Presseblick (58)

Spiegel Online vom 18. November 2016

Spiegel Online vom 18. November 2016

Soll das (Real-)Satire sein? NSA-Total-Überwachung, politische Massenverarmungs-Programme (Rente, Hartz4, Niedriglohnsektor etc.), völkerrechtswidrige Angriffskriege (Serbien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen), mehr als 5.000 willkürliche Drohnenmorde, Waffenexporte in Steinzeit-Diktaturen, eine gleichgeschaltete Lücken‑, Kauf‑, System‑, Vertriebs- und (Kriegs-)Propagandapresse, Steuerhinterziehungs-Skandale, rechtloses Guantánamo-Bay-Gefängnis, Abu-Ghraib-Folter, dutzende illegale Regime Change seit über 50 Jahren, weltweite CIA-Foltergefängnisse, Landgrabbing, finanzielle Unterstützung von Terrorgruppen, alltäglicher imperialer, neokolonialer Wirtschaftsterror und und und. Von welcher »freien Welt« spricht Herr Gathmann? Weiterlesen

Gekaufte Politik

»Es gibt 17 republikanische Kandidaten für das weiße Haus. Die New York Times enthüllt, dass fast alle auf die Unterstützung eines Milliardärs zählen können, weshalb ihr Wahlkampf nicht mehr damit zu tun hat, bei den Wählern Spenden einzuwerben.«

- Serge Halimi. »Vorwahlen für Milliardäre«. Le Monde Diplomatique. September 2015. S. 23

Anmerkung: Ein Blick in die USA ist stets auch ein Blick in die Zukunft Deutschlands. Schon heute werden CDU/SPD/FDP/GRÜNE großzügig von Banken und Konzernen alimentiert. Auch das Konzerninteressenabkommen (auch TTIP oder euphemistisch: Freihandelsabkommen genannt) ist ein Beispiel dafür, dass die Politik von den Superreichen gekauft wird. Nur wer das öffentlich sagt, gilt als Verschwörungstheoretiker. Dabei ist und bleibt die größte Verschwörungstheorie, dass der freie Markt für Frieden und Wohlstand sorgen würde.

Filmzitate raten VI

Aus welchem dystopischen Film aus dem Jahr 1976 stammt dieser Dialog? Tipp: jeder wird ab 30 mit einem sozialverträglichen Ableben, der sog. »Erneuerung«, belohnt. Tolle Idee, um unsere Wohlstandsgesellschaft vor Pflegekosten zu schützen und um den Jugendfetischismus aufrecht zu erhalten, oder? ;)

Er: »Traurig? Was ist denn so deprimierend?«
Sie: »Mein Freund musste zur Erneuerung. Ist das kein Grund?«
Er: »Er wird bestimmt erneuert!«
Sie: »Er wurde getötet! So wie die Anderen auch.«
Er: »Getötet? Wieso benutzt Du dieses Wort?«

Auch Selbstzensur ist Zensur

»Es ist halt ein fruchtbarer Boden für die Zensur, wenn man als Journalist eine Familie mit zwei Kindern ernähren muß und auf Basis von Zeitverträgen arbeitet. Irgendwann ertappt man sich bei der Selbstzensur – weil man seinen Job behalten will.«

- Anonymer Redakteur des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) im Interview mit der Jungen Welt am 15. Mai 2014

Anmerkung: Wenn von Zensur gesprochen wird, ist fast immer die von außen einwirkende Unterdrückung gemeint. Die subtile, sich selbst zwingende Zensur, ist jedoch weitaus effektiver und kostensparender, denn sie benötigt keine permanente Überwachung und damit weniger Ressourcen.

Filmzitate raten V

Aus welchem dystopischen Film-Klassiker aus dem Jahre 1987 stammt dieses Zitat?

