Linke Sperrgebiete

Viele vermeintlich Linke haben zahlreiche Themenfelder, bei denen sie eine dogmatische Selbstzensur betreiben. Entweder weil sie diese Bereiche als »rechts« etikettiert haben oder weil sie Angst haben, aus ihrer ideologischen Komfortzone gerissen zu werden. Also schweigen sie. Verdrängen. Verleugnen. Relativieren. Machen alle Augen und Ohren zu. Erklären die Sachlage für tabu. Wer es dennoch wagt, darüber diskutieren zu wollen, wird gelöscht, zensiert, gebannt, diffamiert oder ausgegrenzt.

Politik und Medien haben indes, besonders in den letzten drei Jahren, diese infantile Selbstkasteiung der Linken, als politische Herrschaftsmethode für sich entdeckt. Sie überlassen jeden kritischen Beitrag sowie jede Kritik an der Regierung der AfD, und können so jedes noch so seriöse Argument als rechts-rechts-nazi-nazi framen. Außerdem können sie sich so ständig als »Demokraten« im Kampf gegen böse »Nazis« inszenieren. Dabei hat sich insbesondere die sog. »Mitte« in den letzten Jahren immer weiter radikalisiert.

Tabuzone
Als ich mit Mitte Zwanzig bei der Linksjugend Solid bei einem Zeitungsprojekt mitgearbeitet hatte, konnte ich hautnah miterleben, wie das funktioniert. Ich hatte es tatsächlich gewagt (und geschafft ), einen feminismuskritischen Artikel unterzubringen. Mein Hauptargument war damals, dass die polarisierende Zuteilung — Frauen sind Opfer und Männer sind Täter — ideologischer Sexismus ist. Nach der Veröffentlichung des Beitrages gab es »interne Gespräche«. Freilich nie mit mir, aber immer über mich. Man scheute die direkte Auseinandersetzung oder gar einen inhaltlichen Austausch. Ganz ähnlich wie heute beim Corona-Thema.

Sie wollten mich irgendwie loswerden, weil ich nicht mehr in ihre ideologische Blase passte. Es gab zahlreiche kleinere und größere Sticheleien und nach einigen Monaten hörte ich selbst auf. Es war schließlich ein ehrenamtliches Projekt und ich sah keinen Sinn mehr darin, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die bei jeder inhaltlichen Auseinandersetzung lieber ausgrenzen anstatt zu diskutieren. Ich halte es bis heute für einen großen Fehler, dass die Linke zahlreiche mentale Tabuzonen etabliert hat und die Meinungs- und Deutungshoheit hier den Rechten überlässt.

Denkverbot
Vermeintlich Linke sprechen nicht gern über Probleme bei der »Migration« oder bei »Flüchtlingen«. Seien es wiederkehrende schwerstkriminelle Handlungen von Flüchtlingen, Migranten oder Asylbewerbern (Messerattacken, Drogenhandel, Clans etc.), Massenschlägereien in Freibädern oder auch die generelle Frage nach einer »Obergrenze«. Darüber wird der Mantel des Schweigens gelegt. Und warum? Weil man Angst hat, damit den »Rechten in die Hände zu spielen« oder selbst als »Nazi« beschimpft zu werden.

Das Problem ist nur: wer darüber nicht reden will, wer reale Probleme verschweigt, verändert nicht nur nichts, sondern spielt damit so oder so den »Rechten in die Hände«. Außerdem verschwinden die Herausforderungen und Probleme nicht, wenn man sie beiseite schiebt, verdrängt, relativiert oder verleugnet. Im ultra-grünen Berlin-Kreuzberg ignoriert man seit Jahren, dass zwei öffentliche Grünanlagen zu Clan-Drogen-Parks mutiert sind. Jeder kennt und jeder weiß das. Aber es wird nichts dagegen unternommen.

Echt jetzt?

Stacheldraht
Ein weiterer geistiger Stacheldraht wurde um die Kritik an Milliardären, Konzernen, Banken, Hedge Fonds und Denkfabriken gezogen. Da so einige Großbanken und westliche NGO’s in der Hand von jüdischen Milliardären sind — darf man diese nicht thematisieren oder kritisieren. Das wäre dann Antisemitismus. Also Nazi. Dafür wurden sogar extra neue Begriffe konstruiert: »struktureller Antisemitismus« oder »verkürzte Kapitalismuskritik«.

