Endlose Bilderflut

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Heute scheint jeder ein Fotograf zu sein. Einfach alles wird mit dem smartphone fotografiert. Jeder Fliegenschiss, jedes Bauwerk, jeder flüchtige Moment, jeder oberflächliche soziale Kontakt muss digital eingefangen und für das eigene soziale Kapital verwertet werden. Dabei haben die meisten Bildfetischisten überhaupt keine Sensibilisierung für »das Recht am Bild«. Von Urheber- und Persönlichkeitsrechten ganz zu schweigen. Vielleicht ist Berlin aber auch nur noch von Tourismus-Foto-Zombies bevölkert.

Dabei hat diese endlose visuelle Reizüberflutung vor allem den Effekt, dass der Wert von Bildern und Fotos immer weiter abnimmt. Ja, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Aber tausend Bilder sagen überhaupt nichts mehr! Wie viele Bilder haben denn beispielsweise die zahlreichen Eltern da draußen von ihren (Klein-)Kindern? Und welche Bedeutung hat hier das einzelne Foto überhaupt noch? Überall wird man mit Abbildungen der vermeintlichen Realität von Wichtigmenschen zugebombt. Aufmerksamkeit. Inszenierung. Narzissmus. Das Auge muss wohl in Bewegung bleiben, damit der Geist keine Ruhe finden kann.


Selbstinszenierung
Bilder in Fernsehnachrichten
Reale Welten vs. Fiktive Welten

4 Gedanken zu “Endlose Bilderflut

  1. Dabei haben die meisten Bildfetischisten überhaupt keine Sensibilisierung für »das Recht am Bild«. Von Urheber? und Persönlichkeitsrechten ganz zu schweigen.

    Das eben die Illusion der vom Westen propagierten Freiheit.
    Die Einschränkungen sind in etwa wie die Fußnoten in einem Vertrag — sie werden zwar kurzweilig erwähnt, doch wird der Titel vom Hauptvertrag drei Mal mehr in den Raum geworfen, weil das ein bestimmtes Gefühl von »ich habe was« zu erzeugt.

  2. Das Recht am eigenen Bild ist in der Varfassung geregelt und leitet sich aus den allgemeinen Freiheitsrechten und der darin eingeschlossenen informationellen Selbstbestimmung ab. Deshalb hätte in diesen Kontext auch die Beantwortung der Frage gehört, ob dieses Recht für Kinder nicht gilt.

    Dabei denke ich auch an das Verbot, während der Einschulungsrituale Kinder zu fotografieren oder zu filmen. Wobei das Verbotsmotiv nicht mit dem Recht am eigenen Bild zu tun hatte.

    Zum Thema »Recht am eigenen Bild« gehört meines Erachtens auch die Problematisierung des Filmens und Fotografierens durch die Polizei bei friedlichen Demonstrationen:
    § 12 a Versammlungsgesetz „Die Polizei darf Bild- und Tonaufnahmen von Teilnehmern bei oder im Zusammenhang mit öffentlichen Versammlungen nur anfertigen, wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, daß von ihnen erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgehen.“

    Sieht aus, als ob Du keine besondere Lust mehr an der Bloggerei hast.

  3. @altautonomer

    Dazu gibt es viele Aspekte, das ist richtig! Vor allem auch, dass viele Eltern ihre Kinder gar nicht fragen, ob sie wollen, dass Fotos von ihnen in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden.

    »Sieht aus, als ob Du keine besondere Lust mehr an der Bloggerei hast.«

    Wie kommst Du darauf? Nur weil ich in letzter Zeit häufig kürzere Statements/Denkanstöße/Beiträge bringe? Oder weil ich nicht die Aspekte bringe, die Dir gefehlt haben?

    Zugegeben, ich habe immer weniger Lust auf die großen Beiträge, die mich meist viel Zeit kosten. Das hat verschiedene Gründe. Ein 40-Stunden-Job, Familie, Hobbys und kaum Resonanz in den Kommentaren. Das macht es mir immer schwerer, mich in Themen richtig einzuarbeiten. Hinzu kommt, nach über 10 Jahren Bloggerei muss ich das Rad nicht neu erfinden, wenn sich die aktuellen Schweinereien doch nur ständig wiederholen. Verlinken auf ältere Artikel von mir ‑bei denen ich mich häufig ausgiebig einem Thema gewidmet habe das heute genau so aktuell wie vor 10 Jahren ist- sollte auch genügen. ;)

  4. Also ich mag es »kurz und kanckig« statt »lang und weilig« ;-)
    Die höhere »Schlagzahl« bei den Beiträgen finde ich gut.

    Wie Epikur schon sagte, es gibt nicht viel neues zu berichten, daher reicht auch der Link auf einen alten Beitrag.
    Aber dass er unermüdlich fast jeden Tag schreibt, und dass aus reiner Freiwilligkeit, nötigt mir hohen Respekt ab.

    Keep up that good work‹

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