Ursachen. Kontext. Hintergrund.

kontext_titelWir leben in einer Welt, in der Freidenker und das eigenständige Denken –mit Ausnahme von funktioneller Marktintelligenz- weder gefordert, noch nachgefragt werden. Ganz im Gegenteil: sie stören den Betriebsablauf mit unbequemen Fragen. Wieso, weshalb und warum bestimmte Dinge passieren, ob es dazu eventuell einen geschichtlichen Hintergrund und/oder eine Vorgeschichte gibt und in welchem größeren Gesamtzusammenhang manche Ereignisse gesehen und bewertet werden sollten – das alles ist heute keine Frage mehr. Weder in den Massenmedien, in Unternehmen, in der Politik, noch im privaten Alltag. Stattdessen werden uns Fragmente der Realität präsentiert, Bruchstücke — die ihrer eigentlichen Bedeutung entzogen und für eigene Interessen instrumentalisiert werden.

Es ist eben so!
Als ich beispielsweise vor rund drei Jahren bereits zum dritten Mal ein Geschwulst im Hals hatte, dass mir die Luft abdrehte und heraus operiert werden musste, fragte ich den damaligen HNO-Oberarzt beim Abschlussgespräch, woher das kommen und was ich dagegen unternehmen könne, damit ich hier nicht irgendwann ein viertes Mal aufschlagen müsse. Der Arzt wischte meine Frage damals einfach zur Seite und meinte nur lapidar, dass wir das dann das nächste Mal klären könnten. Da wurde mir bewusst, dass die Schulmedizin scheinbar überhaupt kein Interesse daran hat, chronische Krankheiten endgültig zu heilen oder Ursachenforschung zu betreiben. Das bestätigen mir übrigens bis heute auch immer wieder viele Freunde, Bekannte und Familienmitglieder. Ärzte behandeln in aller Regel Symptome und sind primär (zusammen mit den Apotheken) die Dealer der Pharmaindustrie. Wer echte Hintergründe und Ursachen herausfinden will, muss in aller Regel selbst danach suchen, was ich auch getan und seitdem Ruhe im Hals habe.

»In einem einzigen Smartphone stecken über dreißig Metalle, die in verschiedenen Gegenden dieser Welt abgebaut werden – zum Teil in einem Umfeld, wo bewaffnete Konflikte herrschen [...] und oft unter Missachtung sämtlicher Sozial- und Umweltstandards.«

Emmanuel Raoul. »Smart und schmutzig«. Le Monde Diplomatique. Ausgabe März 2016. S. 1

Ähnlich verhält es sich bei der Herstellung und Produktion von Textilien, Lebensmitteln und technischen Geräten. Man hat hier und da mal einen Bericht gesehen, beispielsweise über den Fabrikeinsturz 2013 in Bangladesch, bei dem mehr als 1.000 Fabrikarbeiter gestorben sind, die für Hungerlöhne und unter unmenschlichen Bedingungen Kleidung für den Westen herstellten. Auch über Blutdiamanten, schmutzige Schokolade oder über Sweat Shops haben wir mal was gehört und/oder gelesen. Aber wirklich interessieren tut es uns nicht. Man könne ja auch nichts machen, so das Credo. Es wird verdrängt, ignoriert und relativiert. Letztlich sollten die Arbeiter vor Ort doch auch froh sein, überhaupt bezahlt zu werden, rechtfertigt man dann seine Ignoranz.

Was soll man denn machen?
Man fühlt sich vom Chef unfair behandelt oder schikaniert. Der Hungerlohn reicht nicht zum Leben. Miete, Strom, Gas, Lebensmittel sowie die Eintritte von kulturellen Veranstaltungen werden immer teurer. Man fühlt sich hilflos und ausgeliefert. Ohnmächtig. Der weit verbreitete Fatalismus führt zum radikalen Rückzug ins Private. »Ja und, was soll man dann stattdessen machen?«, ist dann die häufig formulierte Forderung von ohnmächtigen Fatalisten. Sie fordern Alternativen und Lösungen, die sie im Alltag anwenden können und von denen sie sich einen Vorteil versprechen. Und genau hier liegt schon das Problem: wer weiter im neoliberalen Denken von Eigennutz, Wettbewerbs‑, Konkurrenz‑, Konsum- und Leistungsdenken verharren bleibt, wer nur eine Veränderung will, die primär nur seine persönliche Situation –ganz im Sinne der Eigenverantwortung- verbessern soll, der bleibt in Wirklichkeit fest am Status Quo kleben.

