»Zensur!«

zensur_titelNach mehr als 10.000 (nicht moderierten!) sehr vielen, sehr tollen Kommentaren, rund 9 Jahren ZG Blog und mehr als 1.700 veröffentlichten Beiträgen, wirft man mir nun vor, ich  würde »Zensur« betreiben, ich würde die hochintellektuellen Beiträge eines Kommentatoren nicht verstehen, sei für die »Revolution« nicht bereit und könne keine Kritik vertragen. Dabei gab es Dutzende, ja Hunderte sehr interessante, oft auch heftige Diskussionen im Kommentarbereich. Und das nicht nur hier, sondern auch auf Feynsinn, dem Narrenschiff oder anderen Blogs. Nie (mit einer Ausnahme: eine gewisse Hardcore-Feministin, die nur am pöbeln und beleidigen war) habe ich auf dem ZG Blog Kommentare gelöscht oder zur Moderation umgeschaltet.

Nun taucht seit einigen Wochen ein gewisser »Erwin Poschmann« auf und flutet die Kommentarsektion mit neoliberalen Hetzbotschaften. Besonders im Beitrag »Zum Schweigen bringen« kotzt er neoliberale Heilsbotschaften aus, gegen die ich seit mehr als 8 Jahren aus voller Überzeugung anschreibe. Er provoziert und trollt, was das Zeug hält. In kürzester Zeit kommen rund 40 Kommentare zusammen. Um den Inhalt des entsprechenden Artikels von mir, geht es dann schon längst nicht mehr. Stattdessen beißen einige Kommentatoren an und füttern den grünen Riesen.

Wolkendynamik
Ich verwarne ihn. Mehrmals. Bitte ihn höflich, sich eine andere »Spielwiese« zu suchen. Es wird ignoriert. Ich sage ihm noch einmal, dass meine Geduld am Ende ist und es mir reicht. Wieder werde ich überlesen. Manchen scheint es völlig egal zu sein, dass sie unerwünscht sind. Stattdessen taucht ein gewisser »Lance« auf und fängt an, mich zu beschimpfen und springt für den »Herrn Poschmann« in die Bresche. Ich habe endgültig die Nase voll. Laut unserer Kommentarrichtlinien hätte ich beide schon längst ohne Vorwarnung bannen, des Platzes verweisen und/oder ihre Kommentare löschen können. Das tue ich jetzt auch bei Herrn »Lance«. Sofort wirft er mir »Zensur« vor. Was sonst. Das Standard-Argument von Pöblern und Trollen, die davon überzeugt sind, jeder müsse immer und überall seinen provokanten Sermon abgeben dürfen. Und das nennen sie dann »Meinungsfreiheit«. Nein, liebe Herren der ungepflegten Unterhaltung, hier habe ich das Hausrecht! Oder darf ich bei euch in der Wohnung auch ungefragt auf den Teppich kotzen? Ja, ich weiß: »Zensuuuur!« :schimpfen:

»Es gibt nur einen Ausdruck für die Wahrheit: den Gedanken, der das Unrecht verneint.«
— Theodor W. Adorno

Seit fast 10 Jahren schreibe ich mir hier ‑mit viel Herzblut und komplett ehrenamtlich- die Finger wund, lasse mich von vielen tollen Lesern inspirieren, bin immer auf der Suche nach neuen Perspektiven, Bildmotiven und Denkanstößen. Freilich immer mit dem Hintergrund, den Menschen zugewandt zu sein. Im Sinne der Empathie, der Solidarität, des sozialen Miteinanders und der Nächstenliebe. Menschen zu Waren zu machen, nur das Profitstreben in Kopf und Herz zu lassen, den Eigennutz zu leben sowie Hass und Menschenverachtung zu verbreiten sind nicht meine Motive und werden insofern auf diesem, meinem Blog auch nicht endlos lange geduldet! Dafür biete ich keine Plattform! Auf der anderen Seite lasse ich mir von solchen Leuten aber auch sicher nicht die Lust am bloggen verderben. Das hättet Ihr wohl gerne, hm? Wenn das euer Ziel war: Mission gescheitert!

