Alles bleibt anders

Ein Motiv taucht in der wissenschaftlichen und politischen Debatte seit Jahrzehnten immer wieder auf: die Beschwörung von einmaligen Herausforderungen in einer immer schneller werdenden, immer komplexer werdenden Welt mit veränderten Lebenslagen, modernen Lösungen und vermeintlich nie da gewesenen Problemen, die neue Antworten erfordern:

Gleichzeitig müssen wir uns in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit stellen. Ich nenne hier nur:

  1. die komplexer werdenden Strukturen, inklusive der zunehmenden Internationalität,
  2. die Reaktionsgeschwindigkeiten auf allen Ebenen, die von uns allen immer mehr abverlangen,
  3. die Veränderung der Gesellschaft, die sich auch in den Erwartungen und Reaktionen auf Behördenhandeln niederschlägt.

- Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des Innern, Rede vom 17. Juni 2011 Weiterlesen

Ein Vorschlag

Wie wäre es, wenn ab sofort keine Reinigungskräfte mehr Hundescheiße und weggeworfene Kippen entsorgen würden? In den Straßen, Parks, Grünflächen, Schulhöfen, Parkplätzen, Spielplätzen usw. würde sich sprichwörtlich die Scheiße und alte Zigaretten stapeln. Anfangs wäre es sehr widerlich und besonders für spielende Kinder nicht schön. Es würde jedoch nicht lange dauern, bis der Unmut bzw. der Protest von Eltern, Nachbarn, Lehrern, Freunden, Familienangehörigen usw. ansteigen würde. Ob Bürgerinitiativen, Wutbürger oder engagierte Eltern – die Schmutzfinken würden überall auf Ablehnung und Wut stoßen. Kippenwegwerfer, ignorante Hundebesitzer und alle Schmierlinge würden jeglichen gesellschaftlichen Rückhalt verlieren und anfangen sich für ihren Dreck verantwortlich zu fühlen, da sie ihn ja auch täglich sehen würden. Vielleicht beginnen sie sogar, sich zu schämen und entsorgen in Zukunft ihren Schmutz verantwortungsvoll?

Könnte das klappen oder ist die Ignoranz mancher Menschen einfach zu groß?

Die Anspruchslosen

Rund 2,8 Millionen Beschäftigte verloren in den zurückliegenden zwölf Monaten ihren Arbeitsplatz. 737000 davon hatten keinen oder nur geringfügigen Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Jeder vierte ist einer Studie der Bundesagentur für Arbeit zufolge unmittelbar auf Leistungen nach Hartz IV angewiesen.

- Jörn Boewe, Junge Welt vom 30. Dezember 2011

Anmerkung: Lohndumping, prekäre Lohnarbeit und Leiharbeit in Deutschland nehmen kein Ende. Viele verdienen in ihrer Lohnarbeit so wenig, sodass sie in Erwerbslosenzeiten von ALG 1 alleine nicht leben können und zusätzlich ALG 2 beantragen müssen. Laut dem Junge Welt Artikel ist der Anteil derer in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Ganz offen lassen sich viele Unternehmen einen Teil ihrer Personalkosten vom Amt bezahlen.

Kinder in Deutschland; Teil 18: Leistungsdenken

Je mehr Kinder chinesisch lernen, desto besser.

- Bundespräsident Christian Wulff, Interview in Cicero vom 1. Oktober 2007

Hallo. Ich bin Leon und ich bin 5 Jahre alt. In der Kita bin ich jetzt schon in der Vorschulgruppe. Der Claas geht auch in meine Kita und ist mein bester Freund. Ich bin meistens sehr lange in der Kita. Mama und Papa arbeiten immer ganz viel. Sie müssen Geld verdienen, sagen sie. Weiterlesen

Neusprech: Weltverbesserer

»Linke Weltverbesserer aller Schattierungen vereint das Lebensgefühl, zum Kreis der besseren Menschen zu gehören. Viele von ihnen haben dazu jede Berechtigung. Die Linke aber ist aus der SED hervorgegangen«

- Tissy Bruns, zeit.de

Eine oft abwertende Bezeichnung für alternative oder linksorientierte Menschen, die nicht am Status Quo festhalten wollen, sondern eine Veränderung, im Sinne einer vermeintlichen Verbesserung von Mensch und Gesellschaft, anstreben. Weiterlesen

Das vergessene Libyen

»Die auftrumpfende Sprache der führenden Nato-Staaten, die sich nach der Eroberung von Sirte und Gaddafis Tod zu ihrem Sieg beglückwünscht haben, lässt ein tiefes Desinteresse am Schicksal des libyschen Volkes erkennen, das sie durch ihre Bomben angeblich schützen wollten«

- Patrick Haimzadeh, »Versöhnung und Erpressung«, Le Monde diplomatique, Dezember 2011, Seite 5

Anmerkung: Was ist eigentlich mit dem Irak, Afghanistan oder Libyen? Wie geht es den Menschen dort? Wie sind die politischen Verhältnisse? Nachdem Saddam Hussein, Osama Bin Laden und Gaddafi tot sind, kehrt nun Frieden ein? Wohl kaum. Nur unsere lieben Medien berichten nicht mehr darüber. Es gibt keine großen Persönlichkeiten, keine bekannten Bösewichter mehr, die man medial aufbereiten kann. Erst wenn wieder mehr als 10 Tote bei einem Anschlag oder einem Zwischenfall zu verzeichnen sind, wird es einen Bericht über diese Länder geben. In Libyen indessen gibt es Konflikte zwischen verschiedenen Clans und Stämmen. Die Rivalitäten und der Kampf um Macht, Prestige, Geld und Einfluss ist in vollem Gange. Ähnlich wie in Afghanistan und dem Irak, wird es auch in Libyen auf absehbare Zeit keinen Frieden geben.

Im Jahre 2015...

...beschließt die deutsche Bundesregierung die Gründung eines sog. Integrationsministeriums. Fortan sind alle in Deutschland lebenden Ausländer und alle Menschen die einen Migrationshintergrund haben, verpflichtet, sich einmal jährlich bei der Behörde zu melden. Wer nicht erscheint, wird relativ zeitnah in sein »Ursprungsland« abgeschoben werden. Selbst wenn er oder sie bereits in der dritten Generation in Deutschland lebt. Jährlich wird nun von Ministeriumsmitarbeitern mit weitreichenden Kompetenzen, überprüft, ob in Deutschland lebende Ausländer, erwerbslos, kriminell oder anderweitig »auffällig« geworden sind. Wer »auffällig« geworden ist, z.B. die deutsche Sprache nicht beherrscht, wird ohne großes Zögern mitsamt seiner Familie in sein Ursprungsland abgeschoben werden.

Frage: Würde diese Politik großen Protest oder eher heimliche Zustimmung in der deutschen Bevölkerung auslösen?

Frage: Wo fängt Fremdenfeindlichkeit an?