Neulich bei »Slipknot«

Am 23. Juni 2025, gegen 20 Uhr, trat die US-Metalband »Slipknot«, in der »Waldbühne« in Berlin, auf. Bevor es so weit war, durften wir jedoch rund eine Stunde vor dem Eingang, bei strömendem Regen, verharren. Man ließ uns, sowie tausende weitere Fans, nicht rein. Sturm- und Verletzungsgefahr. Wie der Name schon sagt, gibt es rund um die »Waldbühne« eben auch viele Bäume. Nachdem wir völlig durchnässt waren, weil wir leider nicht gut vorbereitet waren und der Wetterdienst was Anderes sagte, war unsere Stimmung zunächst auf einem Tiefpunkt. Immerhin durften wir dann gnädigerweise gegen 18 Uhr die »Waldbühne« betreten.


»Spit it out«
Als erste Vorband wurde uns die Metal-Punkband »Soft Play« präsentiert. Der Frontmann musste uns abermals seinen durchtrainierten Sixpack-Body zeigen, während die Musik selbst eher mäßig war. Auch das Publikum reagierte verhalten. Wo kommen nur überall diese selbstverliebten Punk-Rocker-Popper-Metaller her, die wohl mehr an Selbstoptimierung, Instagram und das »Rocker-Leben«, als an der Musik selbst interessiert sind? Das war auch schon bei den Vorbands »Jesus Piece« und »Jinjer« beim Sepultura-Konzert im November 2024 so. Ich bin da raus und wohl zu alt für. Ich will gute Musik und keine Selbstdarsteller.

Ähnlich wie »Obituary« beim Sepultura-Konzert, lieferte auch die Vorband »Polaris« eine solide Vorstellung ab. Man spürte sofort einen anderen Habitus der Band und die Stimmung im Fan-Block stieg merklich an. Kein Getue. Kein Gepose. Kein Sixpack. Einfach nur volle Konzentration auf gute Metal-Musik. »Polaris« war definitiv die Bessere der beiden Vorbands.



»Inside my shell, I wait and bleed«
Gegen 20 Uhr war es dann soweit. Die Freaks von »Slipknot« betraten die Bühne und die »Waldbühne«, mit mehreren tausend Menschen, tobte. Der »Clown« fehlte. Frontmann Corey Taylor erzählte uns, dass er sich um seine Familie kümmern müsse. Überhaupt: dafür, dass sie ihre Fans jahrelang »liebevoll« als »maggots« (Maden) bezeichnet haben und sie für harten, brutalen Metal stehen, war Corey Taylor fast schon sympathisch. Er bedankte sich mehrmals bei den Fans für über 25 Jahre Treue und betonte, dass es für seine Band ein Privileg sei, vor so vielen Menschen spielen zu können.

Leider verließen sie ständig nach rund zwei Liedern die Bühne, um dann einige Minuten später wieder aufzutauchen. Schwitzten sie unter ihren Masken? Mussten sie was trinken? Am Joint ziehen? Pinkeln? Waren müde und erschöpft? Streikte die Technik? Keine Ahnung. Aber ich empfand das als wenig konsistent und störend. Allerdings spielten sie zum größten Teil die Lieder ihres ersten Albums. Darunter befinden sich, meiner Meinung nach wie bei vielen Metal-Bands, bis heute ihre besten Stücke.



»I push my fingers into my eyes«
Richtig genervt haben mich übrigens die Bauchladen-Bierverkäufer. Die liefen alle paar Minuten mit so einem Umhänge-Tisch herum, in denen vorbereitete 0,5 Liter Bierplastikbecher waren (Preis: 7 Euro). Die benahmen sich wie penetrante Haustürwerber. Selbst als der Moshpit tobte und die Reihen brüllten und tanzten, drückten sie die Fans zur Seite und riefen: »Bier!« Überteuerte Konzertkarten genügen wohl nicht mehr?

Mein Hörvermögen war nach dem Konzert tagelang nicht mehr zu gebrauchen. Ein ständiges Summen und Rauschen waren meine Begleiter. Erinnerung an mich selbst: beim nächsten mal unbedingt Hör- und Regenschutz mitnehmen. Gegen 22 Uhr war dann auch Schluss. Vermutlich wegen dem Lärmschutz und den klagewütigen Nachbarn. Die großen Hits wie »Duality« und »Psychosocial« spielten sie zwar, aber die waren mir schon immer viel zu glatt. Stattdessen mag ich den langsam aufbauenden psychodelisch-verstörenden Wahnsinn. Aber auch das lieferten sie ab.

Insgesamt ein geiles Erlebnis!



Neulich...

5 Gedanken zu “Neulich bei »Slipknot«

  1. War mir zu teuer. Ich glaube auch meine Zeit für die ganz großen Bühnenevents ist vorbei. Die hatten wohl ein Sauerstoffzelt hinter der Bühne?
    Dafür die »Streetdogs« im SO gesehen. Weniger Geld, weniger Leute, regengeschützt, knallte aber auch. Natürlich völlig unpolitisch, wie heute ja alles.
    @orinoco
    Do I get waffles with it?

  2. Konzertpreise in den »normalen« Locations sind abartig. Leider hat das Alter bei mir Nebenwirkung die Konzerbesuche nicht mehr möglich machen. Aber wenn ich sehe das hier in der »Alternativen« location unter 40 euro nichts mehr geht, stört mich das weniger. Bin aber eher autonome Zentren gewohnt, da war der fünfer normal.

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