Der Anti-Struwwelpeter

Im Jahre 1844 erschien ein Kinderbuch von Dr. Heinrich Hoffman mit dem Titel »der Struwwelpeter«. Bis heute wurde das Werk in knapp 40 Sprachen übersetzt und ist weltweit bekannt. Von Anfang an hatte das Märchenbuch viele Kontroversen ausgelöst. Schließlich werden im Struwwelpeter, Kinder die nicht gehorchen wollen, hart bestraft. Die Androhung von physischer und psychischer Gewalt sowie repressive Erziehungsmaßnahmen sind ein großer Bestandteil der Erzählung. Der Satiriker Friedrich Karl Waechter hat im Jahre 1970 den »Anti-Struwwelpeter« herausgebracht. Darin werden strenge Erzieher und Autoritäten aufs Korn genommen. Die bitterböse Satire entlarvt den konservativen und autoritären Geist. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil3: Erziehung

Die Diskussion über die vermeintlich richtige Erziehung von Kindern, ist ein beliebtes Streitthema. Viele Elternteile beanspruchen für sich die Weisheit darüber, wie man Kinder am besten erzieht. Tips, Ratschläge oder auch nur Anmerkungen in diese Richtung werden schnell persönlich genommen oder sogar als Vorwurf gewertet. Erzieher, die in Kitas arbeiten, wissen genau wovon ich rede. Die Zusammenarbeit mit Eltern gestaltet sich nicht immer einfach. Als Elternteil will man sich nicht reinreden lassen. Meine grundlegenden Gedanken zur Erziehung von Kindern werde ich im folgenden nun erläutern. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil2: Sachzwang Kind?

»Kinder in die Welt zu setzen ist keine Kunst, sie zu selbstbewußten Menschen zu erziehen hingegen schon«

- M. Vollack, Politologe und Hobby-Philosoph

In Teil 2 meiner Gedankenreihe zu Kinder in Deutschland, stelle ich die These auf, dass die finanzielle Versorgung eines Kindes zwar wichtig ist, es aber ungleich wichtiger ist, sich für die eigenen Kinder Zeit zu nehmen und auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, die in erster Linie eben nicht materieller Natur sind, wie oftmals behauptet wird. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil1: Kinderfeindlichkeit

»Wir haben kein Problem mit Haustieren, aber so viele Kinder?!«

- die Antwort eines Vermieters auf eine Frau mit 5 Kindern (aus dem Stern, Ausgabe Nr. 29, 15. Juli 2010, Seite 72)

Deutschland ist ein kinderfeindliches Land. Das bekommt man überall zu spüren. Es beginnt damit, dass viele keine Kinder wollen. Was ja auch völlig in Ordnung ist, denn jeder sollte frei entscheiden dürfen, ob er Kinder in die Welt setzen möchte oder nicht. Hinterfragt man aber wieso das so ist, werden häufig Gründe genannt, die sich — neben dem finanziellen Aspekt- oft unter Eigennutz und Egoismus subsumieren lassen. Kinder benötigen viel Nerven, Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe und auch Geld — auf die Verantwortung haben viele einfach keinen Bock. Auch das ist in einer Gesellschaft des gelebten Eigennutzes zumindest nachvollziehbar. Was aber nicht in Ordnung geht, ist die immer weiter um sich greifende Kinderfeindlichkeit. Weiterlesen

Das lebendig-sein abtrainieren

Als ich letztens in der Berliner U‑Bahn unterwegs war, beobachtete ich, wie eine Mutter ihr Kind zur Ruhe und zum stillsitzen ermahnte. Da kam mir der Gedanke, dass dies nur einer von vielen Vorgängen ist, wo Kinder zum angepasst-sein erzogen werden. Ihr lebendig-sein wird systematisch abtrainiert. Sie sollen später schließlich Lohnarbeiter werden, die funktionieren und nicht »träumen« oder ihren Wünschen nachhängen sollen. Dabei ist doch das Problem nicht, dass Menschen keine Lohnarbeit haben, sondern dass viele Menschen nicht wissen, was sie ohne Lohnarbeit mit ihrem Leben anfangen sollen. Die Lohnarbeit zählt insofern als Alibi dafür, dass man nicht leben könne, wie man es gerne wollte. Wenn das lebendig-sein seit frühester Kindheit an, abtrainiert worden ist, sind wir dann überhaupt noch in der Lage wahrhaftig zu leben?

Kinderarmut schöngerechnet

Wie der 2. und 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt auch der Kinderschutzbund, dass die Kinderarmut in Deutschland stark steigt. In den letzten fünf Jahren soll sie sich mehr als verdoppelt haben: In einem der reichsten Länder der Welt leben mehr als 2,6 Millionen Kinder in Armut, alleine 200.000 davon in Berlin. Im Zeitgeist der Finanzkrise und einer stark steigenden Arbeitslosigkeit wird sie auch 2009 nochmal drastisch zunehmen. Die Bundesregierung hat nun das passende Rezept dazu gefunden: ähnlich wie bei der Arbeitslosenstatistik werden unerwünschte Ergebnisse einfach aus der Statistik wegdefiniert. Weiterlesen