»Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen!«

Rund 30 Millionen Treffer landet dieser Satz bei der großen Suchmaschine. Aber was ist damit eigentlich gemeint?

  • Mehr Brunnen, Krankenhäuser und Schulen in Entwicklungsländern bauen?
  • Eine Entspannungspolitik mit unseren Nachbarn, wie beispielsweise Russland?
  • Militärische Abrüstung? Ausbau von internationalen Friedensverträgen? Zockerbanken schließen?
  • Global für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen? Ausbeutung unterbinden? Soziale Sicherungssysteme installieren? Welthunger vermeiden?
  • Keine Waffenexporte mehr in Steinzeit-Diktaturen?

Nein. Nein. Und nochmals Nein! Diese Formel wird immer wieder nur zu einem Zweck missbraucht: die deutsche Regierung soll sich endlich wieder an mehr Kriegen beteiligen. Zerstörung. Leid. Elend. Mord. Das ist hier die »Verantwortung«. Das klingt dann beispielsweise so:

»Wenn der Westen Staaten wie China, Russland oder der Türkei nicht das Feld überlassen wolle, müsse Europa seine Friedensrolle in der Welt wieder ernster nehmen.« (tagesspiegel)

»Wir Deutschen und wir Europäer wissen, dass wir in dieser Partnerschaft im 21. Jahrhundert mehr eigene Verantwortung übernehmen müssen, sagte Merkel.« (rheinpfalz.de)

»Die Politik muss der Bevölkerung besser erklären, warum deutsche Soldaten überall in der Welt eingesetzt werden« (tagesschau)

Interessant ist, das diese Meldungen und Aufrufe sofort kamen, als Joe Biden zum Sieger gekürt wurde. Ob die USA bald wieder neue Angriffskriege führen werden?


Neusprech
Kriegssprache

8 Gedanken zu “»Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen!«

  1. Momentan würde mir auch mehr ehrliche Verantwortung im eigenen Land und den eigenen Bürgern gegenüber sehr gut gefallen.
    Und dem Land und den Bürgern, glaube ich, auch.

  2. Der kognitiv verengte Denkansatz Politik (in diesem konkreten Fall »Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen« als sprachliche Verschleierung extraterritorialer sowie hauptsächlich militärischer Betätigung) lediglich besser zu kommunizieren verkauft einerseits Kritiker dieser politischen Entscheidung(en) für total dumm, weil jene doch bloß besser erklärt werden muss/müssen — von daher auf Seite der verantwortlichen Entscheider an ihr/ihnen eh nix zu rütteln ist. Andererseits entmündigt/entmündigen sie davon Betroffene.
    Zudem ist eine weitere beliebte sowie sinnentleerte Phrase im politischen Neusprech: Diese oder jene müssten »(von der Politik) mitgenommen werden« — also wenn ich mal mitgenommen werden will, fahre ich Bus ...

  3. Dann lies dir zur Abwechslung mal das durch:
    Bundesdrucksache 175672
    Zum Thema »Technikfolgenabschätzung (TA)
    TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung«

  4. Ich kenne die Lage, aber das wäre sogar vorteilhaft.
    Ich habe einen Generator, genug Diesel, Verpflegung für mehr als 2 Jahre, Wasseraufbereiter und Verteidigen kann ich mich auch... ;-)
    Endlich würde sich der Spreu vom Weizen trennen.
    Besser eine echte Katastrophe als dieser Siechtum.

  5. @Publicviewer @Samson

    Meines Erachtens sind viele in der »Wohlstandsgesellschaft« auf absolut gar nichts vorbereitet. Es muss nicht mal die Zombie-Apokalypse sein. Drei Tage ohne Strom, Hochwasser, leere Supermarktregale oder geschlossene Banken und Automaten genügen völlig und man wird sehen, wie dünn die moralisch erhabene westliche Zivilisation wirklich ist.

    Davon abgesehen, sind die Empfehlungen vom Bundesamt für Katastrophenschutz schon ein guter Anfang. Aber selbst die werden von vielen ins Lächerliche gezogen. Unsere Großeltern kannten das alles noch.

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