mission gescheitert

Kollektivbewusstsein
Ich schreibe indessen ungern über bloginterne Themen, weil sie nicht nur furchtbar selbstreferentiell sind, sondern häufig wieder nur Pöbler dazu einladen, sich zu produzieren und den Trollen unnötig viel Aufmerksamkeit schenken. Und genau das wollen und brauchen sie. Es ist ihr Lebenselixier. Ich habe das an dieser Stelle aber dennoch einmal getan, um ein wenig Transparenz in die ganze Sache zu bringen. Damit am Ende niemand behaupten kann, der olle epikur ducke sich weg. Außerdem will ich noch einmal allen Stammlesern und regelmäßigen Kommentatoren für ihre Treue danken. Ich lese jeden Kommentar und auch wenn ich nicht auf alle antworte, so bin ich für jede alternative, und ja auch kritische Perspektive (jenseits von neoliberal-menschenverachtender Hetze!) dankbar.  Ich habe auch weiterhin nicht vor, eine generelle Kommentar-Moderation einzuführen. Dennoch möchte ich alle Kommentatoren bitten, auch in Zukunft beim Thema des jeweiligen Beitrages zu bleiben und keine Trolle zu füttern! Ich danke euch.

»Der Tauschwert zählt, nicht der Wahrheitswert. In ihm fasst sich die Rationalität des Status quo zusammen, und alle andersartige Rationalität wird ihr unterworfen.«

Herbert Marcuse in »Der eindimensionale Mensch«

Ich freue mich, wenn beispielsweise »Dennis82« oder »eb« versuchen, einen »Erwin Poschmann« — Agenda 2010-Befürworter, in seine Schranken zu verweisen. Aber wie wir gesehen haben, geht so etwas nach hinten los, denn solche Leute fühlen sich dann erst richtig angespornt. Wie oft wurde denn bitte ‑ob im öffentlichen Diskurs, auf anderen Webseiten oder auch hier auf dem ZG Blog- schon versucht neoliberale Menschenverachter von moralischen oder ethischen Prinzipien der Empathie, Menschenliebe und Solidarität zu überzeugen? Und wie oft ist es gelungen (Frank Schirrmacher ist die große Ausnahme)? Natürlich sollte man den Diskurs mit Neoliberalen nicht komplett verweigern. Sobald man aber merkt, dass sie schon komplett indoktriniert sind und jegliche humane Reflektionsfähigkeit verloren haben, sollte man sich die Mühe ehrlich sparen. Und nein, so furchtbar selbstgerecht, selbstreferentiell und wichtig nehme ich weder mich, noch diesen Blog hier. Dennoch musste auch das mal gesagt werden. ;)


P:S: Auch dieser Beitrag ist keine subtile Aufforderung, in den Kommentaren zu pöbeln und zu trollen. Wer es dennoch nicht sein lassen kann, darf sich über etwaige Sanktionen aka »Löschorgien« nicht beschweren. Over and Out.

19 Gedanken zu “»Zensur!«

  1. flatter schrieb vor Jahren mal zum Thema Trolle: »Selbst erzdebile Pimpfe, deren Schädelschwämme es kaum mit den winzigen Stockflecken in meinem Badezimmer aufnehmen können, treten hier gern mit einer martialischen Überheblichkeit auf, denen die best geschliffenen Spitzen meiner schönsten Arroganz nicht beikommt. «

    Typen wie Poschmann amüsieren mich, weil sie sich auch gut provozieren lassen.

  2. Hey, epikur, mach dir mal keinen Kopf wegen angeblicher Zensur. Obwohl der bloße Vorwurf schon an einem nagen kann, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Dabei disqualifiziert sich der Typ allein schon dadurch, seinen eigenen Gesellschaftsentwurf für alternativlos auszugeben, von anderen diesbezüglich aber größtmögliche Flexibilität zu erwarten. Mit solchen Leuten sind Diskussionen nicht möglich.
    Ich würde allerdings sagen, es wurde definitiv der Fehler gemacht, sich mit Agenda-Poschi argumentativ auseinandersetzen zu wollen. Obwohl die Versuchung ja groß ist, würde ich den ersten Kommentar einfach so stehen lassen (sofern dessen Inhalt einen nicht mit der Justiz in Kontakt bringen kann), nach dem Motto: Danke für den Beitrag. Ist Ihre Meinung. Dürfen Sie haben. Ist aber nicht meine und wird es auch nicht. War noch was? :bling:

    Ansonsten: Weiter so!

