Kinder in Deutschland; Teil 40: Erzieher. Lehrer. Eltern.

erz_titelDer Leistungs‑, Selbstoptimierungs- und Wettbewerbswahnsinn hat in Deutschland viele soziale und empathische Errungenschaften zerstört. Kinder werden heute zunehmend als Investitionsobjekte, Ressourcen (»Kinder sind unsere Zukunft!«) und als Selbstverwirklichungs-Projekte wahrgenommen und definiert. Der freie Kinderwille ist fast gänzlich verschwunden. Stattdessen sind sie den Interessen von Eltern, Schule, Politik, Wirtschaft und Medien komplett ausgeliefert. Statt aber zu hinterfragen, warum die Kleinen heute so überfrachtet werden, warum es vor 30 Jahren noch keine Helikopter-Eltern gab und warum wir oft völlig übertriebene Erwartungen und Anforderungen an Kindergärten, Schulen und unseren Nachwuchs haben, wird die Verantwortung hierfür wie in einem Ping-Pong-Spiel zwischen Eltern, Erziehern und Lehrern ständig hin und her geschoben. Weiterlesen

Presseblick (21)

Die Uni Cambridge hat eine extrem überraschende Studie veröffentlicht, wie das Handelsblatt berichtet. Demnach stiegen seit der Wirtschaftskrise in Griechenland dort die psychischen Leiden, die Totgeburten, die Selbstmorde sowie die HIV-Infektionen. Unerwähnt bleiben natürlich die Massenerwerbslosigkeit, die sozialen Kürzungen in fast allen Bereichen (Bildung, Rente, Kultur etc.), die Privatisierung staatlicher Infrastruktur und die Massenentlassungen. Alle diese Maßnahmen sind, vor allem von Deutschland, als notwendiges »Gesund-Sparen« verordnet worden. Sie sind natürlich nicht dafür verantwortlich, sondern einzig das Naturereignis »Wirtschaftskrise«. Weiterlesen

Nieteneliten

»...bis zu einem Bäcker habe ich es noch nicht gebracht. Das ist ausgezeichnet, dann können Sie anfangen, sagte Antonio darauf. Wenn Sie nämlich wirklich Bäcker wären oder etwas vom Backen verstünden, dann wäre nichts zu machen.«

- B. Traven. »Die Baumwollpflücker«. Rowohlt 1962. S. 45

Anmerkung: Entgegen dem alltäglichen Bildungs- und Leistungsgequatsche im öffentlichen Diskurs, möchte man heute keine Menschen, die eigenständig denken, neue Ideen und Visionen haben oder überdurchschnittlich intelligent sind. Was man wirklich will, sind vorauseilende Mitneider, funktionierende Mitmacher und schweigsame Mitwisser.

Was ist Leistung?

  1. Ist es leistungsfeindlich oder solidarisch, wenn die finanziell Starken die finanziell Schwachen unterstützen?
  2. Wie viel leistet ein unbezahlter Praktikant, der 40 Stunden in der Woche arbeitet?
  3. Wie hoch ist die Leistung eines Millionen-Erben oder eines Lotto-Millionärs?
  4. Was leisten Alkoholsüchtige für die Spirituosenindustrie?
  5. Ist die Leistung so hoch wie der Lohn oder der Lohn so hoch wie die Leistung?
  6. Die physikalische Größe für Energie pro Zeit?

Gedanken eines Leistungsträgers

Ihr seid doch alle nur neidisch! Ihr Sozialschmarotzer, Gammler und TV-Junkies wollt auch nur soviel Geld haben wie wir. Wir, die es geschafft haben, vom Tellerwäscher zum Millionär. Ja, wir haben uns kaputt geschuftet, haben viel geleistet und uns unsere Millionen auch redlich verdient. Das ist Leistungsgerechtigkeit. Und Ihr? Was macht Ihr? Meckern, motzen, jammern, klagen, schimpfen. Über vermeintlich sozial ungerechte Zustände, über Ausbeutung, Gier und Egoismus. Pah! Zwischendurch noch RTL-Assi-TV, Fast-Food-Fraß und Eier schaukeln. Was leistet Ihr denn großartiges, hm? Abgammeln und dafür Geld wollen? Weiterlesen

Die Destruktivität des Leistungsgedanken

Im Sinne der sog. »Leistungsgerechtigkeit« hat jeder soviel verdient, wie er leistet. Das heißt jeder leistet soviel, wie er verdient. Insofern leistet ein Manager zweihundertmal soviel wie seine Angestellten und das rechtfertigt auch seine zweihundertfach höhere Bezahlung.

