Mut zum schlechten Geschmack

»Mit einem unglaublichen Mut, den wahrscheinlich nur das Privatfernsehen mit seinem Zwang, Geld verdienen zu müssen, haben konnte, ging es in Richtung schlechter Geschmack.«

- Medienwissenschaftler Norbert Bolz über »10 jahre Big Brother« in der TAZ vom 11. januar 2010

Anmerkung: Ohja. Unglaublich mutig, billig zu produzieren, um den größtmöglichen Gewinn einzufahren. In Wahrheit sind auch nicht die halbwegs intelligenten Zuschauer die Opfer dieser völlig öden Klosendungen, sondern die Medienkonzerne. Sie stehen schließlich unter »Zwang« Geld zu machen, die Armen. Prosieben-Sat1, Bertelsmann, Burda, die WAZ-Gruppe, der Holtzbrinck-Verlag und der Axel-Springer Konzern würden ja so gerne endlich Qualität und Aufklärungsarbeit bringen, aber sie können nicht. Sie stehen unter dem unsäglichen Zwang Geld verdienen zu müssen.  Möchte sie nicht jemand von ihrem Leiden befreien?

Anstelle eines Weihnachtsgrußes...

...lässt uns Christine Kruttschnitt im Stern daran teilhaben, wie die wirklich wichtigen Menschen (ihr wisst schon: die Stars!) ihre Weihnachtseinkäufe machen und was sie so verschenken. Wenn nun jemand auf die Idee kommen sollte, dass wäre billigstes Boulevard-Niveau, der täuscht sich gewaltig. Selbst Gala und Bunte können von der lieben Christine noch was lernen. Knallhart recherchiert und brutalstmöglich geschrieben mit einem Hang zum Schwachsinn:

Wir wissen natürlich nicht, ob Pamela Anderson in diesem Jahr schon wieder ein Buch gelesen hat. Oder ob Kate Hudson ihren mittlerweile Sechsjährigen noch einmal in einen Zopfmusterpullover stopfen kann. [...] Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder »gute« Geschenke, die ein Hollywood-Star seinen hundert engsten Freunden machen kann. Patenschaften für Eisbären zum Beispiel. [...] Victoria Beckham ist Stammkundin, das sollte eine Warnung sein für all diejenigen, die 150-Euro-Jeans für eine Lebensinvestition halten.

Bei soviel geistigem Dünnpfiff können die Feiertage ja nur gut werden, oder? ;)

Frohes Fest euch allen!

Die totale Gleichschaltung

Ich glaube, es wird wieder einmal Zeit, die mediale Gleichschaltung zu thematisieren. Dieser Tage soll im Iran eine Trauerfeier des kritischen Geistlichen Großayatollah Hussein Ali Montaseriim stattfinden. Interessant ist die völlig gleiche Wortwahl, die sich durch viele Artikel unserer Leitmedien zu dem Thema ziehen. Wird nur noch abgeschrieben?

Spiegelonline: »Auf Websites der Opposition wird von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.«

Süddeutsche: »Auf Websites der Opposition wurde von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.«

FAZ: »Auf Websites der Opposition wird von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.«

Bild.de: »Auf Websites der Opposition wird von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.

Handelsblatt: »Auf Websites der Opposition wurde von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.«

Berliner Zeitung: »Auf Websites der Opposition wurde von ersten Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gesprochen.«

Was ist eine Pressefreiheit wert, wenn alle das Gleiche schreiben?

Mit zweierlei Maß

Die Unruhen und Proteste im Iran beherrschen seit längerer Zeit die Presse. Der moralische Zeigefinger und die Verärgerung des Westens über eine erneute Amtszeit Ahmadinedschads ist nicht zu überlesen. Allerdings wird sich auch, ohne jede Rücksicht auf die staatliche Souveränität des Iran, eingemischt und Stimmung gemacht. Wenn das Handelsblatt vom »Polizeistaat« schreibt oder die Welt betont, der »Iran schotte sich von der Welt ab«, frage ich mich wieviel Heuchelei und Verlogenheit der Mainstream-Presse eigentlich noch ertragbar ist? Weiterlesen

Qualitätsjournalismus?

»Das Internet treibt Zeitungen und Zeitschriften in den Ruin — sofern sie sich nichts Neues einfallen lassen«, so beginnt Karsten Lemm im »Stern« seinen Artikel, vielmehr seine Hetzschrift, gegen kostenlose Informationsangebote aus dem Internet. Seiner Argumentation zufolge, sind »Informationen wertlos geworden«, da sie im Internet nichts kosten würden. Nur eine Information, für die bares Geld fließt, ist also etwas wert? Weiterlesen

Wir werden alle sterben!

Sie ist da! Die Schweinegrippe! Die Mainstream-Medien berichten nicht mehr panikartig über die Seuche. Das kann nur eines bedeuten: sie ist bereits unter uns! Journalisten, Redakteure, Fotografen — sie alle sind bereits besessen von dem grassierenden Todes-Virus. Ein weiterer Beitrag oder Artikel über die Jahrhundert-Pest, wird diese nur verstärken, quasi herbeireden. Das Beste ist also  fortan darüber zu schweigen. Trotzdem eines ist sicher: Wir werden alle sterben! ;)

Ohne Worte

»Die Börsen weltweit reagierten negativ auf die Nachrichten vom Übergreifen der mexikanischen Schweinegrippe auf andere Länder. An den asiatischen Märkten stürzten die Aktien von Fluggesellschaften ab. Auch die Frankfurter Börse tendierte ins Minus.«

- Meldung der Südddeutschen Zeitung vom 28. April 2009

Links II

Zur Abwechslung mal ein paar Hinweise alternativer Medien.

Die innenpolitische Sprecherin der Linkspartei, Ulla Jelpke, schreibt in der Zweiwochenzeitschrift »Ossietzky« über den Rechtsextemismus bei Jugendlichen. Sie betont, dass rechtsextreme Straftaten in den letzten Jahren gestiegen sind, jedoch ständig versucht wird, diese Zahlen klein zu reden und Statistiken darüber zu manipulieren.

Franktireur vom Blog »Amok Koma« hat sich den 59 seitigen SPD-Entwurf zur Bundestagswahl zur Brust genommen.

Der linke Buchverlag »Graswurzelrevolution« rezensiert eine Buchveröffentlichung, das über gewaltfreie Initiativen von palästinensischen und israelischen AktivistInnen im Gazastreifen berichtet.

Geheimrätins Blog hat für uns einen schönen Filmtip: »Der gläserne Deutsche«. Die Dokumentation beschreibt eindrücklich, wie sehr Staat und Privatwirtschaft bereits verflechtet sind, wenn es um Datenüberwachung geht.