Den Frieden diffamieren

Wie entwertet man am besten unbequeme Aussagen? Indem man die Person öffentlich diffamiert, ihre moralische Integrität anzweifelt. Ganz besonders beliebt ist diese Methode, wenn es um moralische Instanzen wie z.B. die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßman geht. Ihre Kritik an dem Krieg in Afghanistan wurde von Medien und Politikern gleichermaßen mißmutig aufgenommen. Wie kann es eine kirchliche Instanz nur wagen von Frieden zu sprechen und den Krieg zu verteufeln?

Welch große Propagandamaschine wir in Deutschland haben, sieht man auch daran, dass sich alle auf das Hetz-Flagschiff, die BILD, beziehen. SpiegelOnline, die Frankfurter Rundschau, der Stern, die Financial Times Deutschland und der Focus zitieren freimütig einen Artikel der BILD, indem die EKD-Ratsvorsitzende betrunken am Steuer erwischt wurde. Ich möchte nicht wissen, wer schon alles betrunken am Steuer erwischt wurde und wer nicht. Wäre es kein Politikum wie Frau Käßmann, wäre diese Meldung wohl eine schnöde Boulevard-Nachricht, die nur müdes gähnen verursachen würde. Nun kann man aber sagen: »Eine Säuferin kritisiert den Afghanistan-Krieg! Die muss man nicht ernst nehmen!«.

Bitte Lächeln!

»Versuchen Sie, ein positiver, fröhlicher, heiterer Mensch zu sein. Seien sie optimistisch, und ermutigen Sie andere. Seien Sie fröhlich und locker. Legen Sie sich eine Ausstrahlung zu, von der andere sich angezogen fühlen. Egal, wie es in Ihrem Privatleben aussieht, lassen Sie es die Kunden nicht spüren.«

- Brian Tracy, Verkaufsstrategien für Gewinner, Seite 76

Lächeln gehört zum Geschäft. Lächeln ist Geschäft. Mit Lächeln macht man Profite, lockt Kunden an, gibt ihnen ein gutes Gefühl. Lächeln ist ein immanenter Bestandteil der Verkaufsstrategie, der Werbung. Eine Maßnahme, die Geld in die Taschen der Profitmacher spülen soll. Lächeln ist hier nicht nur künstlich, kalt und unehrlich, sondern verbirgt die Fratze des Kapitalismus: Egoismus, Gier und Profitdenken. Der zwischenmenschliche Mechanismus der Anziehung und Sympathie wird instrumentalisiert, zur Ware degradiert. Ob Versicherungsvertreter, Bankangestellte oder Kassierer – sie alle sollen ein »freundliches Auftreten« an den Tag legen und möglichst viel lächeln. Weiterlesen

Tierethik und die Konstruktion der Welt

Der Eisbär Knut und sein PflegerDiebisch wie eine Elster, geschmeidig wie eine Katze, schlau wie ein Fuchs, scheu wie ein Reh oder stumm wie ein Fisch? Fabeln und Märchen weisen Tieren Eigenschaften zu, personalisieren sie. Wir werden mit diesem Kulturkontext groß, leiten daraus moralisch gerechtfertigte Entscheidungen ab. Spinnen sind für viele eklig, hinterlistig und böse. Sie zu töten, sie zu zertreten bereitet den wenigstens ernste Gewissensbisse. Würde aber jemand öffentlich eine Katze töten, wäre der Aufschrei groß. Zumindest in Deutschland. Kann man Tieren einfach Kategorien wie »gut« und »böse« zuweisen? Hat nicht jedes Tier, jedes Lebewesen seine Berechtigung? Und auch wenn diese moralischen Kategorien erzogen worden sind, so erscheinen sie mir doch willkürlich festgelegt. Weiterlesen

Drei Gründe warum Qualifizierungsmaßnahmen des Jobcenters sinnvoll sind:

1.) Das Heer der Arbeitslosen lernt qualifiziert Briefe zu beschriften und die Briefmarken an die richtigen Stellen zu kleben. Damit erhöhen sich ihre Chancen einen Job (keinen Arbeitsplatz!) zu finden beträchtlich.

2.) Das Heer der Arbeitslosen sorgt für Beschäftigung in der Berufsweiterbildungsindustrie,  verschönert die schnöde Arbeitslosenstatistik und lernt, sich nach dem Toilettengang endlich die Hände zu waschen. Letzteres sollte als Berufsqualifizierung in jedem Lebenslauf nicht fehlen!

3.) Das Heer der Arbeitslosen lernt ‑unter Anleitung und Aufsicht- qualifiziertes surfen im Internet. Das kann schließlich nicht jeder!

»Der erwerbsfähige Hilfebedürftige muss aktiv an allen Maßnahmen zu seiner Eingliederung in Arbeit mitwirken«

- SGB 2, § 2 »Grundsatz des Forderns«

Siehe auch: Report München vom 18. Januar 2010

Anständige Medien?

Oft wird über den Inhalt der Medienberichterstattung gesprochen, aber nur selten über die Arbeitssituation, die in den Redaktionen vorherrschen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat eine gute Auflistung von Verlagen erstellt, die sich nicht an die bundesweit ausgehandelten Tarifverträge halten. Kurzfristiges Profitdenken in der Medienbranche lässt viele Verlage nicht großartig anders handeln wie Schlecker oder Lidl. Die Berliner Tageszeitung B.Z. wurde am 1.1.2007 in eine eigene GmbH ausgelagert, die nicht tarifgebunden ist. Die Frankfurter Rundschau beschäftigt knapp 50 Redakteure als Leiharbeitnehmer. Auch die Journalistenschulen des WAZ-Konzerns und des »Gruner+Jahr« Zeitungsverlages bezahlen ihre Volontäre unter Tarif und lassen sie gleichzeitig in Regionalzeitungen als Redakteure arbeiten. Viele Zeitungen stellen neue Mitarbeiter über Leiharbeitsfirmen oder Tochtergesellschaften ein, die nicht an den Tarif des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gebunden sind. Redaktionen werden teilweise ausgelagert, um keinen Tarif bezahlen zu müssen.

Die Verlogenheit wird komplett, wenn sich eine dieser Zeitungen das nächste Mal über Niedriglöhne, Leiharbeit oder Tarifflucht moralisch echauffieren werden.

Denken unerwünscht

»Der Glaube, man könne sich eine Armee halten, in der man ganz ohne Schikane auskomme, dürfte ein frommer Wunsch bleiben.«

- Gustav Seibt auf Süddeutsche.de in seinem Artikel »Schikane als Errungenschaft« am 11. Februar 2010

Anmerkung: Der Militarist Seibt hält das  Denken und die persönliche Vereinbarung mit dem eigenen Gewissen für überflüssig. Ja, für eine »moderne« Armee gar hinderlich. Hirn ausschalten und losballern, wenn der Vorgesetzte das befiehlt. Herr Seibt fasst seinen Sklaven-Habitus zusammen: »Ein funktionierendes System von Befehlen ist durchaus eine zivilisatorische Errungenschaft«.