Selbst wenn konkrete Lösungen, Alternativen und/oder Vorschläge geliefert werden –seien es politische oder auch privat/alltägliche- dann wird sofort damit begonnen, diese als »nicht mach- und umsetzbar« zu zerreden. Ich habe es an vielen Stellen schon einmal betont: ich glaube nicht daran, dass es einen Mangel an Alternativen gibt, wohl aber daran, dass wenig bis gar keine Motivation existiert, diese dann auch umzusetzen. Insofern sollte es nicht primär darum gehen, der vielfach geforderten »konstruktiven Kritik« nach zu kommen ‑damit diese dann im nächsten Moment sowieso als völlig »unrealistisch« nieder gemacht wird- sondern es sollte zunächst überhaupt erst ein Klima für echte Veränderungen erzeugt werden. Für die einen mag die Schaffung einer Gegenöffentlichkeit, Selbstbeweihräucherung von Filterblasen-Klugscheißer-Bloggern sein, die in der Echokammer verweilen, für mich ist sie eine zwingende Vorrausetzung, um überhaupt erst das Selbstdenken und die Motivation zur Veränderung (wieder) in Bewegung setzen zu können.

22 Gedanken zu “Ursachen. Kontext. Hintergrund.

  1. Gehört dazu nicht auch, sich eben nicht der Werkzeuge zu bedienen und stattdessen alternative freie Werkzeuge zu benutzen um ein Vorleben und damit Vorbild zu sein?

    [quote]Folge uns auf Twitter und Facebook[/quote]
    https://prism-break.org/de/all/

    Zitat: Soziale Trägheit besteht aus Menschen, die der sozialen Trägheit nachgegeben haben. Wenn Sie sich der sozialen Trägheit ergeben, werden Sie Teil des Drucks, den sie auf andere ausübt; wenn Sie ihr widerstehen, verringern Sie diesen Druck. Wir bekämpfen soziale Trägheit, indem wir sie erkennen und uns entscheiden, kein Teil von ihr zu werden.
    Quelle:https://www.gnu.org/philosophy/social-inertia.de.html

    Also ich benutze diese Freien Werkzeuge ausschließlich und habe euch auch entdeckt. Wenn auch noch nicht lange, aber mir gefällt zunehmend was ihr da macht. Auch dieser Beitrag. In diesem sinne weiter so. :dafuer:

  2. Passiver Widerstand, ein paar Gedanken dazu.

    Die Grundnahrungsmittel in der Umgebung kaufen, achtet auf “Faire Trade”, wie zum Beispiel bei der Teekampagne, in Berlin.
    Kauft keine neuen Autos mehr, denn die alten sind meist viel billiger.
    Das ist mein Spezialgebiet, ihr könnt mir glauben, dass die neuen Autos
    allesamt eine Hightech-Wegwerf-Ware darstellen.