Werner Rügemer und Ernst Wolff sind also schon nah dran, als Antisemiten bezeichnet zu werden, da sie viel und oft über die Methoden und Strukturen von Super-Reichen und Konzernen sprechen. Die Macht und den Einfluss der »Open Society Foundation«, der »Gates Foundation« oder der »Rockefeller Foundation« sollen Linke bitte nicht in den Fokus nehmen. Das ist nicht nur rechts-rechts-nazi-nazi, sondern auch eine antisemitische Verschwörungserzählung. Nur damit überlässt man auch hier das komplette Themenfeld den Rechten.

Wer heute den finanziellen Wurzeln nachgehen möchte, wer nach Besitz und Eigentum fragt, ist schon irgendwie »rechts« oder Opfer einer Verschwörungserzählung:

»Bis heute gilt das als einer der größten journalistischen Triumphe und der Tipp »follow the money« als Leitlinie für alle politischen Recherchen, gleich ob in Panama oder bei der AfD

- sueddeutsche.de vom 18. November 2018

Brandmauer
Bis heute dürfen sich Linke nicht mit Väterrechten, weiblichen Täterinnen, Frauenquote, Männerhass, umgekehrten Sexismus, Sorgerecht, Gender Studies oder der sehr viel schlechteren »Zahlungsmoral« unterhaltspflichtiger Mütter — kritisch auseinandersetzen. Im aktuellen Zeitgeist könnte man dann sogar bei der »Meldestelle Antifeminismus« landen. Sämtliche Kritik am Feminismus ‑und sei sie noch so berechtigt- gilt heute als »Hass« und »Sexismus gegen Frauen«. Ist damit also rechts-rechts-nazi-nazi.

Ob das Zusammenleben von Männern und Frauen damit verbessert wird, darf bezweifelt werden. Auch gibt es immer noch weitverbreitete Schlammschlachten vor Familiengerichten, häufig wegen Unterhalt und Sorgerecht. Wer jedoch einseitige Schuldzuweisungen, Moralisierung, Eifersucht und verletzten Stolz, einer differenzierten Betrachtung vorzieht, trägt wenig zu Versöhnung und Harmonie bei. Eher im Gegenteil.

Fazit
Liebe Linke, verschweigen, verdrängen und verleugnen macht nichts besser! Man könnte bei all diesen Themenfeldern auch eine linke Analyse einbringen. Wer jedoch ständig Angst hat, er könnte als »rechts« geframt werden und sich deshalb zu vielen Themen seinen Mund verbieten lässt und beinharte Selbstzensur betreibt — ja, der muss sich auch nicht wundern, wenn die Konservativen und die AfD immer mehr Zustimmung erfahren.

»Wenn von Teilen der Linkspartei bis zur CSU alle gegen Russland hetzen, dann ist diese Querfront von links nach rechts nicht der Rede wert. Denn sie steht dann für das vermeintlich Gute.«

- hintergrund.de vom 9. Juni 2023


Wo sind die Linken?
Die identitätsgetriebene Linke

21 Gedanken zu “Linke Sperrgebiete

  1. Vermeintlich Linke sprechen nicht gern über Probleme bei der »Migration« oder bei »Flüchtlingen«. […] Und warum? Weil man Angst hat, damit den »Rechten in die Hände zu spielen« oder selbst als »Nazi« beschimpft zu werden.

    So aus meiner Sichtweise als grün-linke Feministin (echt, kein Label!) sehe ich das ein bißchen anders. Tatsächlich glaube ich, daß viele Menschen Angst haben, sie würden sich selber verändern und nicht mehr menschlich bzw. den Unterdrückten gegenüber zugewandt sein, wenn sie sich gegen Migration oder Flüchtlinge aussprechen. So à la »bin ich denn jetzt rechts(konservativ) oder was?!« Und weil sie ja wissen, daß sie das nicht sind – oder es nicht sein möchten –, vermeiden sie lieber die Diskussion.

    Das ist jetzt sicherlich nur ein Teilaspekt dieser Problematik, aber einer, den ich für nicht unwichtig halte. (Ich habe mich auch schon mal mit diesem Selbstvorwurf auseinandergesetzt und sogar für mich, der es eigentlich egal ist, wie man sie labelt, und die ich in dem Moment nur mir selber rechenschaftspflichtig war, war es nicht einfach, meine Empfindungen und Überzeugungen zum Thema vor mir selber zu rechtfertigen.)

