Presseblick (30)

Auf bernerzeitung.ch gibt es einen interessanten, philosophisch-soziologischen Artikel über »die Vergottung des Selbst«. Der vermeintliche Individualismus sei »Selbstdesign und spätmoderner Seelenersatz«. Der Ich-Kult, Egoismus und die Selbstliebe seien Ersatzbefriedigung für authentisches Glück geworden. Im Grunde wird hier nichts fundamental neues für fleißige ZG-Leser erzählt (z.B. Massenindividualität), aber dennoch ist der Beitrag gut geschrieben und zusammengefasst: »Der Mensch scheint irreversibel abhängig von den digitalen Selbstverlängerungen und Hilfsorganen seiner Techniken und Medien, seiner medialen Verortung und Selbstdarstellung.«
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Presseblick (27)

Die prekäre Beschäftigung steigt überall rasant (Leiharbeit, Praktika, Minijobs, Ein Euro Jobs etc.), Miet‑, Strom- und Gaspreise explodieren, Lebensmittel werden teurer, die Reallöhne sinken, die Eintrittspreise für Museen, Kinos, Schwimmbäder, Konzerte, Ausstellungen werden angehoben, wir werden von der NSA total überwacht, bei Bildung, Soziales und Kultur wird seit Jahren gekürzt, die Tarife für Bus, Bahn und den öffentlichen Nahverkehr gehen seit Jahren nur nach oben, die Politik kriecht den Konzernen und Banken immer tiefer in den Rektus (Freihandelsabkommen) und spuckt gleichzeitig auf die Interessen der Bevölkerung, die Alters- und Kinderarmut in Deutschland steigt, Burnouts und Depressionen werden zahlreicher, jeder Zweite hat bei seiner Lohnarbeit innerlich gekündigt, wir werden überall belogen (Medien), betrogen (Werbung) und ungefragt finanziell ausgequetscht (GEZ) — und was schreibt die WELT? »Die Deutschen sind happy wie schon lange nicht mehr« — das ergibt eine Befragung von 20.000 Menschen in Deutschland. Selten so eine dreist-dämliche Jubelpropaganda gelesen. Weiterlesen

Das öffentliche Privatleben

In Bus, Bahn, Supermarkt, Schule, Arbeitsplatz und Öffentlichkeit wird per smartphone und Handy über sexuelle Vorlieben gesprochen, Konflikte werden ausgelebt, Beziehungen beendet und es wird über Freunde oder die Verwandtschaft getratscht. Vielen scheint es eine helle Freude zu bereiten, über ihr Privatleben in aller Öffentlichkeit zu sprechen. Mir ist das, nach wie vor, eher unangenehm. Wer mich unterwegs anruft, wird mich dann meist eher unfreundlich und kurz angebunden erleben. Einfach, weil bestimmte Dinge nicht jeden in der Öffentlichkeit zu interessieren haben und ich selbst entscheiden möchte, wem ich was erzähle. Bin ich jetzt neurotisch?

ZG-Rückblick: Demokratie im Informationszeitalter

Da kommt ein unbedeutender Whistleblower daher und verröffentlicht ein paar Informationen zu der ein oder Anderen verdachtsunabhängigen Datenerhebung und dann sowas: An allen Ecken und Enden wird man mit neuen Abkürzungen für ehemals geheime Spionageprogramme bombardiert. Die Regierung der Vereinigten Staaten will scheinbar an Bradley Manning ein Exempel statuieren und potenziellen, zukünftigen Whistleblowern schon im Vorhinein den Wind aus der Trällerpfeife nehmen. Die europäischen Regierungen reagieren geradezu lethargisch auf das neue Hobby der Amerikaner. Ein Schelm wer denken könnte, dass dies womöglich damit zusammenhängt, dass dies ein Hobby sein könnte was sie teilen. Sind das einfach normale Vorgänge im noch jungen Informationszeitalter? Muss sich das ein wenig einschleifen? Oder erleben wir hier das Aushöhlen von unserer viel gelobten Demokratie? Weiterlesen

In der Gegenwart...

...fragt ein Schüler seinen Lehrer:

»Was versteht man heute unter Datenschutz?«

Die Lehrkraft antwortet:

»Datenschutz bedeutet, bei Facebook, Amazon, Skype, Apple, Microsoft, Ebay, Electronic Arts, Google und einem Freemail-Anbieter seine persönlichen Daten zu hinterlegen. Denn dort werden sie sicher verwahrt«.

ZG-Rückblick: Track me down

Zuckerberg’sche Datenauswertungen und Googles Straßenbildchen sind langsam nicht mehr das angesagte Thema. Jetzt ist Apples intelligentes Telefon so intelligent, dass es sich merkt wo sein Besitzer sich aufgehalten hat. Außerdem berichten die Mainstreamedien über eine Panne bei Sony die dazu geführt haben soll, dass große Mengen persönlicher Daten von PS-Network Usern Dritten zugänglich wurden. Alles halb so wild? Eh alles nicht personenbezogen. Die Nebeneffekte des digitalen Zeitalters. Oder eher der Beginn des orwell’schen Zeitalters? Weiterlesen

Überwachungsstaat

Die Stasi-Keule wird oft geschwungen. Die Linke als SED-Haufen beschimpft. Und reaktionäre, konservative Politiker schreiben die DDR als einen Unrechtsstaat hoch. Jeder, der es auch nur wagt die DDR mit der heutigen BRD zu vergleichen,  wird in den Mief des Geschichtsrevisionismus gestellt. SED- und Stasi-Vergleiche mit der BRD haben sich zu verbitten. Warum eigentlich? Vielleicht würde dem einen oder anderen auffallen, dass die heutigen Überwachungsmethoden der BRD weitaus umfassender sind,  als sie es bei der Stasi jemals waren? Das liegt sicher am technologischen Fortschritt, aber eben auch am politischen und wirtschaftlichen Interesse seine Bürger zu überwachen. Weiterlesen