    Glaubt nicht an den Quatsch von Abgasnormen, niedrigeren Co2 Ausstoß, ist, und wurde nur eigeführt damit ihr neue Wagen kauft.
    Die Verordnungen sind wie mit der Feinstaubplakette und vielen Anderem auch, eine absolute Verarschung.
    Breitbandbildschirme, Handys, PC´s auch mal ein paar Jahre länger benutzen, viele technische Geräte braucht sowieso kein Mensch.
    Erteilt dem Konsum eine klare Absage, kauft keine “Apple” Produkte mehr
    und kauft nicht bei Amazon, keine Markenklamotten, tankt
    kein E10 und spendet nicht an den WWF!!!(Der Pakt mit dem Panda anschauen).
    Reden, Diskutieren, Stellung beziehen….informiert euch….Und sucht nicht mehr mit “GOOGLE” sondern z.B. mit “IXQUICK” und stellt euer Betriebssystem endlich auf “LINUX” um.
    Kein Facebook, kein Twitter, Apple, GOOGLE, Instagramm und änliches, denn die sind alle direkt vernetzt mit der NSA.
    Organisiert euch in Foren die nicht eure Daten Sammeln!
    Macht euch mit dem »TOR« Programm vertraut!!
    Keine Aktien und Börsenspekulationen, nehmt nicht vorschnell Kredite auf, am besten ihr verzichtet ganz darauf.
    Vergesst nicht, dass unser gesamtes System auf Kredite und unbegrenztes Wachstum aufgebaut ist.
    Treibt wieder Tauschhandel wenn irgend möglich.
    Das gleiche gilt für die Kreditkartenbenutzung und auch keine Smartphones, benutzt wieder Bargeld, das ist nicht zurück zu verfolgen.
    Tretet endlich aus der Kirche aus, geht ganz einfach beim Amtsgericht.
    Schaut mal nach, ob ihr wirklich all Eure Versicherungen überhaupt braucht, die ihr Euch in all den Jahren angeschafft habt.
    Wenn die Menschen nur noch das kaufen würden, was sie wirklich
    benötigen, wird sich dieses System ganz schnell als ad acta bestätigen.

    Fazit: (Nach Robert Kurz) Die einzige Handlungsalternative sei „eine Kultur der
    Verweigerung“. Dies bedeute, „jede Mitverantwortung für ‚Marktwirtschaft
    und Demokratie‘ zu verweigern, nur noch ‚Dienst nach Vorschrift‘ zu
    machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das
    möglich ist“.

    Ach, und holt euer Geld von der Bank, falls ihr noch Welches habt…
    Lest The Intercept, Fefes Blog und schaut euch den Volker Pispers an

  3. Dies mit der Filterblase, ist eh nur ein üblicher logisch (rational-technokratisch) erscheinender Auswischer der Möglichkeit (für mich Realität), menschliche Vielfalt überhaupt erst mal begreifen zu wollen, — und deshalb eben an allem menschlichen Verständnis vorbei. Dabei gibt es keinen einzigen Menschen auf dieser Welt, der nicht auf die eine oder andere Art in einer Filterblase lebt. Diesbezüglich braucht man sich nur mal die nationale Filterblase »Deutschland« anschauen. Das Denken sollte schon über den Versuch symbolischer Allgemeinverständlichkeiten aus der technokratischen Mottenkiste hinaus gehen. Und dann kommt es wieder, — »nicht machbar«, — »alternativlos« usw. usf. Die Frage, — wo dies her kommt, — Fehlanzeige.

  4. Ich denke einfach, — Pragmatismus ist nur ein Wort für Pferdeliebhaber, welche sich geflissentlich dazwischen entscheiden, ob sie Pferde des Reitens wegen, — oder eben als Pferdelyoner lieben. Sie kennen nichts anderes und jeder Gedanke darüber hinaus, bringt ihnen kein gewohntes Klischee mit dem sie umgehen könnten.

  5. Die Ärzteschaft seh ich inzwischen auch in erster Linie als Geschäftemacher / (Geld-)Beutelschneider. ;) Seltsamerweise (man siehe z. B. die regelm. helle Aufregung in Sachen Impfen) möchten die Menschen im Kapitalismus aber trotzdem ganz naiv noch an die weißen Götter glauben; daran, dass im Gesundheitssystem nicht der Profit vor dem Patienten stünde... Sicher — es gibt da auch »Gute« unter den Ärzten — aber letzten Endes bestimmt das Geld die Welt... Ein gesunder Patient nützt dem Arzt und der Pharmaindustrie nun einmal: rein gar nichts...!