    Tatsache ist, daß es hier, wie so oft in letzter Zeit, nur zwei Meinungen geben darf: ganz links (Gutmensch) und ganz rechts (Nazi). Und das ist wohl das eigentliche Problem.

  2. @Tiffany

    Wie im Fazit von mir noch einmal ausdrücklich betont, geht es eben auch, dass bei allen genannten Tabu-Themen eine linke Perspektive beigesteuert werden kann. Ist es eben nicht auch empathisch und solidarisch, wenn man beispielsweise betont, dass es eben nicht »flüchtlingsfreundlich« ist, wenn man sie alle ohne Perspektive auf Arbeit/Beschäftigung/Umschulung/Sprachkurs etc. nach Deutschland lässt?

    Abgesehen davon, was heute überhaupt noch »links« oder »rechts« ist. Aber diese Diskussion führt jetzt wieder zu weit woanders hin.

    »Tatsache ist, daß es hier, wie so oft in letzter Zeit, nur zwei Meinungen geben darf: ganz links (Gutmensch) und ganz rechts (Nazi). Und das ist wohl das eigentliche Problem.«

    Jup! Sehe ich ganz genauso. Wir steuern (wie so oft) auf US-Verhältnisse hin. Wir haben zwar formal noch mehr als Zwei Parteien, im Meinungsspektrum sind aber nur noch Zwei erlaubt bzw. nur Eine erlaubt und die Andere wird diffamiert.

  3. Feminist gewesen sein: Ja, kenne ich, bin in München dann aus der Frauengruppe raus, nachdem man mir unter die Nase gerieben hatte, daß ich mir »zwei Kinder hätte anhängen lassen« (letztlich wurden es sogar drei) und — so lächerlich wie wahr — weil ich statt schwankender Melonen, die rechts und links aus der Latzhose rausgekugelt sind, einen BH getragen habe: »Das machst Du nur um Männern zu gefallen und fällst damit der natürlichen Schwerkraft in den Rücken!«. Jetzt aber haben sie ja gewonnen, alle müssen noch viel mehr ästhetische Zumutungen aushalten, als nur die paar Wassermelonen unterm T‑Shirt.
    Flüchtlinge/Migranten (@Tiffany): Ich bin mir sehr sicher, daß in den hier n Rede stehenden »linken« Kreisen niemand wirklich engen familiären Kontakt zu Syrern, Marokkanern, Algeriern, Ecuadorianern, Peruanern, Philippinen, Irakern, Iranern, , Afghanen, Türken, Griechen hat? Sonst wüssten sie (und wüsste Tiffany) daß deren Meinung über einen Teil ihrer Landsleute so krass rechts geframet werden würde, wüsste man nicht, daß da jemand über die spricht, die er besser kennt als »die Linke« oder »die Gutmeinenden« sie. Und dazu zähle ich auch die Flüchtlingshelferszene: Sie haben letztlich keine Ahnung.

    Nur ein Beispiel: Ein erfolgreicher Gastronom, Afghane, sagte mir sofort nachdem die ersten Flugzeuge angekommen waren »das sind Verräter, die haben ihr eigenes Volk verraten und was glaubt ihr, was sie hier jetzt vorhaben?« Er hat sie in Mannschaftsstärke aus seinem Restaurant geworfen.

    Und zu den jüdischen Oligarchen: Was mich noch viel mehr wundert und da wäre ich wirklich froh, wenn das mal jemand untersuchen würde: Fällt niemandem auf, daß soviele dieser unsäglichen Impfgewinnler Deutsche bzw. deutsche Unternehmen sind: Ohne PCR-Test keine Pandemie: Drosten, ein Deutscher. Ohne Biontech keine Impfung: ein deutsches Unternehmen. Oder Pfizer-Deals keine Pfizer Verträge: von der Deutschen von der Leyen, WEF Klaus Schwab: deutsche Herkunft, sogar nazi-belastet, Bill Gates schon wieder deutsche Vorfahren — und das alles, wo wir ja nicht seinerzeit in die ganze Welt zerstreut worden sind und uns deshalb besonders hätten qualifizieren müssen (wie Juden).

