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todesglupsch

todesglupsch In grauer Vorzeit war nicht alles besser, aber vieles schlechter. So begab es sich, dass die Lokalisation eines digitalen Unterhaltungsproduktes, angesiedelt im Phantastischen, eine sehr eigene Qualität aufwies. Eine ohnehin schon recht groteske Kreatur die im original Wortlaut oft als »Beholder« bezeichnet wird und so etwas wie eine schwebende Kugel mit einem riesen Auge im Zentrum darstellt, wurde so elegant in die deutsche Sprache integriert, dass dies einer besonderen Würdigung bedurfte. »Todesglupsch« sollte fortan der Name sein unter dem unser junger Protagonist seine weiteren Abenteuer bestreiten würde. Die Jugendlichkeit relativierte sich alsbald, die Identifikation mit einem schwebenden, abgrundtief bösen Riesenauge blieb erhalten.

Das die Kunst des Schreibens mit solch deutlichen körperlichen Einschränkungen nicht gerade der natürlichen Begabung eines solchen Wesens entspricht sollte einleuchten, doch wer tödliche Strahlen emitiert, wird wohl auch dies noch bewältigen. So oder so ähnlich wird wohl der Gedankengang gewesen sein, der unseren todesglupsch dazu animierte die Schreibfeder auch ohne passende Triebfeder in die nicht vorhandene Hand zu nehmen. Nach der Überwindung all der Widrigkeiten stand ohnehin die Erkenntnis, dass das Schreiben, neben vielen Dingen, vor allem eine Frage des Willens ist.

So war, vor allem Anfangs, die digitale Unterhaltung häufig Anlass für das Verfassen von Schriftwerken. Mit dem Verlust von Jugendlichkeit, schien aber das Interesse an digitaler Unterhaltung einer Form von Reife zu weichen. Natürlich trog der Schein und der Spieltrieb sollte sich lediglich vom Digitalen ins Semireale verlagern. Das Seitwärtsdrehen kleiner Pappkarten mit der Aufschrift »Magic: the Gathering« war nun der Zeitvertreib der Wahl und sollte es für lange Zeit bleiben. Hier und da werden auch klassischere, nicht interaktive Medien als Anlass für das Verfassen von Schriften genutzt, aber so oder so ist das Schreiben eher vom Sporadischen geprägt.

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