    Was die »Alternativen« betrifft: Das Problem ist halt leider, dass du ein gewachsenes, symbiotisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wie das derzeitige halt nicht auf individueller Ebene verändern kannst! Du kannst dir (wie bei Publicviewer, der das so schön aufzählt) beliebig mehr oder weniger sinnvolle Sachen vornehmen, um dir selbst (wichtig, wichtig...!) einreden zu können, du hättest alles dir mögliche getan... Für die Seelenhyiene prima. Genauso wie abgeschirmte Internet-Selbsthilfegruppen (auch Blogs genannt). ;)

    Gleichzeitig kannst du damit auch so schön perfide deinen kritischen Mitstreitern ein schlechtes Gewissen machen — und indirekt ihre Inkonsequenz, ihren Pragmatismus und ihre Widersprüchlichkeit anprangern...! Die nicht ganz so linken Linken lassen dann schnell wieder grüßen... ;)

    Im Ergebnis spielt das jedoch nicht die geringste Rolle; geht dem System schlicht meilenweit am Arsch vorbei, ob wir unseren Salat auf dem Balkon anbauen oder uns unsre Klamotten selber stricken... Aber: das von kleinauf täglich im Schleudergang hirngewaschene Umfeld rum wird dich einfach als »Spinner« labeln; dich als abschreckendes Beispiel ansehen. Und sich dadurch: bestätigt fühlen...!

    Du hast vollkommen Recht, dass es — die (trostlose) Lage nüchtern wahrnehmend — derzeit wirklich primär darum gehen müsste, überhaupt erst einmal wieder ein Klima der Offenheit für Neues, Besseres zu schaffen. Wenn ich mir dann aber die Menschheitsgeschichte so ansehe, bekomme ich eben aber meine begründeten Zweifel, ob diese Spezies sich im Kern jemals anders verhalten wird; da bräuchte es wohl noch die ein oder andere Mutation oder evolutionäre Kapazitätserweiterung im Oberstübchen... Die Soziologie kommt mir generell in den meist dann doch ökonomisch orientierten Kritiken von linker Seite her einfach zu kurz, denn da müsste man meiner Ansicht nach eben ansetzen. Es ist ja eigentlich hinreichend erforscht, wie sich Menschen in Gruppen verhalten; welche Strukturen sich dort regelm. herausbilden... Ein paar Hirten (oft Psycho- und Soziopathen) — und ne riesige Masse an Schafen!

  6. @ Dennis
    Ich verweise noch mal auf diesen Absatz, den ich wo es geht befolge.
    »und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das
    möglich ist“!
    JETZT VERSTANDEN? Hm....?

  7. @Dennis82
    Die Soziologie kommt mir generell in den meist dann doch ökonomisch orientierten Kritiken von linker Seite her einfach zu kurz, denn da müsste man meiner Ansicht nach eben ansetzen.

    Naja, da liegt ganz klar ein Kernproblem. Die letzten Soziologen haben uns im größeren Umfeld die Agenda2010 gebracht und aus der Soziologie ein Marktmonopol gebastelt. Das Wieso, warum, weshalb, — steht dortens auch noch aus.

  8. Soziologie...haa...gegen 30 Jahre RTL kommt kein Soziologe an, selbst wenn er das wirklich wollte.

  9. @Publicviewer
    Sicher? In den Jahren 2003–2010 haben Soziologie und RTL perfekt zusammen gearbeitet. Man vermutet sogar den gleichen Medienhäuptling.
    Hihi, — nein du hast schon recht. Das Problem bleibt gleich. Es sind nicht die Soziologen, sondern die Menschen die sich als Soziologen verkaufen. (Wofür auch immer was gerade angesagt ist, — durch RTL, — oder was auch immer, — sehe ich näher nach, sind einige ganz schön übel in der Esoterik geendet)

  10. Ja, die kenn ich auch...mein Krafttier ist der Hase und seitdem ich mich vegan ernähere und einen Kurs für gewaltfreie Kommunikation besucht habe, ist meine kosmische Energie auch wieder an seinem Platz im 5. Chakra....lol...
    Solche Leute kommen in die Malkurse meiner Freundin.
    Alles sehr liebe Menschen, nur eine Revolution ist mit denen nicht zu machen.