    Wenn das die armen Länder raffen, wer da noch viel mehr auftaucht als jüdische Oligarchen: Dann Gnade uns Gott — wie würde das dann heissen? Anti-Arierismus? Josi

  4. Ich lese deine Beschreibungen schon als Argumentationskette für den abzusehenden Untergang der Linken. Irgendwie passend, dass man sich gerade letztens im Parteivorstand gegen die Wagenknecht/Dagdelem-Front positioniert und tatsächlich die grün-linke Schiene durchdrücken will. Natürlich wieder im stillen Kämmerlein ohne die Betroffenen einfach mal beschlossen, genau so wie du dein Ehrenamt beschrieben hast.

    Das nur auf links anzusprechen, wäre aber verkürzt. Ich sehe das mittlerweile als Komplettproblem, und wenn mal jemand meint, dir offen etwas mitzuteilen, soll dem natürlich nicht widersprochen werden. Dann geht auch schon das Machtspielchen los, sag ruhig deine Meinung, aber die beißt man dann mit zweifelhaften Methoden weg. Augenhöhe kannste vergessen. Reines Machtgehabe, das sich letztlich nur noch durch Dreistigkeit erreichen lässt. Inhaltlich kommt da nichts oder nicht viel. Denn sie wissen, dass sie verlieren würden, würden sie auch nur einmal versuchen, sachlich zu gewinnen statt mit Geblöke. Das ist nicht nur ein linkes Problem, aber ein besonderer Auswuchs, den man bei der Partei schon lange sieht.

  5. @Josi

    »Und dazu zähle ich auch die Flüchtlingshelferszene: Sie haben letztlich keine Ahnung.«

    Ich arbeite beruflich mit Willkommensklassen zusammen. Da geht der Rassismus untereinander schon bei den Jüngsten los. Kinder aus Syrien, Irak oder Afrika beleidigen sich gegenseitig wegen ihrer Hautfarben. Je dunkler, desto weniger wert. Je heller, desto mehr wert. Dieser Rassismus ist weit verbreitet ‑soll nichts relativieren, legitimieren oder rechtfertigen- wird aber eben auch überhaupt nicht thematisiert. Weder von der Presse, noch von »Linken«.

    @Sascha

    Der Mangel an Wissen, Information, Konfliktkultur und Argumentationsfähigkeit hat beträchtlich zugenommen, ja. Bei allen Themen. Wenn ich es dann doch einmal wage, auf meiner Lohnarbeit in einer Teamsitzung etwas Kritik zu üben, warte ich regelmäßig auf Gegenargumente. Ich würde gerne über viele Dinge diskutieren wollen. Aber da kommt dann entweder gar nichts oder es wird abgewürgt. Keine Zeit. Falscher Ort. Und so weiter.

    Auch hier sieht man sehr gut, wie nicht argumentiert, sondern nur moralisch gepoltert wird. Buzzwords. Bullshit-Bingo. Kontaktschuld-Gesülze. Ad Hominem. Diffamierung. Das Übliche eben. Eine ständige intellektuelle Beleidigung.

  6. Das Problem der Linken ist die Moral.
    Sie erheben nämlich immer den Anspruch »besser« neusprech »der Gutmensch« zu sein als die anderen und das, meist auch noch zwanghaft.
    Dabei haben sie aus der Alienperspektive gesehen, auch nur eine andere Meinung oder Wahrnehmung der Welt.
    Meine Wenigkeit hat nie diesen moralischen Anspruch erhoben.
    Ich bin nicht moralisch besser als andere rechte Bürger oder Konservatisten und/oder Nazis, oder andere Untermenschen...;-)
    Ich vertrete nur eine differenziertere Ansicht wie man miteinander umgehen sollte, als Andere.
    Aber im Zweifel schlage ich mit Genugtuung den Anderen auch mal den Schädel ein, weil ich eben menschlich reagiere nichts weiter.
    Der Anspruch der Linken birgt im Keim schon deren Scheitern, weil die Rechten oder Konservativen, oder gar Nazis, denen ist das nämlich alles scheissegal.
    Die machen sich nämlich gar keinen Kopf über derartige Moral.
    Nicht im geringsten.
    Und genau das ist auch der Grund, warum sie am Ende auch gewinnen werden.

