Die Bundesregierung und die EU wollen vermehrt gegen Lügen, Desinformation und Falschnachrichten vorgehen. Das ZG-Blog unterstützt diese Initiative und will sich nun in dieser Rubrik jeweils einer belegten Falschnachricht widmen. Heute geht es um die »Brutkastenlüge« vom 10. Oktober 1990.
Im Herbst 1990 behauptete ein 15-jähriges Mädchen vor dem US-Kongress, unter Tränen, dass irakische Soldaten in einem Krankenhaus kuwaitische Babys aus ihren Brutkästen gerissen und sie zu Boden geworfen hätten. Die öffentliche Empörung und die Erwähnung dieses Vorfalles waren besonders in den USA sehr groß. Dieser »Bericht« trug maßgeblich dazu bei, Politik und Öffentlichkeit in den USA für den Zweiten Golfkrieg im Jahr 1991 zu gewinnen.
Erst später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mädchen um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA handelte. Die PR-Agentur »Hill & Knowlton« wurde mit der Geschichte beauftragt. Der Vorfall hat so in der Realität niemals stattgefunden. Es war eine große PR-Kampagne für den Zweiten Golfkrieg. Die Verantwortlichen für diese »Fake News«, die weitreichende Kriegsfolgen nach sich zogen, wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
Übrigens hat die WHO die PR-Firma »Hill & Knowlton« ebenfalls mit »Öffentlichkeitsarbeit« beauftragt. Ob die Bundesregierung und die EU ‑in ihrem Kampf gegen Lügen und Fake News- hier einmal genauer nachschauen werden?
Wurden eigentlich die »Massenvernichtungswaffen« im Irak mittlerweile gefunden? Auch hier haben Zeit, Süddeutsche, ZDF, Spiegel, FAZ, Welt, Tagesschau etc. etc. fleißig »mitberichtet«. Daran kann sich heute komischerweise auch Niemand mehr daran erinnern.
Wer kennt sie nicht, die ganzen Verschwörungsgeschichten der Schwurbler? Von Tonking für Vietnam, der „Brutkastenlüge“, den „irakischen Massenvernichtungswaffen“, dem „serbischen Völkermord“ im Kosovo, den „Einsatz chemischer Kampfstoffe gegen die eigene Zivilbevölkerung“ in Syrien, oder Butscha – auf englisch „Butcher“ geschrieben mit entsprechend eindrücklicher Bedeutung.
„Alles Lüge“ hat dazu Rio Reiser mal gesungen, in hellsichtiger und ‑seherischer Manier.
In einer Welt der Lügen lebend und ihre Kinder selbst belügend erzählen Eltern ihnen, man dürfe das nicht.
@Tafelrunde: Butscha – auf englisch „Butcher“
Es gab seinerzeit die Spekulation, dass es die US-Amerikanische Kriegspropaganda im Falle des Iraks viel schwerer gehabt hätte, wenn Saddam nicht so ähnlich¹ wie Satan klingen würde. Man stelle sich vor, die USA wollen einen Krieg in Süd-Amerika, den Philippinen usw. »vorbereiten« und der betreffende Regierungschef heißt Jesus Maria Christo²...
¹Vor allem, wenn beabsichtigt
²Etwas überzogen, aber ansatzweise gibt es da solche 130% christianisierten Namen