im Palais

Ich kann mir eigentlich schon seit längerer Zeit die Talk-Shows von Illner/Will/Maischberger/Plasberg nicht mehr antun. Wenn ich die Sendungen mal ausversehen sehe, merke ich schon, wie ich schon nach kurzer Zeit nervös werde und ab/wegschalten muss, wenn ich mir immer wieder diese gleiche Grütze von den Parteiprominenten anhören muss.

Nun habe ich zwar erst 1,5 Teile von »im Palais« gesehen, aber Dieter Moor bringt einfach eine ganz andere Atmosphäre herüber, was für mich die Sendung viel attraktiver macht. Sicher gibt es dort auch abgedroschene Phrasen, aber auch die Gäste sind viel spezieller ausgesucht, so dass dieser Gockelkampf sich meistens gar nicht erst ergibt.

Wie gesagt, ich habe noch nicht so viel gesehen, aber es war sehr erfrischend. Die Sendungen lassen sich übrigens auch online anschauen.

2 Gedanken zu “im Palais

  1. Dieter Moor als Moderator ist nicht schlecht. Wenn ich aber Arnulf Baring sehe, der immer wieder als Publizist und Historiker durch die Talkshows tingelt, in Wahrheit aber ein INSM Spitzel ist, juckts mir. Und was bitte macht Sido da? Als Beispiel für »vom Tellerwäscher zum Millionär«?

    Topverdiener unterhalten sich über das Thema »Armut«.

    Ich weiß nicht, ich bin skeptisch.

  2. skepsis ist angesagt. jawoll.

    die sendung liest sich nicht abschließend schwarz-weiß (bildungs-fuzzi war kein agent der insm, weil durchaus für steuererhöhungen, sido kann man seine mehrheitsfähigen auslassungen zu steuern nachsehen, demokratietheoretisch wenn man so will, weil er aus der angesprochenen »schicht« kommt und seinen sermon mit abgeben kann, was ich wichtig finde. außerdem hat er die durchaus erfühlbare menschenverachtung des (hoffentlich) alleinstehenden bildungsfuzzis etwas greifbarer gemacht).

    problematisch:
    bahring und bildungs-fuzzi waren die stammesoberen (außer moor), sie haben der ganzen sache maßgeblich ihren ton auferlegt..

    inhaltliche anmerkungen: was ist denn in den letzten 10 jahre passiert?

    gesetze: spitzensteuersatz einkommenssteuer: 52% -> 42%
    körperschaftssteuer (gewinnsteuer für alle AGs und GmbHs): 45% -> 25%

    ein zeitgeschichtlicher ausschnitt: http://www.freitag.de/2004/27/04270401.php

    hartz-iv: lohnsenkungsdruck, niedriglohnsektor. und hat noch nicht mal kosten gespart (obwohl das offizielles reformziel war)

    die perspektive auf gute sozialsysteme _mit_ besseren bildungssystemen , wie es sie in finnland, schweden, norwegen gibt, die hätte man ansprechen sollen. dort hat man hohe staatsquoten, bessere wohlstandsverteilung und auch messbar bessere lebensverhältnisse. da kommt man allerdings nicht hin mit den posaunierfähigen gedankenhalblücken a la effizienz-erhöhen/kosten-senken/steuern-runter/geld-macht-glücklich.

    äußerst schade auch, dass die gelebte solidarität, insbesondere als »netz, auf das man sich verlassen kann« vorläufig einen neuen platz zugewiesen bekam, nämlich auf einmal unter den slogan der »eigenverantwortung« gestellt wurde — was sie ja nun eigentlich gerade nicht ist. (»eigenverantowrtung« ist erfunden worden als euphemismus für »guck selber, wie du zurechtkommst«). und mit der andeutung auf eine angebliche »bürgergesellschaft«, ohne verpflichtende solidarität, hat arnulf bahring ja auch gezeigt, wie er sich die zukunft vorstellt und wie man den umverteilungs-mechanismus ganz prinzipiell herunterfahren kann. dann macht es eben die kirche, und von nun geht halt alles mit good will.

    insgesamt ein symptom der mehr als 10-jährigen macht und beschallung durch unternehmer-politiker wie schröder, clement, in zusammenarbeit mit einer angepassten, dumpf dahermurmelnden presse ohne jegliche ahnung von wirtschaftspolitik. es gibt kaum bekannte, nennenswerte linksliberale (richard david precht vielleicht noch?). ich hoffe, wir schaffen es, nicht noch weiter in richtung amerika abzudriften (niedriglohnsektor etc.), und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der amerika selbst immer weniger als vorbild taugt (außer der gesundheitsreform geht es dort ja nur noch bergab).

    die runde an sich war aber ein schönes, weniger forderndes modell als die sonst üblichen polittalks.

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