Hetze gegen Alleinerziehende

»Eine alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin wäre nicht nur dumm, sich offiziell wieder einen Partner zuzulegen. Es wäre auch unklug, wenn sie einen regulären Job annähme.«

- Rainer Hank und Georg Meck in ihrem Artikel »die Hätschelkinder der Nation« in der FAZ vom 24. Januar 2010

Es gibt kein Halten mehr. Während vor einigen Monaten medial auf Ausländer und Migranten geprügelt wurde, sind jetzt wohl die Alleinerziehenden fällig. In völlig infamer Weise behaupten Meck und Hank, dass sich eine ganze »Wohltäterindustrie von Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgebern oder freien Unternehmen« um Alleinerziehende kümmern würden. Das Sozialrecht schaffe für Alleinerziehende Anreize, in Arbeitslosigkeit zu bleiben und in keine neue Partnerschaft zurückzukehren. So wird gleich der Unmensch Hans-Werner Sinn mit folgenden Worten zitiert:

»Die staatliche Unterstützung nimmt den Charakter einer Trennungsprämie an«

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Buchtip: Unzugehörig

Im Frühjahr 2008 schrieb ich die Nachdenkseiten an und wies sie auf meinen »Neusprech Heute« Artikel auf Zeitgeistlos hin, den sie dann in ihren Hinweisen des Tages untergebracht hatten. Daraufhin schrieb mich ein gewisser Roberto J. De Lapuente per email an und schlug mir vor, ob ich nicht eine regelmäßige Begriffskritik auf seinem Blog »ad sinistram« veröffentlichen wolle? Am 23. April 2008 erschien dann auch der erste Begriff  »Eigenverantwortung« in der Rubrik »Nomen non est omen« (der Name ist kein Zeichen). Mittlerweile gibt es auf Robertos Blog ganze 41 Begriffe. Lange bevor es den ZG-Blog und damit die Neusprech-Rubrik gab, hat Roberto Zeitgeistlos und mich im besonderen, immer unterstüzt. In diesem Sinne ist es mir  heute eine besondere Ehre, sein Erstlingswerk »Unzugehörig« rezensieren zu dürfen. Weiterlesen

Neulich in der U‑Bahn...

...saß mir eine etwas ältere Frau gegenüber, als sie plötzlich einen jüngeren Herren wieder erkannte. Daraufhin folgte ein Dialog zwischen den Beiden, der in Sachen Sklavenmoral und Arbeitsfetischismus fast schon repräsentativ war:

Sie: »Wie gehts Dir? Haste endlich Arbeit?«
Er: »Gut. Ne, keine Arbeit.«
Sie: »Ach komm, so richtig Bock haste eh nicht, wah? Gibs zu, bist bissl faul?«
Er: »Ich will ja arbeiten, finde aber nix. Ich such auch schon....« (es folgt eine große Rechtfertigungsrede)

Vielleicht hätte er sagen sollen: »Ja, ich bin stinkend faul, ernähre mich von Chips, Pizza und Cola,  sitze nur vorm Fernseher, werde immer fetter und will sowieso nicht arbeiten«. Ob die Ironie eine Wirkung gezeigt hätte? Oder wäre die Antwort dann: »Wenigstens bist Du ehrlich« gewesen?

Weniger Geld bei Krankheit

»Wenn Arbeitnehmer den berühmten, berüchtigten gelben Zettel einreichen, dann haben wir erstmal davon auszugehen, dass die Menschen anerkannt arbeitsunfähig erkrankt sind, wir wissen aber auch, dass der Blaumacher diesen gelben Zettel vorlegt. Und dann ist die Differenzierung wiederum schwierig.«

- Torsten Bökenheide, Personalmanager PVG (Pinneberger Busgesellschaft) in der Kontraste-Sendung vom 14. januar 2010

Über sog. »Aktivprämien« werden diejenigen finanziell entlohnt, die weniger krank sind und diejenigen finanziell bestraft, die öfters krank sind im Jahr. Diese neue Lohnregelung umgeht ganz gezielt die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Busgesellschaft und viele andere Unternehmen wollen mit dieser Regelung »Blaumacher« erwischen. Sie führt aber vor allem dazu, dass viele Lohnarbeiter krank zur Arbeit gehen, damit sie kein Geld abgezogen bekommen.

»Nicht die Selbstvermarktung einschlafen lassen«...

...rät uns die Personalberaterin Maren Lehky in Zeiten der Wirtschaftskrise. Anständiges sich-verwursten, sich wertvoll machen, sich einbringen, sich anstrengen, Leistung zeigen, schuften bis der Arzt kommt. Ach nein, das solle man natürlich schon vermeiden, sagt Lehky. Aber »sich einen Tick mehr engagieren als sonst«, das wäre schon ganz gut. Weiterlesen

Sterben ist nicht gleich sterben

Spätestens seit der Tsunami-Katastrophe in Südostasien im Jahre 2004, bei der über 200.000 Menschen gestorben sind, wissen wir, dass sterben nicht gleich sterben bedeutet. Es muss einer biblischen Tragödie gleichen oder einem Wettlauf gegen die Zeit, wenn sich die Mainstream-Massenmedien der Toten annehmen sollen. Einfaches Verrecken, alltägliches Sterben ist eben unspektakulär und besitzt daher, wie Publizisten immer so schön formulieren, wenig »Nachrichtenwert«. Weiterlesen

Die Grünen: etabliert, normal, überflüssig

Im SpiegelOnline-Interview wird betont, dass sich die Grünen von der Strickpulli-Fraktion zur etablierten Partei entwickelt hätten. Die vermeintliche heutige Normalität betont der Spiegel vor allem durch den Kleidungsstil und weniger durch politische Inhalte. Ströbele wird dafür gleich deutlicher:

Ich war immer für Rot-Grün und finde nach wie vor, dass sich die Koalition in wesentlichen Bereichen gelohnt hat. Aber: Die Grünen haben während dieser Zeit einen Teil ihrer Seele verloren.

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Mut zum schlechten Geschmack

»Mit einem unglaublichen Mut, den wahrscheinlich nur das Privatfernsehen mit seinem Zwang, Geld verdienen zu müssen, haben konnte, ging es in Richtung schlechter Geschmack.«

- Medienwissenschaftler Norbert Bolz über »10 jahre Big Brother« in der TAZ vom 11. januar 2010

Anmerkung: Ohja. Unglaublich mutig, billig zu produzieren, um den größtmöglichen Gewinn einzufahren. In Wahrheit sind auch nicht die halbwegs intelligenten Zuschauer die Opfer dieser völlig öden Klosendungen, sondern die Medienkonzerne. Sie stehen schließlich unter »Zwang« Geld zu machen, die Armen. Prosieben-Sat1, Bertelsmann, Burda, die WAZ-Gruppe, der Holtzbrinck-Verlag und der Axel-Springer Konzern würden ja so gerne endlich Qualität und Aufklärungsarbeit bringen, aber sie können nicht. Sie stehen unter dem unsäglichen Zwang Geld verdienen zu müssen.  Möchte sie nicht jemand von ihrem Leiden befreien?