Aus gegebenem Anlass

»Im Krieg stirbt man wie ein Hund. Und das ohne guten Grund.«

- Ernest Hemingway

Und hier noch das verstörende Intro aus »Johnny zieht in den Krieg« (Johnny Got His Gun) von Dalton Trumbo aus dem Jahr 1971. Das jubelnde Menschenmaterial zum Ersten Weltkrieg zieht auf und wird gnadenlos verheizt. Die Kriegstrommeln sind wieder überall zu hören. Die aktuelle Generation scheint sich weiterhin keine Vorstellungen über die Grauen eines Krieges machen zu können. Denn ansonsten würde sie nach Diplomatie statt nach Waffen rufen. Haben wir denn gar nichts aus der Geschichte gelernt?

16 Gedanken zu “Aus gegebenem Anlass

  1. »Haben wir denn gar nichts aus der Geschichte gelernt?«
    Offensichtlich nicht.

    Diejenigen, die diese Kriege unbedingt wollen und prächtig damit verdienen, wissen sehr gut, wie sie die einfachen Massenmenschenmassen manipulieren können.

    Rund 80 Jahre nach dem letzten großen Krieg sind kaum noch Leute übrig die davor warnen können. Und obendrein hat sich die Psychologie weiterentwickelt und ergänzt sich ganz gut mit einem 8 Milliarden Euro schweren Propagandaapparat.

  2. Ich kann nicht anders als hier auch was zu schreiben. Epikur, du hast hier ein Kunstwerk verlinkt, das für mich absolut prägend war und ist. (Der ›...and Justice for all‹ — Backpatch ziert meine Kutte seit 24 Jahren.)
    So viele Musiker aus den 80ern haben sich gegen Krieg geäußert. Und wo sind sie jetzt? Stummgeschaltet?
    Die Menschheit ist so weit gekommen, dass »99 Luftballons« ein reales Szenario schildert.

    Wo um alles in der Welt hat sich dieser Planet hingedreht?

  3. Ich fürchte die meisten, die jetzt nach Waffen und Krieg schreien, haben überhaupt keine Vorstellung, was Krieg bedeutet. Dies wird seit langen propagandistisch vorbereitet. Erstes Highlight nach Ende des kalten Krieges, der Golfkrieg. Schon alles dabei: Lügen, verharmlosen des eigenen Beitrags, »Wir sind die Guten«. Harold Pinter fühlte sich damals genötigt, ein Gedicht zu schreiben, das in seiner Sprache die Unerträglichkeit direkt zum Ausdruck bringt. Es wurde in den großen britischen Zeitungen nicht abgedruckt:
    American Football

    Hallelullah!
    It works.
    We blew the shit out of them.

    We blew the shit right back up their own ass
    And out their fucking ears.

    It works.
    We blew the shit out of them.
    They suffocated in their own shit!

    Hallelullah.
    Praise the Lord for all good things.

    We blew them into fucking shit.
    They are eating it.

    Praise the Lord for all good things.

    We blew their balls into shards of dust,
    Into shards of fucking dust.

    We did it.

    Now I want you to come over here and kiss me on the mouth.

  4. @Kakapo3

    »Ich fürchte die meisten, die jetzt nach Waffen und Krieg schreien, haben überhaupt keine Vorstellung, was Krieg bedeutet.«

    Jupp. Wie ich oben schon schrieb. Völlige Realitätsverleugnung. Zwei aktuelle krasse Beispiele:

    1.) Baerbock macht auf einem Faschingsfest Witze, sie hätte sich ja gerne als Leopard verkleidet. Panzer sind Angriffswaffen, die Menschen zerfetzen, verstümmeln und töten. Und sie macht darüber Witzchen.

    2.) Nele Spandick, Journalistin vom Stern, war mit Katrin Göring-Eckardt in der Ukraine. Auf Twitter schwärmt sie noch von einem Konzert, auf dem sie mit ihr abends gewesen ist. Und draußen, ein paar Kilometer weiter, werden wohl Menschen zerfetzt. Keinerlei Sensibilität für die Lage. Party im Kriegsgebiet.

    Jeder, der so daher labert (-auch meine lieben Ex-Blogger-Freunde-) geht doch bitte alle sofort an die Front! Ihr kennt »Krieg« wohl nur aus Filmen und Videospielen und braucht daher dringend einen Realitätsabgleich.

    EDIT: @Ratze Auch in der Musik/Kultur/Literatur gibt es nur noch wenig Bahnbrechendes. Vielleicht werde ich einfach nur alt und nostalgisch. Aber ich sehe in den Veröffentlichungen der letzten 10–20 Jahre primär kommerzielle Massenware. Leicht verdauliche Kost. Ausnahmen bestätigen die Regel.

  5. @Ratze: Kann ich dir nur beipflichten. Was ist mit der Kunst allgemein passiert? Entweder wird Uraltes zum x‑ten Mal wiedergekäut oder das Neue geht genau den politisch korrekten Weg wie alle anderen aufmerksamkeitsbedingten Branchen und Sektoren. Ich bin ja auch mit sehr kritischer Musik aufgewachsen, heute muss ich sogar lachen, wie man Lieder feiert wie Malle-Mucke, die eine ernste Aussage haben. Und: Punk is dead.

