In diffuse Angst treiben

Der BILD-Leser soll sich nicht fürchten. Furcht kennt ihre Gründe, man kann sie beschreiben, begreifen, sich wehren, sich schützen. Sie fordert geradezu Aktivität — in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, in der Politik. Deshalb soll der BILD-Leser nicht Furcht, sondern Angst haben, soll in einen rational nicht mehr faßbaren Zustand wehrlosen Zitterns versetzt werden: überall drohen Gefahren, unvorhersehbar, bis das Schicksal zuschlägt.

- Günter Wallraff, Der Aufmacher, Kiepenheuer und Witsch Verlag 1977, Seite 64

Anmerkung: Wer Angst hat, ist leichter zu manipulieren, zu beeinflussen und konsumiert mehr. Wer Angst hat, bleibt passiv und unmündig. Angst ist kein Mittel der Aufklärung, sondern der Kontrolle. Soll BILD die Massen kontrollieren?

Selbstbewusstsein

Sich seiner Selbst bewusst zu sein bedeutet nicht, sich seiner äußerlichen Attraktivität bewusst zu sein. Einer unserer heutigen großen Unglücklichmacher ist der eigene Perfektionismus in Sachen Aussehen und Attraktivität. Wer sein Selbstbewusstsein (bzw. weniger vorhandenes) vorrangig aus seinem eigenen Aussehen bezieht, baut das Fundament seiner Persönlichkeit und seines Charakters auf wackeligem Boden. Wir alle werden alt, faltig, bekommen graue Haare und werden eines Tages sterben. Der Versuch dies aufzuhalten zeigt eben auf, dass man sich seiner selbst eben nicht bewusst ist, sich selbst verleugnet.

Wir sollten uns nicht der sexualisierten Gesellschaft unterwerfen. In ihrem Schönheits- und Jugendwahn hinterlässt diese Gesellschaft nur massenweise verunsicherte Menschen voller Komplexe.  Wir sollten unser Selbstbewusstsein aus unseren Hobbys, Interessen, Neigungen, Leidenschaften und unseren Beziehungen zu anderen Menschen beziehen. Denn die sind ‑im Vergleich zur Lohnarbeit oder des eigenen Aussehens- weniger vergänglich und oberflächlich.

Medienpropaganda über Griechenland

Unsere Einheitsmedien stürzen sich beim Thema Griechenland auf die drei Toten bei einem Brandanschlag auf eine griechische Bank. Über 100.000 Menschen demonstrierten in Griechenland und ein Generalstreik fand statt. Totschlag, Brände, gewalttätige Demonstranten, Randalierer — das interessiert die bürgerlichen Medien. Weiterlesen

Nennen wir es »Sklave«!

»Ein wirklich leistungsfähiger totalitärer Staat wäre ein Staat, in dem die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben«.

- Aldous Huxley in seinem Vorwort zur »Schönen Neuen Welt«

Oder anders ausgedrückt: früher peitschen uns die Herren, heute peitschen wir uns selbst. Ob es um Lohnkürzungen, Überstunden, Mobbing, Schichtdienste, Akkord-Arbeiten und vieles mehr geht — wir nehmen alles hin. Der Begriff des »Arbeitskraftunternehmers«, der sich selbst antreibt, bringt dies auf die Spitze. Wo Sklaven früher von der Freiheit träumten, haben wir sie zu unserem ganz persönlichen Lieblings-Gefängnis gemacht. Wir haben uns mit der Situation abgefunden. Ein Leben ohne Lohnarbeit? Ohne Materialismus, Konsum und Unterhaltung? Ohne Eigennutz und Egoismus? Unvorstellbar! Weiterlesen

Erschöpfte Blogger?