  3. Öhm,
    ich betreibe keinen Blog, respektiere aber prinzipiell das Hausrecht des Hausherrn. Das hat nicht mal was mit Toleranz zu tun. Insofern würde ich dieses auch in meinem Blog durchsetzen. Fertig.

  4. Solch liebenswerte Mitbürger hast Du mit einem Blog oder Forum automatisch gepachtet. Leider wie auch hier hast Du immer jemanden, der auf diese anspringt, statt die ohnehin nur provozierenden Kommentare um des Provozierens willen zu ignorieren.
    Das kostet zwar manchmal etwas Zurückhalten, spart dafür jede Menge Zeit und Nerven. Das Ärgerlichste für solche Typen ist denn doch nicht beachtet zu werden und im Zweifel ohne viel Sums weg mit dem Zimt.

    +1 für Deinen Kommentar, wenn er auch um des Erklärens willen unnötig war;-)

  5. Die beschriebenen Typen ziehen erfahrungsgemäß den Schwanz ein, wenn es um echte Einschränkungen geht wie z.B. zunehmend in Zeitungs-Foren zu beobachten. An dieser Stelle von Zensur zu sprechen ist hingegen absurd.
    Hier kann z.B. auch über Themen diskutiert werden, die nicht gerade den linken Wohlfühlthemen entsprechen, ohne daß dabei gleich die üblichen Keulen geschwungen werden. Auch kann ich mich an eine deutliche Kontroverse über Pazifismus (linkes Minenfeld) erinnern, die offen ausgetragen wurde ohne irgendeine Einschränkung.
    Daher eine gute Zensur für Meinungsfreiheit in diesem Blog.

  6. Gut reagiert, epikur! Allgemein wird mir »Zensur« eh viel zu oft völlig falsch verwendet; im eigentlichen Sinne kann nämlich nur der Staat zensieren. Wenn bspw. die schwarze Lokalpostille einen meiner Leserbriefe nicht (vollständig) abdruckt — dann ist das keine »Zensur« — sondern verdeutlicht einfach nur die Eigentumsverhältnisse an den Printmedien als auch den gegenwärtigen politischen »Zeitgeist« (der von den Medien ja in bedeutendem Maße mitgestaltet wird).

    Das Frustrierendste an Trollen dieser Art ist halt ja grade auch, dass diese Leute ja eben in der Realität nicht nur Einzelne wie in Blogs wie diesen hier sind — sondern in zig-Millionenfacher Zahl diese kaum mehr erträgliche Gesellschaft genau zu dieser haben werden lassen. Eine Welt, in der jeder, der (noch) nicht völlig abgestumpft und noch menschlich fühlt und denkt sich nur noch in »Rückzugsorte« wie diese hier verkriechen kann. Aber selbst hier wird man nicht in Ruhe gelassen — und sie kennen wirklich keine Gnade...! :(

  7. Ich finde es höchst erstaunlich, dass Du einem Troll so viel Raum zur Ausbreitung zur Verfügung gestellt hast und seine Schmutzkübel nun auch noch durch ein separates Posting »adelst«. Dieser zwielichtige Geselle dürfte das lächelnd als »Triumph« genossen haben, fürchte ich.

    Dabei ist die Definition des »Trolls« aber manchmal etwas ambivalent: Gerade der von Dir beispielhaft als Gegenbeispiel genannte »Dennis82« hat sich bei mir vor einiger Zeit ebenso verhalten: Für einige Tage meinte er, die Kommentarspalte des »Narrenschiffes« für seine übliche Propaganda für die Linkspartei benutzen zu müssen und ging dabei auf keinerlei Gegenargumente, die ihm entgegenschlugen, ein, sondern wiederholte nur stoisch seine (wahrscheinlich kopierte) Parteipropaganda. Das ist ein eindeutiges Merkmal zur Identifizierung eines Trolls, und glücklicherweise »trollte« der Knabe sich dann ja auch wieder. ;-)

    So einfach ist die Sache eben nicht — es gibt hier nicht nur Schwarz und Weiß, sondern — wie immer — sehr, sehr viel Grau.

