Neusprech: »Querdenker«

Vor der »Corona-Pandemie« war der »Querdenker« ein eher positiv besetzer Begriff. Er bezeichnete Menschen, die durch ihre Kreativität, ihre Eigenwilligkeit und ihren alternativen Blickwinkel, für frische Ideen und Konzepte sorgen würden. Sie hätten besonders in Unternehmen dazu beigetragen, eingefahrene und verkrustete Strukturen zu erkennen und zu verbessern. »Querdenker« seien Menschen, die sich nicht an die üblichen Denkweisen halten und Innovationen befördern würden.

Im April 2020 gab es die ersten großen Maßnahmen-Proteste, die von Michael Ballweg in Stuttgart organisiert wurden. Er nannte die Bewegung »Querdenken«. Daraufhin gründeten sich bundesweit viele kleinere und größere Initiativen und Bewegungen, die teilweise bis heute Bestand haben, aber auch aufgelöst wurden. Bundesweite Bekanntheit erlangte die »Querdenken-Bewegung« durch die großen Demonstrationen am 1. und am 29. August 2020 in Berlin.

Die Massenmedien sowie die »Faktenchecker« stürzten sich relativ schnell auf die »Querdenker-Bewegung«. Sie rückten sie in die Nähe von Rechtsextremen, Neonazis, Reichsbürgern, Spinnern, Esoterikern und der AfD. Sie verwendeten abwertende Methoden von Querfront, Kontaktschuld und Ad Hominem, sowie ständig tendenziöse und negative Diffamierungsbegriffe. Außerdem wurde den Maßnahmen-Kritikern ständig vorgeworfen, das Virus zu verharmlosen oder gar zu leugnen. So wurde das Schlagwort der »Querdenker« allmählich zu einer negativ besetzten Vokabel. Die freie Journalistin, Claudia Wangerin, unterstreicht die Instrumentalisierung des Begriffes, um eine ganze Bewegung zu diskreditieren, in dem sie behauptet:

»Wer sich Querdenker nennt, muss heute leider erklären, wie er zu dieser Bewegung steht, wenn er ihr nicht automatisch zugeordnet werden will.«

heise.de vom 31. Dezember 2021

Mittlerweile etikettieren viele Massenmedien jeden Maßnahmen-Kritiker zu einem »Querdenker«. Christian Vooren in der ZEIT behauptet:

»Auch selbst ernannte Querdenker werden weiter auf die Straße gehen, krude Geschichten und Lügen verbreiten.“

Eva Horn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezeichnet die »Querdenker« als »Besserwisser«. Sandra Lumetsberger von Kurier.at hält sie für »eine gefährliche Bewegung«. Allen war und ist gemein, dass es keine inhaltlichen und sachlichen Auseinandersetzungen mit den Maßnahmen-Kritikern gibt. Sie wurden und werden beschimpft, diffamiert und vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen.

Wer also die Grundrechtseinschränkungen, die Masken‑, Test- oder Impfpflicht für überzogen, nicht erforderlich, nicht angemessen und/oder nicht verhältnismäßig gehalten hat und weiterhin hält, wird schnell zu einem »Querdenker« etikettiert. Hierbei spielt es auch keine Rolle aus welchem politischen oder gesellschaftlichen Milieu die Kritik kommt. So wurden Künstler, Sänger, Schauspieler, Wissenschaftler, politische Aktivisten, Anwälte, Ärzte, Journalisten und viele mehr, ganz schnell zu »Querdenkern« gemacht.

Außerdem sprechen viele Politiker und Journalisten von der sog. »Querdenker-Szene«. Ganz so, als sei sie ein straff organisierter und homogener Block von Verfassungsfeinden und Spinnern. Viele Maßnahmen-und-Impf-Befürworter zeigen ihre Verachtung auch durch abwertende Abwandlungen des Querdenker-Begriffes. Da heißt es dann beispielsweise:

Querfurzer
Leerdenker
Quarkdenker
Verquerdenker
Querficker
Querlappen
Querbehaupter
Quatschdenker
Querdullis

Der Philosoph Georg Meggle, betont, dass es ein Zeichen von Verfall für eine kritische Öffentlichkeit sei, wenn der Begriff »Querdenker« zu einem Schimpfwort mutiert ist. Schließlich seien Zweifel und Kritik, für eine rational-öffentlich-demokratische Kultur unabdingbar. Genau die scheint aber nicht mehr erwünscht zu sein.


Neusprech

10 Gedanken zu “Neusprech: »Querdenker«

  1. Man soll mit der Masse in die Richtung marschieren, die die Obrigkeit vorgibt. »Querdenker« ist jetzt negativ besetzt — welche Alternative bleibt, um jemanden zu benennen, der selbst denkt?

  2. In einem Filmbericht über die Griechen erwähnte Hape Kerkeling, das Odysseus ein Querdenker war.
    Weil Charlie Chaplin ein Querdenker war, musste er die USA verlassen. Der Grund war im Film »Der große Diktator« am Schluss zu sehen, wo er Freiheit für »Weiße« und »Schwarze« erwähnte.
    Der aller größte Querdenker war Jesus Christus. Daher hatte man ihn verurteilt und umgebracht.
    Sind daher nicht alle Nachfolger Christi eigentlich Querdenker ????

  3. @ Don
    Ja, klar, alle Christen sind Querdenker. Pfrrt
    Das ist schon rein genetisch bestimmt....
    Oh, Mann....meine Fresse...???

  4. Dem Querdenker verwandt ist der Freidenker oder Freigeist.
    Allein salbadernder Ungeist erkennt oder sieht darin etwas anderes.

  5. @epikur

    Vor der Corona-Pandemie

    Jetzt sprichst Du ja schon selber diese Sprache!
    Kannst Du die angebliche »Corona-Pandemie« nicht wenigstens in Gänsefüßchen setzen?

    Ja ja, schleichend kriecht dieses Gedankengut in unsere Redens- und damit Lebensweise...
    *seufzt mal*

  6. Das ist genau das Phänomen, das ich auch hier schon mehrfach angesprochen habe.
    Es hat halt nie eine Pandemie gegeben...;-)

  7. @Tiffany @Publicviewer

    »schleichend kriecht dieses Gedankengut in unsere Redens- und damit Lebensweise«

    Da habt Ihr vollkommen Recht! Wenn man nicht aufpasst, geschieht das ganz still und leise. *Gänsefüßchen nachträgt* ;-)

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