Das Lieblingshobby vieler Linker ist die Beschäftigung mit sich selbst. Die ständigen Diskussionen und Konflikte darüber, wer nun ein »echter Linker« bzw. was »links« sei, gibt es, seit ich politisch denken kann. Spätestens seit C und dem Wokismus, gibt es innerhalb der Linken noch größere Spaltungstendenzen und Splittergruppen.
Darüber hinaus zeigt das beispielhafte Gespräch von Erwin (Proletopia) mit dem Gewerkschaftsfunktionär Peter Schadt, warum die politische Linke kaum noch Jemanden begeistern kann. Ideologische Verbohrtheit. Arroganz. Dogmatismus. Realitätsverweigerung. Bunkermentalität.
Überheblichkeit
Peter Schadt zeigt in diesem Interview, von Anfang an, eine überhebliche Feindlichkeit und Abwehrhaltung gegenüber Erwin. Dann beginnt er regelrecht einen Vortrag über »Migration« aus linker Perspektive zu halten. Er will Erwin damit immer wieder unterstellen, dass wer seine Ansicht nicht teilt, automatisch auf der rechten Seite fischen geht (»Flüchtlinge ertrinken lässt«). Wer also für eine Migrationsbegrenzung ‑in welcher Form auch immer- plädiert (BSW), ist automatisch schon »AfD-nah« oder »rechts«.
Dann beginnt Peter Schadt ständig einen Kontaktschuld-Strohmann aufzubauen, indem er Wagenknecht-Zitate vorlesen und dekonstruieren will. Erwin soll hier nun als »Wagenknecht-Pressesprecher« agieren und ihre Positionen verteidigen. Erwin versucht mehrmals Brücken zu bauen und Gemeinsamkeiten herzustellen, doch Peter Schadt spuckt ihm förmlich ins Gesicht:
»Alles was du erzählst, habe ich zurückgewiesen als falsch!« [...] »Tod durch Umarmung Debatte«. [...] »Es gibt kein wir!«
Der linke akademische Elfenbeinturm akzeptiert keinerlei Abweichungen. Die Verbohrtheit ist hier schon fast pathologisch. Selbst wenn man zu 99 Prozent einer Meinung ist, dann sorgt das eine 1 Prozent dafür, dass der Andere ein Feind sein muss. Ein verkappter Rechter. Ein Antidemokrat. Ein Schwurbler. Ein Was-Auch-Immer-Aber-Nicht-Linker-Unmensch.
Selbstzensur
Bestimmte Themen werden als »rechte Talking-Points« geframt und damit dann als nicht diskutierbar, rechts oder verschwörungstheoretisch ausgegrenzt. Bargeldabschaffung. Wokismus-Kritik. Migrationsbegrenzung. C‑Maßnahmen-Kritik. Feminismus-Kritik. Damit legen sich sehr viele Linke einen mentalen Stacheldraht um den Kopf. Sie betreiben systematisch Selbstzensur und feinden jeden an, der es wagt, die geistigen Tabuzonen durchbrechen zu wollen. Als Linker habe man sich, bei diesen Themen, an die vorgegebenen linken Dogmen zu halten. Wer davon abweicht wird bekämpft und wird als rechter Irgendwas-Leugner oder Irgendwas-Verschwörer verunglimpft.
Ich kenne diese Linken aus vielfacher eigener Erfahrung. Sie sind leider sehr weit verbreitet. Vor rund 15 Jahren habe ich beispielsweise bei der Jugendorganisation der Linkspartei (»Linksjugend-Solid«) ehrenamtlich gearbeitet. Wir hatten ein Zeitungsprojekt, das 3–4 mal im Jahr erschienen ist. Als ich einmal einen feminismuskritischen Beitrag veröffentlichen wollte, indem ich die strukturellen Benachteiligungsformen von Männern thematisiert habe (Scheidungsrecht, Unterhaltsrecht, Sorgerecht, Obdachlosigkeit etc.) — war der Teufel los.
