In diversen Talkshows und Interviews rechtfertigen Manager ihre exorbitanten Gehälter und Bonuszahlungen häufig damit, dass sie international wettbewerbsfähig sein müssten. Es finde sonst ein sog. »Brain drain« statt, d.h. sie würden von anderen großen Unternehmen abgeworben werden. Die gewerkschaftsnahe Hans-Boeckler-Stiftung hat diese Behauptung nun als Mythos widerlegt. In den Vorstandsetagen der weltweiten Top-Unternehmen sitzen fast nur Menschen aus demselben Sprach- und Kulturraum. Im Jahre 2005 gab es in Deutschland bei den 100 Top-Unternehmen nur neun ausländische Vorstandsvorsitzende. Einen globalisierten Arbeitsmarkt für Manager gibt es nicht.
cool und obdachlos
Ein vermeintlicher Obdachloser in China ist durch seinen Kleidungsstil zu einer Stilikone geworden. Ein Fotograf habe zufällig ein paar Bilder gemacht und sie ins Internet gestellt. Schnell bildete sich daraufhin ein Hype in China um den 34jährigen Cheng Guorong.
Ob Guorong wirklich obdachlos ist oder ob dahinter PR-Leute oder sogar ein Schauspieler steckt, ist die eine Frage. Die andere ist, ob der Personenkult um einen Obdachlosen, das Thema der Obdachlosigkeit wirklich ins Zentrum rückt oder ob sich die Leute im oberflächlichen Image-Bewusstsein und der Coolness ergießen?
»Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür!«
Dieses Zitat der Berliner Punkband »die Ärzte« aus ihrem Lied »Rebell« verdeutlicht eine Lebenseinstellung, die sich vom Mainstream-Denken abgewendet hat. Wieder einmal muss ich das Thema der Kritik, der »Dagegen-Mentalität« aufgreifen, denn zurzeit begegne ich wieder vermehrt Menschen, die fatalistischer kaum sein könnten: »Kann man eh nix machen«, »Es war schon immer so« oder »Bringt doch eh alles nix mit Deiner Dagegen-Einstellung«. Dabei wird von vielen das Wesen der Kritik weder thematisiert, noch für wichtig erachtet. Ohne Kritik keinen menschlichen Fortschritt. Ohne Kritik keine gesellschaftlichen Verbesserungen. Wie stellt Ihr euch das Zusammenleben in einer menschlichen Gesellschaft vor, in der alles geschluckt, akzeptiert und nichts hinterfragt wird? Weiterlesen
Am Vorabend des Running Man
Im Jahre 1987 gab es einen US-Film mit dem Titel »Running Man«, der an Richard Bachmans Buch (alias Stephen King) »Menschenjagd« angelehnt war. In diesem Film ging es um eine Spielshow, die weltweit übertragen wurde und große Einschaltquoten hatte. Inhalt der Show war, dass eine Gruppe bzw. ein Mann von sog. Jägern gejagt und auch publikumswirksam getötet wurden. Während das Buch noch Medien- und Gesellschaftskritik enthielt, war der Film eine oberflächliche Hollywood-Materialschlacht mit Arnold Schwarzenegger. Weiterlesen
im Palais
Ich kann mir eigentlich schon seit längerer Zeit die Talk-Shows von Illner/Will/Maischberger/Plasberg nicht mehr antun. Wenn ich die Sendungen mal ausversehen sehe, merke ich schon, wie ich schon nach kurzer Zeit nervös werde und ab/wegschalten muss, wenn ich mir immer wieder diese gleiche Grütze von den Parteiprominenten anhören muss.
Nun habe ich zwar erst 1,5 Teile von »im Palais« gesehen, aber Dieter Moor bringt einfach eine ganz andere Atmosphäre herüber, was für mich die Sendung viel attraktiver macht. Sicher gibt es dort auch abgedroschene Phrasen, aber auch die Gäste sind viel spezieller ausgesucht, so dass dieser Gockelkampf sich meistens gar nicht erst ergibt.
Wie gesagt, ich habe noch nicht so viel gesehen, aber es war sehr erfrischend. Die Sendungen lassen sich übrigens auch online anschauen.
