Vor rund 7 Jahren wies ich darauf hin, dass die ehemaligen »Gesellschaftskritiker« heute selbst die größten Spießer und Realitätsverleugner sind. Es herrscht eine regelrechte Allergie gegen (Gesellschafts- und Medien-)Kritik sowie gegen Andersdenkende. Um sich vor solchen »Gedanken« zu schützen, wird sich ideologisch und mental eingebunkert und abgeschottet.
Ich erlebe das nicht nur auf der Lohnarbeit und in der Familie, sondern überall. Sobald sich alle bei einem Thema einig sind, haben sich auch alle bei dem Thema einig zu sein! Basta. Aus. Bitte keine weiteren Diskussionen. Die sind anstrengend und gefährden nur unnötig die mühsam aufgebaute Zwangsharmonie.
Konformismus
Wenn dann eine Person, nennen wir sie mal »epikur«, einfach nur in den Raum wirft, das er das aber »anders sieht«, herrscht sofort betretenes Schweigen. In anderen Ländern und Kulturkreisen würde man vielleicht weltoffen, neugierig und interessiert nachfragen, was denn nun die andere Sicht bzw. die anderen Argumente seien? Womöglich könnte man seinen eigenen Horizont erweitern? Seine Analyse abrunden? Oder seine eigenen (Gegen-)Argumente schärfen?
Nicht aber in Deutschland. Wir lieben den devoten Konformismus. Die moralisierte Gleichschaltung. Die bigotte Zwangsharmonie. Die verlogene Einigkeit. Die Nicht-Diskussion. Die verordnete Grabesruhe. Außerdem ist ja klar, dass wer »anderer Meinung« ist, automatisch die gegensätzliche Ansicht vertreten muss. Eine differenzierte Perspektive, ein »sowohl-als-auch« oder eine Grauzone ist für viele kaum noch vorstellbar.
Binäres Denken
Wer also bei Putin, Trump, der AfD, dem Klimawandel, der Migration oder bei Corona sagt, er sehe das aber »anders«, kann nur ein Gegner der Regierung und der Tagesschau sein. Weil eben nur noch in binären Bahnen gedacht und geredet wird. Also wendet man sich ab. Wechselt das Thema. Muss dann dringend woanders hin. Verlässt schnell den (Diskurs-)Raum. Man will die andere Sichtweise überhaupt nicht mehr hören, geschweige denn tolerieren.
Wie aber soll man in einer »Demokratie« leben ohne Demokraten? Bei der die ergebnisoffene Diskussion abgelehnt und geringgeschätzt wird? Bei der jede Meinungsverschiedenheit als persönlicher Angriff und Konflikt gesehen wird? Bei der Selbstzensur und totalitäre Methoden verinnerlicht wurden? Wer nur noch in Kategorien von »Freund« oder »Feind« denken will, der ist kein Demokrat, sondern ein Faschist.
Zwangsharmonie
Der rosarote Duckblick (1)
Der rosarote Duckblick (2)
»Wer nur noch in Kategorien von »Freund« oder »Feind« denken will, der ist kein Demokrat, sondern ein Faschist.«
Die größte verbrecherische Unterlassung ist meiner Meinung nach, dass man nach dem 2. Weltkrieg die Deutschen zwar Jahr für Jahr mit der ganzen Hitler- und Nazischeiße bis zur Bewusstlosigkeit penetriert hat, nicht jedoch das »Wesen«, bzw. die Erkennungsmerkmale des Faschismus deutlich erklärte.
Das führte leider dazu, dass Menschen, die für das Grundgesetz auf die Straße gehen (eine Folge und Lehre des 2. Weltkriegs, die obendrein eine Wiederkehr des Faschismus verhindern sollte), von faschistischen »Antifaschisten« als Faschisten beschimpft und sogar noch angegriffen werden.
»Der lauteste Kritiker vom angeblichen Faschist,
in der Regel ein noch viel Größerer ist.«
Verwandtenbesuche mache ich so gut wie gar nicht mehr.
Höchstens hin und wieder ein Telefonat.