Mir wurde indirekt nahegelegt, das Projekt zu verlassen, weil es ansonsten nicht mehr finanziert worden wäre. Ein direktes Gespräch über das Thema gab es nicht, obwohl ich dazu bereit war. Der Meinungskorridor sowie das Overton-Fenster, unter vielen Linken, war schon immer sehr sehr klein. Sie propagieren überall »Pluralismus« und »Diversität« — verlangen aber ständig inhaltliche Konformität. Sie propagieren überall »Solidarität« — viele sind aber von Neid, Missgunst und Eifersucht förmlich zerfressen.
Dogmatismus
Gewerkschaftsfunktionäre wie Peter Schadt oder Antideutsche wie die Jungle World (»Deutschland, halt’s Maul!«) sind dogmatische Akademiker, die kaum noch einen Bezug zur Straße, zur einfachen Arbeiterschaft oder gar zu Berlin-Neukölln haben. Denn dann würden sie das »Migrationsthema« womöglich auch kritischer betrachten. Ihnen ist es gleichgültig, ob sie irgendeine Form von gesellschaftlicher Anbindung oder Relevanz haben. Ganz im Gegenteil. Das Einbunkern und Abschotten, in stark eingegrenzten ideologischen Safe-Spaces, wird von ihnen als Qualitätsmerkmal betrachtet.
Mit dieser systematischen Realitätsverweigerung, mit der Ablehnung, die Alltagsrealität von Millionen von Menschen wahrzunehmen, anzuerkennen und zu thematisieren — kann und wird man niemals »mehrheitsfähig« werden. Erwin von »Proletopia« hat das sehr gut verstanden. Ja klar, ich kann mir in meinem stillen Kämmerlein auch die tollste Marxisten-Utopie ausdenken und jeden, der das kritisiert, als »Faschisten« oder »Kapitalisten« bezeichnen — aber das macht nur die Rechten stärker. Die Linke macht sich so ‑wieder einmal- komplett überflüssig.
Als ich Jugendlicher war (vor ca. 30 Jahren), da gab es auch Linke.
Die redeten aber von gerechten Löhnen, Frieden, sozialer Sicherheit und solchen Dingen.
Das was sich heutzutage wie ein ekliger Gestank in Deutschland ausbreitet, ist nicht links. Das sind für mich einfach nur Faschisten. Geisteskranke weltfremde Ideologen, die normalen Menschen ihre Weltsicht aufzwingen wollen und mittlerweile mit Gewalt und Propaganda auch können.
Das Grundgesetz sollte das Wiedererstarken solcher Kreaturen eigentlich verhindern. Vielleicht kann man ja bei den Siegermächten einen Garantiefall geltend machen.
Die Linke hat für mich ein Kernproblem in ihrer Art der Kommunikation. Das Wie ist entscheidend, nicht mal das Was, auch wenn das ebenso eine Rolle spielt.
Heute ist das Gejammer und Gezeter GEGEN jemanden oder etwas stilbildend, nicht FÜR. Man muss immer mit der Apokalypse argumentieren, und das ist genau der falsche Weg und führt nur zu Reaktanz. Statt die realistischen Vorzüge hervorzuheben, wird immer die Alternativloskeule gezückt, weil dann das Böse triumphieren würde.
Das klingt immer so nach »Guck nicht so viel Fernsehen«. Die reale Welt besteht halt nicht aus Imperium und Rebellen oder vergleichbarer Schwarz-Weiß-Zeichnung. Und das wird ausgerechnet von solchen Akademikerlinken zelebriert, die glauben, durch Kino und Bücher würde man keine Praxis und Lebenserfahrung brauchen.
Und Erwin? Na ja, ich weiß nicht... Ich kann mich durch sein Geschlinger nicht vollständig mit ihm identifizieren.
Vor ewig langer Zeit war ich mal Parteimitglied der Linken. Irgendwann bin ich dann ausgetreten, habe die Partei aber immer noch weiter gewählt. Irgendwann hat auch das aufgehört. Heute kann ich mir all das gar nicht mehr vorstellen. Unglaublich, was aus dieser Partei geworden ist.
