Presseblick (64)

sueddeutsche.de vom 28. Juni 2017

sueddeutsche.de vom 28. Juni 2017

»Katastrophale Fehler, Dramatische Versäumnisse und Pannen beim Verfassungsschutz« — so bezeichnet die Systempresse den bis heute nicht aufgeklärten NSU-Skandal. Zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge, 15 Banküberfälle und bisher sieben tote NSU-Zeugen. Gegen die RAF wurde mit aller Härte und Entschlossenheit vorgegangen. Aber der NSU-Ausschuss stellt nun seine Arbeit ein. Rechtsstaat Deutschland. :sick:

Bildung
Milliarden Euro in Banken versenken, Reichen Steuern erlassen, Waffen exportieren, sinnlose Prestige-Objekte bauen oder teure G20-Gipfel finanzieren: dafür ist immer Geld da. Bei Grundbedürfnissen von Kindern und Schülern muss man leider sparen: »Schüler streiken für neue Toiletten — und gegen den Gestank.« Ein paar visuelle Eindrücke, vom katastrophalen Zustand vieler Schulen in Deutschland, erhält man hier. Willkommen in Neoliberalistan! :anbeten:

Medien
Der Kampf der Systempresse um die Meinungs- und Deutungshoheit -aka Fake News- ist weiterhin in vollem Gange. Fast täglich gibt es Artikel oder TV-Sendungen, die auf die vermeintlichen Gefahren von Facebook, Twitter und Blogs aufmerksam machen wollen. Ihr Ziel ist stets, die Glaubwürdigkeit von Social-Media bzw. von nicht gekauften und/oder gelenkten Inhalten (alternativen Web- und News-Seiten) zu unterminieren und gleichzeitig das journalistische Ethos der angeblichen Sachlichkeit zu beschwören. Und was passiert, wenn sich ein neues Portal, wie beispielsweise Rubikon, aufmacht aufzuklären, alternative Sichtweisen zu präsenteren und für den Frieden zu schreiben, kann man hier gut beobachten.

tagessschau.de vom 13. Juni 2017

tagessschau.de vom 13. Juni 2017

Selbstverständlich ist von BILD-Meldungen, Irak-Brutkasten-und-Massenvernichtungswaffen-Lüge, NATO-Medien, Griechenland- und Russland-Putin-Bashing, den monatlichen Märchen von den Arbeitslosenzahlen, von einseitiger Syrien-Berichterstattung oder der »uns geht es gut« — Propaganda keinerlei Rede. Es geht aber noch lächerlicher: »Darum geht es vielen Portalen: Klicks, Klicks, Klicks.« Darum geht es der Kaufpresse natürlich überhaupt nicht. Sie wollen uns nur informieren und kein Geld verdienen. Außerdem hat Fefe vollkommen Recht, wenn er schreibt: »Und während alle auf die Ehe für Alle gucken, segelt das Internetzensurgesetz unter dem Radar durchs Parlament.«

Der Online-Journalismus nimmt zudem immer groteskere Formen an. Da darf man nicht nur zahlen, um keine blinkende Pop-Up-Werbung mehr sehen zu müssen (was ja bei den ganzen Abo-Modellen schon Normalität ist), sondern auch, um Advertorials, Deal- und Produktempfehlungen, werbefinanzierte Inhalte oder Sponsored Stories abschalten zu dürfen. Das Credo lautet also weiterhin: erst kotzen wir Dich zu und dann darfst Du zahlen, um es sauber zu machen. Und das nennen wir dann Online-Journalismus. :sick:

Konsum
»Als Kind waren Hobbys unser Leben« schreibt Tamara Schempp auf zeitjung.de. Heute hätten wir kaum noch welche, weil wir angeblich frei und flexibel sein wollen. Wie immer wird nur auf der Oberfläche von Selbstentfremdungs-Mechanismen durch die Lohnarbeit gekratzt. Wer sich zunehmend selbst als eine Maschine, Ware und Ressource definiert, die vor allem funktionieren soll, der macht auch nichts mehr um seiner selbst willen. Alles muss eben effektiv sein und persönliche Vorteile erzeugen. Selbstoptimierung ist das Gegenteil von Selbstbestimmung.

Knallharter Advertorial-Recherche-Journalismus auf welt.de vom 18. Juni 2017

Knallharter Advertorial-Recherche-Journalismus auf welt.de vom 18. Juni 2017

Politik
Der Jemen wird weiter in die Steinzeit gebombt. Aber da die USA und Saudi-Arabien politische Verbündete von Deutschland sind, interessiert es unsere NATO-Presse herzlich wenig. »300.000 Menschen sind bereits an Cholera erkrankt, Millionen haben zu wenig Nahrung«, schreibt Florian Rötzer auf heise.de. Stattdessen verdienen deutsche Rüstungsunternehmen noch milliardenfach an den Rüstungsexporten, deren Waffen dann die jemenitische Bevölkerung ermorden. Und unsere liebe Systempresse? Berichtet lieber über angezündete Autos in Hamburg beim G20-Gipfel. Wie hat es der Feynsinn-Stammkommentator »R@iner« doch treffend beschrieben: »Die einen zünden die Welt an, die anderen Autos — Lasst uns also über Autos reden!« Und dann kommt sowas:

»Das Problem ist, dass es noch keine Idee davon gibt, wie man die Wirkkräfte einer in sich differenzierten Gesellschaft nutzen kann, damit sie sich zum Besseren wendet. Und dann wäre es hinterher gut zu wissen, warum sie wirklich besser geworden ist. An der Abschaffung des Kapitalismus wird es nicht gelegen haben.«
— Armin Nassehi. »Eine Linke braucht es nicht mehr«. zeit.de vom 13. Juli 2017

Zunächst ist die Behauptung, Linke hätten keine politischen Alternativen ‑jenseits von Autos anzünden- immer noch Bullshit. Seit Jahren und Jahrzehnten schreiben sich Attac, die Nachdenkseiten, diverse Blogs, die Linkspartei, ProAsyl und viele, viele Andere (auch ich) die Finger wund und formulieren Alternativen jenseits vom neoliberalen Marktfundamentalismus. Nur sind es eben keine neuen ‑Ismen oder sie werden als utopisch/sozialromantisch diffamiert oder schlicht ignoriert.

Und dann zu behaupten, dass eine Abschaffung des Kapitalismus auf keinen Fall bedeuten könne, dass es der Mehrheit der Bevölkerung danach besser gehen würde, obwohl man im selben Atemzug sagt, dass man sich mit Alternativen überhaupt nicht beschäftigt hat ‑gleichzeitig aber täglich Millionen Menschen durch kapitalistische Kriege, Hungersnöte, Landraub, Big Pharma etc. sterben- ist realitätsfremdes und zynisches Geschwafel, Herr Nassehi!

Oskar Lafontaine hält eine kurze, aber punktgenaue Rede:



Weitere Meldungen:
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3 Gedanken zu “Presseblick (64)

  1. ....wer glaubt, dass diese zwei Bubis und das Mädchen diese Taten alle allein gestemmt haben, der glaubt auch an den lieben Gott.....

  2. Pingback: Aufgelesen und kommentiert 2017-07-24 – "Aufgelesen und kommentiert"

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