Geldkrieger

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»Kein Mensch bei Verstand würde im Privatleben einen solchen Vertrag unterschreiben (Anm.: TTIP), mit dem er sich künftig allen noch nicht bekannten Befehlen von ihm ebenso unbekannten Organisationen unterwerfen würde.«

- Fritz Glunk. »TTIP: Die Selbstaufgabe des Staates«. Blätter. Ausgabe November 2015. S. 14

Anmerkung: Und warum zum Teufel findet unsere Bundesregierung das Konzerninteressenabkommen dann so toll? Alle nicht bei Verstand? Oder werden sie etwa doch gekauft, bedroht und/oder erpresst? Aber das ist ja wieder Verschwörungstheorie, nicht wahr?

9 Gedanken zu “Geldkrieger

  1. Wirklich kein Mensch? Kein Mensch mit Geschäftssinn vielleicht, aber was ist mit der üblichen Kombination aus Arbeitsvertrag und Hypothek?

  2. ...da fragt man sich, welche Sauereien diese Regierungsverbrecher auf dem Kerbholz haben, die nicht an die Öffentlichkeit dringen dürfen...

  3. Verschwörungstheorie hin oder her — was auf jeden Fall offen zu merken ist, ist, dass diese Verträge unter keinen einigermaßen ehrlichen Umständen zustande kommen.

    @ rainer

    Universität.
    Ich weiß nicht, ob das eine verleumderische oder gar beledigende Andeutung ist, aber — in England gab’s ja so ein Beispiel, der was hatte, was die Öffentlichkeit besser nicht wissen sollte. Und es war nur ein Aufnahmeritual für eine elitäre Studentenverbindung an einer elitären Uni, wo die reichen Führungskader von Morgen geschmiedet werden. Bisher gab es keine Klagen und keine öffentlichen Bekundungen, dass das mit dem Schweinekopf nicht gestimmt hatte. Wahrscheinlich wohl, weil das von jemandem ausgeplaudert wurde, der erstens viel Einfluss hat, zweitens mit dabei war und drittens bei dem sich C. offensichtlich nicht an irgendeine Abmachung gehalten hat, ihm was bestimmtes zu liefern.
    Solcherlei Szenarien dürfte es auch an deutschen Universitäten geben. Da rennen sich doch ohnehin auch alle, die irgendwann einmal in den Eliten sitzen oder wichtige Berufe bekleiden, über den Weg.

  4. HF hat Recht; Hinz und Kunz unterschreiben jeden Tag teils sehr wichtige Verträge, ohne auch nur den blassesten Dunst zu haben, wie sehr man da im Grunde über den Tisch gezogen wird. Grade der (unter dem Druck der »Sanktion« zustande kommende) Arbeitsvertrag passt da auch ganz gut. Oft hat man gar keine andere Wahl. Ich hatte z. B. letztens versucht, hinsichtlich eines Nutzungsvertrages für Fotografien einfach nur auf Augenhöhe mitzureden. War von der Nutzerseite her einfach nicht vorgesehen; eine inhaltliche Diskussion über die einzelnen Vertragspunkte und grade in Sachen Haftung war nicht erwünscht. »Friss oder Stirb«. Oder es gibt halt kein Geld, »Sie können unser Angebot auch gerne ablehnen!«... Überhaupt sei man irritiert, dass ich überhaupt so einen »Diskussionsbedarf« hätte; die anderen Fotografen seien froh ob des Interesses gewesen und hätten ihre Fotos auch teilweise gratis hergegeben...

    TTIP ist parlamentarisch doch auch kein Alleinstellungsmerkmal. So läuft die Nummer doch immer; auch bei größeren Schweinereien (die wir schon wieder vergessen haben, weil sie bereits Teil des Systems sind) wie dem Vertrag von Lissabon, ESM, EFSF usw. Vielleicht eine besonders harte Nummer; funktioniert aber wie alle anderen Entscheidungen auch. In jedem neoliberalen Hirn steckt die indoktrinierte trickle-down-Formel: Das Wohl der »Wirtschaft« muss gewährleistet sein, damit es »uns allen« gut ginge. Freier Markt bringt Wohlstand — und ein noch freierer noch mehr. Und danach handelt eben auch jeder von der Parteiführung eingenordete Abgeordneten-Hansel. Mit Bauchweh.