  7. @epikur

    Da geht der Rassismus untereinander schon bei den Jüngsten los. Kinder aus Syrien, Irak oder Afrika beleidigen sich gegenseitig wegen ihrer Hautfarben. Je dunkler, desto weniger wert. Je heller, desto mehr wert. Dieser Rassismus ist weit verbreitet

    Diese Art von Rassismus ist weit verbreitet, aber auch alles andere als neu. Mir hat mal eine Frau, die Mitte/Ende der 1980er Jahre im internationalen Genf (CH) als Sprachenlehrerin gearbeitet hat, folgendes erzählt: nämlich, daß die dortigen Nicht-Schweizer eine ganz heftige Rang- oder Beißordnung hatten. Je nachdem, ob die Leute aus Osteuropa, Lateinamerika oder Südostasien (oder woher auch immer) kamen, hatte jedes einzelne Land eine Stellung in diesem Ranking, und wer über einem anderen stand, hat ihn (oder sie) dies gnadenlos merken lassen.(*)
    Und das war lange, lange vor Wokeismus.
    Das kennt man ja auch aus Beschreibungen der USA vor 50 oder 100 Jahren: da gab es unter den Einwanderern auch diese Hackordnung, Religion war dabei auch ein Thema (jüdisch, katholisch, nicht-katholisch...) – und war das toll, wenn man besser war als die anderen. Wo genau die Schwarzen sorry: nicht ureinwohnenden aber bereits dort wohnenden Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe in diesem Ranking sich befanden, weiß ich gerade nicht mehr. Kam vielleicht auch auf die jeweilige Stadt drauf an.

    (*) Erkannt haben die sich meist am Akzent. Das französisch war je nach Herkunftsland ähnlich gefärbt.

  8. @epikur

    »Der Mangel an Wissen, Information, Konfliktkultur und Argumentationsfähigkeit hat beträchtlich zugenommen, ja.«

    Ich oute mich jetzt mal als jemanden, der da auch nicht ganz fit drin ist. Aber häufig denke ich, dass man gerade in Debatten häufig folgendes zur Grundlage nehmen kann: Wie verkündet jemand seine Meinung? Wie schnell werden sie persönlich und abwertend? Gab es Situationen, in denen die Person schon in einer Diskussion beobachtbar gewesen ist und man sagt sich: Herrje, hoffentlich muss ich mich mit der Person nicht rumstreiten...?

    Also: ist es nicht besser, die Person weitmöglichst zu ignorieren?

  9. @Sascha

    Man könnte auch einfach mal sagen, dass man keine Meinung dazu hat, dass man beide Seiten verstehen kann, dass der andere vielleicht sogar einen Punkt hat oder dass man sich mit dem Thema noch nicht so beschäftigt hat — Aber nein! Das wäre alles viel zu erwachsen. Stattdessen heißt es überall: »Haltung beziehen!«

  10. Guter Artikel.
    Sexismusvorwürfe sind mittlerweilen ein Standardvorwurf um unliebsame Personen loszuwerden und man schreckt da auch nicht vor kriminellen Handlungen zurück.
    Siehe Assange, siehe die Vorgänge in Berlin um die Wohnraum-Proteste, und um den Fall Lindemann, die selbst dann nicht mehr gedeckt sind von der Verfassung, wenn sich Teile der Vorwürfe bestätigen sollten.
    Die Linke wird viel zu erklären haben wenn die Idenditätspolitik Geschichte ist, genauso wie Liberale, Grüne und Wertkonservative. Untertanentum, Duckmäuserei, Denunziantentum, wir müssen weg von der Vorstellung das alles sei exklusiv den Rechten vorbehalten.

  11. @Josi
    »weil ich statt schwankender Melonen, die rechts und links aus der Latzhose rausgekugelt sind, einen BH getragen habe: »Das machst Du nur um Männern zu gefallen«

    Dazu fällt mir ein Satz ein aus »Puppenmord«, von Tom Sharpe.
    »Beim Feminismus geht es nicht nur darum, die BHs wegzuschmeißen, sondern darum die Erzählung der natürlichen Überlegenheit der Frau über den Mann voranzutreiben«
    Übrigens ein sehr empfehlenswertes Buch, eine in Teilen köstliche Verarschung feministischer und linksalternativer Selbstherrlichkeit, — aus dem Jahr 1976!