  11. Naja, gegen liebe Menschen hab ich nichts und diese Form der »ehrlichen« Esoterik kann man kritisieren oder nicht, solange sie keinen Unfug treiben ist immerhin mal was erreicht, — der Witz ist nur, einige dieser Knallchargen waren vormals eher in der Techno-Esoterik neoliberaler Traumbilder vom systemischen Denken tätig. Wird wohl so eine Art Selbsttherapie sein, wenn ich heute auf Namen der Soziologie in der systemischen Astrologie treffe. Das sind die Feinheiten, die mich so berühren.

  12. Nein nein, die denken einfach, das sich schon bald, alles zum besten fügen wird, hauptsache, das Leben möglichst (»grün«) und die Gedanken (Mülltrennung und biologisch Einkaufen, schadstoffarme Autos fahren) sind rein.

  13. @ epikur
    Für diesen Text meinen aufrichtigen Dank. Die meisten Menschen wollen, müssen sogar geführt werden, weil sie, aus irgendwelchen Gründen, nicht in der Lage sind, ihr Leben eigenständig gestalten zu können. Ihren Willen, ihre Vorstellungen gedanklich nicht formulieren können und folgerichtig nicht umsetzen können.

    Die „Herdentiere“

    Das „geführt“ werden wir dann folgerichtig immer von Egoisten und Soziopathen genutzt, zu deren Vorteil.

    Das „geführt werden“ führt zu Diktaturen, die niemals ein Interesse daran haben, der „Masse“ Anleitungen zu individuellen Lebensverbesserungen zur Verfügung zu stellen.

    Kein Interesse an Veränderungen gesellschaftlicher Missstände haben, die ihre Profite, ihre Macht schmälern würden.

    Sehr viele Menschen müssen einfach vertrauen, auf „die da oben“, weil ihnen das fehlt, was „die da oben haben“, den Willen zu machen, die Rücksichtslosigkeit, die Gier, der Wille zur Macht.

    Diese Menschen kaufen dann schriftliche Anleitungen zu den Wegen des Glücks, für ein zufriedenes Leben, „how to get rich“ (da ist es schon – Reichsein gleich Glück, Zufriedenheit.)
    Diese Menschen übernehmen die aufoktroyierten Definitionen, ohne zu wissen, das es sich nur um Definitionen handelt (die in Teilen durchaus völlig falsch sind), ohne zu wissen, das sie sie ebenso willenlos übernommen haben.

    Die neoliberalen Opfer, dazu zähle ich auch die, die noch Arbeit und ordentliche Auskommen durch Lohnarbeit erzielen dürfen, haben nie gelernt, Fragen zu stellen.

    Vor 1989 war im Westen Deutschlands fast alles durch Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Medien, geregelt. Arbeit, faire Löhne, eine recht ordentliche medizinische Versorgung hielten die allermeisten Bürger bei der Stange gegen das „kommunistische Bollwerk der Versklavung“.

    Dann war der „Ostblock“ auf einmal nicht mehr da. Pfft, wech!
    Die Kapitalisten fielen über den Osten Europas her, wie die Heuschrecken, brachten „Demokratie“, und zerschlugen die dortigen Gesellschaften, raubten, kauften alles, Betriebe, Politiker.
    Bauten um, in ihrem Sinne und brauchten das westliche „Bollwerk gegen die Kommunisten“ nicht mehr.

    In Osteuropa waren die meisten Menschen nicht fähig sich zu organisieren, in ihrem Sinne. Wie auch? Durch die jahrzehntelange Kontrolle „der Partei“ waren nur die vormaligen Kader in der Lage, für sich Möglichkeiten zu finden, in der neuen „Gesellschaftsordnung“, die Demokratie genannt wurde, auch wieder oben zu schwimmen“.

    Im Westen, genauso! Nur das diejenigen, die dort immer schon „oben“ waren, den Sozialstaat, gegen das Grundgesetz, zerstörten und die Menschen sich selbst überließen.
    In Deutschland noch mit dem Kontroll- und Unterdrückungsapparat Hartz. Aufsicht muss sein, ist wie auf dem Schulhof. Das Modell soll auch exportiert werden.

    Wie sollen also die allermeisten Menschen, die eben nicht mit Gier, Rücksichtslosigkeit und Egoismus versehen sind, schon immer auf das Wohlwollen der „Führenden“ angewiesen waren und sind, plötzlich Fragen stellen, nachdenken, umdenken, neue Wege beschreiten?

