Rambo I

»Als ich zurückkam in diese Welt haben sie mich einen Babymörder und Kinderschänder genannt«

Nun werden sich viele vielleicht fragen, ob denn der Film wirklich einer Erwähnung und Kritik wert ist? Schließlich gilt der Begriff »Rambo« mittlerweile als Synonym für Gewalttätigkeit, Brutalität und Mordlust?

Die Killermaschine - Rambo II
Die Killermaschine...

Ich möchte hier eine Bresche für Rambo schlagen. Und zwar für den ersten Teil. Ich habe Rambo 2-4 gesehen, sie sind jedoch keiner Zeile wert. Sie sind es, die für das schlechte Image der Rambo-Reihe verantwortlich sind. Eine einzige selbstgerechte Blutorgie und der Traum von Selbstjustiz– Befürwortern, die es als lästig empfinden sich fürs Töten juristisch und vor dem eigenen Gewissen rechtfertigen zu müssen. Die Botschaft und die vermittelte Authentizität des ersten Rambo-Teils, ist bei all dem Getöse leider untergegangen.

John Rambo ist Vietnamkriegsveteran und kehrt in die USA zurück. Zuhause angekommen muss er feststellen, dass er der letzte Überlebende seiner militärischen Einheit ist. In einer Kleinstadt wird er vom dortigen Sheriff als Landstreicher betrachtet und sogar misshandelt. Daraufhin werden in John Rambo traumatische Erinnerungen seiner Kriegsgefangenschaft in Vietnam wach und er flieht aus der Polizeistation. Nun beginnt eine gnadenlose Hetz- und Treibjagd auf Rambo, der sich im nahegelegenen Wald verschanzt.

Rambo ist im eigentlichen Sinne kein Action-Held, zudem er später gemacht wird, sondern vielmehr ein Anti-Held: allein gelassen, unwillkommen, arbeitslos und nicht respektiert. Erst als er psychisch in die Ecke getrieben wird, erwacht der Soldat in ihm und er beginnt seinen Überlebenskampf. Auch wird dieser Kampf häufig als »Rache« fehlgedeutet, wie es so oft in B-Movies der Fall ist, wo ein einsamer Actionheld loszieht und aus tollen Gründen legitimiert töten darf. Rambo übt jedoch keine Rache für die Misshandlungen an ihm - er kämpft ums Überleben. Vielmehr übt der Sheriff hier die Rache an Rambo, da dieser seine Autorität nicht anerkennen wollte. Diese Unterscheidung ist keine rhetorische Spitzfindigkeit, sondern wichtig in der Betrachtung des Charakters John Rambo. Das wird daran deutlich, dass im ganzen ersten Teil nur ein Mensch stirbt! Und dieser auch nur durch einen Unfall ums Leben kommt. Im Gegensatz zu den folgenden Rambo-Teilen wo es Dutzende oder sogar Hunderte Tote gibt, erhält Rambo hier seine Verfolger gezielt am Leben. Im Gegensatz zu den anderen Rambo-Teilen ist die Mordmaschine, der Soldat Rambo im ersten Teil nicht Selbstzweck, sondern Teil des Problems des Menschen John J. Rambo.

...und der Mensch John Rambo - Rambo I
...und der Mensch John Rambo.

Eine weitere sehr eindringliche Szene, die jedem Rambo-Image als mordlustiger Irrer konterkariert, ist Rambo am Boden weinend und in den Armen seines väterlichen Colonel. In keinem anderen Rambo Teil sieht man Rambo weinen oder sonst wie Gefühle zeigen. Er ist in diesem Film keine gefühllose Mordbestie, sondern ein innerlich zerrissener Mensch. Der Krieg mit seinen traumatischen Erlebnissen zum einen und die Unfähigkeit wieder ein normales Leben jenseits des Krieges zu beginnen, machen ihn schwermütig, traurig und einsam.

Es ist sehr bedauerlich, dass diese ursprüngliche Charakterzeichnung des John Rambo in Vergessenheit geraten ist und stattdessen die Mordbestie Rambo seinen Platz eingenommen hat. Bot der ursprüngliche Anti-Held Rambo doch genügend Stoff für einen durchaus interessanten Charakter.


»Ich war verantwortlich für 1 Millionen Dollar Ausrüstung und hier krieg ich nicht mal einen Job als Parkwächter«

by epikur