  12. Ich beginne mal mit JFK: Die, die friedliche Revolutionen verhindern, machen blutige Revolutionen unvermeidlich
    John.F. Kennedy.

    Wir habe jetzt über 40 Jahre lang zugeschaut, uns in Toleranz geübt, Political Correctness eingeführt und was hat es gebracht?
    Die herrschende Klasse ist mittlerweile so gut aufgestellt, so das sie uns ganz offen anträgt uns die Behausungen, die Autos, das Bargeld und sogar das Fleisch wegzunehmen.
    Ganz nebenbei werden wir quasi dazu gezwungen an einem Genexperiement teilzunehmen, das schon Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
    Die sich anschickende neue Weltordnung durch den Pandemievertrag mit der Führung durch die WHO sorgt gerade dafür, dass unsere Versklavung international verrechtlicht wird.
    Auf diese Weise hat die herrschende Klasse somit die Handhabe dass das immer so weitergeht.
    Selbst wenn der Pandemievertrag 2024 nicht durchkommt ist die Agenda gesetzt worden und die Reichen werden dann weiterhin in bewährter Salamitaktik unsere letzten Rechte beschneiden.

  13. @PV

    Deine Resignation, Dein Fatalismus und Dein grenzenloser Pessimismus in allen Ehren — die Lösung kann aber nicht sein, selbst menschenverachtend zu werden, Mordaufrufe zu starten und immer radikalere Positionen einzunehmen. Denn dann wirst Du am Ende genau da landen, wo Du die »Herrschenden« gerade verortest.

    Nochmal und in aller Deutlichkeit: menschenverachtende Bemerkungen sind keine »Political Correctness«, sondern schlicht menschenverachtend. Wer hier andere Menschen, das Mensch-Sein abspricht und/oder Mordaufrufe begeht, wird gesperrt. Das werde ich hier auf diesem Blog nicht dulden. Mach das in Deinen anderen Foren oder Gruppen — hier findest Du damit keine Heimat.

  14. Die Erfahrungen in dem Artikel kann ich gut nachvollziehen. Es wird in den eigenen Gruppen / Blasen nicht mehr diskutiert, sondern nur noch gegenseitig sich auf die Schulter geklopft, wie richtig man doch liegt. Und es muss das Gesamtpaket genommen werden, selbst einzelnen Punkte dürfen nicht differenziert gesehen werden. (Das ist in rechten Kreisen nicht anders, ich habe mal eine Beschwerde eines Rechten aus den USA gelesen, der sich darüber aufregte, dass er nicht rechts sein kann und gleichzeitig kein Abtreibungsgegner. Für freien Waffenhandel und für Abtreibung geht nicht.) Da aber jede abweichende Meinung zum Ausschluss führen kann, bedeutet dies, dass immer mehr Themen nicht angesprochen werden können. Also wird über die eigene Positionen nicht gesprochen, dafür Personen außerhalb der Gruppe diffamiert.

    Jetzt werde ich einen Begriff in die Diskussion einführen (d.h. ich bin der erste der den Begriff in diesem Faden verwendet): Elefant. Schon früher hatte man das Gefühl bei Sitzungen von »Linken«, dass der Elefant im Raum nicht angesprochen werden darf (z.B. Großkonzerne). Heute habe ich in ähnlichen Situationen das Gefühl eine ganze Elefantenherde galoppiert durch den Raum und alle schauen angestrengt weg. Es wird überhaupt kein Thema mehr angesprochen, vielleicht kann man sich noch darauf einigen, dass Seenotrettung im Mittelmeer kein Verbrechen ist. Aber Ukraine, Krieg, Schwäche des Staates (z.b. Kriminalität), Selbstbedienung der politischen Klasse, kein kritischer Journalismus, Coronamaßnahmen, Sinken der Reallöhne, Inflation, Klimadings (wenn dann nur CO2), Konzerne, USA Dominanz usw. alles Themen wo man sich besser nicht outet.

    Die Linke ist am Ende, dies ist der letzte Schritt die Entpolitisierung.
    (Zum Feminismus die visionären Worte von Frau Vilar:

    Jeder Mann weiß, dass es nur zwei Ansprachmöglichkeiten gegenüber Frauen gibt: Mitleid oder Bewunderung.