    Wie am Ende aber auch wieder der Wähler der »Mitte« — der auch TTIP am Ende nachträglich durch Wiederwahl von Union und SPD legitmieren wird. Politik ist ihm bekanntermaßen auch egal — er hat lieber Angst vor Flüchtlingen; bei TTIP weiß er nicht mal, wofür die Abkürzung steht...

  5. HF hat es ja schon angedeutet.

    Doch der Alltag geht viel weiter. Ob man bei der Bank ein Konto oder der Versicherung einen Versicherungsvertrag abschließt, ob man ein Auto oder eine Wohnwand kauft. Stets schließt man einen Vertrag ab. Manchmal mündlich und oft schriftlich. Und wenn man dann bei einem schriftlichen Vertrag das Kleingedruckte liest, dann sind das oft sehr unangenehme Vereinbarungen.
    Gewiss steht es jedem frei, auf all diese Dinge zu verzichtet. Niemand muss z. B. einen Mietvertrag unterschreiben, nur wird es dann sehr schwer eine Wohnung zu finden.
    Das nehmen wir alles widerspruchslos hin.

    Ich halte es für sehr wichtig, das wir uns erstmal darüber klar werden, welchen Veränderungsspielraum und welche Einflußmöglichkeiten wir in unserem nahen Umfeld haben. Dann werden wir sehr schnell merken, wie ohnmächtig wir schon bei den kleinsten Tätigkeiten in Wirklichkeit sind.

  6. Hmmm, aktueller Zeitgeist. Der bessere Verkäufer auf dem gerade aktuellen Markt gewinnt. Vergleiche mit dem Privatleben, find ich da auch etwas seltsam. Manche unterschreiben sogar Zeitarbeitsverträge oder sonstige glorreichen Papiere des Business as usual. Ob das überhaupt was mit Verstand zu tun hat, — naja, ....... Wird wohl so eine Art pragmatischer Verstand des kürzest-möglichen Gedankens sein.

  7. @HF
    @Sol Roth

    Nein, niemand bei Verstand würde OHNE NOT einen solchen Vertrag unterschreiben. Und für TTIP besteht weder die Notwendigkeit noch ist jemand (z. B. durch drohende wirtschaftliche Not) gezwungen so etwas zu unterschreiben.

  8. @Thomas

    Da wäre ich mir nicht so sicher. Es gibt durchaus »Zwänge« und »Nöte« bei Politikern, von denen wir nicht allzu viel mitbekommen. Da gibt es viele Methoden und Möglichkeiten, Abgeordnete und Minister »auf Kurs« zu bringen.

  9. Die Antwort auf die Frage »Und warum zum Teufel findet unsere Bundesregierung das Konzerninteressenabkommen dann so toll?« ist eigentlich recht simpel:

    Diese »Regierung« (die Betonung liegt auf »Gier«) vertritt nicht Bürger‑, sondern Konzerninteressen. Diese Erkenntnis ist doch so alt wie der Neoliberalismus. Die Frage, ob sie das aus Gründen der Ignoranz, Verblendung, Dummheit oder schnöden Korruption tut, ist da doch nebensächlich, denn sowohl das Ergebnis, als auch die eigentlich erforderliche, größtenteils aber ausbleibende Gegenwehr bleibt stets gleich.

    Die Dummheit hat in diesem Land noch stets gesiegt. So befand schon Friedrich Hölderlin vor über 200 Jahren:

    »So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefasst, noch weniger zu finden. (...) Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gutgeartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes (...).

    Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ichs, weil es Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrissner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, junge und gesetzte Leute, aber keine Menschen – ist das nicht wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergossne Lebensblut im Sande zerrinnt?«

    (aus: »Hyperion«, 1797)

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