»Krankenhäuser, Gefängnisse, Weltraumforschung. Ich sage, ein gutes Geschäft kann man aus allem machen. Wie Sie wissen, haben wir durch einen Vertrag mit der Stadt die Verwaltung der örtlichen Polizei übernommen.«

Realitätsverleugnung

»Es ist stets einfacher, die Realität zu leugnen, als das eigene Weltbild zu hinterfragen. Diese Feststellung galt für starrsinnige Stalinisten auf dem Höhepunkt der sowjetischen Säuberungen ebenso, wie sie heute für libertäre Leugner des Klimawandels gilt. Wenn mächtige Ideologien durch Tatsachen in Frage gestellt werden, sterben sie nur selten aus. Stattdessen nehmen sie für Randgruppen Kultcharakter an.«

- Naomi Klein, »Der neue Antihumanismus«, in »Blätter«, Ausgabe Februar 2012, S. 112

Anmerkung: Die marktradikalen Anhänger des Neoliberalismus sind durch die Weltwirtschaftskrise vielleicht etwas leiser geworden, geläutert sind sie jedoch keinesfalls. Selbst wenn alles vor ihren Füßen zusammenbrechen sollte, dann war eben die USA, die Bevölkerung oder der Staat schuld. Sozialabbau, Privatisierungen öffentlicher Infrastrukturen, Liberalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Lohn- und Rentenkürzungen usw. sind jedenfalls nicht für Massenarmut verantwortlich. Komme was wolle!

Drei Zitate zur Weltverleugnung

»Gleichzeitig ist der Durchschnittsmensch so selbstsüchtig mit seinen Privatangelegenheiten beschäftigt, dass er allem, was über seinen persönlichen Bereich hinausgeht, nur wenig Beachtung schenkt«

- Erich Fromm

»Tatsachen schafft man nicht aus der Welt, indem man sie ignoriert«

- Aldous Huxley

»Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt«

- Erich Fried

Parlamentarische Veränderungen, Gesetzesänderungen oder eine Veränderung der politischen Machtkonstellation in Deutschland bewirken rein gar nichts, wenn die Mentalität der Menschen sich nicht mit verändert. Es ist uns ein besonderes Anliegen das Elend der Welt zu verdrängen, uns nicht damit zu beschäftigen. Die heimelige Weltverleugnung ist uns lieb und teuer.

Volk und Markt

»Griechenlands Premier Papandreou irritiert die Märkte: Er will sein Volk über das Euro-Rettungspaket abstimmen lassen — die meisten Beobachter fürchten ein Nein, was das Land in die Staatspleite treiben könnte. Die Börse reagiert verstört, der Dax startet mit einem dicken Minus in den Handel.«

- SpiegelOnline vom 1. November 2011

Anmerkung: Wer oder was sind denn »die Märkte«? Wieso werden keine Namen genannt? Die Medien sind doch sonst immer schnell dabei, Sachverhalte zu personalisieren. Beim »Markt« wird immer so getan, als sei er ein Gott-Leviathan, ein namenloses Etwas, dem man sich zu unterwerfen hat. Während der Leviathan bei Hobbes, dem Volk dienen sollte, ist er hier sein Gegenspieler: Markt vs. Volk. »Markt« und Demokratie (Volksabstimmung) vertragen sich wohl doch nicht, hm? Ich dachte immer, »die Wirtschaft« und »der Markt« seien für den Menschen da?

Weltverbesserung

»Niemand von uns verändert in seinem Leben die Welt, aber wir berühren die Menschen in unserer Umgebung auf eine Weise, die möglicherweise von Dauer ist«

- Bob Greene, Kolumnist der Chicago Tribune

Anmerkung: Wenn wir uns selbst und unserer Umgebung Liebe und Vertrauen schenken, verändern wir doch damit auch die Welt, oder nicht?

Geschwätz von gestern?

»Die Erhöhung von Hartz IV war ein Anschub für die Tabak– und Spirituosenindustrie« (Philipp Mißfelder, CDU)

»Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job« (Kurt Beck, SPD)

»Hartz4-Empfänger sind Parasiten« (Wolfgang Clement, ehemalig SPD)

»Nur wer arbeitet, soll auch essen« (Franz Müntefering, SPD)

»Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein« (Guido Westerwelle über Hartz4, FDP)

»Eine große Zahl an Arabern und Türken hat keine produktive Funktion, außer für den Obst und Gemüsehandel« (Thilo Sarrazin, SPD)

»Soziale Gerechtigkeit muss künftig heißen, eine Politik für jene zu machen, die etwas für die Zukunft unseres Landes tun: die lernen und sich qualifizieren, die arbeiten, die Kinder bekommen und erziehen, die etwas unternehmen und Arbeitsplätze schaffen, kurzum, die Leistung für sich und unsere Gesellschaft erbringen. Um die – und nur um sie – muss sich Politik kümmern« (Peer Steinbrück, SPD)