    Sie haben es nie gelernt und es scheint fast unmöglich zu sein, jedes einzelne menschliche Individuum dazu bewegen zu können.

    Im Jahr 1905 „befreite“ der thailändische König Rama V, Chulalongkorn, die Sklaven in Thailand. Als er das Gesetz unterschrieben hatte, soll er gesagt haben, das er sich der nun anstehenden Probleme vollauf bewusst sei, „denn von nun an seien die vormaligen Sklaven auf sich selbst gestellt. Wie denn? Sie haben es doch nie gelernt.“ Und so ist es noch heute in Thailand.

    Die positiven Auswirkungen der „Aufklärung“ in Europa ist verpufft.
    Weil die allermeisten Bürger die Errungenschaften als selbstverständlich angesehen haben, ohne die Notwendigkeit zu erkennen, das sie für den Erhalt hätten aufstehen müssen. Sie haben das und vieles mehr versäumt.

    Ett hett no ömmer jood jejange“, sagt man in Köln.
    Diesmal vermutlich nicht....

  14. @Alles nur Satire
    Jetzt haben wir nur noch ein Problem.
    Die zarten Seelen die sich des »Dahinter« bemühen, auch bei sich selber, .- und gerade deshalb überhaupt nicht führen wollen, — gegen die Masse der Herdentiere, welche nur ihre Leithammel wählen möchten und dies eben aus den eigenen gewohnten Reihen, den eigenen gewohnten Klischees, den eigenen gewohnten Methodiken. Wir sind an einer Grundsatzfrage angelangt, die erfreulicherweise noch nicht im Systemdenken untergegangen ist.

  15. @ eb
    »Wir«, d.h. diese Gesellschaft ist tatsächlich bei einem, vermutlich nicht lösbaren Problem WIEDER angelangt.

    Eine tragfähige Lösung zu finden, die die politische, soziale und gesellschaftliche Apathie bei den »Herdentieren« beendet und diese Menschen mittels eines einfachen »Rezeptes« zum geistigen Widerstand bewegt.

    Danach haben aber schon etliche Philosophen, Geisteswissenschaftler, mindestens seit der Antike gesucht.

    Alles was wir, die Menschen seit 5000 Jahren zustande brachten, waren »Hilfen zur Selbsthilfe«, die nicht verstanden wurden, zu keiner Zeit.

  16. @ Alles nur Satire
    Kleiner Einwurf, den ich da mal habe bezüglich Osteuropa habe, weil ich dem Thema auch in diesen Tagen öfter begegne: Ob es Liberale sind oder die größten Vollpfosten von der rechten Seite oder die Religiösen, dass Kommunismus schlecht war, dass es nur Diktatur nach dem Lehrbuch war, und alle anderen gängigen Argumente dagegen bezüglich der Wirtschaftsweise (»unökonomisch«, »alle Leute waren arm«, »in den Läden gab es nicht zu kaufen, was man haben wollte, die Produktion war rückständig«), in diesem Punkt gleichen sich alle plötzlich wieder als hätten sie alle dasselbe Buch gelesen, das ihnen das erzählt hat.
    Mitregieren und Nicht-mitregieren hat mehr Aspekte als nur, dass jemand von oben meint, es wüsste es besser und er redet allen auf unterer Ebene glaubhaft ein, dass es so ist.
    Das ist sogar in diesem System so — es gibt auch genügend Leute in diesem System, die auch einen guten Einwurf haben, die werden aber als Netzbeschmutzer und Verräter gejagt, nur weil sie andere Vorstellungen haben. Gelegentlich beschimpft man diese auch mit allen möglichen Ismen, wenn einem ihr Vorschlag nicht gefällt — unablässig dabei, ob da etwas wahres dran ist oder nicht. Da wird sogar selbst dem Linken unterstellt, dass er ein Nazi ist, nur weil er keine bedingungslose Willkommenskultur gegenüber den Refugees pflegt oder das er ein Konvertit zum herrschenden System ist, nur weil er sagt »gegen ISIS hilft leider kein Pazifismus, sondern nur Kugeln, die für seine Anhänger bestimmt sind« — und auf Grund dessen lässt man ihn plötzlich nicht mehr an den Tisch, als hätte er im Kohlenhaufen gebadet. Das Verhalten pflegt nicht nur das System selbst, sonder sogar seine selbsterklärten Gegner, und machen sich damit gleichzeitig auch mit zum Teil des Systems, dass jegliche Änderung aus dem Getriebe fernhalten will, die ihm nicht passt.

