Der Ernst des Lebens

Das Leben ist schon eine ernstzunehmende Angelegenheit. Wir werden in die Welt hineingeworfen und müssen von da an mit allem fertig werden. Oft sogar ganz alleine. Das Leben ist voller Ernsthaftigkeit und wir haben nichts zu lachen.

Was Eltern sagen, müssen wir ernst nehmen. Wir sollen schließlich Respekt, Anstand und Ordnung lernen! Ansonsten müssen wir Sanktionen spüren oder werden ins Heim gesteckt. Weiterlesen

»Die armen Teufel«

Ein Berater muss herausfinden, welchem jungen Menschen er mit Strenge begegnen muss, damit der sich Mühe gibt und es sich nicht im System bequem macht. Dem armen Teufel, der von der Familie keine Anerkennung und Unterstützung kriegt, der in der Schule versagt, muss er Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit geben.

- BA-Chef Weise im Interview mit der Süddeutschen am 11. Oktober 2010

Anmerkung: So ist das also. Arbeitsvermittler sind in Wahrheit Pädagogen und Therapeuten, die sich der armen Seelen der erwerbslosen, und damit wertlosen, Jugendlichen angenommen haben. Durch autoritäre Strenge und Härte wird den Jugendlichen Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit gegeben. Sie werden gepeitscht und zum sich-selbst-verwerten getrieben. Was würden erwerbslose Jugendliche ohne Arbeitsvermittler nur machen?

Vermeintliche Größe

Für viele Menschen scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben, Selbstbewusstsein und Größe zu erlangen:

  1. Ich mache andere Menschen nieder, drücke sie runter, so dass ich über ihre Köpfe hinweg sehen kann.
  2. Ich erhöhe mich selbst, stelle mich auf einen Stuhl, so dass ich größer als alle Menschen um mich herum bin.

Wahre Größe kommt von innen und braucht keinen äußeren Bezugspunkt.

Marktkonformer Habitus

In der Blätter-Ausgabe vom September 2010, schreibt der Publizist Robert Misik über Weltverbesserung und linke Reformen. Misik spricht sich gegen Ohnmacht, Resignation und Zynismus aus. Denn: es waren immer die Optimisten, die die Welt verändert haben, niemals die Pessimisten, so Misik. Er beschwört eine ökonomische Fairness und fordert progressive Reformen, eine progressive Wirtschaftspolitik. Progressiv meint hier vor allem dem Fortschritt zugewandt. Misik möchte den Vorwurf der linken, vermeintlich rückwärtsgewandten, Wirtschaftspolitik begegnen, indem er Vorschläge zu einer neuen Wirtschaftspolitik macht. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil5: Das Verschwinden der Kindheit

Das demographische Gespenst wird in Deutschland immer wieder beschworen: wir werden älter und sterben aus! Männer treten in den Zeugungsstreik und Frauen in den Gebärstreik. In Diskursen, Debatten und Talkshows diskutieren und streiten sie über Hintergründe, Ursachen und Lösungskonzepte. Einig sind sich fast alle: wir brauchen mehr Kinder. Was das Kind-Sein ausmacht und was Kindheit eigentlich bedeutet, wird dagegen kaum thematisiert. Kindern wird das Kind-Sein kaum noch gestattet. Ob die weit um sich greifende Kinderfeindlichkeit oder die Forderung nach einer frühen marktkonformen staatlichen Erziehung — die Kindheit wird zum Verschwinden gebracht. Weiterlesen

Neusprech: Corporate Behaviour

»Noch grundsätzlicher als die Corporate Communication spiegelt das Corporate Behaviour die Identität einer Organisation wider. Wesentlich umfassender, wenn auch bisweilen subtiler, werden hier Werte, Normen und Intensionen repräsentiert.«

- Dr. Sascha A. Lehmann auf foerderland.de vom 10. Juli 2008

Als corporate behaviour (CB) wird das Unternehmensverhalten bezeichnet. Ähnlich wie die corporate identity (CI), die corporate communication (CC) und das corporate design (CD) wirken diese gemeinsamen Merkmale eines Unternehmens intern sowie extern. Sie sollen die Unternehmensphilosophie, die Unternehmenskultur, die Unternehmensidentität sowie die Unternehmensziele unterstreichen. Das CB bezieht sich zum Einen auf die Mitarbeiter eines Unternehmens, von denen ein bestimmtes Verhalten gefordert wird sowie auf die Personalpolitik. Dieses Verhalten soll außerdem eine identititätsstiftende Wirkung in Bezug auf das jeweilige Unternehmen haben. Weiterlesen

Aldi informiert!

Die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) hat eine recht ansehnliche Satire eines Aldi-Werbeprospektes herausgebracht. In dieser werden Aldis Praktiken und Methoden dargestellt. Ausbeutung und Hungerlöhne der Arbeiterinnen, Giftstoffe in Textilartikel, Umgang mit Gewerkschaften und Betriebsräten usw. Der Aldi-Konzern zog die Kritiker nun vor Gericht und will eine einstweilige Verfügung gegen die CIR erwirken.

Sex oder Nicht-Sex?

Der Sex stellt in unserer Gesellschaft eindeutig ein zweites Differenzierungssystem dar, dass vom Geld völlig unabhängig ist, und es funktioniert auf ebenso erbarmungslose Weise. [...] In einem liberalen Sexualsystem haben einige ein abwechslungsreiches und erregendes Sexualleben, andere sind auf Masturbation und Einsamkeit beschränkt.

- Michel Houellebecq, Ausweitung der Kampfzone, Seite 108

Anmerkung: Auch wenn ich Houellebecq´s Werke durchaus kontrovers finde, so erweitert er sinnvoller Weise Erich Fromm´s »Persönlichkeitsmarkt« um einen »Sexualmarkt«. Liebe und Sexualität haben heutzutage kaum noch etwas mit der von Hollywood verklärten Romantik zu tun. Es ist häufig wie in der Marktwirtschaft: Gier, Habendenken sowie Statusbewusstsein, Neid, Konkurrenz und Wettbewerb.

Regierungspopulist

Oskar Lafontaine sei ein Linkspopulist. Geert Wilders sei ein Rechtspopulist. So schreiben die bürgerlichen Medien. Populisten wird unterstellt, sie argumentieren nicht sachlich. Sie reden dem Volk nach dem Mund, würden keine Lösungen anbieten, hetzen, diffamieren, würden öffentlichkeitswirksam sein usw. Interessanterweise wird der Begriff Populist nur bei linken oder rechten Politikern gebraucht. Dabei ist quasi jeder Politiker, der die Öffentlichkeit gewinnen will, von Hause aus ein Populist. Und warum sind Regierungspolitiker keine Populisten? Welche konkreten Inhalte transportieren denn die Phrasen von Frau Merkel, von von der Leyen oder von Guido Westerwelle?