet. Schauen wir uns mal ein paar ausgewählte Stellenanzeigen von monsters.de an. Weiterlesen

Bewerbungsanalphabeten

In der vermeintlich linksbürgerlichen Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel vom 28. Oktober 2010 mit Tips und Ratschlägen für das Bewerbungsschreiben und das Vorstellungsgespräch. Mithilfe von Bewerbungstrainern, wird den jobhungrigen Bewerbungsanalphabeten nahe gelegt, dass die Chance, eine sozialversicherungspflichtige Lohnarbeit zu erhalten, einzig und allein vom richtigen Verhalten der Bewerber abhängt. Beziehungen, sozialer Status, Glück und Aussehen spielen dabei natürlich eine untergeordnete Rolle. Folgendes sollte, laut dem lustig-lustig geschriebenem SZ-Bewerbungsknigge beachtet werden (mit bissigen Kommentaren von mir): Weiterlesen

»Bürger, bettelt um Lohnarbeit!«

Im April 2010 schrieb ich einen Artikel mit dem Titel »Arbeitslose dürfen nicht glücklich sein!«. Darin schrieb ich, dass es für viele Menschen eine Kausalität zwischen Lohnarbeit und Glück gebe. Ferner, dass wer erwerbslos ist, auch gar nicht glücklich sein könne bzw. nicht glücklich sein dürfe! Wer erwerbslos ist und auch noch behaupte, er sei gar nicht so unglücklich darüber, wird als Parasit, Schmarotzer, ja als Unmensch gesehen. Wer erwerbslos ist, hat sich zu schämen, zu ducken und sich ständig bei der Familie und bei Freunden zu rechtfertigen, warum er denn keine Lohnarbeit habe? Weiterlesen

Die Jugend von heute

Die Jugend von heute sei größtenteils nicht ausbildungsfähig und nicht ausbildungswillig, wird oft behauptet. Sie seien undiszipliniert, vorlaut, wollen nur rumhängen, vor dem PC oder dem Fernseher sitzen, saufen, sms schreiben, mp3´s hören und chatten. Viele Ausbildungsbetriebe beklagen sich, dass Jugendliche große Bildungslücken aufweisen würden. Kurz: die Jugend ist dumm und schuld! Für viele Jugendliche gibt es heute nur zwei Perspektiven: Superstar werden oder Hartz 4 beziehen. Nach den Ursachen fragt wie immer keiner.

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Vertrauen ausverkauft

Die Deutschen vertrauen ihren Chefs nicht. Ich vermute, unseren Bossen bleibt vor lauter Profitmachen einfach keine Zeit, Vertrauen zu ihren Mitarbeitern aufzubauen. Laut Wiki versteht man unter Vertrauen das Vorhandensein einer Handlungsalternative. Die gibt es auf dem Arbeitsplatz natürlich in Hülle und Fülle. Manche werden auch mal wegen einer Frikadelle oder einem Pfandbon fristlos gekündigt. Dafür sollten wir Lohnarbeiter einfach mal Verständnis haben, oder nicht?

- Quelle der Statistik: Böckler-Impuls 162010 der Hans-Böckler-Stiftung

Schluss mit Füße hochlegen!

Bald wird wieder ordentlich geschuftet, wie es sich für einen anständigen Menschen gehört! Lohnarbeiten bis die Schwarte kracht. Es geht schließlich um Deutschland!

Die Arbeitszeit könnte bis auf 45 Stunden pro Woche steigen [...] Mittelfristig geht es nicht ohne längere Arbeitszeiten. 37,5- oder 38-Stunden-Wochen sind in jedem Fall vorbei [...] Der Direktor des Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, verwies darauf, dass laut Gesetz sogar eine Wochenarbeitszeit von bis zu 48 Stunden erlaubt sei.

- SpiegelOnline vom 23. Oktober 2010

Na dann ran an die Arbeit!

»Die armen Teufel«

Ein Berater muss herausfinden, welchem jungen Menschen er mit Strenge begegnen muss, damit der sich Mühe gibt und es sich nicht im System bequem macht. Dem armen Teufel, der von der Familie keine Anerkennung und Unterstützung kriegt, der in der Schule versagt, muss er Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit geben.

- BA-Chef Weise im Interview mit der Süddeutschen am 11. Oktober 2010

Anmerkung: So ist das also. Arbeitsvermittler sind in Wahrheit Pädagogen und Therapeuten, die sich der armen Seelen der erwerbslosen, und damit wertlosen, Jugendlichen angenommen haben. Durch autoritäre Strenge und Härte wird den Jugendlichen Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit gegeben. Sie werden gepeitscht und zum sich-selbst-verwerten getrieben. Was würden erwerbslose Jugendliche ohne Arbeitsvermittler nur machen?

Jugendliche abrichten

Als ich vor kurzem zufällig im Berufsinformationszentrum (BIZ) einer Arbeitsagentur in Berlin landete, nahm ich mir aus Interesse ein paar kostenlose Berufsinformationsmagazine mit. Mit einer diffusen Ahnung, dass ich in diesen Heftchen sicher etwas finden werde, was mir sauer aufstoßen würde, steckte ich sie ein. Und ich wurde nicht enttäuscht. Diese als Berufsinformationsmagazine getarnten Heftchen, sind vor allem auf Jugendliche zugeschnitten. In ihnen soll den Jugendlichen beigebracht werden, sich marktkonform zu verhalten, sich den Arbeitgebern bedingungslos zu unterwerfen und jegliches Berufsversagen als »eigenverantwortlich« und selbstverschuldet anzuerkennen. Weiterlesen