Feynsinn schrieb vor kurzem, er sei unentspannt, der Öffinger Freidenker fühlt sich müde, Roberto von Ad Sinistram hält für eine Weile still und Frank Benedikt vom Auto-Anthropophag kündigt an, er wolle mit dem bloggen aufhören. Wütet derzeit eine Bloggerseuche, die alle dahinrafft und ich habe davon noch nichts mitbekommen? Wie wichtig diese Blogs alle sind, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht extra zu betonen. Einige grundsätzliche Dinge zum Thema bloggen und den damit verbundenen Erscheinungen von Frust und Müdigkeit will ich hier aber ansprechen. Weiterlesen

Interview mit Tobias Pflüger

Tobias Pflüger ist 1965 in Stuttgart geboren, ist deutscher Friedensforscher und Politiker. Er gründete 1996 die Informationsstelle Militarisierung e.V., gehört der Redaktion der Zeitschrift »Wissenschaft und Frieden« an und war Mitherausgeber der Monatszeitschrift »Graswurzelrevolution«. Der Friedensaktivist Pflüger ist parteilos, kandidierte in der Vergangenheit jedoch für die Linkspartei.

Am 12. April 2010 führte der Rotdorn ein Interview mit dem Friedensaktivisten über den Afghanistankrieg. Auf Rotdorn.org ist das vollständige Interview als MP3 zum runterladen zu finden. Im folgenden ein kurzer Auszug. Weiterlesen

Vampirgesellschaft

Eigentlich leben wir schon in einer Gesellschaft voller Vampire. Jedoch keine romantisierende Verwirklichung eines Bram Stokers Dracula oder eines pubertären »twilight«, sondern vielmehr von eiskalten, berechnenden, blutsaugenden und eigennützigen Vampiren. Das allgemeine geschäftliche Credo lautet:

»Je schlechter es dem Anderen geht, umso besser geht es mir!«

In den Nachrichten erfahren wir von Hungernden weltweit, von toten Soldaten, von Toten und Verletzten durch  Unfälle und Katastrophen oder von Hartz4-Empfängern, auf die medial gespuckt wird. Solange wir uns nicht zu einer solchen Gruppe zählen müssen, fühlen wir uns besser. Des anderen leid, ist unsere Freud.

Raus aus Afghanistan!

Der Afghanistankrieg ist eine einzige Katastrophe. Die einzige Partei im deutschen Bundestag, die gegen den Afghanistankrieg ist und von Anfang an war, ist die Linkspartei. Nach neun Jahren Krieg hat sich die Situation in Afghanistan sogar verschlechtert. Die getöteten deutschen Soldaten werden von der Bundesregierung instrumentalisiert, um die Kriegsbefürwortung voranzutreiben. Gysi hält zu der Thematik eine gute Rede.

Kinovorschau: »Auf der sicheren Seite«

Am 29. April kommt ein Dokumentarfilm in die Kinos, der sich mit den sog. »Gated Communities« beschäftigt. Menschen, die sich freiwillig eingemauert haben, mit hohen Mauern und Elektrozäunen, um sich vor Armut, Kriminalität und Massenverkehr abzugrenzen. Solche Communities gibt es z.B. in Südafrika oder Indien. Ich habe den Film natürlich noch nicht gesehen, aber nach allem was ich gelesen habe, scheint er einen Kinobesuch wert zu sein. Einen Trailer gibt es hier zu bewundern.

Neusprech: Notlüge

»Wenn die Wahrheit nur verletzen und entmutigen würde, ist man zum Lügen verpflichtet«

- Sozialwissenschaftler Peter Stiegnitz

Das Free Dictionary bezeichnet die Notlüge, als eine Lüge, die eine peinliche Situation bzw. etwas unangenehmes abwenden oder Nachteile vermeiden möchte. Eine Lüge, die durch eine vermeintliche Not entsteht bzw. die eine Not vermeiden möchte, gilt insofern als weniger schwer, als eine »normale« Lüge. Der Begriff wird häufig verwendet, um eine Lüge zu rechtfertigen, sie weniger lügend aussehen zu lassen. Dabei bleibt die Unwahrheit immer die Unwahrheit. Weiterlesen