Klettergerüste einsparen

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An einer Schule in Berlin war ein Klettergerüst auf dem Schulhof nach gut 30 Jahren hinüber. Nachdem es vom Grünflächenamt sachgerecht abtransportiert wurde, begann der Kampf um ein neues Klettergerüst. Während sich Kommunalpolitiker gerne vor Ort mit Leuchtturm-Inklusionsprojekten oder bei anderen entsprechenden Anlässen gerne als bildungspolitische Vorzeige-Gestalten inszenieren, gehen sie sofort in Deckung, wenn es um nachhaltige Finanzierungen geht. Lehrer, Hort-Erzieher und Eltern mussten regelrecht Sturm laufen, Briefe schreiben, Spenden sammeln und einen Förderverein gründen, damit die rund 500 Kinder nach fast einem Jahr endlich ein neues Klettergerüst auf dem Schulhof haben konnten. Fast Zwei Drittel der Kosten wurden am Ende vom Förderverein getragen.

5 Gedanken zu “Klettergerüste einsparen

  1. Ich finde man sollte die Kinder besser in den Verwertungsprozess integrieren als teure Klttergerüste aufzustellen. ;-)

  2. Fast Zwei Drittel der Kosten wurden am Ende vom Förderverein getragen.

    Also hatte die neoliberale Kernstrategie des finanziellen Austrocknens des Staates doch wieder mal Erfolg; die Zeche wurde großteils von anderen bezahlt. Leider werden bestimmt wieder 90 % der Muttis und Papis, die sich da für das neue Kletterzeug eingesetzt haben, garantiert bei der nächsten Wahl wieder genau die Parteien ankreuzen, die die staatlichen Kassen derart ausgetrocknet haben, dass überall nur noch »Eigenverantwortung« angesagt ist, wenn es darum geht, etwas zu Erneuern oder zu Erhalten.

    Hatte grade letztens ein kurzes Gespräch mit zwei Rentnern, die am Ortsrand eine Brunnenanlage gepflegt haben. Von den Jüngeren würde »sich ja keiner kümmern«; klar, die haben ja meist nix anderes zu tun...! ;) Meine ketzerische Anmerkung, dass Gemeinden für so Sachen früher ja auch mal eigene (bezahlte) Arbeiter hatten, kam nicht so gut an. Das heilige neoliberale Dogma der (von Geisterhand) »leeren Kassen« als Rechtfertigung für den infrastrukturellen Niedergang hat sich bei den meisten schon viel zu tief in die Hirne eingebrannt...

  3. @Publicviewer

    Ohne Kinder würde der Binnenkonsum aber stark nachlassen. Ich habe zwar jetzt keine Zahlen parat, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass Kinder/Eltern eine große Zielgruppe sind und eben viel Geld ausgeben. Kinder werden also primär für den Konsum benötigt und dann so...»verwertet«. Ihre Bedürfnisse, wie beispielsweise Bewegungs- und Kletterdrang, sind dann eher zweitrangig.

    @Dennis82

    Den Zusammenhang zwischen »leeren Kassen« in den Kommunen und der Verantwortung von Parteien wird ja bei vielen nicht einmal hergestellt. Das Eine sei eben schicksalhaft und unabwendbar und das andere sind Menschen bei Maischberger, die tolle Dinge versprechen.

  4. Es gab noch Bäume am Rande der Siedlungen.

    Die gibt es heute immer noch. Die wurden allerdings nicht vom TÜV geprüft und sind nicht mit dem GS-Zeichen versehen. Da lassen die treusorgenden, grün wählenden Mittelschichts-Leistungsträger doch nicht ihre wertvollen Zukunftsinvestitionen drauf rumklettern! Lieber auf dem Klettergerüst, mit dem obligatorischen Fahrradhelm — mit dem sich die Kinder dann selbst erhängen...

    @epikur: Mich erstaunt eben auch immer wieder, wie selbst dann, wenn du die konkreten Auswirkungen neoliberaler Politik grade auf lokaler Ebene (wo sie im Einzelfall ja eben besonders gut »spürbar« sind) ansprichst, jene einfach »geleugnet« werden. »Die Kassen sind nun einmal leer!« Ja, und warum...!? Will keiner wissen; lieber weiter mehrheitlich SPD, Grün und Union wählen — und in Einzelfällen über die selbst verursachten Symptome jammern...!

    Davon lebt ja nebenbei auch die damit einhergehende, regelrecht aufgenötigte »Seuche« namens »Ehrenamt«. Wenn du dich heute (wie z. B. vor den erwähnten Rentnern) im Grunde schon dafür rechtfertigen musst, nicht unbezahlt Arbeit zu verrichten, die früher meist mal irgendwer im Rahmen seines Berufs ausgeübt hat. Und wehe, du verweigerst dich (auch finanziell) so einem »Förderverein« wie dem für das Klettergerüst und verweist gar auf die tieferen Zusammenhänge. Dann biste ruckzuck unten durch...!

    Ich fand es ja grade damals im Finanzamt auch so unheimlich zynisch, dass meine Mitstudenten, aber auch die meisten Leute im Amt immer nur verständnisvoll mit dem Kopf nickten, wenn uns mal wieder (teils sehr subtil) die Notwendigkeit vor Augen geführt wurde, dass in den Zeiten »leerer Kassen« nun einmal Personal abgebaut und Ämter geschlossen werden müssten... Wenn also nicht einmal die, die direkt an der Einnahmequelle des Staates hocken und das Geld eintreiben in der Lage sind, 1 und 1 zusammenzuzählen...!

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