Nutzklugheit und Marktintelligenz

Wissen, Bildung und Intelligenz an sich sind im marktradikalen Deutschland wertlos. Es muss stets mit Eigennutz, Profitsteigerung und wirtschaftlicher Verwertbarkeit einhergehen. Klug ist, wer marktintelligent handelt. Das bedeutet, sich gut zu verkaufen, viel zu verdienen oder ein großes Vermögen zu besitzen, und sich ökonomisch wertvolles Wissen anzueignen, dass persönliche Vorteile verspricht. Kindergärten, Schulen und Universitäten sind Lehrfabriken, die Menschen markt- und arbeitsfähig machen sollen. Weisheit, Aufklärung und persönliche Perspektiverweiterung dagegen, sind – jenseits einer Marktverwertung – unerwünscht und lästig. Weiterlesen

Marktintelligenz

Wann immer ich mich mit Leuten über die Intelligenz von bekannten Werbeikonen, Models oder B‑Promis unterhalte, bekomme ich als Antwort: »so doof können die ja gar nicht sein, schließlich machen sie viel Geld«. Man kann versuchen Intelligenz auf vielerlei Art zu messen: ob mit einem Intelligenzquotienten (von dem ich auch gar nix halte) oder daran ob und wie schnell jemand Dinge und Sachverhalte versteht, zu Reflektion und Kritik in der Lage ist, wieviel Ahnung er oder sie von Kunst, Literatur, Sport oder Musik hat, wieviel Fachwissen jemand besitzt usw. Ob man Intelligenz überhaupt messen kann oder nicht will ich hier mal dahingestellt lassen.

Heute heißt Intelligenz jedenfalls, Geld zu machen, sich anständig zu vermarkten, Dinge zu verwerten. Intelligenz an sich, ist für viele wertlos geworden, ja sogar lästig und nervig (»Diese Klugscheißer«). Intelligent sein ist nur dann erstrebenswert, wenn man sie gewinnbringend nutzen kann. Der individuelle geistige Horizont spielt hier eine untergeordnete Rolle. Einfach nur Dinge zu begreifen, zu hinterfragen und zu wissen, wird von vielen als wertlos und lästig erachtet. Wir leben in einer Zeit der Nützlichkeitsidiotie.