    In Sachen Erwin Poschmann lautete — nach der Lektüre seiner widerwärtigen Ergüsse hier bei Dir — meine Reaktion aber schnell: Ich ließe ein Pamphlet exemplarisch stehen und schickte sämtliche nachfolgende beherzt ins Nirwana. Genau dasselbe tue ich mit den immer wieder auftauchenden Hasskommentaren irgendwelcher Faschisten, die bei mir größtenteils und trotzdem in schöner Regelmäßigkeit zum Glück im Spamfilter landen, so dass sie außer mir niemand lesen muss.

    Wenn es solchen Leuten wie dem armen Erwin tatsächlich um »die Sache« ginge, kommentierte er ja nicht im ZG-Blog, sondern bei der FDP, der AfD, der CDU oder in angrenzenden rechtsradikalen Foren — oder er bemühte sich um Sinnhaftigkeit und einen entsprechenden — gern auch sehr kontroversen — Diskurs. Das tut er selbstredend nicht.

    Auch von mir sind das viel zu viele Worte für ein zwar leidiges, aber durchaus schnell lösbares Problem. Und das Wort »Zensur« solltest Du in diesem Zusammenhang nicht einmal denken, da es so absurd ist, dass sich meine Fußnägel unweigerlich aufrollen. :-)

    Liebe Grüße!

  8. Moin Epi, hatte diese leidigen Ergüsse des Hr. P. auch gelesen, wollte auch dazwischen grätschen, aber zu einer fruchtbaren Diskussion gehört auch die Selbstreflexion, und diese schien bei diesem Herren, nebst einer Menge anderer Defizite fehl am Platze, ergo dont feed the troll. Bitte mach weiter so wie bisher und lass dich nicht ärgern. Zensurvorwurf halte ich für absurd, du hast halt die Wohnungstür für ihn geschlossen. So what, ist dein gutes recht. Zumal du zumindest, im Gegensatz zu manch anderem Bloger, im Vorfeld den Diskurs gesucht hast, da kenne ich ganz andere.

  9. Nicht jeder, der eine andere Meinung vertritt, ist ein Troll! Ein wesentliches Merkmal eines »Trolls« ist gerade, dass er eben NICHT nach kürzester Zeit von sich aus geht! Andererseits deutet es schon eher auf Getrolle hin, wenn bestimmte Blogger einzelne Kommentatoren auch gerne mal immer wieder(!) in anderen(!) Blogs diffamieren(!) und den Kollegen (hier epikur) wiederum dazu mehr oder weniger unverblümt auffordern, sich von diesen zu »distanzieren« bzw. ihnen das Maul zu verbieten!

    Lieber Charlie — es tut mir daher weiterhin sehr leid, dass dich meine in Teilen andere Sicht auf die Dinge so sehr schmerzt und ständig umtreibt. Wie du schreibst, habe ich »einige Tage« bei dir kommentiert. Ich habe gemerkt, dass du andere Ansichten grundsätzlich nicht akzeptierst, mich (wie auch hier wieder, wie auch viele andere »Unreine«) dagegen vorwiegend und teils auch ziemlich heftig, dazu noch zu oft unpassenden Gelegenheiten persönlich attackierst (Stalking). Den Vorwurf, (grade) ich sei nicht auf »Argumente« eingegangen ist schon ziemlich wahnwitzig...! Daraufhin habe ich es bleiben lassen, da ich meine Zeit auch wesentlich sinnvoller nutzen kann. Der Vorwurf, ich würde — OMG! — »Propaganda« für die Linke betreiben ist in der Hinsicht besonders amüsant; zeigt aber auch einmal mehr auf, wie »tolerant« du als vermeintlich humanistischer Menschenfreund doch eben bist. Und heul dich bitte nicht wieder umgehend über dieses Contra aus — das ist lediglich eine Reaktion auf eine von dir ausgehende Provokation!

