Hierzulande gibt es keinen Unterschied zwischen dem wirtschaftlichen Schicksal und den Menschen selbst. Keiner ist etwas anderes als sein Vermögen, sein Einkommen, seine Stellung, seine Chancen. Die wirtschaftliche Charaktermaske und das, was darunter ist, decken sich im Bewusstsein der Menschen, den Betroffenen eingeschlossen, bis aufs kleinste Fältchen. Jeder ist so viel wert wie er verdient, jeder verdient so viel er wert ist.
- Horkheimer/Adorno, »Dialektik der Aufklärung«, Fischer Verlag 1988, Originalaugabe: New York 1944, S. 220
Anmerkung: Horkheimer und Adorno haben dies vor über 60 Jahren formuliert und beschreiben damit exakt unsere heutige Gegenwart. Sie zeigen zudem die Absurdität der sog. »Leistungsgerechtigkeit« auf: Jeder leistet so viel wie er verdient, jeder verdient so viel wie er leistet. Leistung, Einkommen und Vermögen definieren und rechtfertigen sich selbst, benötigen keinerlei Erklärung. Sie sind Schicksal, Naturzustand und das Werk des Gott-Leviathans »Markt«.