Kinder sind keine Biowaffen!

Der Tagesspiegel macht seinem Ruf wieder alle Ehre. Er hetzt, spaltet, provoziert. Man gibt sich vermeintlich solidarisch, links und empathisch, ist aber in Ton, Inhalt und Argument, kinderfeindlich, abwertend und autoritär. Und merkt es wohl selbst nicht einmal. Aktuelles Beispiel: »Frisch infiziert in die Ferien.« Allein der Titel ist kinderfeindlich. Sascha Karberg (Leiter Ressort Wissen & Forschen) spricht in einem Meinungsartikel über den wiedereinsetzenden Präsenzunterricht in Berlin, ab Mittwoch, den 9. Juni 2021. Der ganze Artikel trieft von Unkenntnis des Schulalltags, interessiert sich null für die Interessen und Bedürfnisse der Kinder und ist voller Vorwürfe und Anklagen. Aber der Reihe nach.

Zunächst einmal: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wollte aus »bürokratischen Gründen« den Wechselunterricht bis zu den Sommerferien in Berlin beibehalten. Da jedoch Kinder ein Recht auf Bildung haben, die Inzidenzen im freien Fall sind, andere Bundesländer längst wieder im Präsenzunterricht sind und einige Eltern erfolgreich gegen diesen willkürlichen Verfassungsbruch geklagt haben — musste die Senatsverwaltung in Berlin nachgeben und den Präsenzunterricht ab nächsten Mittwoch wieder hochfahren. Die Berliner Senatsverwaltung macht das also mitnichten den Kindern zuliebe, sondern weil der öffentliche und politische Druck zu groß wurde.

Herr Karberg behauptet nun:

»Die Kinder und Jugendlichen sind trotz fallender Inzidenz in der Gesamtbevölkerung noch immer die Altersgruppe mit den meisten Infizierten, und sie sind nicht geimpft.«

Kinder seien also eine Gefahr für sich und ihre Umwelt. Wohl besonders für ihre Oma, nicht wahr? Das BMI-Panikpapier lässt grüßen. Seit einem Jahr gilt: ein positives Testergebnis heißt noch lange nicht infiziert. Und erst Recht nicht erkrankt. Aber diese Erkenntnis scheint bei vielen einfach nicht anzukommen. Komme, was wolle. Wenn man Schüler zweimal die Woche zum Test zwingt, ist es auch logisch, das wir hier die meisten Positiv-Fälle haben. Ob sie infiziert oder erkrankt sind oder falsch-positiv getestet wurden, interessiert Herr Karberg natürlich wieder überhaupt nicht. Aber man kann auch als Leiter für das Ressort Wissen & Forschen nicht alles wissen.

»Man würde sie nicht zwingen, sich für gerade einmal zweieinhalb Wochen in vollen Klassenräumen aufzuhalten.«

Recht auf Bildung ist ein »Zwang«? Dieser Satz zeugt von völliger Unkenntnis des Schulalltages und von den Bedürfnissen der Kinder. Die allermeisten Kinder wollen in die Schule und freuen sich riesig über ihre Freunde und Klassenkameraden. Ob es ihm wirklich um die Kinder geht? Oder werden sie instrumentalisiert, um die eigene Virus-Todes-Panik zu verstecken?

»...weil sich die Politik von Beginn dieser Pandemie an nie wirklich um Bildung, sondern wenn überhaupt um Aufbewahrung bemüht hat. Nicht um die Kinder und Jugendlichen ging es, sondern darum, die Arbeitskraft der Eltern, die auch wählen dürfen, zu erhalten.«

Aha? Und das war jetzt vor der »Pandemie« irgendwie anders? Wann und wo hat sich Politik ‑außer in Wahlkampfzeiten- überhaupt mal für Bildung interessiert? Viele Lehrer und Pädagogen reden seit Jahrzehnten von besserer Ausstattung, mehr Personal, sauberen Toiletten und und und. Das hat weder die Presse, noch die Politik jemals groß interessiert. Aber jetzt ist ja Corona. Ja nee. Ist klar. Hier offenbart sich das Denken vieler Eltern, aber nicht die Einstellung der Kinder. Denn für viele Eltern mag das eine Aufbewahrungsstätte sein. Für die allermeisten Kinder ist Schule/Hort jedoch ein wichtiger Lebensraum zur individuellen Entfaltung und Entwicklung.