    Ich würde mich — wenn man sich deine diversen »Fehden« mit vielen anderen Bloggern vergegenwärtigt — in der Hinsicht vielleicht generell mal nicht so weit aus dem Fenster legen!

    Wenn es dich beruhigt — ich halte dich und andere Dogmatiker deines Schlages daher ebenfalls für Trolle; lediglich aus anderen Motiven — aber noch wesentlich niederträchtiger als verdummte Mitte-Michels, die in erster Linie einfach nur das Widerkäuen, was ihnen teils seit frühester Kindheit einindoktriniert wurde...! :P

  10. Reaktionäres in einer immer besser werdenden Welt.

    Unsere westlichen Demokratien“ sind, so Karl Popper 1988, „ein beispielloser Erfolg: ein Erfolg von Arbeit, viel Bemühung, viel gutem Willen und vor allem von vielen schöpferischen Ideen auf vielen Gebieten. Das Resultat ist: Mehr glückliche Menschen leben ein freieres, schöneres, besseres und längeres Leben als je zuvor.“
    Worte, die sich bereits 1988 leicht nach kritikbefreitem Jubelpersertum anhörten, weshalb der Begründer des Kritischen Rationalismus dann auch schnell ein „Ich weiß natürlich, dass vieles verbessert werden sollte“ hinzufügte.«
    https://www.salonkolumnisten.com/vom-verunglueckten-denken/

    »Liberale und Linke – falls solche Kategorien noch taugen – sind derzeit erschrocken, ja überrascht darüber, dass der Faschismus auch im 21. Jahrhundert noch möglich scheint. Hilflos schauen wir zu, wie sich neue rechtspopulistische Hegemonien bilden, wie autoritäre Weltanschauungen wieder Zulauf erhalten. Kommentatoren verkünden „das Ende des liberalen Zeitalters“ (Constantin Seibt). Oder reden von einem „Backlash“ – als wäre all das lediglich ein Rückschritt oder Misstritt auf dem ansonsten richtigen Pfad in die Zukunft. Als wäre ein solches „liberales Zeitalter“ für eine Mehrheit der Menschen jemals real, geschweige denn realistisch gewesen. Seit Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten jedenfalls herrscht Verwunderung über die Endlichkeit scheinbarer Selbstverständlichkeiten.«

    https://franziskaschutzbach.wordpress.com/2017/08/09/in-verteidigung-der-gegenwart/

    Ich habe diese beiden Positionen mal bewusst gegeneinander gestellt: Eine optimistische und eine pessimistische Perspektive unter den gegebenen Verhältnissen.

    Die erstere wohl stark beflügelt vom Fortschrittsglauben in die kapitalistische Moderne, zwar nicht gänzlich blind gegen gesellschaftliche und ökonomische Verwerfungen , und dennoch im ungebrochenen Glauben , dass wissenschaftlicher Fortschritt letztendlich nur in eine unaufhaltsame bessere Zukunft für die gesamte Menschheit führen kann und keinesfalls ins pure Gegenteil.

    Die zweite Position nimmt auf, was aus der historischen Erfahrung unbedingt mit einfliessen müsste und wie die gesellschaftlichen Subjekte damals und heute ihre Stellung in der Gesellschaft überhaupt wahrnehmen.
    Da macht es dann auch keinen Sinn, Gesellschaft in allen schönen Farben darzustellen und diejenigen als Psychophaten hinzustellen, die anscheinend nur aus persönlichen Befindlichkeiten, aus einer Wohlstandsidylle heraus jammern und klagen, obwohl es doch allen »noch nie so gut wie heute gehen würde.«
    Und wenn man diese Wohlstandsgesellschaft mal beim Wort nimmt und in ihre »Keller« hinabsteigt, wo sie diesen sog. Wohlstand für alle ausbrüten, dann wird man darin ersticken was da an Betrug, Korruption und Verlogenheit sich offenbart und ebenso darüber staunen, wer da so alles an Redlichkeiten mitmischt.

