Die tägliche Dosis Gleichschaltung

Wer von gleichgeschalteten Medien in Deutschland spricht, dem wird schnell vorgeworfen einer Verschwörungstheorie anzuhängen. Man würde übertreiben, Medien-Bashing betreiben und überinterpretieren. Dabei ist es ganz einfach, die Gleichschaltung zu beweisen: zitieren. Die bürgerlichen Medien schreiben, bei großen Ereignissen, eigentlich alle von den Nachrichtenagenturen, anderen Medien oder von offiziellen Bekanntmachungen ab, variieren vielleicht ein wenig in der Formulierung und in der Sprache, aber im großen und ganzen unterscheiden sich die Artikel wenig. Heute geht es um die aufgebrachte Menge in England:

FAZ: »Der Polizei gelang es mit einem Großaufgebot offenbar, neue Ausschreitungen in den Städten zu verhindern«

Süddeutsche: »Mit einem Großaufgebot gelang es der Polizei offenbar, neue Ausschreitungen zu verhindern«

Focus: »Der Polizei gelang es mit einem Großaufgebot offenbar, neue Ausschreitungen in den Städten zu verhindern«

TAZ: »Dafür sorgte ein Großaufgebot von Sicherheitskräften, allein in London waren 16.000 Beamte im Einsatz«

SpiegelOnline: »Polizei-Großaufgebot stoppt die Randalierer«

Krawallmacher, Chaoten, Randalierer, Plünderer und die guten Polizisten — das ist die derzeitige Sprache der bürgerlichen Medien. Das große Problem der Gleichschaltung ergibt sich daraus, dass eine gleiche Sprache, ein gleiches Denken und gleiche Assoziationen beim Leser hervorrufen. Zudem ist die Medienvielfalt, die angebliche Pluralität der Medien nicht gegeben, wenn freiwillige Konformität herrscht. Der immer noch weit verbreitete Glauben, die TAZ sei bissl links, die WELT ein bissl rechts, SpiegelOnline ein bissl mittig usw., entpuppt sich als absurd, denn der Einheitsbrei regiert die Köpfe. Drei weitere Beispiele:

1.) »Obama ordnet Schließung von Guantanamo an«
2.) »Christian Klar bereut nichts!«
3.) »Zusammenstöße mit der Polizei«

Mediales Dauerfeuer — was wissen wir wirklich?

In diesen Tagen kann man das System der bürgerlichen Presse und ihre Methoden hervorragend beobachten und analysieren. Es passiert nämlich nur selten, dass gleich zwei Großereignisse die Bildschirme und die Zeitungen dominieren. Beide, der »Libyen-Krieg« und die »Japan-Krise«, verdrängen fast alle anderen Themen (Guttenberg, Wikileaks usw.) Wer im gesellschaftspolitischen Diskurs mitreden will, kommt an diesen Themen nicht vorbei. Ein paar Gedanken zur medialen Diskurssteuerung. Weiterlesen

Wenn Oskar Lafontaine stirbt, dann...

...wird es so (oder so ähnlich) in den Gazetten stehen:

In der Nacht vom ... zum ... erlag der Linkspolitiker seinem Krebsleiden. Lafontaine war stets ein Kämpfer für die Schwachen und für mehr soziale Gerechtigkeit. Er war ein großartiger Redner und Buchautor. Ihm ist unter anderem die Gründung der Linkspartei zu verdanken. Auch warnte Lafontaine seine Wähler vor den Kosten der Deutschen Einheit, während Helmut Kohl von den »blühenden Landschaften« sprach, um wiedergewählt zu werden. Er blieb stets in der Tradition von Willy Brandt und der Friedensbewegung. Lafontaine war auf der Seite des Volkes und positionierte sich gegen Lobbyinteressen. Als linker Vordenker sprach er sich für einen Generalstreik als politisches Mittel aus.

Vielleicht wird es eine heuchlerische Einsicht geben. Wahrscheinlicher ist aber, dass folgendes verschwiegen wird: Weiterlesen

Sprachrohr der Macht

SpiegelOnline beweist wieder einmal, dass die Redaktion ein Lakai der Macht ist:

Einflussreiche Finanzexperten rechnen beim Spitzentreffen in Davos mit einem schnellen Ende der Schuldenkrise. [...] Die Elite der globalen Finanzwelt ist sich nahezu einig: Europa ist auf dem besten Weg, seine Schuldenkrise zu überwinden. [...] Das ist die Quintessenz dessen, was die meisten Großen der Branche in diesen Tagen beim Weltwirtschaftsforum in Davos der Öffentlichkeit mitteilen wollen.