    Eine andere Sache ist dann auch noch die Sache: Frage mal in einer Runde von Leuten »Wer will neben seiner Arbeit noch eine gesellschaftlich wichtige Tätigkeit übernehmen?« Alle haben plötzlich irgendwas wichtiges zu tun. Mitmachen wollen alle, aber heißt es, aus dem Schatten treten, Praxis walten zu lassen, dann möchte wieder keiner mitmachen. Es soll irgendwer anders machen. Am besten ein König, der vom Himmel fällt, der nichts weiteres als das zu tun hat...

    Anti-Demokratie kommt nicht nur davon, dass welche sich auf den Thron setzen und den anderen dort unten weismachen, dass sie nichts zu melden haben — du musst auch ein Volk haben, dass selbst überhaupt bereit ist, mitzumachen. Das es nicht bereitwillig hinnimmt und damit zufrieden ist, dass jemand anderes die Entscheidungen für sie übernimmt.
    Dazu muss auch dein Volk, was mitregieren soll, auch ein gewisses Bildungsniveau mitbringen und verstehen, wie die Welt um sie herum läuft, und nicht mehrheitlich aus solchen Leuten bestehen, die nicht weiter als von Zwölf bis Mittag, vom Fernseher mit Game of Thrones bis zum Sofa denken können. Sonst hast du nur einen Haufen von Leuten, die dafür in der Praxis stimmen, wovon Donald Trump bis jetzt nur redet.

  17. @Alles nur Satire
    Ich bin ein unverbesserlicher Optimist. My fault, — aber alleine den Zustand, dass es wieder mehr Fragen denn Antworten gibt und auch wieder Menschen, die sich ihnen stellen,- gibt mir Hoffnung. 5000 Jahre hin, — 5000 Jahre her. Nach einer Zeit der unendlichen Erklärungen, — endlich wieder Fragen. Ich finde es nur schade, dass es immer extreme Anlässe dafür geben muss.

  18. @eb

    »Dabei gibt es keinen einzigen Menschen auf dieser Welt, der nicht auf die eine oder andere Art in einer Filterblase lebt.«

    Sehr guter Punkt, der häufig vergessen wird! Denn selbst, diejenigen die nicht in irgendwelchen linken, rechten, liberalen oder sonstwie politisch gesinnten Grüppchen vor sich hin philosophieren ‑also Anhänger der Tagesschau-Wikipedia-Wahrheit sind- leben in einer Filterblase. Nämlich in der offiziellen, staatlich und medial vorgegebenen Bubble. Der Hoftheorie.

    @Dennis82

    »Die Soziologie kommt mir generell in den meist dann doch ökonomisch orientierten Kritiken von linker Seite her einfach zu kurz.«

    Da haben sich eben viele linke Kritiker, die irgendwie im öffentlich-medialen Diskurs dabei sein wollen, den erlaubten Diskursrahmen überstülpen lassen. Und der lautet stets: Denke in ökonomischen Strukturen und Kriterien! Normen und Werte spielen keine Rolle, wenn es um Eigentumsverteilung, Armut oder Kriege geht — ökonomische Kriterien schon! Deshalb sehen sich viele Linke dann auch gezwungen, damit zu argumentieren, dass sich Armut ja nicht lohnen würde, weil beispielsweise dann der Binnenmarkt kaputt gemacht werde. In dem Moment, wo sich linke Ideen ausschließlich im neoliberal erlaubten Diskursrahmen bewegen dürfen, werden sie verzerrt und entmachtet.