    LG

  11. Na, ich kann mich da Stefan R. anschließen. Ich finde, das Thema Zensur ist auch immer die Frage eines Perfektionismus, der ebenfalls nur solange funktioniert, wie alle Beteiligten selbst dazu fähig/willig‑, aber eben nun mal auch einfach Menschen und keine Maschinen sind. Ebenso klingt für mich das Füttern oder eben nicht Füttern von Trollen, nach einem funktionalen Mechanismus der überhaupt nicht unähnlich dem üblichen funktionalen Einkleiden der Welt derer ähnelt, welche meinen die Welt erklären zu können. Auch die eine oder andere leidenschaftliche Jagd nach den bösen Buben wieder der eigenen Überzeugung, kann man nachvollziehen, und muss nicht im Streit enden. Das Ding mit dem Troll, ist für linke blogger, angesichts einer gewissen quantitativen Flut so im letzten Jahrzehnt des agendualen Ausklangs, natürlich ein überhaupt nicht unberechtigtes Paranoikum, und wenn da Leute meinen, die müssten da längst schon abgefurzte Ideologien, mit den gleichen Verhaltensmustern‑, der gleichen Zielorientiertheit‑, den gleichen technokratischen Sprüchen, auch noch strategisch abliefern, dann hat das nichts mehr mit Zensur zu tun. Auch nichts mit Stolz, den irgendeiner dabei absahnen kann. Epikur kann stolz sein. Seine Geduld mit Menschen, die immer noch an diesen agendualen Nachklängen leiden, ist definitiv größer als meine. Das Weiter so, — überlasse ich lieber ihm, bedanke mich aber für die Toleranz in meine Richtung.

  12. Ich habe einige Kommentare von Poschmann gelesen und fand diese relativ harmlos.
    Das Problem scheint mir eher beim ziemlich dünnhäutigen »linken« Publikum zu liegen. Man ist den Neoliberalen schlichtweg argumentativ nicht gewachsen und hat (anscheinend) gleichzeitig unter diesem »Personal« (gefühlt oder tatsächlich) zu leiden.
    Ich halte es für einen riesengroßen Fehler alle Andersdenkenden als Trolle und Querulanten und dergleichen zu bezeichnen und gleichzeitig einen Bann über diese Leute auszusprechen.
    Man dokumentiert durch ein solches Verhalten letztlich nur seine gekränkte Eitelkeit und gleichzeitig die Unfähigkeit mit unangenehmer Meinung umzugehen.
    Mit dieser Einstellung bewegt man sich natürlich ganz im Mainstream. Aber ich kann euch jetzt schon vorhersagen: Die Neoliberalen werden euch zukünftig »verbieten« und die entsprechenden Zensurgesetze dazu sind ja auch schon raus.
    Ihr vergesst bei der ganzen Sache immer wieder, wer hierzulande am längeren Hebel sitzt.

    P.S. Ich bin auch entschiedener Gegner der Neokonservativen und der Neoliberalen.

  13. @QuestionMark

    »Man ist den Neoliberalen schlichtweg argumentativ nicht gewachsen«

    Das sehe ich ganz und gar nicht so! Die Neoliberalen wollen nur in jeder Diskussion den Diskursrahmen des Erlaubten festlegen, der da heißt: nur der Tauschwert, der Profit und das Geld sollen relevant seien. Nur die ökonomische Perspektive sei essentiell, um überhaupt Bewertungen, Analysen und Interpretationen vornehmen zu dürfen. Mit diesem »Trick« ist man als Linker immer gezwungen sich auf den Diskursebenen der Neoliberalen zu begeben. Dann verwundert es auch nicht, wenn Linke anfangen die Sprache der Neoliberalen zu sprechen. Oder wenn Gewerkschaften sich auf einmal um den Gewinn des Konzernes »sorgen«.