Neusprech: Innovative Verhörmethoden
»CIA-Chef Porter Goss erklärt, die CIA habe einzigartige und innovative Techniken entwickelt, aber diese seien keine Folter und völlig legal«
- Meldung auf Telepolis vom 22. November 2005
Gibt man bei der Suchmaschine Google den Begriff »Verhörmethode« ein, kommt als erster Eintrag die sog. »Waterboarding«-Folter auf Wikipedia. Umstrittene und grausame Verhörmethoden sind die weiteren Einträge. Dies zeigt sofort auf, dass selbst Google, den Terminus Verhörmethode als einen Euphemismus für Folter definiert. Das Adjektiv innovativ verhält sich ähnlich wie das Plastikwort »modern« — es wird als positive Aufladung für das darauf folgende Nomen verwendet. Innovativ soll neu, kreativ, modern und dem Zeitgeist entsprechend bedeuten. Ob und inwiefern eine Sache wirklich innovativ dann ist, steht auf einem anderen Blatt. Weiterlesen
Zur Gleichberechtigung
Die Debatte um die Benachteiligung von Männern in Deutschland, ist für viele unbequem, erregt die Gemüter und ist ein Tabuthema, da es eben ein Allgemeinplatz ist, dass nur Frauen benachteiligt werden. Frauen und Männer werden jedoch gleichermaßen, nur in und auf verschiedenen Ebenen benachteiligt. Um also hiermit nochmal für ein bisschen Gesprächsstoff zu sorgen, komme ich heute nicht umhin, euch ein paar Häppchen zum Thema zu liefern:
»Merkwürdigerweise wird die Tatsache, dass Väter unehelicher Kinder im Gegensatz zu verheirateten Vätern das Sorgerecht vorenthalten werden kann, von Gerichten; Politikern und Familienrechtlern weder als verfassungswidrig noch als eine Ungleichbehandlung angesehen.«
- Der Spiegel Nr.42/11.10.04 Seite 52 Familienpolitik: Diskriminiert der Gesetzgeber nichteheliche Kinder? Weiterlesen
Tauschbares Fleisch
Der eigene Marktwert auf dem zwischenmenschlichen Persönlichkeitsmarkt in Deutschland, errechnet sich durch folgende Faktoren:
- äußerliche Attraktivität (Aussehen, Kleidung, Alter, Figur usw.)
- soziale Attraktivität (Humor, Intelligenz, Charme, Schlagfertigkeit usw.)
- materielle Attraktivität (Geld, Macht, Einfluss, Vermögen, Besitz usw.)
Die große bestimmende Variable hierbei ist die Fähigkeit sich »gut zu verkaufen«. Wer dies überdurchschnittlich beherrscht, ist auch in der Lage nicht vorhandene Attraktivitäten zu verschleiern. Fromm würde uns heute sagen, dass die romantische Liebe eine Verklärung und Verschleierung genau dieser drei Attraktivitäten ist, die genauestens »gemessen« werden können. Der Mensch als meßbare Wareneinheit und Tauschobjekt.
Across the Universe
I was just listening to the song and felt sharing it ;-) So this is Fiona Apple singing »Across the Universe«. Yes, it is a cover of the original Beatles song and yes, this video is related with the movie »Pleasantville«. I think she sings it at the end.
I saw the video the first time. I like the spin she does in the middle and interessting how destruction can be so peacefully.
Die Methode der Verleugnung
Eines der wohl beliebtesten rhetorischen Werkzeuge in der Politik, ist die Methode der Verleugnung. Tatsachen, Zustände und Gegebenheiten werden einfach als nicht vorhanden abgeschrieben. Das geht meist sogar so weit, dass an die eigene Verleugnung geglaubt wird. Wenn also Müntefering mit dem Zitat »in Deutschland gibt es keine Unterschichten, sondern nur Menschen die es schwer haben« auftrumpft, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass er lügt. Er glaubt an seine eigene Realitätsverleugnung. Auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder glaubte sicherlich an seinen Satz, den er am 5. Juli 2004 in der ARD-Sendung »Bericht aus Berlin« der Nation mitteilte: »Es gibt keine Alternative zu meiner Reformpolitik«. Auch viele Experten die davon überzeugt sind, dass es keine Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland gäbe und dass Hartz4 ja eigentlich etwas ganz tolles sei, glauben sehr wahrscheinlich an ihre eigenen Aussagen. Auch Westerwelle ist eher ein Überzeugungstäter, als ein notorischer Lügner.
Es ist eine Sache, gezielt zu lügen und Dinge zu verleugnen. Eine andere ist es, an die eigene Lüge zu glauben. Wie nennt man sowas noch gleich in der Psychologie?