Dieses Denken ist in großen Unternehmen, konservativen Kreisen und Konzernen weit verbreitet. Mittlerweile wird leider auch der soziale Bereich davon vergiftet. Die Ökonomisierung des Sozialen, im Sinne eines Kosten-Nutzen-Kalküls, ist in Deutschland seit über 20 Jahren gang und gäbe. Nun übernehmen immer mehr soziale Träger das sog. »Leistungsbeurteilungsverfahren«, mit dessen Hilfe die Arbeit in sozialen Einrichtungen (Pflegeheime, Kindergärten, Beratungsstellen, soziale Notdienste, Jugendeinrichtungen usw.) vermeintlich objektiv gewertet und gemessen werden soll. Weiterlesen

Reichtum durch Leistung?

Die ärmsten 50 Prozent aller Haushalte verfügen zusammen über 3,8 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland.  Die reichsten zehn Prozent besitzen über 46,8 Prozent des privaten Vermögens. In Deutschland leben ca. 800.000 Vermögensmillionäre. Davon sind ca. 13.000 Einkommensmillionäre, d.h. die ein zu versteuerndes Einkommen von einer Million Euro oder mehr erzielen. Wie sind die anderen 787.000 Millionäre, die in Deutschland leben, zu ihrem Reichtum gekommen? Aktien? Erbschaft? Banküberfall? Im Lotto gewonnen? Oder zahlen sie etwa keine Steuern und werden deshalb nicht als Einkommensmillionäre aufgeführt?

Leistungsdenken ist kinderfeindlich

Bereits heute führt es in manchen Elternhäusern zu panikähnlichen Reaktionen, wenn der achtjährige Zweitklässler mit seiner ersten Drei im Diktat nach Hause kommt.

- »Wirtschaftszweig Nachhilfe«, Dieter W. Feuerstein, Junge Welt vom 11. Mai 2011, Seite 3

Anmerkung: Leistung ist alles. Wer nichts leistet, ist auch nichts. Kinder sollen funktionieren. Kinder sollen gute Noten nach Hause bringen. Kinder sollen Sport machen. Kinder sollen Musikinstrumente lernen. Kinder sollen am besten schon früh mehrere Sprachen beherrschen. Kinder sollen still sitzen. Kinder sollen, Kinder sollen, Kinder sollen...Fragt eigentlich mal jemand was Kinder und nicht Eltern, Erzieher, Lehrer, Arbeitgeber und Politiker wollen? Sind Kinder etwa die Verfügungsmasse der Erwachsenen?

In dem Film »der Club der toten Dichter« bringt sich ein Jugendlicher um, weil sein erzkonservativer Vater ihn zu einem Leistungselitekind machen wollte. Dabei wollte der Junge nur seiner Leidenschaft nachgehen und Theater spielen. Für seinen Vater war das Quatsch und Spinnerei. Mir scheint, das Leistungsdenken ist heute nicht mehr nur ein Primat der Konservativen, sondern in der breiten Masse der Bevölkerung angekommen. Oder wie seht Ihr das?

Behinderte kosten uns zuviel

Die Leistungsträger-Ideologie zeigt ihre häßliche Fratze. Arbeitslose, Rentner, Hausfrauen und Behinderte bringen im Sinne einer profitorientierten Gesellschaft keine »Leistung«. Demzufolge ist es nur konsequent, wenn Behinderte massive Kürzungen hinnehmen müssen. Gegenhartz.de schrieb am 7. März 2011: Weiterlesen

Gepflegte Dauerpropaganda

Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, werden uns bestimmte Lügenmärchen und Mythen immer und immer wieder erzählt. Die herrschende Kaste will damit vor allem den Status Quo der Profitsicherung und den gesellschaftlichen Frieden aufrecht erhalten. Drei besonders penetrante Lügenmärchen, die uns durch jeglichen Kommunikationskanal fast täglich erreichen sind:

  1. Arbeitslose sind selbst schuld an ihrer Situation.
  2. Leistung lohnt sich.
  3. Wir werden immer älter und Deutschland stirbt aus.

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