    »gekränkte Eitelkeit und gleichzeitig die Unfähigkeit mit unangenehmer Meinung umzugehen.«

    Niemand ist frei von Eitelkeit. Auch ich nicht. Dennoch ist der Spielraum, den ich hier zulasse, schon sehr groß. Das bestätigen Dir ja auch andere Kommentatoren. Wer aber seitenweise menschenverachtende, sozialdarwinistische, neoliberale Propaganda von sich gibt und überhaupt nicht mehr beim Thema des Beitrages bleibt, darf sich nun wirklich nicht wundern, wenn selbst mich so etwas irgendwann stört. ;)

  14. @QuestionMark
    Die Gemeinheit winkt mitunter in dem Gefühl der empfundenen Harmlosigkeit und der als Nonchalance verkauften Kälte dahinter. Dem Argument, dass man den Neoliberalen schlichtweg argumentativ nicht gewachsen ist, kann ich jetzt aber nun nach gut zehn Jahren Argumentation überhaupt nicht zustimmen. Jede linke bloggervergangenheit spricht dagegen. Sie haben lediglich gelernt, mittlerweile damit rekursiv und instrumental umzugehen. Das ist ein bisschen wie dieser rechte Kreis, der links nach rechts verfrachtet. Die Wahrheit, geht dabei verloren. Das ist das Erbe davon. Mit linker Dünnhäutigkeit, hat das nichts zu tun, denn Dickhäutigkeit ist nichts anderes wie Ertragen einer Qual. Die Eitelkeit wird gewinnen, — ohne Zweifel. Nun denn. Nichts gewonnen, — nur verloren. Aber dies zumindest alle, — auch jene, die glauben zu gewinnen. Neoliberalismus ist eine Metapher dafür, gegen sich selbst zu gewinnen. Nur die Art des Sieges, — ist das Klischee, welches man nicht angeht. Auch nicht der linke Progressivismus.
    Ach je, — der epikur war mal wieder schneller. (Was red ich hier überhaupt noch :-)

  15. @epikur
    Die Neoliberalen gehen doch eigentlich viel weiter. Die Behauptung geht ganz radikal in die Richtung, dass die totalitäre Tauschwirtschaft das Optimum für die meisten Menschen herausholt. Man verweist dabei auch auf das Versagen der sozialistischen Ansätze.
    Dieser Argumentation hat man im linken Lager leider aktuell nichts entgegenzusetzen.
    Und das ist ein Problem. Die politisch Linke hat kein primäres Problem mit dem Gegner, sondern vor allem eines mit sich selbst.
    Daraus resultieren Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit.
    Nur über offene Diskussionen wird man deshalb überhaupt Alternativen entwickeln können. Das setzt Lernfähigkeit voraus.
    Wer unliebsame Gedanken aber weglöscht, der kann sich am Ende auch nicht mehr weiterentwickeln und will das offensichtlich auch nicht.
    Ich habe beispielsweise stark den Eindruck, dass man im linken Umfeld immer noch nicht die großen Gefahren erkannt hat, die von der Marktwirtschaft selbst ausgehen.
    Das komplette System ist doch abzulehnen. Die Menschen (auch die Linken) fühlen sich aber anscheinend sehr wohl in der Tauschwirtschaft. Nur die Nachteile möchte man nicht so gerne haben. Stattdessen dann lieber »Geld für alle« und dergleichen. Das ist einfach zu wenig. Sorry.

  16. Ich kann der Argumentation von QuestionMark einiges abgewinnen.

    Der Neoliberalismus hat sich für mich als sehr erfolgreich in seiner Dominanz für das bürgerliche Bewusstsein bewiesen.
    Dass die »Bedürfnisse« des Marktes absoluten Vorrang haben, Wohlstand für Alle und die Freiheit des Individiums nur durch einen permanenten Anpassungsprozesses an die sich verändernden Bedingungen des Marktes zu erreichen sind, wird weitgehend akzeptiert.
    Wer dem nicht folgen will, wird durch Zwang in diesen Prozess gezwungen . Auch das gehört zur neoliberalen Ideologie und sie ist insofern eine totalitäre mit offenen Flanken zum Faschismus..

