Medienkompetenz (9)

tagesspiegel.de vom 8. Juli 2025

- Feindbilder -

»Medien können dazu beitragen, Stereotype zu festigen und Feindbilder zu produzieren.«

- Bundeszentrale für politische Bildung, 12. Oktober 2016

Insbesondere die deutschen Haltungsmedien produzieren und reproduzieren immer wieder bestimmte Feindbilder. Dazu gehören vor allem Russland (auch lange vor dem Ukraine-Krieg), China, Iran, Nordkorea, die AfD, Trump, der Islam und Putin sowie sämtliche (Regierungs-)Kriitker, die den öffentlichen Erzählungen von Regierung und Tagesschau widersprechen. Diese werden dann mit negativen Etiketten beklebt: Verschwörungserzähler, Impfgegner, Covidiot, Nazi, Klima-Leugner, Antisemit, Schwurbler und so weiter und so fort.


Der Feindbildaufbau wird mittlerweile nicht mehr subtil oder unterschwellig, sondern ganz direkt mit meist völlig übertriebenen Superlativen und entsprechenden Bildern betrieben:



»Der Spiegel«. Ausgabe 54–2025


spiegel.de vom 29. Oktober 2023


sueddeutsche.de vom 4. Dezember 2023


oe.at vom 20. Mai 2016


spiegel.de vom 20. Oktober 2024


focus.de vom 15. Oktober 2022


welt.de vom 1. November 2024


nius.de vom 31. August 2025


spiegel.de vom 27. September 2025


Fazit
Gerade in Krisenzeiten sind Feindbilder immanent wichtig, um von Kontexten und Ursachen abzulenken und um Emotionen, wie Resignation, Wut, Zorn und Hass zu bündeln und in die gewünschte Richtung zu lenken. Außerdem sorgen sie für eine weitere Spaltung in der Gesellschaft, fördern ein Freund-Feind-Denken und machen es leichter, im Namen des Guten und im Kampf gegen das Böse, autoritäre, antidemokratische und totalitäre Methoden und Maßnahmen politisch durchzusetzen.

Die hypermoralistische, infantil-binäre Botschaft ist stets eindeutig: hier haben wir es mit bösen Menschen, Regierungen, Parteien und Ländern zu tun. »Glaubt Ihnen nichts! Vertraut Ihnen nicht! Bekämpft sie, wo Ihr nur könnt!« Wer hier Differenzierung, Sachlichkeit oder gar den journalistischen Grundsatz »Audiatur et altera pars« (Man höre auch die andere Seite) fordert — macht sich sofort verdächtig, im Namen des Feindes zu sprechen (»Putinversteher«) oder gar in seinem Interesse zu handeln.

Sie nennen es weiterhin »Qualitätsjournalismus«.


Medienkompetenz (1): »Überschriften«
Medienkompetenz (2): »Quellen«
Medienkompetenz (3): »Bildauswahl«
Medienkompetenz (4): »Hofberichterstattung«
Medienkompetenz (5): »Kognitive Verzerrung«
Medienkompetenz (6): »Glaubwürdigkeit«
Medienkompetenz (7): »Geschichte, Kontext und Ursachen«
Medienkompetenz (8): »Die Bundespressekonferenz«

2 Gedanken zu “Medienkompetenz (9)

  1. Wenn die deutschen Qualitätsmedien nicht mehr mit der Hasskappe auf dem Kopf und dem zornbebenden ausgestrecktem Finger auf »den Bösen« zeigen würden, hätte ich sehr viel mehr Mühe damit, die andere Seite zu identifizieren, und ihr mal zuzuhören.
    Die Bildung einer eigenen Meinung wäre viel schwerer.

    Von daher machen sie doch so einiges richtig.

    Schlimm würde es werden, wenn auch die allerletzte kritische alternative Medienquelle wegzensuriert wäre. Dann bliebe mir nur noch übrig, immer das Gegenteil von dem als richtig anzunehmen, was die Regierung über seine Hofberichterstatter verlautbaren ließe. Das wäre dann doch ein bischen zu viel.

  2. Die Adressaten dieser Feindbildbotschaften sind ja im Grunde das Problem. Es gibt immer noch zu viele, die den Quatsch auch noch unhinterfragt glauben. Manchmal könnte man meinen, dass die Bösezeichnung der Teufelsfigur ausgelutscht ist, die jetzt durch ein paar weltliche Übelüberschurken ersetzt werden sollen. Die sind halt »echt« und keine Mystik. Und beim Wort zum Sonntag vermischt man gleich beides und sind jetzt die »Verdreher«.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..