»Einflussreiche Finanzexperten, die Elite, die Großen der Branche« — das soll Respekt einflößen und die Glaubwürdigkeit der Aussagen erhöhen.  Weiter unten im Artikel werden dann der Deutsche Bank Chef Ackermann, Chef der US-Investmentbank JP Morgan Chase, Zurich-Financial-Finanzchef Wemmer sowie die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro erwähnt. Das sind also die Großen, die Mächtigen, die Herrschenden. Nur was sie sagen oder entscheiden, ist von Bedeutung. Kritische oder gegenteilige Meinungen ‑abseits der Großen und der Experten- gibt es in dem Artikel nicht.

Gehirnschreck und Gefühlsdreck

Das Fernsehen ist unterirdisch schlecht. Darüber wird allerorten viel geschrieben (Zum Beispiel hier). Mir ist auch gar nicht daran gelegen, das Fernsehprogramm zu verbessern, da die Fernsehanstalten auf Einschaltquoten und Marktanteile schielen, bekommt die Masse ihren Müll. Ich hingegen schalte einfach ab. Da bin ich gnadenlos. Weiterlesen

Agenda Setting

Als Agenda Setting bezeichnet man die gezielte Thematisierungsfunktion der Massenmedien. Bestimmte Themen werden in die Öffentlichkeit bzw. in den öffentlichen Diskurs gebracht und andere werden schlicht ignoriert. Damit  steuern die Massenmedien die Themen, also das, worüber nachgedacht und diskutiert wird. Gleichzeitig werden Schwerpunkte und Prioritäten gesetzt. Wenn also alle Medien, d.h. Radio, Fernsehen und Printmedien über das gleiche Thema reden und schreiben, dann wird dem Empfänger vermittelt, dass dieses Thema gerade eine besondere Wichtigkeit haben muss. Weiterlesen

zufällig, unfreiwillig, gewollt?

Folgende Schlagzeile mit entsprechendem Bild war in der »Welt Kompakt« auf Seite 22 am Dienstag, den 14. September zu sehen: (click to enlarge)

Weiter unten im Artikel steht dann:

Wer mit einem Paket unter dem Arm an der Tür klingelt, sollte als Firmenmitarbeiter erkennbar, freundlich und Kompetent sein.

Versteckter Rassismus oder überempfindlicher epikur?

Fernsehverblödung

Am 9. September 2010 hat SpiegelOnline den Medienkritiker Oliver Kalkofe interviewt. Kalkofe weist auf einen wichtigen Punkt in der Fernsehlandschaft hin:

Ich mutmaße, dass Sender selbst die besten Ideen ausschlagen, weil sie anderes günstiger produzieren können.

In Kalkofes Mattscheibe parodiert Kalkofe schon seit längerem das Fernsehen. Ein großer Klassiker ist die Satire von Fips Asmussen:

Schönheitswahn

Jeder soll und muss sich Schönheit in Form von Kosmetik, Mode oder sogar Schönheits-Op›s kaufen. Denn nur wer schön und jung aussieht, ist ein gesellschaftlich anerkannter und begehrenswerter Mensch. Ziel ist es, neben den Milliardenprofiten der Schönheitsindustrie, dass am Ende alle Menschen gleich aussehen. Für Individualität ist kein Platz. Wir wollen schließlich überall Models haben und keine Freaks, oder? Weiterlesen

Medienanalyse: der Stern, vom 15. Juli 2010

Die Printausgabe des Wochenmagazins Stern vom 15. Juli 2010, Nr. 29, kostet 3,20 Euro. Der Stern hat eine Auflage von ca. 900.000 Exemplaren und erreicht ca. 12 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Er wurde 1948 von Henri Nannen gegründet. Herausgegeben wird er vom Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr, einem Unternehmen das zur Bertelsmann Media Group gehört. Die Chefredakteure seit dem Jahre 1999 sind Andreas Petzold und Thomas Osterkorn. Weiterlesen