»Doch weder Lehrende noch Lernende dürften glauben, dass in den zweieinhalb Wochen vor Ferienbeginn noch ernsthaft Unterricht stattfinden kann.«

Auch dieses Denken ist leider weit verbreitet und zeigt die Einseitigkeit des Bildungsgedanken. Kinder werden als lebende Computer betrachtet, denen man Wissen über Jahre einhämmern muss. Kreatives Lernen, Lernen am Modell oder selbstbestimmtes Lernen kennt er offenbar nicht. Die häufigste und effektivste Bildungsform für Kinder und Jugendliche ist und bleibt übrigens das »Soziale Lernen«. Und dafür brauchen Kinder vor allem was? Richtig! Andere Kinder! Wer Kinder nur als lebende Automaten definiert, zementiert eine absolut kinderfeindliche Haltung. Partizipation. Selbstbestimmung. Ganzheitlichkeit. War da mal was? Auch wenn es »nur« zwei Wochen sein mögen, für die Kinder ist es absolut essentiell, einen harmonisch-ausklingenden Abschluss des Schuljahres in voller Klassenstärke zu vollziehen.

Gerade den Erstklässlern wurde schon das ganze Schuljahr versaut. Welche langfristigen sozial-emotionalen Schäden das anrichten wird, ist noch nicht absehbar. Aber so gehen sie zumindest mit einem harmonischen Gefühl von Klassengemeinschaft und ‑Zusammenhalt in die Sommerferien. All das interessiert Herr Karberg nicht. Er hat wohl Angst vor den kleinen Kindern Biowaffen, die er offenbar lieber weiterhin Zuhause weggesperrt sehen will. Irgendwelche niedrigen R‑Werte, Inzidenzen oder Corona-Todesfälle scheinen da auch keine Rolle mehr zu spielen.


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

9 Gedanken zu “Kinder sind keine Biowaffen!

  1. »Doch weder Lehrende noch Lernende dürften glauben, dass in den zweieinhalb Wochen vor Ferienbeginn noch ernsthaft Unterricht stattfinden kann.«

    Wuhaha. Aber in den letzten 15 Monaten, da hat ernsthaft Unterricht stattgefunden? Witz komm raus...

  2. ich empfinde es — trotz nun 1 1/2‑jähriger totaloffenbarung des systems — immer noch als schockierend und bestürzend, welch ein perverses amtsverständnis und welch eine kinderfeindliche attitüde relevante politniks, beamte und »experten« ungeniert vor aller augen an den tag legen.

    ich muss nun endlich dazu übergehen, zu akzeptieren, dass es auch in diesem bereich natürlich nicht um die gesundheit — geschweige denn die bildung! — unserer zukunftsträger geht.

    es geht in erster linie um die systemgerechte zurichtung junger menschen auf die erfordernisse des globalkapitalfaschistischen regimes und dessen fronarbeits-sektors.

    die »produktion« hunderttausender »pisakrüppel« (einzigartig auf den punkt gebracht vom großen georg schramm anno 2009:
    https://www.youtube.com/watch?v=2zpaNs-niKQ)
    ist keine bedauernswerte nebenerscheinung (nach dem neoliberalfaschistischen falschwörterbuch: kollateralschaden), sondern ganz und gar beabsichtigt.

    quasi das wirkliche ziel.

    wissen ist macht.

    allseitig gebildete kinder, die im späteren leben zu kritischen bürgern heranreifen, wären nämlich ernsthafte GEFÄHRDER der antidemokatischen machtelite, des finanzkapitalistisch-militärisch-medialen-pharma komplexes.

  3. Wobei ich da mit dieser Grundgesetzänderung vorsichtig wäre; das soll m. E. den Kindesentzug wesentlich erleichtern. Hat sich doch nun der Staat als größter Kindesmisshandler aller Zeiten entpuppt.

  4. vor allem jetzt bei der hitze macht das denken/drücken der schulbank + feinstaubmaske besonders viel spass—die abhärtung/abstumpfung/transformation des deutschen zum chinesen ist im vollem gange—der anspruch von sauberer luft/wasser/lebensmittel usw. gelangt dabei total in den hintergrund, dabei ist feinstaub der killer no 1, er zerstört die lungen und macht sie anfällig für bakterien/viren/pilze usw, wer jetzt küsten-/gewässernah wohnt/arbeitet hat einen exorbitanten überlebensvorteil

  5. @epikur
    Das sehe ich wie Dennis: bloß keine Kinderrechte ins Grundgesetz! Das öffnet der Willkür Tür und Tor. So, wie es jetzt ist, ist prinzipiell für alle gesorgt, auch für die Kinder. Man muß es nur umsetzen wollen.

  6. A propos Kinder in diesen Scheißzeiten. Hier gibt es einen interessanten Artikel zu Lollytests.
    Haftung, Inhaltsstoffe, Zulassung, etc. pp., wird alles angesprochen. Und nix davon ist auch nur annähernd tragbar.

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