    Natürlich haben es die Befürworter dieses Wirtschaftsmodells ziemlich leicht auf Kritik zu reagieren, weil sie auf diese Kritik eigentlich nur mit den üblichen Erfolgsmeldungen reagieren müssen
    und wenn man in die Zeitungen schaut, so wird man dort täglich mit Erfolgsmeldungen nur so zugeschüttet und was ausserhalb der eigenen Nation passiert sind dann eben fehlende Anpassungsleistungen an den Markt. Die sog. Linken sind dann eben die Nörgler, Realitätsverweigerer oder eben die Verlierer in dieser notwendigen und »gesunden»Konkurrenz.
    Was dann doch viel schwerer wiegt ist, dass die Parteilinken die Marktwirtschaft in der neoliberalen Variante nicht grundsätzlich ablehnen, sondern die schlimmsten Verwerfungen nur abmildern wollen. Und den parteiunabhängigen Linken gelingt es nicht, eine Perspektive darüber hinaus anzubieten, weil diese zahlenmässig schon im Nachteil sind und ihre Versuche wohl wenig überzeugend wirken.
    Nach dem Scheitern der Arbeiterbewegung und des realexistierenden Parteisozialimus scheinen zumindest sozialistische Alternativen allgemein wenig Attraktivität auszustrahlen. Möglicherweise lässt sich daran nie wieder anknüpfen.

  17. @troptard
    Die Linken werden auch systematisch bekämpft. Das geschieht auf allen Ebenen. Zur psychologischen Kriegführung gehört dabei auch die Lügenpropaganda (»Plan übererfüllt«) der Mainstreampresse.
    Ich bin in regelmäßigen Abständen so boshaft und überprüfe die entsprechenden Erfolgsmeldungen der Propagandafritzen.
    Und für Deutschland gilt: Die Exportkonjunktur läuft wegen China bestens und verzerrt die restlichen Entwicklungen hier. Die Binnenkonjunktur läuft sehr bescheiden. Die Gelder aus den Profiten der Exportkonjunktur landen bei einigen wenigen Leutchen. Die Masse der Menschen hat nichts davon.
    Man muß es wirklich verstehen: Wir werden tagein tagaus von den etablierten Massenmedien belogen und betrogen.
    Dabei werden die Lügen immer dreister und unverschämter. Eine linke Gegenposition existiert kaum noch bzw findet auch kaum Resonanz, da die meisten »Zellengenossen« einfach verblödet sind.
    Im linken Milieu fehlt es zudem an jeglicher Infrastruktur.

    Viele haben auch die Realität des Klassenkampfes immer noch nicht verstanden: Die sozialen Sicherungssysteme sind nur zur Bekämpfung des Sozialismus eingeführt worden.
    Diese Sicherungssysteme werden jetzt sukzessive wieder beseitigt. Das ist vielen offensichtlich noch nicht so ganz klar. Dabei geht es nicht um das »bessere Argument« im Für und Wider. Das ist Klassenkampf. Seit Jahrzehnten. Das hat nichts mit einem gefühlten neoliberalen Trend zu tun. Das ist koordinierte Politik gegen Bevölkerungsmehrheiten über mehr als ein Jahrhundert hinweg.

  18. @epikur sagte am Samstag, 19. August 2017 um 22:20 :
    »@QuestionMark

    „Man ist den Neoliberalen schlichtweg argumentativ nicht gewachsen“

    Das sehe ich ganz und gar nicht so! Die Neoliberalen wollen nur in jeder Diskussion den Diskursrahmen des Erlaubten festlegen, der da heißt: nur der Tauschwert, der Profit und das Geld sollen relevant seien. Nur die ökonomische Perspektive sei essentiell, um überhaupt Bewertungen, Analysen und Interpretationen vornehmen zu dürfen. Mit diesem „Trick“ ist man als Linker immer gezwungen sich auf den Diskursebenen der Neoliberalen zu begeben. «

    Das ist es. Dieser Diskursrahmen ist zusätzlich auch längst absoluter Mainstream und wird rund um die Uhr medial wiedergekäut.

    Typen wie dieser Poschmann wissen das imho auch. Entweder trollen die einfach nur gerne oder wollen das System sogar supporten/rechtfertigen, weil sie Profiteure sind. Wenn man sich dann tatsächlich die Mühe macht und sie argumentativ völlig zerlegt, ziehen die einfach weiter oder trollen stupide weiter. Hat man nix von. Die kann man irgendwann nur sperren/ignorieren.

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