    @Alles nur Satire

    »Die positiven Auswirkungen der „Aufklärung“ in Europa ist verpufft. Weil die allermeisten Bürger die Errungenschaften als selbstverständlich angesehen haben, ohne die Notwendigkeit zu erkennen, das sie für den Erhalt hätten aufstehen müssen.«

    Ja, es gibt eine große konservative Geschichtsvergessenheit. Viele Biedermeier-Weltverleugner-Spießer mögen linkspolitische Menschen nicht. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, der 8 Stunden Arbeitstag, die Elternzeit und die 5 Tage Woche sind keine großzügigen Geschenke des Kapitals gegenüber der arbeitenden Bevölkerung gewesen. Nein, sie mussten hart und brutal erkämpft werden! Nur infantile Facebookianer, verkappte Mittelschichts-Rassisten und Sofa-Shitstormer sind eben nicht diejenigen gewesen (und werden es auch niemals sein!), die auch aufgestanden sind und sich für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt haben. Das waren in aller Regel progressive Kräfte. Heute verachten diese Leute voller Inbrunst die Linken, die »Gutmenschen« wie sie es oft abwertend formulieren, genießen aber gleichzeitig die Menschen– und Arbeitsrechte, die ohne linkes Engagement in der Vergangenheit niemals zustande gekommen wären.

  19. Seit langem symphatisiere ich mit der Idee der Autarkie.

    Geld sparen,
    in einen Land mit günstigerem Lebensunterhalt auswandern,
    dort Land kaufen und Nahrung selber anbauen.

    Doch stellen sich folgende Probleme:
    — Zugang zu sauberem Wasser
    — Abwasserproblem (wo soll das Kot und Urin hin)
    — Zugang zu Waschmittel für Körper und Kleidung (wie komme ich an Seife)
    — Energieversorgung ‑verursacht ständig Kosten, selbst wenn man Sonne.- und Windenergie nutzen würde, elektrische Gerätschaften werden zwangsläufig kaputtgehen.
    — medizinische Grundversorgung , z.B dentale Probleme.

    das sind die dringendsten Probleme, viele weitere würden definitiv noch auftauchen die man vorher nicht auf dem Radar hatte.

    Allein um die Grundbedürfnisse zu stillen ist ein großer Aufwand an Zeit und Energie notwendig. Was für schwache Wesen wir doch sind.

    Was hält ihr davon? Ist Eskapismus eine gute Option?

    PS: Einen umsetzbaren »Exit-Plan« sollte man auch dabei haben falls die Umstände untragbar werden sollten.

  20. @ Abe
    »Arbeitsteilung« spielt dabei vor allen Dingen eine große Rolle.
    Wenn du daran denkst, allein ein großes Stück Land und ein Haus zu bewirten, dann wirst du scheitern, weil du allein gar nicht so viel Zeit haben wirst, um dich um alles zu kümmern.

    Man stelle es sich vor, wie im Mittelalter zu leben. Wie ging das dort lang? So in etwa ist das. Da haben mindestens 10 Leute von einer Familie auf einem Hof gelebt und ein jeder hatte seine täglichen festen Aufgaben. Selbst auch die schon »größeren« Kinder.
    Weil man ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation alles gar nicht an einem Tag bewerkstelligt bekommen hätte.
    Und selbst wenn man sie heute hat, so bleibt das Grundprinzip immer noch dasselbe: Man braucht eine gewisse Menge an Aufwand um eine Sache aufrecht erhalten zu kriegen. In real würde dies dann bedeuten: Man braucht eine gewisse Grundmenge an Menschen, die sich koordiniert, ein jeder mit seinen festen Aufgaben, um eine Sache bewirtet zu bekommen.

    Um es einmal anders herum auszudrücken: Eine Person, die einzeln eine 100qm²-Wohnung bewohnt, käme täglich auch nicht allein hinterher, auch nur den Staub regelmäßig zu entfernen, es sei denn wenn sie für das Putzen allein (als Lebenszweck) leben würde. Dafür brauchen solche Leute auch ihre Putzfrau und ihre anderen bezahlten Angestellten — weil es für sie allein von den Kräften her nicht zu bewerkstelligen wäre.

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