    )

  15. @Kakapo3

    »Heute habe ich in ähnlichen Situationen das Gefühl eine ganze Elefantenherde galoppiert durch den Raum und alle schauen angestrengt weg.«

    Gleichzeitig werden alle von den Elefanten niedergetrampelt (Inflation, Waffenhandel, Korruption etc.) und alle rufen: »War was?«

  16. auch in österreich, so kann ich es gerade häufig hören, heißen die galoppierenden elefanten nicht etwa kapitalfaschismus, völkerrechtswidrige NATO-feldzüge (incl. nachfolgender emigrationswellen) oder grassierende massenarmut.

    es war das verheerende schreckensvirus und es ist der gottverdammte drecksrusse.

    in SLO und CRO, ab und an auch in A — insbesondere bei migranten aus dem kosovo — kommt noch dessen spießgeselle, der miese, verschlagene, räuberische serbe, dieser putingeile halsabschneider, hinzu.

    dann kommt lange nichts — irgendwann vllt noch der sich rasant beschleunigende klimawandel...

    aber gottseidank:
    im juli gehts nach bali, camagüey, sri lanka, kanada, island, florida!

  17. also, @lieber Kakapo3 (oder liebe?),

    falls da ein missverständnis vorliegt:
    nicht ich steuere diese traum- oder auch »traum»ziele an.

    dafür mangelt es mir neben bezahlter urlaubszeit vor allem (derzeit und mutmaßlich auch auf absehbare zukunft) am nötigen kleingeld.
    welches wiederum von nöten wäre, um den zur erkundung jener fernen und vielversprechenden destinationen notwendigen, ausreichend langen, dann jedoch nicht bezahlten urlaub nehmen zu können.

    oder besser, über die paar taler mehr noch zu verfügen, um aus breiter brust von der aussichtsplattform des BER befreit und lauthals froh in die welt hinaus singen zu können:

    *ade‹ BRD, ade‹, ade‹...ade‹ BRD, ade‹, ade‹...*

    ich meinte das ironisch.
    bezogen auf manche jener allzu arg vorgeblich klimabesorgten, die dann aber kein problem damit haben, um die (halbe) welt zu jetten.

    schon gar nicht, wenn sie es sich locker leisten möchten und auch können, zur besänftigung des hier und da vllt doch ab und an wokig nagenden gewissens, den modernen klima-ablass-zehnt draufzulegen — oder eben dann doch nicht (schließlich wäre dann ein üppiges dinner mit der verehrtesten im stylisch-multiethnischen fusion kitchen style restaurant der wahl mehr drin — diversity rulez!).

    erst kommt das hippe fressen, dann das trez chici palmenresort, danach auch ein bisschen klimamoral (für arme).

  18. @mo
    Hatte ich befürchtet, finde ich aber auch schade. Ich hätte gerne von jemanden gehört, der noch seltsamere Reisen unternimmt als ich (ich fahre im Juli mit einem alten Camper durch Europa).
    Camagüey ist kein touristisches Ziel, sondern eine recht nette Mittelstadt. (Ich erinnere mich an eine gute Blues Kneipe). Wer dahin fährt sucht eben nicht das langweilige Palmen, Strand, gutes Wetter, das man auch in jeden Center Parc haben kann. Das spricht eher für Reisen, um anders erleben zu können, hier die Umwandlung einer klassenlosen Gesellschaft hin zu der Scheiße, die wir überall haben.
    Nach meiner Erfahrung führen die Dinge, die hier besprochen werden nicht nur zu Wut, Verzweiflung, politische Engagement, sondern auch zu einer Art Torschlusspanik, jetzt noch schnell das zu machen, was in ein paar Jahren nicht mehr geht. Also warum nicht drei Kontinente in einem Monat?
    Die Idee der Elite und ihrer woken Fifis, die Verschlechterung der Lebensumstände auf dem Planeten dadurch zu verhindern in dem man Zweidrittel der Menschheit auf das Niveau reiner Arbeitstiere herunterbricht, teile ich natürlich nicht.
    Umverteilung von oben nach unten tut not. Bezahlter Urlaub für alle!

  19. Pingback: Tugendpächter, Pechstein & Alltagsverweigerer: Die Alternativmedienschau -

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