    @Epikur

    Problem mit der Kunst ist wohl das Drumherum. Alle kuscheln sich im Paralleluniversum aneinander, und wenn man sich so gerade im Pop-Sektor umhört, könnte man eigentlich bei dieser Kuschelweichromantik ständig würgen. Nur noch belanglose Texte in noch belangloserer Musik mit höchstens vier Akkorden.Bequem geht die Kunstwelt zugrunde, Hauptsache man bedient die schlichten Gemüter und eckt nicht wirklich an.

  6. Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich heraus fand, dass es welche gibt, die nicht hingehen müssen.“
    ?Erich Maria Remarque

  7. »Haben wir denn gar nichts aus der Geschichte gelernt?«
    Doch, nur nicht so schnell wie es wünschenswert wäre.
    Schon vor dem ersten WK gab es ernste pazifistische Bestrebungen, wie heute, nicht alle davon intelligent.
    Amerikanische Journalisten wunderten sich über die kriegsmüde deutsche Bevölkerung am Beginn von WK Zwei.

    Heute haben wir eine weltweite Ablehnung des Krieges, das Problem ist wohl, daß es enormen Aufwands bedarf und auch gefährlich sein kann gegen den Krieg aufzustehen, trotz satter Mehrheiten gegen den Krieg auch in Rußland.
    Niemand will den großen Krieg, aber es besteht eine erhebliche Gefahr der Selbstüberschätzung- sowohl in West als auch Ost könnten Eliten und Teile der Bevölkerung glauben, mit Eskalationen quasi jonglieren zu können. Bisher klappts, aber wie lange?
    Kultsong von Metallica, hier noch ein Friedenslied, das sich auf den ersten WK bezieht und auf die Ereignisse vor Gallipoli, Türkei.
    Hier der Text, der wohl eine Antikriegs-Variante eines alten Schlagers ist.
    »They collected the wounded, the crippled, the maimed
    And they shipped us back home to Australia
    The armless, the legless, the blind and the insane...«
    « ....a man needs both legs
    No more waltzing Matilda for me«
    Wer noch irgendwelche heroischen Vorstellungen vom Krieg hat, wo ein Mann sich beweisen kann und die
    Frauen den siegreichen Helden bewundern dürfen, der wird hier gründlich kuriert, der Text räumt damit gnadenlos auf.

  8. @Art Vanderley
    Oder wie Eric Bogle, nachdem er von »man’s blind indifference to his fellow man« schrieb, es so treffend ausdrückte:

    the suffering, the sorrow, the glory, the shame -
    the killing, the dying — it was all done in vain,
    for, Willie McBride, it all happened again,
    and again, and again, and again, and again.

    (The Green Field’s of France, bzw. No Man’s Land, ist mein bevorzugtes Antikriegslied.)

  9. @Art Vanderley
    Heutzutage muß man damit rechnen, daß »Friede« demnächst noch als Unwort des Tages/Monats/Jahres bezeichnet wird. Begründung: wer die Ukraine nicht mit Waffen verteidigen will, ist unsolidarisch und das Wort »Friede« oder auch nur der Wunsch danach nur ein Euphemismus für wahlweise Angst, Unsolidarität oder Vaterlandsverrat.
    *wish I was being sarcastic*

  10. @Tiffany
    Kommt mir irgendwie bekannt vor... wer soziale Ungleichheit kritisiert, war lange ein »Modernisierungsverlierer«, »hing in den 70ern fest« und ähnliches blabla.
    Kritik an Idenditätspolitik? Nazi, pegida, rechtsradikal, Aantisemit....
    EU-Kritik? Europagegner, Rechtspopulist.......
    Usw.usf.
    Politische Digitalisierung, nur noch Nullen und Einsen.

  11. Und wo wir gerade bei Antikriegsliedern sind, sollte man auch The Universal Soldier (Buffy Sainte-Marie) nicht vergessen:

    Kill you for me, my friend, and me for you

    Genau so isses nämlich. Weswegen das Lied so endet:

    and brothers, can’t you see: this is not the way we put an end to war...

    Nicht, daß das nicht alles schon oft genug besungen wurde. Aber irgendwie sind die alle (seit Corona?) so hirnamputiert, das ist alles vergessen.

  12. @Tiffany
    Das Interessante an dem Song von Buffy ist, daß er eigentlich auf Seiten des Soldaten steht, des Menschen, nicht seiner Funktion.
    Das ist auch ein auffälliger Unterschied zu früher- viele dieser »Korrekten« sehen sich ja in der Tradition von 68, tatsächlich gab es damals eher Mitgefühl mit den wehrpflichtigen Soldaten, die nach Vietnam mußten, bis hin zur Unterstützung bei Desertion und Abtauchen in den Untergrund.
    Heute keine Spur, eher waffelt der Feminismus noch mit rein und schwadroniert über Männer, die quasi nur drauf warten, morden zu dürfen, und zu plündern, foltern, vergewaltigen usw.

  13. aktuell und deutschsprachig: Soldatengebet (Behaltet Euren Krieg, wir behalten unsere Würde...) von Esteban Cortez.
    Druschba, Alexander

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