@Holger: Das Grundgesetz kann wenig wenn es für einen Großteil der Menschen keine Bedeutung hat. Da kann es noch so gut sein, am Ende verliert es seine Wirkung.
Ich habe mir während Corona den Mund fusselig geredet in Bezug auf die Grundrechte und ihrer zentralen Bedeutung als Grenzziehung für den Staat.
Meine Erkenntnis daraus: Mag vielleicht etwas hoch gegriffen sein, aber locker 90% der Menschen verstehen das grundlegende Prinzip dahinter noch nicht einmal.
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@ Yossarian
Da muss ich dir leider zustimmen.
Das kann man nicht schönreden.
@Sascha
Die etablierten Politiker und Medien behaupten auch ständig, sie hätten ein »Vermittlungsproblem«. Man müsse alles nur besser »kommunizieren«. Ich weiß nicht. Viele sind nicht so blöd, wie man denkt. Und noch viel mehr viel blöder, als man glaubt.
Was eindeutig fehlt, ist die positive Utopie. Aber dafür müsste man sich eben mit den Reichen und Mächtigen anlegen wollen. Und dafür sind die heutigen »Linken« alle viel zu bequem und feige.
@Yossarian
Vor allem ist das Grundgesetz eben kein »Schönwetter-Manifest«, dass man in schlechten Zeiten mal eben aussetzt, sondern es soll gerade in Krisen-Zeiten gelten! Das ist der Kern. Und das wollen die C‑Maßnahmen-Befürworter bis heute nicht verstehen.
@epikur:
Das funktioniert aber nur, wenn man auch eine heile Gewaltenteilung hat, in dem Fall ein sauber aufgestelltes Verfassungsgericht. Wenn deren Richter aber in Hinterzimmern zwischen den Parteien ausgekungelt werden, und so passiert es ja schlussendlich, dann bleibt halt nicht viel vom Schutz in Krisenzeiten.
Der Entscheid zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht bleibt hierfür dauerhaft als eins der markantesten Beispiele stehen.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-pruft-bekennerschreiben-von-anarchisten-zehntausende-berliner-nach-brandanschlag-von-stromausfall-betroffen-14297240.html
Auch Das ist ein Grund, dass Linke heute keine Legitimation mehr haben. Dazu noch, dass die Medien plötzlich so still sind. Stell dir vor, Rechte würden sich dazu bekennen, dann hagelt es aber Berichte und ÖRR-Brennpunktsendungen. Es sind nicht nur die Täter selbst, sondern auch die Verschweiger, Auslasser und Gewährenden aus der Mitte, die die Wut schüren. Das war ein Angriff auf die kritische Infrastruktur und — wenn man es nach ihrem Gerede betrachtet — ein Angriff auf die Demokratie.
> Mag vielleicht etwas hoch gegriffen sein,
> aber locker 90% der Menschen verstehen
> das grundlegende Prinzip dahinter noch nicht einmal.
Ich weiß nicht, wie man nicht zur Kenntnis nehmen kann, das der Souverän auch Pflichten hat, nämlich die rechtlichen Grundlagen bei Totalversagen des Apparates selbst durchzusetzen. Sollte der Bürger das endlich mal erkennen, dann wird es sogar für eine gewaltsame Lösung zu spät sein.
Geschichtsstunde live, ganz ohne Zeitreise.
Wie praktisch, das dieses reinkommt, als ich es grad absenden wollte.
„Das war ein Angriff auf die kritische Infrastruktur und ein Angriff auf die Demokratie.“
Das wäre nichts, wenn der gemeine Bürger sich endlich wehrte. Das Auto als Waffe gegen einen die Fahrbahn nutzenden Radfahrer zu benutzen, dafür reicht es. Aber mal zuzulangen, wenn es angebracht wäre, da ist dann doch lieber Schluß. DAS ist der Angriff auf die Demokratie.