“Über die Dummheit” von Dietrich Bonhoeffer bleibt führend im Erklären genau diesen Phänomens. Ich habe den Text in Kopie, weil er aus dem Netz zu verschwinden scheint:
https://blog.fdik.org/2025–05/s1746437528
Was mir gerade wieder aufgefallen ist: dieses persönlich werden der deutschen Politiker. Gerade hat »Hüte dich vor den Ideen des«-Merz Putin als »vielleicht schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit« bezeichnet. Der russischen Propaganda unverdächtige Quelle: SPIEGEL.
Wie hat Putin darauf reagiert? Er hätte Merz ja umgekehrt genauso als Kriegstreiber und Militarist beschimpfen können. Nein, er hat damit konfrontiert das Verhalten von Merz psychologisch gedeutet und die Person Merz nicht ein einziges mal als Ganzes angegriffen (RT DE, vkvideo). Man kann ja von Putin und Russland halten was man will, aber wenn sie Propaganda machen, dann stellen sie das weitaus geschickter und nicht so plump an.
Der Wertloswesten verlässt sich einfach auf sein massenmediales Übergewicht und meint sich die Holzhammermethode leisten zu können. Es scheint ja auch bei dem Großteil der Tagessau-Gläubigen zu verfangen.
Da darf man sich nicht wundern, wenn man sich in Russland angesichts dieser persönlichen Vergiftung des diplomatischen Klimas durch Merz, von der Leyen&Co. fragt, mit wem man im Westen überhaupt noch verhandeln soll. Vom chronischen, selbst zugegebenen Vertragsbruch in der Vergangenheit wie MinskII (Merkel, Hollande) ganz abgesehen.
½OT: Schnellst-Denker Merz weiht den schnellsten Computer Deutschlands und damit selbstverständlich auch Europas¹ ein. Leider ist er nicht der schnellste der Welt: In China, irgendwo hinter den sieben Pagoden, steht ein noch viel schnellerer und löst in Wirklichkeit² jene besonders schweren Aufgaben, für die der Jülcher Juppitter ein bisschen zu träge ist.
Übrigens³ hat man Merz erst an Juppitters Terminal gelassen, nachdem der Bundes-Einweiher versprochen hatte, dem armen, unschuldigen Computer keine kontroversen³ oder anti-harmonischen³ Fragen zu stellen — Nicht, dass schon bei der Einweihung schwarze Rauchwolken aufsteigen und unprovozierte Sprinkler die versammelten, nicht ganz wasserdichten Promis einnässen...
¹ https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/bundeskanzler-merz-juelich-supercomputer-100.html
²Für eine Handvoll Reis mit Bio-Siegel
³Dank diesem eleganten Dreh gibt es doch noch einen gewissen Bezug zum Artikel
Ich bin zwiegespalten, ob das ein Harmoniedenken im Wattebauschuniversum ist. Wie ist es denn zu erklären, dass die Safe Spacies immer am lautesten brüllen und jede selbsternannte Opferfigur als erstes und am schlimmsten diffamiert? Projektion ist ja immer mit Heuchelei einhergegangen, und darin liegt halt ein grundsätzliches Problem, wenn alles selektiv gesehen wird und man selbst rumpöbeln darf, aber angepöbelt werden nie. Ich glaube eher, sie brauchen diesen Krawallmodus aus irgendwelchen Gründen.
»aus irgendwelchen Gründen«. @Sascha
Eine TEIL-Erklärung ist m.E. Status-Panik oder Status Panic, wird z.B. hier https://www.ecosophia.net/a‑brief-guide-to-status-panic/ aus US-Amerikanischer Sicht erklärt. Die »Opferfigur« ist bzw. war (nach erfolgreicher Abservierung) eben auch ein (möglicher) Konkurrent um die knapper werdenden¹ Jobs.
Im Laufe der Jahre habe ich bei Gelegenheit mehrere Menschen gefragt, ob sie schon mal erschrocken waren, wie weit Konkurrenten um eine Beförderung oder Ähnliches gegangen waren: Bei den Älteren gab es immer ein entschiedenes Ja!, teilweise mit Ergänzungen wie Freundschafts-Ende usw.
Der Karriereberater empfiehlt: Aufstieg durch Linientreue.
Der Fallmanager warnt: Abstieg durch Falschdenk.
¹Beispielsweise in den sogenannten Geisteswissenschaften wohl mehr als nur ein Phrase